Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon fehlfarbe » Samstag 27. Februar 2021, 02:24

Bei uns habe ich bisher noch keine gesehen. Das Mauerbienenhotel muss ich morgen noch reinigen und dann kommt es auch wieder raus. Diesmal war es nicht so stark besetzt. Vielleicht 10 Puppen, ein paar Diebskäfer usw...
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Boro » Montag 12. April 2021, 19:48

Heuer gab es wieder eine starke Flugsaison beim Bienenhotel. Die Männchen sind schon länger tot, jetzt werden die Hotelzimmer von den Weibchen "belegt". Leider sind erstmals Parasiten aufgetreten, mehrere flugunfähige Weibchen wurden gefunden. Der Verdacht auf Milbenbefall hat sich bestätigt, vermutlich Chaetodactylus osmiae: Foto Roman Borovsky
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Merkur » Dienstag 13. April 2021, 17:15

Hallo Boro,

Das sieht ja grausig aus, und ist es auch für die Biene. Diese Milben benutzen die Biene "nur" als Transportwirt, "wollen" aber von ihr gleich in die Brutröhre gebracht werden,
wo sie sich an den Futtervorräten gütlich tun. Im Normalfall schaden sie der transportierenden Biene nicht so sehr, schädigen oder vernichten aber ihre Brut. Bei einer so großen
Zahl von Passagieren scheitern beide, Transportwirt UND die Milben.
Passt ja gut zu den immer wieder verharmlosten Milben bei Ameisen!

MfG,
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Merkur » Mittwoch 14. April 2021, 17:10

Hummelpflanzen bei Kälte

Auch Nahrung brauchen die Wildbienen, außer den Nisthilfen. Deshalb ist dieser Beitrag vielleicht hier am richtigen Platz.
Es blüht üppig im Garten, sogar die Kirschbäume haben ihre Blüten geöffnet. Aber bei unter 10°C fliegt nur wenig, v. a. keine Honigbienen!
Und das seit Tagen; nachts hat es sogar Raureif. Das ist ein Wetterverlauf, bei dem man den Hummeln dankbar sein muss!

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Bombus terrestris (eine aus dem B. terr.-Aggregat)
Eine einsame Königin der Erdhummel arbeitet sich ab an den kleinen, aber zahlreichen Blütchen vom Josta-Strauch

2-Josta_658.jpg
Josta ist eine Kreuzung von Stachelbeere und Schwarzer Johannisbeere
Der Strauch ist inzwischen knapp zwei Meter hoch und trägt alljährlich so viel, dass es für 2 Personen reichlich Marmelade bzw. Gelee gibt!
Und es ist eine bei Hummeln und Mörtelbienen ausgesprochen beliebte Pflanze.

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Ribes sanguineum
Eine weitere ausgesprochene Hummelpflanze ist die „Blut-Johannisbeere“, eine in vielen Varianten erhältliche Zierpflanze. Ihre Beeren sind nicht genießbar,
dafür kann man meist zu Ostern bereits austreibende Zweige zum Aufblühen in die Vase stellen. Mit bunten Ostereiern behangen wirkt das recht hübsch.

4-Ribes_660.jpg
Der Strauch blüht reichlich und über längere Zeit
Auch seine Blüten werden von Hummeln und zahlreichen anderen Wildbienen gerne besucht (und von Honigbienen, wenn es ihnen warm genug ist!).
Heute hat mich die Kälte allerdings wieder ins Haus getrieben, bevor ich eine der drei dort sammelnden Hummelarten vor die Linse bekam. :(

Wer immer die Möglichkeit hat, sollte diese schönen Sträucher anpflanzen: Sie sind für uns und auch für die Wildbienen nützlich!
MfG,
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Reber » Mittwoch 2. Juni 2021, 13:01

Aha! Die Spähne verraten es. Ein neuer Gast könnte im Begriff sein, sich auf meinem Balkon niederzulasssen.

Spähne.JPG
Gesehen habe ich ihn bisher noch nicht. Aber die Spähne und die grösse des Ganges würden zu einer Blauen Holzbiene Xylocopa sp. passen.

Gang.JPG

Ich versuche die Art seit Jahren mit unterschiedlichstem Totholz anzulocken. Leider spricht der Zeitpunkt eher gegen Xylocopa, denn die gründen eigentlich viel früher im Jahr. Bestimmt wird sich der Neuling bald zeigen.

Und noch ein weiterer, unerwarterter Gast besucht regelmässig meine Wildbienennisthilfe. Ein Amselmännchen kommt seit drei Tagen mehrmals täglich vorbei.

