Camponotus fulvopilosus Verstümmelungen

Hier ist Platz für Fragen über außereuropäische Ameisenarten.

Camponotus fulvopilosus Verstümmelungen

Beitragvon eastgate » Montag 12. Mai 2014, 18:14

Hallo Zusammen,

vielleicht weiß ja jemand von euch Rat auf ein mir bis dato völlig unbekanntes Phänomen, welches ich so noch nie gesehen haben:

Wie ja einige von euch vielleicht wissen halte ich seit einiger Zeit eine Kolonie Camponotus fulvopilosus, siehe dazu auch hier: http://www.ameisenportal.eu/viewtopic.php?f=68&t=113&p=799&hilit=Camponotus+fulvopilosus#p799

Seit ca. 3-4 Wochen tritt nun vermehrt und immer häufiger, mit kurzen Pausen, folgendes Problem auf:
Ich finde immer wieder von Zeit zur Zeit Arbeiterinnen mit halb- oder komplett abgetrennten Gastern im Becken umherirren. Anfangs dachte ich mir nichts dabei um hielt es für einen Zufall, doch mitlerweile kann ich einen Zufall ausschließen. Insgesamt sind nun schon ca. 20 Arbeiterinnen an halb- oder komplett abgetrennten Gastern gestorben. Auffällig ist, dass die Gaster immer zwischen Petiolus und eben Gaster komplett durchtrennt sind oder nur zum Teil durchtrennt sind. Die Arbeiterinnen scheinen mit dieser Verstümmelung noch für ca. 2-3 Tage leben zu können, gehen dann aber zu Grunde. Neulich erwischte ich eine Arbeiterin die ganz ohne Gaster durch das Becken gelaufen ist - für mich als langjähriger Ameisenhalter ein verstörender Anblick.

Die Haltunsgparameter der Kolonie scheinen zu stimmen, die Ameisen fühlen sich augenscheinlich wohl. Die Königin legt viele Eier, diese werden auch augenscheinlich ausnahmslos alle zu Arbeiterinnen heraufgezogen. Beißereien oder Aggressivität unterhalb der Arbeiterinnen oder zwischen Königin und Arbeitern konnte ich noch nicht beobachten. Weiterhin werden nie frisch geschlüpfte Arbeiterinnen verstümmelt, sondern immer ältere, völlig ausgefärbte Arbeiterinnen (mind 1 Woche alt). Parasiten oder andere Mitbewohner kann ich auch ausschließen.

Leider wächst die Kolonie mittlerweile nicht mehr, da sich tote und neue Arbeiterinnen die Waage halten.

Vielleicht kann sich ja jemand von euch einen Reim auf diese Sache machen. Ich habe zwar eine Vermutung, werde diese aber hier jetzt noch nicht einbringen (erstmal unvoreingenommene Gedanken anhören...).

Gruß & Danke

eastgate
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Re: Camponotus fulvopilosus Verstümmelungen

Beitragvon Streaker87 » Montag 12. Mai 2014, 18:38

Und Du denkst, dass es sich dabei nicht um ältere, eh schon dem Tode nahe, Arbeiterinnen handeln könnte?
Gaster-lose Arbeiterinnen, die durchs Becken irren, habe ich bisher selbst erst erst einmal live bei meinen Camponotus fellah aus Afrika beobachten können.
Dafür weisen die meisten Toten diese Verletzung auf. Also wohl als Ursache einer Zerlegung nach ihrem Tod.
Wenn man Alter und Krankheit ausschließen kann, würde mir erst mal Vertrocknung in den Sinn kommen. Damit habe ich die meisten schlechten Erfahrungen gemacht. 24 Stunden ohne Zugang zum Wasser reichen schon aus, dass die Minore krepieren. Vielleicht sind die dann so weit geschwächt gewesen, dass sie zerlegt wurden.
Wie verhalten sich denn die Verletzen? Laufen die ansonsten normal, oder sehen die geschwächt aus (von der schweren Verletzung mal abgesehen)?
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Re: Camponotus fulvopilosus Verstümmelungen

