Es ist schon hinlänglich bekannt, wie wenig wählerisch die häufige Wildbiene Osmia cornuta bei der Nestwahl ist. Laut Literatur eignen sich alle vorhandenen Gänge in geeigneter Grösse. Etwa von anderen
Bienen gegrabene Niststollen in Löss- und Lehmwänden, Käferfrassgänge in Holz, Bohrlöcher in Hauswänden, Abflussröhrchen in Fensterrahmen etc. Und der bevorzugte Durchmesser dieser Niststollen, liegt zwischen 7 mm und 9 mm Innendurchmesser. Nishilfen mit 8 mm-Bohrungen werden jedenfalls bei mir gerne und zuerst besiedelt.
Von Zeit zu Zeit probiere ich neue Nisthifen aus, um die Produkte zu testen und um Parasiten vorzubeugen. Ich achte aber auch auf Vielfalt, damit sich unterschiedliche Arten ansiedeln können. Die Nisthilfe von der ich hier berichte stammt von einem Gelegenheitskauf aus einem Baumarkt. Ein sehr günstiges Modell und es ist noch zu untersuchen ob und wie brauchbar, weil es sichtlich Mängel aufweist. Die Tiefe der Röhrchen ist an der unteren Grenze und die Stängel sind nicht sauber geschnitten bzw. deren Kanten nicht abgeschliffen, drum teilweise ausgefranst. Manche der wenigen Halme schienen mir viel zu gross und wohl eher als gestalterisches Element eingebaut worden zu sein. Die Anderen aber aufgrund ihres geringen Durchmessers immerhin gut für kleine Arten - welche die Röhrchen allerdings teilweise ausfressen können müssen. Jedenfalls sicher nichts für die grossen, häufigen Osmia-Arten: Mit einem Durchmesser von ca. 15 mm dachte ich, sind die grossen Röhrchen für Osmia cornuta (und alle anderen Arten) viel zu weit, der Aufwand die Niststkammern abzutrennen und zu verschliessen für die
Bienen viel zu gross. Und in die kleinen Halme von 2-6 mm Durchmesser passen die Weibchen sowieo nicht rein.
Doch dann erlebte ich eine Überraschung: Obwohl noch jede Menge, teilweise neue 8 mm Pappröhrchen und Holzbohrungen vorhanden waren, konnte ich ein Weibchen beim Reinigen der Seitenwände eines der, wie mir schien, viel zu grossen Halme beobachten. Zuerst dachte ich, dass es seinen Fehler schon noch bemerken und bald eine bessere Wahl treffen würde. Doch dann konnte ich an einem weiteren Halm mit 14 mm Innendurchmesser ein Weibchen beobachten, das gerade seinen eindrücklichen Verschlusspfropfen aus feuchtem Sand und Drüsensekret fertigstellte. Unglaublich, diese Flexibilität!
Und noch ein Gedanken werde ich nicht los. Ich habe den Eindruck, dass sich die Grösse der
Bienen nach dem vorhanden Platz in den Nisstollen richtet (vielleicht liege ich da auch falsch, weiss das jemand?!). Aber die Grössenunterschiede innerhalb von Art und Geschlecht sind enorm. Die Wiebchen zum Beispiel, werden zwischen 12–16 mm lang.
Was für Brummer werden 2021 aus dieser Niströhre schlüpfen?
Die Männchen sind nach dem ersten Auftauchen vor einem Monat kaum noch veorhanden. Und die wenigen die noch da sind, sind nach wochenlanger Flugzeit kaum wieder zu erkennen. Durch Rangeleien und Abnützung haben sie kaum mehr Haare am Hinterleib. Sie glänzen jetzt schwarz und man könnte sie für eine neue Art halten.