Bienensterben!

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Bienensterben!

Beitragvon Merkur » Donnerstag 15. Juni 2017, 09:05

Alles halb so schlimm, oder wie?

(Ich habe ein paar Bemerkungen in ( ...) in den Text eingefügt. - Merkur)

Heute in http://www.t-online.de/heim-garten/gart ... etten.html
(Das Interview ist vom 29.03.2017)

Was ist der Grund für das Bienensterben?

"Die Kombination von Varroamilben und Viren ist der Hauptgrund für die sogenannten Winterverluste, das heißt, dass die Bienen den Winter nicht überleben", erklärt Bienefeld, der Leiter des Instituts für Bienenkunde an der Humboldt Universität Berlin. Alles andere sei deutlich geringer gefährlich, wie zum Beispiel ungünstige Wetterbedingungen oder der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
(Jetzt sind Pflanzenschutzmittel auf einmal geringer gefährlich ? - Merkur)

Sobald die Milben den Bienenlarven das Virus in die Lymphe (das "Blut" der Biene) spritzen, erkranken diese und es kommt zu Symptomen wie verkürzter Hinterleib, Flügeldeformationen und verkürzte Lebenserwartung. "Was vor Kurzem erst entdeckt wurde: Auch der Speichel der Milbe scheint das Immunsystem der Biene negativ zu beeinflussen, sodass alles gegen die Biene zusammenarbeitet und zu den dramatischen Folgen führt", sagt der Experte.
(Von dem Virus aus der Varroa lese ich hier zum ersten Mal. - Merkur)

Imker bekämpfen den Parasiten

Im Kampf gegen die Varroamilbe setzen die Imker meist Ameisensäure ein. Diese kann beispielsweise auf ein Schwammtuch aufgetragen werden, das auf dem Bienensitz, also dem "Wohnsitz" des Bienenvolkes, platziert wird. Durch die Dampfkonzentration der Säure werden die in der verdeckelten Brut lebenden Milben getötet. "Wenn das effizient und zur richtigen Zeit gemacht wird, ist das einigermaßen erfolgreich", weiß Bienefeld. Der nachhaltige und bessere Weg ist aber, Bienen zu züchten, die mit der Milbe zurechtkommen.

"Wir züchten Bienen, die die Varroamilben in den verdeckelten Brutzellen erkennen und bemerken, dass sie sich gerade vermehren. Sie öffnen dann die Zelldeckel, reißen die Brut heraus und hindern den Parasit somit an der Vermehrung. Und ein Parasit, der permanent bei der Vermehrung gestört wird, ist kein gefährlicher Parasit mehr. Wenn die Bienen das dauerhaft machen würden, ist das Problem Varroa gelöst", verrät der Experte den aktuellen Stand der Forschung.
(Wie lange wird es dauern, bis genügend Völker der Apis mellifera durch resistente Völker ersetzt sind, bundesweit, in Europa, weltweit? - Merkur)

Wie können Sie die Biene retten?

Was der einzelne Mensch tun kann, um den einheimischen Bienen zu helfen, sei ganz einfach, erläutert Bienefeld: "In Deutschland werden pro Jahr ungefähr 100.000 Tonnen Honig verzehrt, aber nur 25.000 Tonnen werden von deutschen Bienenvölkern produziert. Es gibt die Tendenz, dass im Supermarkt nur auf den Preis geschaut wird. Deswegen wird dann eher der Honig gekauft, der meist aus Südamerika oder Asien stammt."

"Es wäre eine große Hilfe, wenn Sie den einheimischen Honig, das heißt den Honig beim Imker in der Nähe kaufen. Damit unterstützen Sie die einheimische Imkerschaft und fördern somit die Bienenhaltung", erklärt der Experte.

Darüber hinaus können Sie eine Wasserschale mit essbaren Blüten auf Ihren Balkon stellen. Dies ist nicht schön anzusehen sondern bietet den fleißigen Insekten auch eine ideale Möglichkeit, zu trinken. Zusätzlich dienen Kapuzinerkresse, Ringelblumen oder Boretsch als Nahrungsquelle für die Bienen.
(Hier mache ich mal ein Fragezeichen dran. Blühende Pflanzen auf dem Balkon: Ja! Aber wieso essbare Blüten in einer Wasserschale? - Merkur)

Wie dramatisch ist das Bienensterben?

