Selbstbau eines Deckels aus Aluprofilen, Glas und Gaze

Hier können Fragen rund um Formicarienbau, Einrichtung und Zubehör gestellt werden.

Selbstbau eines Deckels aus Aluprofilen, Glas und Gaze

Beitragvon SirEd » Montag 26. Mai 2014, 20:38

Wer von Euch hat sich bisher am Bau eines Deckels für sein Formicarium versucht??? Das Material für meinen ersten Versuch lag lange herum und wartete auf seinen Einsatz. Irgendwie hab ich mich nie so recht dran getraut - jetzt weiß ich auch warum!

Zur Ausgangssituation:
Im Zuge der Bestellung meiner neuen F. fusca Kolonie habe ich mich entschlossen, die Sache endlich mal anzugehen. Ich hatte noch einige alte Bilderrahmen aufgehoben, deren Glasscheiben ich nutzen wollte. Daher besorgte ich mir vor einiger Zeit:
- Eckprofile aus Aluminium (2x2cm)
- Feine Gaze zur Belüftung (Ants-Kalytta)
- Einen günstigen Glasschneider aus dem Baumarkt
- Aquariensilikon

Vorab:
Ich habe basteltechnisch eigentlich keine zwei linken Hände. In der Vergangenheit habe ich diverse Schränke erfolgreich zu Terrarien umgebaut, Rückwaende inklusive Wasserfall aus Fliesenkleber gestaltet, Rückwände mit Pflanzschalen aus Naturstein geklebt, Ameisennester aus Gips (dieses mit zweifelhaftem Erfolg) und aus Porenbeton gestaltet. Das Basteln des Deckels erwies sich aber als besondere Geduldsprobe...

Den Anfang machten die Glasarbeiten. Am Schneiden von Glasplatten hatte ich mich bislang noch nicht versucht. Da ich aber bereits gute Erfahrungen mit dem Bohren eines Aquariums gesammelt hatte, war ich überzeugt, es werde mit ausreichend Sorgfalt schon gehen. So kann man sich irren :). GEbraucht hätte ich eigentlich nur einen der Bilderrahmen. VERbraucht habe ich drei - und das nicht mit einem Ergebnis, auf das ich stolz sein könnte. Zum Glück kaschieren die Kanten der Aluprofile das gröbste.

Zunächst stelle ich fest, dass mein Alulineal, mit dem ich einesaubere Kante anhalten wollte, so dick war, dass ich den Glasschneider nicht auf das Glas drücken konnte. Abhilfe schaffte nach einigem Suchen ein breiter Glättspachtel, unter dessen Griff ich eines dieser quadratischen "Küchenschwammtücher" legte, um einerseits das Glas zu schützen und andererseits ein Verrutschen zu verhindern.
Und trotzdem: Bei jeder meiner Glasplatten gab es Stücke, die sich nach dem Anreißen einfach nicht lösen wollten - und dann zu Glasbruch führten...

20140507_221511.jpg

Irgendwann hielt ich das Ergebnis für akzeptabel. Gut, dass die Kanten der Aluprofile so lang sind!

20140507_221442.jpg

20140507_221451.jpg

20140507_221457.jpg


Ach ja, die Aluprofile...
Diese nur einigermaßen sauber auf-Gehrung-zu sägen, stellte sich als hohe Kunst heraus und kostete mich einige (!!!) Nerven.
Angezeichnet wurden die Schnitte im Vorfeld mit Winkel und Bleistift. Dann setzte ich sehr vorsichtig die Handsäge an und machte die ersten Züge. Nach mehrfachem Abrutschen, neu Anzeichnen und erneutem Abrutschen klappte es einigermaßen, wenn ich den (natürlich behandschuhten) Daumen als Führung nutzte und die ersten Züge noch vorsichtiger ansetzte, als zuvor. Dann Allerdings ergab sich das Problem, dass der oben liegende Schenkel des Eckprofils zwar leidlich im 45grad Winkel, der nach unten zeigenden Schenkel des Profils jedoch zu gerade gesägt war. Also schleifen, schleifen, schleifen, was natuerlich a) die zuvor sorgfältig abgemessene Länge beeinflusst und b) auch nicht ganz selbstverständlich zu einem sauberen Ergebnis führt. Im Ergebnis kam ich um das Herabsetzen meiner Erwartungen nicht herum, um nicht die halbe Nacht lang im Keller zu ackern und Alufeinststaub einzuatmen... Das Saegen der Profile nahm, die Misserfolge eingeschlossen, mehrere Stunden in Anspruch.

