Camponotus ligniperda oder -us?

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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Teleutotje » Dienstag 13. September 2016, 22:33

Colophonius hat geschrieben:It appears that Bondroit was the first in 1912 who described it as C. ligniperda, stating that "Cité des Hautes Fagnes par M. Lameere, sans doute par erreur."

In 1918, he continued using C. ligniperda.


Bondroit wasn't the first to use C. ligniperda. Even that century a few came before him. More important in our quest are the 3 publications in the century before that used the invalid name:

Emery in 1896 in a catalogue.
Della Torre in 1893 also in a catalogue.
The first was Walker in 1871 in a list of collected ants, only 10 years after Mayr described Camponotus.
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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Merkur » Mittwoch 14. September 2016, 11:29

Hier ist eine Übersicht der Verwendung des Namens C. lignipera/us aus einer Arbeit von Cesare Baroni Urbani (1971):
Catalogo delle specie di Formicidae d’Italia. Mem.Soc. Entomol.Ital. 50, 289 S.

Baroni-Urbani-1971.jpg
aus Baroni Urbani 1971
Baroni Urbani ist ein sehr sorgfältiger Myrmekologe, so dass die Liste recht vollständig sein dürfte, natürlich nur bis 1969 (Fertigstellung der Arbeit).
Er benutzte C. ligniperda, und kennzeichnete mit (sic!) (= so geschrieben!) die „falschen“ Schreibweisen. Einschließlich einer Erwähnung seiner
selbst (# 38 der Liste), wo er noch „ligniperdus“ verwendet hatte.
--

Nachdem der Name Bondroit in die Diskussion eingeflossen ist, hier eine Notiz aus dem AWiki zum Schmunzeln:
Bondroit: Ein Ameisenforscher mit Revolver in der Tasche auf Kongressen
Die Liste http://gap.entclub.org/taxonomists/ (nicht mehr zugänglich), jetzt: http://www.antwiki.org/wiki/World_Ant_Taxonomists
enthält außer vielen interessanten Daten über die Ameisenforscher auch aus anderen Gründen bemerkenswerte Einträge.
Z. B.: http://www.antwiki.org/wiki/Bondroit,_Jean_(1882-1952)
Biografische Notiz (übersetzt):
Der belgische Künstler und Entomologe Bondroit war leider ein sehr unkonventioneller und kompromissloser Mensch, stets bereit, auf wissenschaftlichen Kongressen seine Theorien mit Hilfe eines Revolvers zu untermauern, den er angeblich in seiner Tasche zu tragen pflegte. Unter der Missachtung, die seine Werk erfuhr, ist er anscheinend kollabiert und hat sich in die Vergessenheit zurückgezogen, was seine Kritiker beabsichtigt hatten.
Trotz aller Fehler war Bondroits Werk doch ein deutlicher Fortschritt in der Ameisentaxonomie, denn es zeigte auf, zumindest in der Formica rufa – Gruppe, dass abgesehen von Färbung und Behaarung auch andere Merkmale besonders bei der bis dahin fast unbeachteten Kaste der Gynen zu finden sind.
MfG,
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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Teleutotje » Mittwoch 14. September 2016, 18:48

Bondroit was a strange guy and not much is known from him. I've read a short biography about him a long time ago and shall try to give more info that I remember. Before coming to Brussel he worked on beetles. While collecting myrmecophylic species he got interested in ants and, coming to the KBIN in Brussel, made them his focus of attention. When you read the publications of Yarrow and Radchencko and Elmes you get the impression what a great myrmecologist he was. He could recognize the difference between species as no one else, not only for the workers but also for queens and males. His only difficulty was placing the correct name on every species he collected, some got the wrong name or a name while they were new species, some he described as new but were already described before,... But most of the boundaries between species were correct. Many of his contemporaries saw his problems and discarded his publications as rubbish... And yes, the story of the gun is correct. There is a rumour he shot once bit didn't hit anybody. This was not confirmed. After stopping his work on ants he became a lab-assistant, first in Paris and later in Liege. Most of his later publications are about beetles but their number was low. He found his work on ants the best he did and died as a lonely, disappointed man. His ant collection still exsists in the KBIN. Anď some of the ants still have a name he gave them...
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Zuletzt geändert von Teleutotje am Mittwoch 14. September 2016, 23:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Merkur » Mittwoch 14. September 2016, 19:53