"Die Verluste sind gemessen am langjährigen Mittel überdurchschnittlich, aber nicht im dramatischen Bereich", erklärt Christoph Otten vom Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen die aktuelle Situation. "Man kann davon ausgehen, dass es knapp 200.000 Bienenvölker sind, die deutschlandweit den Winter nicht überlebt haben." Die Berechnung basiert nach Angaben des Fachzentrums auf Zahlen einer Online-Erhebung, an der sich mehr als 10.000 Imker beteiligten.

"Es gibt durchaus in manchen Jahren hohe Verluste bei den Bienen", bestätigt auch Bienefeld. Allerdings könne nicht die Rede von Bienensterben sein: "Im Gegenteil: Weltweit und auch in Deutschland ist insgesamt ein Anstieg der Bienenvölker und der Imker festzustellen."
(Da gehen die "Meinungen" der Experten ja sehr weit auseinander! - Merkur)

Wie wichtig sind Bienen?

Dennoch sieht auch der Experte ein Problem, wenn es nicht gelänge, die Varroamilbe zu bekämpfen. "Nehmen wir einmal an, wir hätten kaum noch Bienen, dann wäre unser Nahrungsangebot deutlich eingeschränkt, sowohl qualitativ als auch quantitativ. Es gäbe deutliche Verluste in der Nahrungsmittelproduktion."

Die Bedeutung der Biene sollte zudem nicht heruntergespielt werden: "Man schätzt, dass über die Bestäubung von Insekten, speziell der Honigbiene, ungefähr 9,5 Prozent des gesamten Ertrages aus der Lebensmittelproduktion erwirtschaftet wird. Das sind knapp 160 Milliarden Euro weltweit. Bienen spielen eine große Rolle und wenn wir sie nicht hätten, dann hätten die Landwirte nichts zu ernten."
--

So weit der Bericht. Was mir immer wieder fehlt, ist die Tatsache, dass Honigbienen zwar für die Obstproduktion von enormer Bedeutung sind, dass aber die Hauptmasse der Produktion pflanzlicher Nahrung von windbestäubten Pflanzen (Getreide inkl. Mais) stammt, wobei die Bienen keine Rolle spielen.

MfG,
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Re: Bienensterben!

Beitragvon Reber » Donnerstag 15. Juni 2017, 10:37

Hallo Merkur, vielen Dank fürs den Artikel! Zu einigen Anmerkungen und Fragen kann ich etwas beitragen:

Jetzt sind Pflanzenschutzmittel auf einmal geringer gefährlich?


Tja, dazu kann man nur sagen, dass es (finanz)mächtige Interessen gibt, die nicht wollen, dass es den Insektiziden bzw. Neonicotinoiden an den Kragen geht. Ein Beispiel: Hier berichtet der „Infosperber“ wie z.B. Syngenta Forscher beeinflusst: «It’s the Varroa, stupid».

Der Rückgang der Wildbienen und Insekten allgemein, welche nicht an der Varroa leiden, spricht aus meiner Sicht eine deutliche Sprache. Die Varroa-Milbe jedenfalls ist dafür schon mal nicht verantwortlich.
Nichtsdestotrotz, die Varroa ist ein ernstzunehmender Honigbienen-Gegner und muss regelmässig behandelt werden. Genau so wie die Bienen genug Futter brauchen um über den Winter zu kommen…

Von dem Virus aus der Varroa lese ich hier zum ersten Mal.


In der Tat ist die Forschung hier noch nicht so weit, sie läuft aber auf Hochtouren. In Imkerkreisen wird diesbezüglich seit etwa 10 Jahren informiert (Bienenzeitung etc.) es gibt viele verschiedene Viren, welche die Milbe massenhaft übertragen kann. Allerdings ist die einzige Massnahme die der Imker ergreifen kann auch hier wiederum die Varroabekämpfung.
http://www.lvthi.de/doku/gesundheit/Bie ... rblick.pdf

Hier mache ich mal ein Fragezeichen dran. Blühende Pflanzen auf dem Balkon: Ja! Aber wieso essbare Blüten in einer Wasserschale?

Das kann ich mir nur so erklären, dass es als Schutz vor dem Ertrinken für die Bienen (und andere Insekten) gedacht ist, ähnlich wie Wasserlinsen. Offene Wasserflächen in leuchtfarbigen Eimern u.ä. sind für viele fliegende Insekten eine Todesfalle.