Beitragvon fehlfarbe » Montag 12. Mai 2014, 18:59

Hey eastgate,

rennen die verstümmelten Arbeiterinnen eher ziellos umher oder nehmen sie normal am Kolonieleben teil? Ich hatte erst neulich eine gasterlose Camponotus ligniperdus Arbeiterin, die mir zwar etwas aggressiver erschien, aber ansonsten am normalen Treiben der Kolonie teilnahm (Trophallaxis). Gestern konnte ich zudem beobachten, wie eine Arbeiterin eine Gaster wild umher trug. Ob die Gaster noch von der mittlerweile vermutlich verstorbenen Arbeiterin stammt, kann ich nicht sagen.
Ich erinnere mich noch an einen Thread im AF, wo es um Messor barbarus ging, die sich auch die Gaster abgebissen hatten. Ich glaube dort lag es vermutlich an zu hoher Luftfeuchte. Leider finde ich den Thread gerade nicht mehr. Wie oft sprühst du denn? In Namibia regnet es ja oft monatelang nicht.
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Re: Camponotus fulvopilosus Verstümmelungen

Beitragvon eastgate » Dienstag 13. Mai 2014, 07:20

Hallo,

eastmal danke für eure Antworten! :-)

Streaker87 hat geschrieben:Und Du denkst, dass es sich dabei nicht um ältere, eh schon dem Tode nahe, Arbeiterinnen handeln könnte?

Nein, das denke ich nicht. Ich denke dass es sich dabei zumindest bis dato noch nicht um frisch geschlüpfte Arbeiterinnen handelt, sondern zumindest um voll ausgefärbte. Die Kolonie ist jung und klein, eigentlich dürfte keine bzw. kaum eine Arbeiterin so alt gewesen sein, dass sie eines natürlich todes gestorben sein könnte.

Streaker87 hat geschrieben:Wenn man Alter und Krankheit ausschließen kann, würde mir erst mal Vertrocknung in den Sinn kommen.

Habe schon angefangen die Feuchtigkeit zu erhöhen...
Streaker87 hat geschrieben:Vielleicht sind die dann so weit geschwächt gewesen, dass sie zerlegt wurden.
Wie verhalten sich denn die Verletzen? Laufen die ansonsten normal, oder sehen die geschwächt aus (von der schweren Verletzung mal abgesehen)?

Komischerweise verhalten sich alle Arbeiterinnen stets und ständig ganz normal. Ich habe noch keine unverletzte Arbeiterin gesehen, die einen schwachen Eindruck macht. Die verletzten Ameisen sind verhalten sich von normal bis zu "ich lege mich jetzt auf den Rücken...". Ich denke je nachdem, wie alt die Verletzung ist.
fehlfarbe hat geschrieben:rennen die verstümmelten Arbeiterinnen eher ziellos umher oder nehmen sie normal am Kolonieleben teil?

Die verletzten befinden sich dann meist außerhalb des Nestes, obwohl ich einige auch bis zu ihren tot in der Kolonie gesehen habe.
fehlfarbe hat geschrieben:Wie oft sprühst du denn? In Namibia regnet es ja oft monatelang nicht.

Ich sprühe nur alle 2-3 Tage, Zucker- und normales Wasser steht immer bereit.

Bin immernoch ratlos... Ich habe mir vor genommen von der nächsten verstümmelten Arbeiterin mal Fotos zu machen und speziell die Gaster mal zu sezieren. Evtl. findet sich ja auch ein Parasit vor?!

Was meine Vermutung zu den Hintergründen angeht, kann ich mir auch gut vorstellen dass es sich dabei um eine gepuschte Kolonie handelt und es hier möglichweise nun zu einem Problem zwischen den gepushten und eigenen Arbeiterinnen gibt. So dass zum Beispiel die gepushten Arbeiter die neuen nach einer Weile eben verstümmeln. Allerdings konnte ich ja noch keinerlei Agressivität beobachten...