Das anschließende Verkleben von Aluprofilen und Glas klappte dafür ganz gut. Das genutzte Aquariensilikon kommt mir zwar etwas fester vor, als das billige vom Baumarkt, ließ sich aber doch recht einfach verarbeiten.
20140507_221618.jpg


Ich setzte zunächst die Profile auf das Aquarium und verklebte die vier Seitenteile mit Tesafilm. Anschließend legte ich den so vorbereiteten Rahmen auf die Arbeitsfläche und legte die geschnittenen Glasplatten ein. Nachdem nochmals die Winkel überprüft waren, kam das Silikon zum Einsatz. Zu viel aufgetragenes Silikon entfernte ich mit einer Abziehhilfe.

Dann schnitt ich den Gazestreifen zu und verklebte diesen möglichst sauber mit den Glasplatten. Um einen passenden Sitz zu garantieren, überzog ich die Unterseite des Aquariums möglichst faltenfrei mit Frischhaltefolie und setzte es in den Rahmen.

Am nächsten Tag schien(!) alles getrocknet zu sein. Beim Trennen von Aquarium und Rahmen wurde jedoch schnell klar, dass die Unterseite des Beckens den Rahmen so gut abgedichtet hatte, dass die weiter innen liegenden Klebeflächen längst noch nicht getrocknet waren. Also war alles nochmal glatt zu ziehen und weiter trocknen zu lassen. Der Gazestreifen allerdings war alles andere als dicht verklebt und musste nocheinmal ausgebessert werden. Ich umwickelte hierzu einen Teelichthalter aus Granit mit Frischhaltefolie und beschwerte die lockere Stelle, nachdem ich zuvor noch etwas Silikon zwischen Gaze und Glas verteilt hatte.

Mit dem Ergebnis war ich dann aber doch ganz zufrieden:

20140507_224847.jpg

20140509_181306.jpg

Aaaaaber dann, so etwa beim dritten Aufsetzen des wunderbar dichten Deckels, stellte ich fest, dass man aus Bilderrahmen besser keine Deckel klebt. Die linke Glasscheibe riss, und zwar auf voller Länge. Hinzu kam, dass ich später versuchte, durch das Auflegen eines ungeschützten Halogenspot den Bodengrund von überflüssiger Feuchtigkeit zu befreien.

P1020745.jpg

Die Hitze erweiterte den Riss noch stark, sodass ich derzeit statt zweifacher Beleuchtung nur noch einen Spot nutze.

P1020746.jpg

Dieser allerdings hat eine Abdeckung, die die Hitzeentwicklung anscheinend soweit in Grenzen hält, dass das zweite Glas noch keinen Riss hat. Mein bestelltes Thermo-Hygrometer ist zwar noch unterwegs, die Wärme sollte aber reichen. Schließlich stehen die Formicarien nun auf dem Beleuchtungskasten meines Aquariums und das kleinste der drei schafft es mit ebenfalls nur einem Spot leicht auf 33°C, was ich wiederum schon fast erschreckend finde.

Naja, für den Austausch des defekten Deckelglases zum Ersetzen des defekten Glases bleibt im Moment keine Zeit. So muss der Tesafilm für's erste reichen (sollte er auch).

Mein Fazit:
Basteln macht Spaß! Meistens zumindest. Trotzdem der Deckel nun gerissen ist und die nicht bündig schließenden Kanten mit Silikon verschlossen werden mussten, freue ich mich, das ehemalige Aquarium nun guten Gewissens als Formicarium nutzen zu können - mit dichtem Deckel! Schade, dass mich das Ergebnis trotz der vielen Arbeit und der großen Sorgfalt nicht ganz zufrieden stellen konnte. Aber es war schließlich auch mein erster Versuch.

Beim zweiten würde ich in jedem Fall folgendes anders machen:
1) Falls möglich, die Aluprofile professionell auf Gehrung sägen lassen.
2) KEIN Bilderrahremnglas mehr nutzen. Lieber stärkeres Fensterglas, das teils günstig beim Glaser zu haben ist - oder alte Aquarien vom Schrott, wenns unbedingt no-budget werden soll
3) Vorsichtiger mit der Beleuchtung umgehen! Das Auflegen von Halogenspots ist (...Überraschung...) ein Risiko.
4) Das benötigte Werkzeug VORHER rauslegen, insbesondere die Silikonpistole :)

Diesen Text zu schreiben hat Spaß gemacht! Vielleicht hilft er ja dem ein oder anderen, Fehler zu vermeiden.
Ich habe schon einige professionell aussehende Deckel im Netz gesehen, die mich motiviert haben, es selbst einmal zu versuchen. Demnach muss theoretisch auch ein professionelles Ergebnis möglich sein!!! :) Also lasst euch nicht entmutigen! Ich drücke Euch die Daumen.

Viele Grüße, SirEd
  • 6

Gehaltene Arten:
Formica sanguinea, Formica fusca
Benutzeravatar
SirEd
Mitglied
 
Beiträge: 18
Registriert: Montag 14. April 2014, 07:51
Bewertung: 20

Zurück zu Technik und Basteln

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste

Reputation System ©'