Ein bisschen OT,aber es geht um ein Stück aus der Ameisensammlung von Bondroit ;) :

Dekoninck, W., Vankerkhoven, F. & Buschinger, A. (2012): A misunderstood instance of teratology in Belgian Leptothorax acervorum (Fabricius, 1793) (Hymenoptera, Formicidae) from the Bondroit collection. Bulletin de la Société royale belge d’Entomologie/Bulletin van de Koninklijke Belgische Vereniging voor Entomologie, 148 (2012) : 16-19.

http://www.academia.edu/2369397/A_misun ... Formicidae _ Beim Herunterscrollen wird die ganze Arbeit lesbar, auch ohne Download.

Das fragliche Sammlungs-Exemplar war als (neuer) Sozialparasit von Leptothorax acervorum aufgefasst worden. Mein Beitrag war, dass ich das Tierchen als Missbildung dieser Art erkannt habe. That happens. :)

MfG,
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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Teleutotje » Mittwoch 14. September 2016, 23:30

Yes, I know that publication. Funny and great that that specimen was found again after all that time!
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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Saponarius » Donnerstag 13. Juli 2017, 18:49

Es ist mir aus praktischen Gründen relativ egal (und ich rege mich auch nicht darüber auf), wenn jemand Camponotus ligniperdus schreibt, weil keine Verwechslung von Arten daraus entstehen kann. Vom Standpunkt des exakten Sprachgebrauches ist das aber keineswegs egal. Ich habe in dieser Frage professionelle Altphilologen konsultiert und gefragt, was denn Latreille in seiner Erstbeschreibung im Jahr 1802 mit "Formica ligniperda" gemeint haben möge. Deren Antwort war klar. Stellvertretend möchte ich die Prof. Dr. Thomas Baier, Institut für Klassische Philologie, der JMU Würzburg, Residenzplatz 2, D-97070 Würzburg in einer e-mail vom 15. July 2013 gegebene Antwort bekannt geben:

"...beurteilt man Ihr Problem nach den Regeln des klassischen Lateins (die für zoologische Begriffe nicht bindend sein müssen), wäre ligniperda ein Substantiv, das in Zusammenstellung mit Maskulina und Feminina immer ligniperda heißt, also in seiner Endung nicht angepaßt wird - genau so, wie Sie selbst vermutet haben. Eine Parallelbildung ist parricida (Verwandtenmörder). Johann von Schwaben, der um 1300 seinen Onkel Albrecht von Schwaben ermordete, ist seitdem als "Johannes parricida" in den Geschichtsbüchern (und in Schillers Wilhelm Tell) bekannt. Was für schwäbische Herzöge gilt, gilt auch für Ameisen, si parva licet componere magnis. (Übrigens wäre trotz der Form das natürliche Gechlecht beider a-Stämme Maskulinum).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Thomas Baier"

Im übrigen waren die alten Myrmecologen mit der Sprache viel besser vertraut als wir es heute sind und als es die Betreiber von antweb.org und anderer moderner Kataloge sind. Exemplarisch für einschlägig im Latein gebildete Myrmecologen ist Heinrich Kutter, der von 1905-1915 in der Schule auf Latein gedrillt wurde und später als akademisch gebildeter Apotheker noch mit der Sprache bestens vertraut blieb. Er gab in seinem "Ameisen der Schweiz" von 1977 die gleiche Begründung wie Thomas Baier: es ist eine Substantivform. Im übrigen wurde die Regelung des klassischen Lateins Camponutus ligniperda vollständig in die Regeln des International Code of Zoological Nomenclature übernommen: A noun in apposition remains unchanged in combination with a genus name of any gender (§ 31.2.1. and § 31.2.2. of ICZN)".