Zum Thema noch Beobachtung: Meine Bienen mögen am liebsten etwas „schmutzigeres“ Wasser, also solches aus Teichen und Regentonnen. Frischwasser aus der Leitung wird bei Alternativen ignoriert!
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Re: Bienensterben!

Beitragvon Boro » Mittwoch 28. Juni 2017, 07:51

Kleiner Silberstreifen am Horizont?
Gestern in einer Tageszeitung gefunden, offenbar noch nicht im www.
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Trailandstreet » Montag 7. Mai 2018, 11:55

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Bienensterben!

Beitragvon Anon » Montag 24. September 2018, 20:34

Eine neue Studie (er)klärt, wie das Pflanzengift Glyphosat zum Bienensterben beiträgt:

Glyphosate perturbs the gut microbiota of honey bees / Paper: http://www.pnas.org/content/early/2018/09/18/1803880115

Dazu Spiegel Online:

[..] Die Autoren ordnen die Signifikanz der Studie mit einem Kurzkommentar ein, der die Diskussion um Glyphosat wieder deutlich anheizen dürfte. Sie schreiben: "Die erhöhte Sterberate von Honigbienen-Kolonien wird verschiedenen Faktoren zugeschrieben und wird bisher nicht vollständig verstanden. Das Herbizid Glyphosat soll für Tiere harmlos sein, weil es ein Enzym angreift, das man nur in Pflanzen und Kleinstlebewesen findet. Bienen sind jedoch auf spezialisierte Darmbakterien angewiesen, die ihr Wachstum und ihre Verteidigungsfähigkeit gegen Krankheitserreger fördern. Die meisten Darmbakterien von Bienen beinhalten das Enzym, gegen das Glyphosat wirksam ist." [..]


Ganzer Artikel: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 29816.html
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Re: Bienensterben!

Beitragvon Boro » Donnerstag 27. September 2018, 07:45

Manchmal kommt beim Lesen der Frühstücks-Zeitung Freude auf...........
Ich habe über den Skandal schon im vorigen Jahr berichtet. Pikantes Detail am Rande: Der gute Mann hatte über Jahre die heimischen Schulen mit frischem, gesundem (??) Obst versorgt
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Der Mann ist noch immer Obmann dieses Vereins, ja, in Österreich kennen wir keine "Rücktritts-Kultur"
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Re: Bienensterben!

Beitragvon Trailandstreet » Donnerstag 27. September 2018, 09:14

Weil wir gerade dabei sind, hier noch ein passender Beitrag des Umweltmagazins Unkraut

https://www.br.de/br-fernsehen/programm ... 28748.html
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Re: Bienensterben!

Beitragvon Reber » Dienstag 9. Oktober 2018, 11:34

Virusinfektionen der Bienen lassen sich durch Extrakte aus bestimmten Pilzen eindämmen, zeigen Experimente. Damit Imker die Behandlungsmaßnahme einsetzen können, müssen allerdings erst effektive Produktionsverfahren für das Pilz-Extrakt entwickelt werden, sagen die Forscher.


https://www.wissenschaft.de/umwelt-natu ... ke-bienen/
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Re: Bienensterben!

Beitragvon Trailandstreet » Montag 26. November 2018, 12:47

Hier mal ein kurzes Video, wie Bienen beim Schwärmen dem Wind trotzen.
https://twitter.com/i/status/1067013848987648000
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Re: Bienensterben!

Beitragvon Merkur » Mittwoch 12. Dezember 2018, 20:52

Lesenswertes über Bienen und Imkerei:

https://www.genussgemeinschaft.de/wp-co ... _20Mai.pdf

Dass für den 20 Mai 2018 ein "Weltbienentag" angekündigt war, ist mir wohl angesichts der inzwischen so großen Zahl an Welt-XXX-Tagen durch die Lappen gegangen.
Obwohl ich eigentlich Nachrichten und Zeitungsberichte recht regelmäßig konsumiere. :roll:

Der 20 Mai war der Pfingstsonntag. Man findet unter "Weltbienentag" so allerlei im Netz, u. a.:
https://www.kuriose-feiertage.de/weltbienentag/ (Wobei öfter mal Hummeln stellvertretend für Bienen abgebildet werden).

MfG,
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Re: Bienensterben!