Gruß

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Re: Camponotus fulvopilosus Verstümmelungen

Beitragvon Boro » Dienstag 13. Mai 2014, 07:31

Ich würde auf jeden Fall auf Haltungsfehler oder Krankheit tippen. Mit dem Alter der Individuen hat das sicher nichts zu tun. Bei Messor barbarus hatte ich einmal ein massives Sterben d. Arbeiterinnen beobachtet, wobei die Tiere vorher meist einen "steifen" Fühler hatten oder zu hinken begannen. Nach der Absenkung der Luft/Nestfeuchte hat das Problem aufgehört. Ich hatte damals die Luftfeuchte im Terr. von 60 - 90% auf generell 60% abgesenkt. Das Nest wurde später noch trockener gehalten, was den Tieren offenbar nicht geschadet hat. Trotzdem sollte stets Trinkwasser vorhanden sein.
Und: Untersuche tote Teile v. Tieren immer wieder einmal unter dem Bino auf Pilze, Milben etc.
L.G.
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Re: Camponotus fulvopilosus Verstümmelungen

Beitragvon eastgate » Dienstag 13. Mai 2014, 18:34

Hi Zusammen,

leider hatte ich heute schon wieder eine tote Arbeiterin in der Kolonie.
Diese Arbeiterin bewegte sich gestern noch ganz normal in der Kolonie umher, ich konnte sie leicht daran identifizieren, da sie die größte in der Kolonie ist/war. Sie lag eben gerade schon Mausetot im Becken.

Folgendes ist mir aufgefallen: Die Gaster der Arbeiterin hing nur noch sehr leicht am Petiolus. Zwischen dem ersten und zweiten Tergit befand sich einseitig ein großer Spalt und das erste Tergit war einseitig leicht herausgerissen. Zwischen den Tergiten konnte ich das Innenleben des Gasters sehen. Nun versuchte ich also die Gaster an der Spaltstelle vorsichtig zu öffnen, um zu sehen, ob mir vielleicht ein Parasit entgegen kommt. Dabei platzte die Gaster bereits bei leichtem Druck auf und es ergoss sich der komplette Gasterinhalt. Ist das normal? Müsste da nicht eigentlich auch einige organe sein anstatt reiner Flüssigkeit? Deutet das vielleicht auf eine Infektion hin?

Boro hat geschrieben:Ich würde auf jeden Fall auf Haltungsfehler oder Krankheit tippen. Mit dem Alter der Individuen hat das sicher nichts zu tun

Zum Alter stimme ich dir zu. Einen Haltungsfehler würde ich im Moment aus folgenden Gründen ausschließen: die Königin zieht viel Brut auf, die Arbeiterinnen machen alle bis zum ableben einen exzellenten Eindruck, ich halte die Kolonie bereits seit Monaten mit den gleichen Bedingungen und hatte wirklich lange keinen einzigen Todesfall.

Fotos habe ich geschossen, dooferweise steht mir mein Laptop nicht zur Verfügung...

Gruß

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Re: Camponotus fulvopilosus Verstümmelungen

Beitragvon eastgate » Mittwoch 21. Mai 2014, 05:01

Moin Ameisenfreunde :-)

Nach einigen PN's mit einen wohl sehr erfahrenen Camponotus fulvopilosus Halter habe ich mich zu einem drastischen Schritt entschieden. Ich habe ausnahmslos alle älteren Arbeiterinnen, die also sichtbar voll ausgefärbt und ausgehärtet waren, von der Kolonie entfernt. Die Kolonie besteht nun nur noch aus 6 Arbeiterinnen und natürlich die Königin.

Wieso? Per PN berichtete mir der Halter, dass es bei gepuschten Kolonien dieser Art öfters zu Problemen kommt. Unter anderem eben diese Verstümmelungen, die sich die alten und neuen Arbeiterinnen gegenseitig zufügen.

Nun, mal schauen ob das sterben damit ein Ende hat. Ich hoffe es geht schnell wieder vorwärts bei ihnen.
Immerhin hat die Kolonie viel Brut, ca. 30 Larven und einige Eier.

Gruß

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Re: Camponotus fulvopilosus Verstümmelungen

Beitragvon Ameise1 » Freitag 23. Mai 2014, 05:59

Das klingt doch schon mal nicht schlecht.

Halte uns bitte weiter auf dem laufenden.

Martin
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