Im übrigen sollten sich auch einige Blogger im Gebrauch der deutschen Sprache etwas mehr Mühe geben.

Salve!

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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Merkur » Freitag 14. Juli 2017, 08:55

Sämtliche Argumente zur Endung des Artepithets ligniperd-X sind in diesem Thread bereits nachzulesen.

Es gibt unter den Fachwissenschaftlern der Myrmekologie unterschiedliche Auffassungen.

Wer echtes Interesse an einer allgemein verbindlichen Lösung hat, kann den im Thread aufgezeigten Weg gehen und sich an die Internationale Nomenklaturkommission wenden.

Ein Ameisenforum hat keinerlei Möglichkeit, eine verbindliche Lösung durchzusetzen, ebenso wenig wie ein Wiki: Die Beiträge gelten nicht als wiss. Veröffentlichungen.

Für die Ameisenhaltung ist der „richtige“ Name ziemlich bedeutungslos.

Die Mehrzahl der Ameisenforen im In- und Ausland pflegt ohnehin einen sehr liberalen Umgang mit wiss. Fakten, Namen und Fachbegriffen. Eine Änderung kann weder innerhalb der Foren erreicht werden noch gar über Forengrenzen hinweg.

Es ist also müßig, die Diskussion erneut aufzugreifen.

MfG,
Merkur (Prof. Dr. A. Buschinger)
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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Merkur » Sonntag 13. August 2017, 14:51

Jetzt soll sie doch wieder Camponotus ligniperda heißen! :roll:

Im Startbeitrag vom 10. Sept. 2016 („Warum Camponotus ligniperda jetzt C. ligniperdus heißt“) berief ich mich auf einen Beitrag von „Doctorant“ aus dem amerik. Yuku-antfarm forum von 2010, in dem dieser „pro ligniperdus“ plädierte.
Hier der Beitrag: https://www.tapatalk.com/groups/antfarm ... tml#p91126 (Das Forum hat sein Aussehen gewechselt!). „Doctorant“ ist der renommierte amerikanische Entomologe und Myrmekologe Dr. James C. Trager. (Er antwortete in diesem Beitrag übrigens auf eine Bemerkung von Phil).

Vor einem Monat in diesem Thread: viewtopic.php?f=11&t=1432&start=20#p14532
“Saponarius” am 13. Juli 17, in seinem einzigen Beitrag, zitiert Prof. Dr. T. Baier/Würzburg, der in einer mail in 2013 “pro ligniperda“ argumentierte.
Der exakt gleiche Text wird jetzt in einer e-mail von B. Seifert an Barry Bolton zitiert. Die Korrespondenz wurde mir zugeleitet.

Für mich bemerkenswert ist, dass sowohl B. Seifert als auch B. Bolton die Frage „ligniperda oder -us“ für nicht besonders wichtig erachten, da in beiden Versionen keine Verwechslungsgefahr bestehe.
Seifert verweist darauf, dass er weiterhin „ligniperda“ verwenden werde (auch in seinem demnächst erscheinenden neuen Buch).
Bolton, der zeitweilig auch “ligniperdus” verwendet hatte, schreibt sinngemäß: „Bereits vor einiger Zeit habe ich entschieden, dass der fragliche Name sicherlich ein Substantiv in Apposition ist, und habe es seither immer bei „ligniperda“ belassen“.

Da das AntWiki, das sich im Wesentlichen auf B. Bolton stützt, wohl auf absehbare Zeit die häufigst genutzte Quelle für die Benennung von Ameisen sein wird, ist es nun wohl ratsam, wieder zu der Schreibweise C. ligniperda zurückzukehren. :roll:

Was nun „wirklich“ richtig bzw. verbindlich wäre, kann ich auch nicht entscheiden. Ich kann nur wiedergeben, was die führenden Ameisentaxonomen zum Thema verlautbaren lassen. Im Sinne einer wünschenswerten Einheitlichkeit plädiere ich nun dafür, in den Foren diese Schreibweise zu verwenden. Es dürfte (wieder) die häufigste Form des Namens werden.

