Invertzucker, Haushaltszucker, Honig...

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Invertzucker, Haushaltszucker, Honig...

Beitragvon Merkur » Dienstag 10. Februar 2015, 18:25

In jüngerer Zeit wird für die Kohlenhydrat-Fütterung von Ameisen Invertzucker anstelle von Honig empfohlen.
In meiner Jugendzeit war Invertzucker unter dem Namen „Kunsthonig“ verbreitet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kunsthonig
Kunsthonig oder Invertzuckercreme ist eine zähflüssige bis feste, aromatisierte Masse aus invertierter Saccharose, die so ähnlich aussieht und schmeckt wie Bienenhonig und als ein (heutzutage allerdings unbedeutendes) Ersatzprodukt für echten Honig als Brotaufstrich und zur Herstellung von Lebkuchen und anderen Backwaren dient.

Zur Herstellung von Invertzuckercreme wird etwa 75-prozentige Saccharose-Lösung mehr oder minder stark zu Invertzucker aufgespalten, und zwar meistens säurehydrolytisch mit Hilfe von Salz-, Schwefel-, Phosphor-, Kohlen-, Ameisen-, Milch-, Wein- oder Zitronensäure. Die jeweils verwendete Säure wird anschließend neutralisiert, zum Beispiel mit Natriumcarbonat oder Natriumhydrogencarbonat. Anstelle der Säurehydrolyse erfolgt die Aufspaltung seltener auch mit Hilfe des Enzyms Invertase. Soll feste Invertzuckercreme entstehen, kann die Kristallisation gefördert werden, indem man bereits erstarrte Creme aus früherer Produktion zugibt. Soll dagegen flüssige Creme hergestellt werden, gibt man bis zu 20 % Stärkesirup dazu, um die Kristallisation zu verhindern. Zur Aromatisierung nimmt man Aromastoffe oder setzt echten Bienenhonig zu; Aromaträger sind Phenylessigsäureethylester, Diacetyl u. a.

Invertase:
http://de.wikipedia.org/wiki/Invertase
Invertase, auch als β-Fructofuranosidase, Saccharase und vor allem in älteren Veröffentlichungen als Invertin bezeichnet, ist ein Enzym, das Haushaltszucker (Saccharose) in Fruchtzucker (Fructose) und Traubenzucker (Glucose) hydrolytisch aufspaltet. Die resultierende Mischung heißt Invertzucker und kristallisiert im Gegensatz zu Saccharose nicht in übersättigten Lösungen. Hauptverantwortlich dafür ist die Fructose, da sie stark hygroskopisch und nur schwer kristallisierbar ist. - Invertzucker-Lösungen können also eine höhere Konzentration als reine Haushaltszuckerlösungen aufweisen. Vielleicht macht sie das attraktiver für manche Ameisen?

Invertase findet sich in Hefen, Pflanzen, Pilzen und Bakterien, so auch den symbiotischen Bakterien im Verdauungstrakt von Säugetieren und Menschen.

Honig http://de.wikipedia.org/wiki/Honig
(Herstellung durch die Honigbiene)... Beim Transport in den Bienenstock und beim Umtragen gelangen Säuren, Enzyme und sonstige Eiweiße aus der Biene in den Nektar und bewirken eine Invertierung der Saccharose, Isomerisierung von Glucose zu Fructose und die Bildung höherer Saccharide.

Nach diesen Informationen enthält also auch Bienenhonig einen erheblichen Anteil von Invertzucker.
Ob der Invertzucker, der für Ameisen angeboten wird, eine bessere Ernährung gewährleistet als Bienenhonig, geht für mich aus diesen Informationen nicht hervor.

Die Attraktivität der verschiedenen Zucker-, Honig- und sonstigen Kohlenhydratfuttermittel besagt wenig darüber, ob sie sich auf Dauer für die Ameisen (die verschiedenen Arten!) besser als Honig oder reiner Haushaltszucker eignen.
Aus eigener Erfahrung mit der Haltung und Zucht einiger Ameisenarten über viele Jahre kann ich nur sagen, dass ein kommerzieller, standardisierter Bienenhonig einer bekannten Marke anscheinend keine nachteiligen Folgen mit sich brachte. Preiswerter als alle im Ameisenfachhandel angebotenen Präparate ist er allemal.

MfG,
Merkur
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Re: Invertzucker, Haushaltszucker, Honig...

Beitragvon Reber » Donnerstag 12. Februar 2015, 11:12

Ich biete allen meinen Ameisen ebenfalls standardmässig Honigwasser an. Besonders beliebt ist Waldhonig. Kein Wunder, er ist recht Flüssig und besteht hauptsächlich aus Honigtau, weil die Bienen zu seiner Herstellung nicht Pollen und Blüten, sondern eben Blatt- und Schildlauskolonien (z.B. auf Tannen) besuchen. Er kommt m. M. der natürlichen Kohlenhydrat-Ernährung der Ameisen am nächsten, weil er aus Pflanzensäften besteht, die mehrere Mägen (Läuse und Bienen) durchlaufen haben.

Daneben füttere ich aber auch Honigwasser aus allen anderen verfügbaren Honigsorten (die ich oft geschenkt bekomme und auch selber gerne esse). Unverdünter Honig eignet sich weniger gut, weil Ameisen Flüssignahrung leichter aufnehmen können.

Von Zeit zu Zeit reiche ich auch Zuckerwasser. Die meisten Ameisen lieben es, weil es sehr süss und dünnflüssig ist. Der grösste Nachteil von Zuckerwasser ist allerdings die Schimmelbildung. Während ich in Gipsnestern, in denen ich nur Honigwasser verfüttere, lange keinen oder kaum Schimmel habe, geht es bei Zuckerwasser wenige Tage und (schwarzer) Schimmel beginnt sich auszubreiten. Es empfiehlt sich also besonders bei Zuckerwasser einen Untersatz (Uhrglas etc.) zu verwenden. In Nestern mit Kunststoff oder Glasboden hat Zuckerwasser umgekerhrt den Vorteil, dass es austrocknet und hart wird, während Honig noch ewig klebt.
Auch Blütensirup habe ich schon ausprobiert. Der wird ebenfalls gerne genommen. Beides gibt es aber nur zur Abwechslung, denn – so meine subjektive Einschätzung - nicht alles was „die Kinder“ gerne essen, ist (auf Dauer) auch gut für sie.

Nebenbei lege ich auch mal frische Apfelstückchen in die Arenen, besonders weil sich diese zum Abschöpfen von Springschwänzen eignen, wenn sich diese zu stark vermehren. Manche Ameisen zeigen auch daran Interesse, andere Interessieren die Stückchen überhaupt nicht.
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