Beitragvon Boro » Samstag 16. Februar 2019, 19:31

"Bienenkrieg" in Kärnten

Aus dem Südostalpenraum stammt bekanntlich die Carnica-Biene(Kärntner- oder Krainer-Biene), darauf habe ich schon oben irgendwo hingewiesen. Es gibt bei uns ein "Bienenwirtschaftsgesetz", das ausschließlich diese Bienenrasse im Land erlaubt. Tatsächlich gibt es aber auch die Buckfast-Biene, auf die viele Erwerbsimker schwören, weil sie angeblich ertragreicher ist. Nun dürfte diese Art eigentlich hier nicht existieren, aber das Bienenwirtschaftsgesetz wurde diesbezüglich nie exekutiert. Was passiert mit einem Gesetz, an das man sich nicht halten muss? Ganz einfach, es wird ignoriert. Jetzt wird es interessant für den gelernten Österreicher! Wenn ich den "Finger bekomme, will ich gleich die ganze Hand" denkt man sich. Flugs verlangt der Erwerbsimkerverband eine regionale Zulassung der buckfast-Biene mit kilometerbreiten Freizonen zwischen den beiden Unterarten. Wie das gehen soll? Wahrscheinlich weiß das niemand, denn dann dürfte es ja dort überhaupt keine Bienenzucht geben.
Wer befruchtet dann die Pflanzen? Ich vermute, das wäre nicht einmal dramatisch, weil ich dem sehr interessanten Vortrag von Dr. Andreas Segerer von der Münchner Entomologischen Gesellschaft, der anlässlich der Jahrestagung der Entomologen in Kärnten über das dramatische Insektensterben referiert hat, entnommen habe, dass die Honigbiene nur für etwa 1/3 der gesamten Bestäubungsarbeit aufkommt. Den Rest übernehmen alle möglichen Insekten, solitäre Bienen, Wespen, Fliegen, Schmetterlinge usw. und nicht zuletzt auch in geringem Umfang die Ameisen. Womit wir wieder bei den Ameisen wären........
Aber zu zurück zu den Erwerbsimkern: Diese müssen sich mit der Politik gut stellen (Agrarlandesrat), schließlich sind sie zwar zahlenmäßig weit den "Hobbyimkern" unterlegen, aber sie haben eine gewisse Lobby, über welche die geplagten Hobby-Imker nicht verfügen. Geimeinsam mit der Politik muss man daher eine Enquete initiieren, auf der man weit überproportional vertreten ist. Passt, so versucht man das hinzukriegen. Jetzt gibts einmal Streit und Stillstand. Guter Rat ist teuer.
Der Laie fragt sich, um was geht es hier überhaupt? Die Bewahrer der autochthonen Carnica befürchten den Untergang dieser Bienenrasse duch Hybridisierung. Anders ausgedrückt: Bewahrung einer heimischen Art vs bloße Geschäftsinteressen einer Gruppe von Imkern, denen nichts heiliger ist als Ertrag, Gewinn, Geschäft.

Bevor ich es vergesse: Der zu Strafzahlungen und Gefängnis (nicht rechtskräftig) verurteilte Obmann des Erwerbsobstvereins im Kärntner Lavanttal, der unmittelbar für den Tod von 800.000 Bienen verantwortlich ist und jahrelang von der öffentlichen Hand geförderte Aktionen zum Thema "gesundes Obst an unseren Schulen" durchgeführt hat, ist wieder zum Obmann gewählt worden. Das glaubt niemand? Doch es stimmt, so geht Politik bei uns! Es lebe die Natur........
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Re: Bienensterben!

Beitragvon Trailandstreet » Freitag 22. Februar 2019, 10:34

Auch wenn es den meisten Insekten bei uns nicht so gut geht, findet man doch mal das eine oder andere Insekt wieder.

https://www.spektrum.de/news/bienengiga ... kt/1625702

...wie man die nur übersehen konnte?
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Re: Bienensterben!

Beitragvon Merkur » Freitag 22. Februar 2019, 12:00

Zu Trailandstreet, Riesenbiene:
Leider, oder besser glücklicherweise, kommt man nicht so leicht auf diese kleine Molukkeninsel in Indonesien. Aber was in dem Artikel steht, ist schon sehr ärgerlich:
Die bislang einzige größere Studie zu Megachile pluto erfolgte 1981, danach verschwand sie vom Radar der Biologen – was unter anderem an ihrem abgelegenen Verbreitungsgebiet liegt, das nur selten von Forschern aufgesucht wird. Wilderer hingegen scheinen die Region öfter zu besuchen. Denn hellhörig wurden Entomologen 2018, als ein frisch gefangenes Exemplar für rund 9000 US-Dollar über eBay an einen privaten Sammler versteigert wurde; ein zweites Tier ging kurze Zeit später für über 4000 US-Dollar über den Tisch. Nach indonesischem Recht ist dieser Handel illegal. Dennoch sorgen sich die Wissenschaftler wegen der hohen Preise, welche die Bienen erzielen: Sie sind ein Anreiz für weitere Wilderer.
(Hervorhebungen durch mich, Merkur). - Für die Art wäre es besser, wenn sie weiterhin "verschwunden" geblieben wäre!
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Re: Bienensterben!

