Kalikokrebs – Eingeschleppte Art wird invasiv

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Kalikokrebs – Eingeschleppte Art wird invasiv

Beitragvon Merkur » Freitag 13. Juli 2018, 09:24

Anzahl "im Millionenbereich"
"Killermaschine Kalikokrebs" bedroht Tierwelt in Deutschland
12.07.2018, 16:50 Uhr | Anika von Greve, dpa
https://www.t-online.de/leben/familie/i ... rwelt.html

(Ich füge ein paar Kommentare farbig ein - Merkur)

Fressen, fressen, vermehren – darin besteht für den aus Nordamerika eingeschleppten Kalikokrebs der Sinn des Lebens. Was wiederum das Ende des Lebens für viele einheimische Amphibien und Wasserinsekten bedeutet. Doch dem Vielfraß kann Einhalt geboten werden.
(Sehr optimistisch!)

Der nach Deutschland eingeschleppte Kalikokrebs hat sich rasch ausgebreitet. Er wurde vermutlich 1993 in der Nähe von Baden-Baden ausgesetzt und ist nach Expertenangaben inzwischen in den Gewässern entlang des gesamten Oberrheins zu finden.
(Also „ausgesetzt“! Vermutlich nicht per Schiff eingeschleppt, sonst wäre er andernorts auch schon aufgetreten)

"Ich wage mal eine grobe Schätzung: In 80 Prozent der Auengewässer findet sich der Kaliko", sagt Andreas Stephan, der gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Herrmann an der Pädagogischen Hochschule (PH) Karlsruhe ein Forschungsprojekt zu dem nordamerikanischen Flusskrebs betreut. Das gefräßige Tier bedrohe Amphibien und Insekten, etwa Libellen, massiv. Es nimmt ihren Lebensraum in Beschlag und hat großen Appetit.

Zahl der Kalikokrebse befindet sich "im Millionenbereich"

Der Kalikokrebs verbreitet sich explosionsartig, weil er sich in extrem kurzen Zyklen und riesiger Zahl vermehren kann. "Ein Krebs, der Anfang des Jahres aus dem Ei schlüpft, ist schon im August des gleichen Jahres geschlechtsreif und kann Hunderte von Eiern tragen", sagt Stephan. Der Forscher schätzt, dass die Zahl der Kalikokrebse sich inzwischen "im Millionenbereich" befindet.

Ein weiteres Glück für den Krebs, aber Unglück für die Artenvielfalt: Das Tier wandert im gewissen Maße auch über Land – und zwar das ganze Jahr, ergab eine Auswertung von Sichtungen wandernder Krebse, die der Nabu-Experte für Flusskrebse, Adam Schnabler, sowie die Hochschulforscher Stephan und Herrmann kürzlich veröffentlichten. Das heißt, dass die Tiere auch in Gewässer abseits von Bächen und Flüssen gelangen.

Inzwischen ist der Krebs nach Worten Schnablers im Süden bei Offenburg (Baden-Württemberg) angelangt und im Norden bis ins rheinland-pfälzische Worms vorgedrungen. Auch im Elsass sei er längst ansässig. Allerdings dürfte er damit mehr oder weniger sein maximales Verbreitungsgebiet erreicht haben, das ihm von Natur aus möglich sei, schätzt Schnabler. Denn der Krebs habe eine Vorliebe für lehmige Gewässer und Auen. Er möge keine sandigen Böden.

Man müsse sich dennoch weiter Sorgen machen, dass der Krebs von Menschen in neue Gebiete eingeschleppt werde, beispielsweise als Fischfutter in Forellenzuchtanlagen. "Dann wird er auch dort heimisch, wo er von sich aus nicht hinwandern würde."

So kann der Bestand verringert werden
(verringert, nicht ausgerottet!)
Auch wenn man den Kalikokrebs (Orconectes immunis) flächendeckend nie mehr los wird, so gibt es doch Möglichkeiten, den Bestand zu dezimieren und einheimische Amphibien und Insekten wieder anzusiedeln: "Man muss Kleingewässer sanieren und neue Gewässer so anlegen, dass der Krebs da möglichst nicht hineinkommt", sagt Schnabler.
(Was ein Aufwand!)

Baumstammbarrieren helfen dabei, das Tier vom Wandern abzuhalten und Kiesufer hindern es daran, sich zu vergraben. "In Einzelfällen mag auch das Ablassen und temporäre Trockenlegen von Gewässern in Erwägung zu ziehen sein", sagt ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums Baden-Württembergs.

Passiert nichts, "so gehen wir davon aus, dass der Krebs in 10 bis 15 Jahren dafür gesorgt hat, dass Amphibienbestände massiv eingebrochen sind und keine Chance mehr auf Erholung haben", sagt Stephan. Nabu-Experte Schnabler hält den Kalikokrebs für die schlimmste invasive Tierart im Südwesten. "Er ist eine richtige Killermaschine."

Kalikokrebs.jpg
Ein Kalikokrebs: Das Tier, das ursprünglich in den USA beheimatet ist, verbreitet sich explosionsartig. (Quelle: Karsten Grabow/dpa)
--- So weit der Artikel. ---
Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Kalikokrebs

Worauf ich aufmerksam machen möchte:
- Das Tier ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit „ausgesetzt“ worden.
- 1993 ausgesetzt; jetzt, erst 25 Jahre später, wird es auffällig. Eine solche „Vorlaufzeit“ ist bei invasiven Arten sehr oft zu beobachten.
- Es sind eigentlich Tiere, die man nicht übersehen kann; Angler, Fischer, Gewässerkundler, sie alle müssten „darüber stolpern“.
- Frage: Wie sieht das aus, wenn gebietsfremde Ameisen ausgesetzt werden oder auskommen und dann eine derartige Entwicklung durchmachen?
- Was wäre die beste Möglichkeit, derartige „Natur-Katastrophen“ zu verhindern? - Doch wohl, es erst gar nicht dazu kommen zu lassen; so etwas nicht eigens noch einzuführen und in die Hände von arglosen Haltern zu geben. Denn: Wenn es „passiert ist“, sind solche Organismen nicht mehr auszurotten, allenfalls noch „einzudämmen“, siehe oben!

Anscheinend gibt es in unserer heimischen Fauna noch keine Gegenspieler. Gegen die "Krebspest" ist er wohl immun. Vielleicht nimmt sich der Waschbär der Sache an? - Aber das ist ja ebenfalls ein amerikanischer Immigrant, in Ausbreitung begriffen, und da er nicht von Krebsen alleine leben kann, frisst er sich durch Obstgärten und die Vogelfauna!

Ein Vergleich drängt sich auf: Das feine Gewebe einer Nylon-Strumpfhose wird durch eine kleine Beschädigung gefährdet. Man kann mit einem Tröpfchen Klebstoff zunächst das Schlimmste etwas aufhalten, die Laufmaschen stoppen. Aber letztlich ist das ganze Stück ruiniert. - Das Geflecht ökologischer Beziehungen in der Natur ist ähnlich sensibel.

MfG,
Merkur
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