Aufnahme von Zuckerlösungen abhängig von der Konzentration

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Aufnahme von Zuckerlösungen abhängig von der Konzentration

Beitragvon Merkur » Sonntag 24. April 2016, 10:30

Die Aufnahme diverser zuckerhaltiger Lösungen durch Ameisen wird in den Foren immer wieder kontrovers diskutiert. Hier z. B.: Kohlenhydrate im Test (Juni 2014) viewtopic.php?t=286#p5911
Phil hat im eusozial-Forum dazu eine sehr gute und richtige Erklärung gepostet, die ich hier verlinke: http://eusozial.de/viewtopic.php?f=133& ... =10#p38278
Literatur dazu bspw.: R.B. Josens, W.M. Farina, F. Roces (1998): Nectar feeding by the ant Camponotus mus: intake rate and crop filling as a function of sucrose concentration. Journal of Insect Physiology 44: 579–585

http://www.unboundmedicine.com/medline/ ... entration_
Abstract
In independent assays, workers of the ant Camponotus mus were conditioned to visit an arena where they found a large drop of sucrose solution of different concentrations, from 5 to 70% weight on weight (w/w). Single ants were allowed to collect the sucrose solution ad libitum, and feeding time, feeding interruptions, crop load, and intake rates were recorded. Feeding time increased exponentially with sucrose concentration, and this relationship was quantitatively described by the increase in viscosity with concentration corresponding to pure sucrose solutions. Ants collecting dilute solutions (5 to 15% w/w) returned to the nest with partial crop loads. Crop filling increased with increasing sucrose concentration, and reached a maximum at 42.6% w/w. Workers collecting highly concentrated solutions (70% w/w) also returned to the nest with a partially-filled crop, as observed for dilute solutions. Nectar intake rate was observed to increase with increasing sucrose concentration in the range 5 to 30% sucrose. It reached a maximum at 30.8%, and declined with increasing sucrose concentration. Results suggest that both sucrose concentration and viscosity of the ingested solution modulate feeding mechanics as well as the worker's decision about the load size to be collected before leaving the source.

MfG,
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Re: Aufnahme von Zuckerlösungen abhängig von der Konzentrati

Beitragvon Anon » Sonntag 24. April 2016, 12:07

Nebengedanke: Die "ideale Viskosität" einer Nährlösung wäre sicherlich ein interessanter Aspekt für die "wirtschaftliche Mast-tierhaltung" von Ameisen. ^^ (Bzw. für die Laborhaltung.)

Die Tiere selbst beurteilen die "Qualität" einer angebotenen Zuckerlösung jedoch vorrangig nach der Energiedichte (und nicht nach dem Flüssigkeitsgrad).

Für die Hobbyhaltung von Ameisen scheint es mir (aus verschiedenen Gründen) besser, die Tiere lieber etwas mehr zu "beschäftigen", als sie möglichst effektiv schnell satt (und träge) zu bekommen. ;)

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BTW: Die "Atraktivität" einer neu entdeckten Nahrungsquelle (hier: wenig süß - süß - sehr süß) wird anhand von gesetzten Pheromonspuren auch an die Schwesterameisen kommuniziert und so schon im Vorfeld eine "Erwartungshaltung" bei den Nachzüglern aufgebaut. (Was im Versuch scheinbar zu manchen "Enttäuschungen" für die Probandinnen führte: http://www.mittelbayerische.de/wirtscha ... 55988.html)
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Re: Aufnahme von Zuckerlösungen abhängig von der Konzentrati

Beitragvon Merkur » Sonntag 24. April 2016, 15:44

Man muss zur Interpretation der Ergebnisse von R.B. Josens, W.M. Farina, F. Roces (1998): Nectar feeding by the ant Camponotus mus und von Dr. Tomer Czaczkes (Regensburg; Lasius niger) natürlich sagen, dass
- es sich um verschiedene Arten handelt, die Vergleichbarkeit somit nicht optimal ist, und Verallgemeinerung auf andere Arten ohnhin mit Problemen behaftet ist.
- die Konzentration von Honigtau, der z. B. von Blättern abgesammelt wird, in hohem Maße veränderlich ist, schon allein durch die sehr variable Luftfeuchte im Freiland, von Regen ganz abgesehen.
- die Zusammensetzung des Honigtaus bei verschiedenen Blattlausarten unterschiedlich ist, so dass der Honigtau bei unterschiedlichen Zuckerkonzentrationen bzw. Luftfeuchtigkeiten zähflüssig wird oder gar kristallisiert (einiges dazu ist aus der Imkerei bekannt).

Immerhin sind es interessante Ansätze, und der experimentelle Aufwand in beiden Veröffentlichungen zeigt, wie schwierig es für den privaten Halter ist, allgemein gültige Aussagen über die Bevorzugung von Zuckerwasser, Honig(-wasser), Sirup etc. zu machen, zumal wenn ganz unterschiedliche Arten getestet werden.

Für die Praxis derprivaten Ameisenhaltung dürfte es nach wie vor am einfachsten sein, eine simpel herstellbare Honiglösung anzubieten (ungefähr 1:1). Damit (plus Mehlkäferpuppen bzw. Schabenschenkel, beides auf Vorrat eingefroren) habe ich jedenfalls sehr viele Arten über Jahre halten und viele davon züchten können. Irgendwelche Honig-Zuckerwasser-Präparate, womöglich mit Vitaminen auf gut Glück angereichert, halte ich für verzichtbar. Nach wissenschaftlichen Standards können sie nicht getestet und "optimiert" sein: Der Aufwand wäre für die Hersteller und Anbieter einfach nicht zu leisten, schon gar nicht für die vielen im Handel angebotenen Ameisenarten. - Meine Einschätzung!

MfG,
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Re: Aufnahme von Zuckerlösungen abhängig von der Konzentrati

Beitragvon Trailandstreet » Sonntag 24. April 2016, 21:09

Ich finde, dass sich meine Lasius und Formica, obwohl die immer dünnflüssigere Lösung in der Arena angeboten bekommen, sehr gerne auf frischen, unverdünnten Honig stürzen. Sie nehmen diesen dann innerhalb kürzester Zeit vollkommen auf. Da braucht man nicht mal mehr nachputzen.
Da ich da sonst aber kein großes Aufheben deswegen mache, bekommen sie es mal so, mal so.


LG Franz
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