Beitragvon Merkur » Donnerstag 18. März 2021, 15:30

"Imker-Führerschein?"

Agrarministerin fordert Fachwissen 16.03.2021
Strengere Regeln für Hobby-Imker
Die Fraktionen von SPD und CDU im Landtag Niedersachsens fordern einen verpflichtenden Imkerschein, mit dem auch Hobbyimker grundsätzliche Sachkunde im Umgang mit Bienenvölkern nachweisen müssen.
Quelle: https://www.weser-kurier.de/region/nied ... e,amp.html

"Ob an Feldrändern, in Schrebergärten, auf dem Garagendach oder auch auf dem eigenen Balkon: Imkern ist in. In Niedersachsen stieg die Zahl der Bienenhalter binnen zehn Jahren um zwei Drittel. Derzeit gibt es etwa 15.000 in Vereinen organisierte Imkerinnen und Imker mit insgesamt 100.000 Völkern. Bei den allermeisten handelt es sich um Hobbyhalter. Und deren tatsächliche Zahl schätzt das Landwirtschaftsministerium in Hannover noch einmal um 20 Prozent höher: „Es gibt in Niedersachsen auch relativ viele nicht-organisierte Imker – Tendenz steigend.“

"Diesen Wildwuchs will die SPD/CDU-Koalition jetzt allerdings mit einem „Imker-Führerschein“ in geordnete Bahnen lenken. Jeder Halter soll künftig seine Sachkunde im Umgang mit dem kleinsten Nutztier der Welt nachweisen müssen. „So lobenswert der Einsatz für die Bienen ist, eines muss auch klar sein: Die Imkerei braucht Fachwissen, das man nicht mal nebenbei über Youtube oder mehr oder weniger seriöse Internetquellen erwirbt“, sagte Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) im Gespräch mit dem WESER-KURIER. Daher sei ein Imkerschein für die Bienenhaltung dringend notwendig."

(In dem Bericht werden auch Gegenargumente genannt).

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Re: Bienensterben!

Beitragvon Erne » Freitag 19. März 2021, 21:40

Eine Überlegung die mir dabei in den Sinn kommt, ist ein „verpflichtenden Imkerschein“ hilfreich oder nur ein weiter Bürokrateneinfall?
Bienen, sind ein wesentlicher Bestandteil in der Erhaltung von Pflanzen und noch mehr, erforderlich für deren Bestäubung, mit dem Hintergrund guter Ernten zu erreichen.
Ist es da nicht angebracht so viele wie mögliche Bienenvölker zu haben?
Für mich ist ein „verpflichtenden Imkerschein“ kontraproduktiv, wieso das?
Aus meiner Sicht wird eine derartige Gesetzlage dazu führen, dass die Anzahl der Hobbyimker sich reduziert.
Bin selber Hobbyimker seit ewigen Zeiten, Grundlage um beurteilen zu können was an Wissen für eine erfolgreiche Bienenhaltung notwendig ist.
Das lässt sich nicht einfach so erlernen um einen „verpflichtenden Imkerschein“ zu erwerben, ganz davon abgesehen wie dieser letztendlich gestaltet sein könnte.
Wissenschaftler haben Bienenhaltern die Varroamilbe beschert, einige andere Binnenkrankheiten gibt es auch noch, sicherlich ist es notwendig sich dahingehend entsprechende Informationen an zu eigenen, daraus resultierend „verpflichtenden Imkerschein“ einzuführen, aus meiner Sicht, es würde zukünftig weniger Hobbyimker geben.

Ob das zum Nutzen dem Erhalt der Pflanzenwelt und der Erwerbswirtschaft, die auf Bienen als Bestäuber angewiesen sind, sei dahingestellt.

Grüße Wolfgang
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Erne
 

Re: Bienensterben!