Amsel auf Nisthilfe.JPG
Zum Glück nicht, um die Wildbienen zu fressen. Denn im Schnabel trägt es immer bereits sichtbar Futter und es gibt beim Erscheinen einzelne Zwitscherlaute von sich. Vor Menschen zeigt es keine Scheu, solange wir sitzen bleiben. Es scheint fast so, als wolle es seinem Weibchen den Platz zeigen und schmackhaft machen. Dieses aber liess sich noch nie dazu bewegen, auf dem Gestell zu landen - jedenfalls nicht, solange Menschen auf dem Balkon zugegen waren.
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Merkur » Mittwoch 2. Juni 2021, 19:51

Ganz klar ist mir der Jahreszyklus der Xylocopa violacea noch immer nicht! Jetzt war ja fast ein Monat Pause (Mai); wegen zu niedriger Temperaturen gab es nur kurze Ausflüge.
Nun fliegen sie wieder und sammeln fleißig Pollen. Aber keine hat bisher angefangen, Röhren im Totholz auszunagen! Es scheint heuer doch alles etwas verzögert zu sein.

MfG,
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Boro » Mittwoch 25. August 2021, 14:31

Stammgast im Insektenhotel
Das Insektenhotel sollte solitären Insekten als Wohn- und Brutstätte dienen. Inzwischen hat sich ganzjährig (?) ein anderer Gast eingemietet: Die Mauereidechse (Podarcis muralis). Ein weiteres Exemplar wohnt im Steingarten und ein Jungtier (Nr. 3) habe ich vor kurzem im äußeren Fensterrahmen (!!) entdeckt. Insgesamt sicher ein inselartiges Vorkommen in der Stadt inmitten von "gepflegten" Gärten mit englischem oder schon Golfplatzrasen mit Rasenroboter.
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Boro » Sonntag 1. Mai 2022, 14:18

Reges Treiben im Insektenhotel
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Dolichoderus quadripunctatus bewohnt inzwischen mehrere "Zimmer" im Hotel, zwischen diesen herrscht pausenlose Besuchsaktivität
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Pollen werden rückwärts in das Nest transportiert??
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....oder werden Pollen für das Auskleiden von Fugen und Ritzen verwendet?
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Mehrere dieser Fliegen scheinen ständig auf der Suche und fliegen die Außenfassade der Hotelzhimmer auf und ab. Könnte es sich um eine parasitäre Art handeln?
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Könnte die Arbeiterin eine dieser Fliegen erbeutet haben? Sehr unwahrscheinlich, dazu ist Dolichoderus nicht in der Lage; ein totes Exemplar könnte aber zur Beute geworden sein.
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Letzte Mörtelbienen verschließen ihre Nester nach außen
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Mehrere dieser Spinnen sind ständig unterwegs. Es gibt kleine (Größe entspricht der Dolichoderus-Arbeiterin und größere Individuen (Mimikry zu Dolichoderus). Alle meiden den Kontakt zu den laufenden Ameisen, diese gehören offenbar nicht in das Beuteschema.
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Holzbienen umkreisen die Hotelanlage. Vielleicht stört sie das Gitter, es ist aber zur Abwehr der Spechte notwendig!
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eigenartiger Bewohner eines Insektenhotels
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Boro » Freitag 27. Mai 2022, 10:18

Am Bienenhotel ist nicht mehr sehr viel los: 1, 2 solitäre Bienen, etliche kleine schwarze Wespchen und natürlich Dolichoderus quadripunctatus. Letztere werden immer mehr, ich konnte auch beobachten, dass sie mindestens ein versiegeltes Röhrchen geöffnet haben. Sie scheinen für die Brut der Wildbienen langsam zum Problem zu werden.
Heutige Beobachtung: Wie immer auch Mauereidechsen und der Trauerschwärmer Anthrax anthrax.
Bienen, Wespen und die kleinen Ameisen werden von den Echsen ignoriert, der Trauerschwärmer jedoch weckt sofort ihren Jagdinstinkt. Vermutlich wissen sie, wer kein Gift zur Abwehr einsetzen kann!
Auch erstmal beobachtet: Spatzen machen (bisher erfolglose) Jagd auf die jungen Eidechsen!!
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Reber » Sonntag 29. Mai 2022, 17:30