MfG,
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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Anon » Montag 14. August 2017, 07:55

selbstedit, hat sich erledigt...
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Gruß an Erne in´s AF!
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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Merkur » Montag 14. August 2017, 11:03

Es war nicht anders zu erwarten!

Mein gestriger Beitrag zum Thema Camponotus ligniperda/-us schlägt Wellen auch im AF.

Verwunderlich ist die Kritik, die es hervorruft, wenn man ein sowohl für die wissenschafliche Myrmekologie als auch für die Ameisenhaltung +/- relevantes Thema anspricht, das zufällig in einem anderen Forum „zuerst“ aufgegriffen wurde: Kein Forum kann den Alleinvertretungsanspruch auf ein solches Thema für sich beanspruchen!

Verwunderlich ist auch noch immer, wenn von Laien behauptet wird, die Schreibweise „ligniperda“ sei die „korrekte“. Man sollte die Beiträge, die nun dazu vorliegen, wirklich lesen. Und die Argumente zu würdigen wissen.

Auch wenn Barry Bolton als der „führende Ameisen-Taxonom“ gilt, so sind in der Wissenschaft die Meinungen anderer Taxonomen deshalb nicht wertlos.

Ich hatte die Argumente meiner Kollegen zur Kenntnis genommen, bin 2016 (wieder) auf die Ausführungen von „Doctorant“ gestoßen und habe sie im AP sowie im AWiki bekannt gemacht.

Die gegensätzliche linguistische Beurteilung des Würzburger Altphilologen Prof. Baier wurde vor einem Monat von "Saponarius" am 13. Juli 2017 im AP dargelegt. Im AF fand das keine Beachtung.

Gestern habe ich, nach e-mail-Information durch Dr. Seifert, den Stand der Dinge ausführlicher dargelegt.
Ich schrieb: „Was nun „wirklich“ richtig bzw. verbindlich wäre, kann ich auch nicht entscheiden.“, und ich habe die Empfehlung ausgesprochen, sich nun an „ligniperda“ zu halten, da diese Version sich wohl durchsetzen dürfte. NICHT gesagt habe ich, dass dies die „korrekte“ Version sei. – Was die Interpreten im AF daraus machen, darauf habe ich keinen Einfluss (zum Glück!). :roll:

Welche Brisanz solche informellen Äußerungen (die nicht in einer Fachzeitschrift entsprechend den Nomenklaturregeln veröffentlicht sind!) haben könnten, geht aus einem weiteren Satz eines „führenden Taxonomen“ hervor. Man darf sich ausmalen, welche Konsequenzen es hätte, würde diese Idee umgesetzt:
Therefore I ask, why not stick to original orthography? By which I mean, if an author called a species flava, what is lost by keeping the name in that form, regardless of the gender of the genus? Thus Formica flava would now be Lasius flava. How does that compromise or diminish our understanding of the species?
(Ich frage daher, warum sich nicht an die ursprüngliche Orthografie halten? Womit ich meine, wenn ein Autor eine Art „flava“ genannt hat, was geht verloren, wenn man einen Namen in dieser Form beibehält, ohne Rücksicht auf das Geschlecht des Gattungsnamens? Dann wäre Lasius flavus jetzt Lasius flava. Wäre das unsere Auffassung von der Art abträglich?)