Beitragvon Merkur » Donnerstag 8. April 2021, 16:15

Roundup causes high levels of mortality following contact exposure in bumble bees
Edward A. Straw Edward N. Carpentier Mark J. F. Brown
First published: 06 April 2021
https://doi.org/10.1111/1365-2664.13867
https://besjournals.onlinelibrary.wiley ... 2664.13867

Abstract
1. Pollinators underpin global food production, but they are suffering significant declines across the world. Pesticides are thought to be important drivers of these declines. Herbicides are the most widely applied type of pesticides and are broadly considered ‘bee safe’ by regulatory bodies who explicitly allow their application directly onto foraging bees. We aimed to test the mortality effects of spraying the world's most popular herbicide brand (Roundup®) directly onto bumble bees Bombus terrestris audax.
2. We used three Roundup® products, the consumer products Roundup® Ready‐To‐Use and Roundup® No Glyphosate, the agricultural product Roundup® ProActive, as well as another herbicide with the same active ingredient (glyphosate), Weedol®. Label recommended pesticide concentrations were applied to the bees using a Roundup® Ready‐To‐Use spray bottle.
3. Bees exhibited 94% mortality with Roundup® Ready‐To‐Use® and 30% mortality with Roundup® ProActive®, over 24 hr. Weedol® did not cause significant mortality, demonstrating that the active ingredient, glyphosate, is not the cause of the mortality. The 96% mortality caused by Roundup® No Glyphosate supports this conclusion. Dose‐dependent mortality caused by Roundup® Ready‐To‐Use, further confirms its acute toxicity. Roundup® products caused comprehensive matting of bee body hair, suggesting that surfactants, or other co‐formulants in the Roundup® products, may cause death by incapacitating the gas exchange system.
4. These mortality results demonstrate that Roundup® products pose a significant hazard to bees, in both agricultural and urban systems, and that exposure of bees to them should be limited.
5. Synthesis and applications. Surfactants, or other co‐formulants, in herbicides and other pesticides may contribute to global bee declines. We recommend that, as a precautionary measure until co‐formulant identities are made public, label guidelines for all pesticides be altered to explicitly prohibit application to plants when bees are likely to be foraging on them. As current regulatory topical exposure toxicity testing inadequately assesses toxicity of herbicide products, we call for pesticide companies to release the full list of ingredients for each pesticide formulation, as lack of access to this information hampers research to determine safe exposure levels for beneficial insects in agro‐ecosystems.
--
Roundup verursacht bei Hummeln hohe Mortalität nach Kontakt mit Roundup.
Herbizide werden gewöhnlich als „bienensicher“ betrachtet. Doch dies gilt nicht, wenn das Pflanzengift direkt auf Hummeln und Honigbienen gesprüht wird. Dazu wurden Versuche mit mehreren handelsüblichen Roundup-Produkten durchgeführt, die sehr hoher Mortalität bewirkten.
Surfactants (oberflächenaktive Substanzen, Tenside), die in den Produkten enthalten sind, haften sichtbar der Behaarung der Bienen an. Es wird angenommen, dass der letale Effekt durch Störungen des Gasaustausch-Systems (Tracheenatmung!) bewirkt wird.
Im letzten Absatz wird gefordert, dass in Anwendungsvorschriften ausdrücklich verboten wird, die Pestizide auf Pflanzen zu applizieren, wenn darauf Nahrungssuche durch Bienen zu erwarten ist (neben Blüten z. B. auch Honigtau!- Anm. Merkur). Außerdem sollten die Hersteller die volle Liste der Inhaltsstoffe der verschiedenen Herbizid-Formulierungen veröffentlichen, da man ohne diese Information keine Forschung über sichere Expositions-Grenzwerte betreiben kann.
--

In den 1980er Jahren habe ich an einer Untersuchung imm Rahmen eines DFG-Schwerpunktprogrammes mitgewirkt:
Aßmuth, W., Buschinger, A., Franz, J.M., Groh, K., Tanke, W.: Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmaßnahmen auf die Agrozoozönose von Rübenkulturen. In: DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft, Herbizide II, Forschungsbericht, p. 44-79, VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim1986.
Wir fanden recht gravierende Unterschiede in der Arthropodenfauna unterschiedlich behandelter Parzellen. Doch ist solche Forschung irgendwie unbefriedigend: Die damaligen Herbizide sind heute nicht mehr in Gebrauch. Entwicklung und Einsatz neuer Pestizide gehen schneller voran als die Forschung über eventuelle Nebenwirkungen. :(

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