Auch bei mir ist es deutlich ruhiger geworden am Wildbienenstand. Es gibt noch für die Jahreszeit typischen schwarzen Grabwespen und Düsterbienen.
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Zugenommen haben die schönen parasitischen Schlupfwespen. Die Art ist wenig scheu und wirklich auffällig, mit schwarzem Kopf, weiss umrandeten Augen, rotem Thorax und schwarzem Abdomen mit weissen Streifen. Dazu kommen gelb-braune Beine, die etwas dickere Schenkel aufweisen. Leider konnte mir - wie bei Schlupfwespen üblich - niemand online bei der Bestimmung helfen. In "Beiträge zur Kenntnis der badischen Schlupfwespenfauna" bin ich nach längerer Suche möglicherweise fündig geworden? Grösse und Aussehen, sowie des Verhalten würde jedenfalls zu Perithous septemcinctorius passen. Die Art soll die Larven von Grabwespen, seltener auch von Goldwespen parasitieren, deren Nester sich in Holz oder Pflanzenstängeln befinden. Die gäbe es in meinen Nisthilfe jedenfalls auch. Aber es gibt bestimmt noch viele weitere Arten, die in Frage kommen.
Schlupfespen.JPG
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Boro » Mittwoch 13. Juli 2022, 06:14

Ein wenig Stolz
Ich besitze nur einen kleinen Garten in Klagenfurt /Kärnten (680 m² inklusive Hausfläche), infolge langjähriger Umgestaltung in einen "Naturgarten" kann ich aber auf einige Erfolge im Bereich der Insekten hinweisen:
2005 habe ich ein Nest von Strumygenis argiola entdeckt, Erstfund für Kärnten und Zweitfund etwa gleichzeitig mit einem Fundpunkt bei Wien
2005 habe ich damals unwissentlich den ersten Fotonachweis für Isodontia mexicana in meinen Dateien
Etwa 2019 folgte die erste Fotodokumentation von Scolia hirta
2021 der Erstfund von Scolia sexmaculata, erste Fotos für Kärnten
2022 vor einer Woche entdeckt Sohn Roman ein großes Insekt in meinem Insektenhotel. Über alle genannten Insekten gibt es hier im Forum Berichte!

Aber jetzt geht es um die zuletzt genannte Entdeckung! Eine Riesenbiene in einer "Wohnung" im Insektenhotel! Wir haben noch nie eine so große Biene gesehen, das Äußere mit einer Honigbiene recht ähnlich, aber mehr als doppelt so lang. Ich schätze vorsichtig, auf etwa 18-20 mm. Durch mehrere Tage habe ich versucht Fotos zu machen, schwierig, weil das Insekt immer gleich in der Brutröhre verschwindet oder von dort kommend rasch wegfliegt. Zahlreiche Fotos, die eingehende Beobachtung des Verhaltens und Recherche in Wiesenbauer`s Bienenbuch sowie im Internet haben ein eindeutiges Ergebnis gebracht: Megachile sculpturalis, die asiatische Mörtelbiene!. Erstmals 2008 in Europa festgestellt, 2017 erstmals bei Wien in Österreich gesichtet. Inzwischen gibt es ein paar Fundstellen in Österreich, davon 3 in Kärnten. Literatur über die Ausbreitung dieser Riesenbiene in Europa gibt es genug.
Jetzt folgen ein paar mäßig gute Fotos, besser ging es nicht, leider. Das Insekt ist tatsächlich gut 20 mm lang und kann angeblich bis zu 25 mm lang werden. Ein imposantes und respekteinflößendes Insekt!
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Biene auf Wohnungssuche, dorsolaterale Ansicht
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dorsal
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im Flug
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Quartier bezogen!
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schätzungsweise nach einer knappen Woche Arbeit erfolgt der äußere Verschluss der etwa 8 cm langen Brutröhre
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die glänzenden Partikel bestehen aus Harz
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Reber » Donnerstag 14. Juli 2022, 14:15

Hallo Boro,
gratulliere zur Entdeckung der Asiatischen Mörtelbiene im eigenen Garten! Ich konnte in meiner Umgebung (bzw. überhaupt) noch nie eine solche Biene beobachten, obwohl die Art bereits seit einigen Jahren bei uns vorkommen soll.
Laut unserem Entomologischen Verein gibt es ein Citizen-Science-Projekt rund um Megachile sculpturalis in der Schweiz, Liechtenstein und Österreich:
https://insekten-evb.ch/schweiz-liechte ... rtelbiene/
Die freuen sich bestimmt über eine Meldung von dir: asiatische_mörtelbiene@outlook.com
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Boro » Freitag 15. Juli 2022, 08:57