Sehr viele Ameisenarten wurden ursprünglich als „Formica“ benannt (lat. für "Ameise"), das Artepithet war entsprechend weiblich. Lasius ist männlich, und nach Übertragung der Art in diese Gattung wurde (nach einer Vorschrift der Nomenklaturregeln) Formica flava zu Lasius flavus.
Die einstige Myrmica atratula Schenck wurde zu Anergates atratulus (Schenck), und neuerdings zu Tetramorium atratulum (Schenck), hat also alle drei grammatikalischen Geschlechter durchlebt. Zurück also zu Tetramorium atratula?
Es gäbe Tausende solcher Umbenennungen, bzw. Hunderttausende, wenn die Vorschrift zur Angleichung des Geschlechts von Artepithet und Gattung für alle Tierarten fallen würde!
Es gibt wahrlich Wichtigeres und Sinnvolleres für die Biologen zu tun. :roll:

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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Merkur » Dienstag 19. März 2019, 18:21

Dieser Thread befasst sich ausführlich mit der Frage im Titel.
Hier habe ich im August 2017 empfohlen, angesichts der widersprüchlichen Angaben von Fachkollegen, bei der Schreibweise „ligniperda“ zu bleiben.
Nun ist ein neuer Beitrag von Dr. B. Seifert erschienen dem zu entnehmen ist: Camponotus ligniperda ist der aktuelle Name dieser Art (NICHT „ligniperdus").

Eine weitere wichtige Information aus der Arbeit: C. ligniperda kann mit C. herculeanus hybridisieren! Seifert beschreibt ein Hybridvolk, das in Dänemark gefunden wurde.

Hybridization in the European carpenter ants Camponotus herculeanus and C. ligniperda (Hymenoptera: Formicidae) - Seifert, B. Insect. Soc. (2019). https://doi.org/10.1007/s00040-019-00693-0

Abstract
The first case of hybridization between the large European carpenter ants Camponotus herculeanus (Linnaeus 1758) and C. ligniperda (Latreille 1802) is demonstrated by means of exploratory
and hypothesis-driven data analyses of standardized phenotypic characters. The strong signal separating the parental species allows the identification of hybrid workers on the individual level, based on
only seven characters. The frequency of hybridization between the two species is estimated for Central Europe as 0.2–1.0%. This low ratio indicates strong reproductive barriers considering syntopic occurrence
at about 10% of the observation sites, a nearly complete overlap of swarming times and basically equal meteorological conditions to release swarming. The presented case increases the known ratio of
hybridizing species within the 178 ant species of Central Europe to 19.1%. This figure dramatically contrasts the known hybridization ratio of 0.55% within an estimated number of 2000 ant species from the
Holarctic outside Central Europe. This 30-fold lower discovery rate of hybrids may be explained by the predominance of idiosyncratic species delimitation methods in morphology-based taxonomy in
combination with the psychology of human decision-making. A neotype of Camponotus ligniperda is fixed in a specimen from the terra typica and comments on the Latin naming are given.
--
Seifert schätzt die Häufigkeit solcher Hybridvölker von C.l. und C.h. in Mitteleuropa auf 0.2-1,0%. Das ist nicht viel, und es deutet auf doch recht starke Kreuzungsbarrieren zwischen den beiden
Arten hin, die immerhin an 10% der Fundorte syntop (in demselben Habitat) vorkommen und fast gleichzeitig (mit Überlappung) schwärmen, bei im Grunde gleichen meteorologischen Bedingungen.
Mit diesem Nachweis erhöht sich die Häufigkeit von Hybridisierung unter den 178 Ameisenarten Mitteleuropas auf 19.1%! Dieser hohe Wert (30-fach höher!) steht im Gegensatz zu einer Häufigkeit von
nur 0.55% hybridisierender Arten unter den 2.000, die in der Holarktis außerhalb von Mitteleuropa nachgewiesen sind.
Die geringe Häufigkeit des Nachweises von Hybridisierung dürfte auf überwiegend nicht geeigneten Methoden zur Artabgrenzung beruhen, kombiniert mit psychischen Eigenheiten bei menschlichen Entscheidungen.

Hoffen wir, dass es jetzt endgültig bei „ligniperda“ bleibt. :roll:

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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Teleutotje » Dienstag 19. März 2019, 23:27

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Re: Camponotus ligniperda oder -us?

Beitragvon Teleutotje » Donnerstag 30. März 2023, 15:10

Kutter, 1977 and Seifert, 2019.....
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