Danke Reber, die Möglichkeit war mir nicht bekannt, die Meldung wird eingereicht!
L.G.Boro

P.S.: Nachdem die Biene die erste Brutröhre verschlossen hatte (siehe oben), hat sie nun die nächste Röhre besiedelt!
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Boro » Sonntag 17. Juli 2022, 11:26

Die asiatische Mörtelbiene Megachile sculpturalis verbreitet sich seit wenigen Jahren im südlichen Mitteleuropa. In Kärnten wurde sie das erste Mal 2018 gesichtet, einschließlich 2020 gibt es 2 weitere Sichtungen, meine Beobachtung 2022 ergibt jetzt den 4. Fund. Vermutlich wird es weitere Fundpunkte geben, aber wie viele Personen achten auf Insekten? Abgesehen davon wohnt sie wie einheimische Mörtelbienen häufig in Röhren, künstlichen Nestanlagen. Warum sind diese Neozoen so erfolgreich, wie Isodontia mexicana oder die Scolia-Arten? In einer Zeit, in der wir von einem massiven Insektensterben sprechen müssen. Ist es eine besondere Fruchtbarkeit, das Fehlen von Fressfeinden und Parasiten? Eine weitere Möglichkeit habe ich vielleicht bei der Asiatischen Mörtelbiene entdeckt.
1. Meine Mörtelbiene hat für die "Befüllung" und den anschließenden Verschluss der ersten Brutröhre nach außen fast eine Woche gebraucht. Die Röhre ist etwa 8 cm lang und hat einen Durchmesser von gut 8 mm, gebohrt in das Holz eines Apfelbaumes.
2. Sofort nach dem Verschluss der ersten Röhre hat das Weibchen eine zweite Röhre gleich daneben bezogen. Hier hat die Befüllung nur knapp 2 Tage gedauert, deren Verschluss wird an Hand der Fotos erläutert. Die Röhre hat den gleichen Durchmesser und die gleiche Länge. Vielleicht konnte die Biene nicht mehr so viele Eier legen?
3. Gleich danach wurde die dritte Röhre bezogen, hier wird derzeit noch gearbeitet.

Die meisten Röhrennester werden mit der Oberfläche plan nach außen abgeschlossen, hin und wieder liegt der Verschluss auch ein paar mm tiefer. Die zweite Röhre wurde zuerst genau 9 mm unter der Oberfläche verschlossen, aber weiteres Verschlussmaterial wurde bis an die Oberfläche eingefüllt, Damit gibt es einen Verschluss von mindestens 9 mm. Das habe ich nicht erwartet.
Vielleicht ist der dicke Verschluss und die Einarbeitung von Harzpartikeln das Geheimnis: Für potentielle Parasiten (sofern vorhanden) sicher schwer zu durchdringen.
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Das ist die zweite Röhre, die erste erkennt man darüber
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Mörtel wird für den Verschluss herbeigeschafft
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Auch aus anderen unbewohnten Röhren wird Material entnommen: Der Teil einer Puppenhülle, z. T. kleine Holzsplitter und alter Mörtel wird vermutlich mit dem Speichel vermischt
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Das herbeigeschaffte Tonmaterial wird durch Kauen plastisch gemacht
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Die mehr oder weniger plastischen Materialien werden mit den Mandibeln hineingepresst und verteilt
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Das Werk ist vollendet, der Verschluss hat knapp die Oberfläche erreicht; und wieder gibt es kleine Partikel von Harz
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Boro » Montag 22. August 2022, 10:31

Update zu Megachile sculpturalis
Die Asiatische Mörtelbiene, die derzeit größte Biene in Mitteleuropa, ist ein recht junges Neozoon: In Europa erstmals 2008 in Frankreich (Marseille) aufgetaucht, danach folgt eine rasante Ausbreitung in Süd- und Mitteleuropa: 2015 in der Bodenseeregion (Deutschland, Schweiz), 2016 Erstfund in Südtirol (Meran), 2017 Österreich (Wien), 2019 Graz (Steiermark), Klagenfurt (Kärnten), Eisenstadt(Burgenland). Inzwischen sind 51 Fundpunkte in Österreich gemeldet (alle Bundesländer außer Oberösterreich). Diese rasante Ausbreitung kann mit sehr guten Flugeigenschaften des großen Insekts erklärt werden, aber die mitunter großen Distanzen zwischen einzelnen Funden dürften auf innereuropäische Ausbreitung im Zuge des Güterverkehrs hinweisen. Auffallend ist das schwerpunktmäßige Auftreten in Städten oder randurbanen Bereichen. Man führt das auf künstliche Nisthilfen (Insektenhotels) und das Vorhandensein von exotischen Pflanzen in Gärten und Parkanlagen zurück.
Ich konnte meine Mörtelbiene vom 08.07. bis zum 19.08.2022 täglich mehrmals (mit 2, 3 Ausnahmen) beobachten. Es wurden in dieser Zeit 9 Röhren des Insektenhotels "bearbeitet", die letzte Röhre dürfte aber nicht belegt worden sein. Mit dieser aktiven Lebenszeit dürfte sie die meisten heimischen Wildbienen deutlich übertreffen, die heimischen Mörtelbienen (vor allem Osmia spp.) arbeiten (und leben) jedoch ganz vorwiegend kürzer, von Ende März bis Ende April, dann ist Schluss. Die Asiatische Mörtelbiene hat jedenfalls von Anfang Juli bis zum 19. August gelebt und gearbeitet. Seit dem 19.08. ist sie verschollen. Nachdem von den 9 Brutröhren zumindest sechs davon voll belegt wurden, kann man von einer guten Fruchtbarkeit ausgehen. Darin liegt sicher ein Teil ihrer erfolgreichen Ansiedelung.
Zusätzlich scheint es die einzige Bienenart zu sein, die zur Verkleidung der Innenräume, der Trennwände zwischen den einzelnen Abteilungen und des Außenverschlusses Harz von Nadelbäumen verwendet und mit kleinen Holzpartikeln oder Lehm mischt. Das scheint mir eine recht stabile Verbauung zu sein, die ein Eindringen von Parasiten erschweren dürfte. Von den heimischen Megachile-Arten ist eine derartige Verbauung unbekannt, diese verwenden oft Blatt- und Pflanzenmaterial ("Blattschneiderbienen").
Eigene Beobachtungen haben ergeben, dass es sich um eine nur tagaktive, recht thermophile Art handelt. Ohne Besonnung des Neststandortes findet unter etwa 20°C keine Aktivität statt. Bei Regen oder kühlen Temperaturen herrscht Ruhepause. In dem Zusammenhang erinnert sie mich an andere thermophile Insekten, etwa Dolchwespen, die Grabwespe Isodontia mexicana oder auch die heimischen Polistes-Arten, alle benötigen für ihre Aktivität höhere Temperatures als Vespula, Honigbiene oder Hummel & Co. Mit dem Angebot an geeigneten Nektar- und Pollenlieferanten kommt die exotische Biene gut zurecht, eine ganze Reihe von Blütenpflanzen wird aufgesucht, zuletzt wurde in Südtirol erstmals eine gewisse Affinität zu Sonnenblumen nachgewiesen.
Die Auswirkungen von M. sculpturalis sind bereits teilweise bekannt: Sie kann heimische Nistplatzkonkurrenten verdrängen, kleine Konkurrenten sollen auch hin und wieder getötet werden, Nester von Isodontia mexicana werden ausgeräumt und beschlagnahmt. In den USA, wo M. sculpturalis ebenfalls schon länger invasiv vorhanden ist, sollen sogar Holzbienen Xylocopa (!!) attackiert und verdrängt werden.
Diese Verdrängungsmethoden kann ich nicht bestätigen, aber im Juli/August fliegen bei mir keine anderen Wildbienen mehr, nur kleine solitäre Wespen. Die weitere Einwanderung vor allem Richtung Norden dürfte an klimatische Grenzen stoßen, vor allem die Sommertemperaturen sollen entscheidend sein. Wie es dann im Winter mit der Frosttoleranz aussieht, wird man erst sehen. Gerade in Kärnten gibt es hin und wieder richtig kalte Winter.
Trotz allem - ich freue mich über diesen ungewöhnlichen Gast, es gab jedenfalls eine interessante Beobachtungsreihe. Wenn die Biene nicht mehr auftaucht, hoffe ich im kommenden Frühjahr, etwa Juni, über das Erscheinen der ersten Asiatischen Bienen zu berichten - in diesem Fall wird es sich zuerst um Männchen handeln.
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Boro » Mittwoch 28. September 2022, 15:10

Und wieder: Neben den Solitärbienen (und -wespen) haben sich meine Eidechsen neben Dolichoderus quadripunctatus fix im Hotel einquartiert. Dolichoderus hat sich heuer sehr gut entwickelt, ich bin immer noch nicht sicher, ob sie der Bienenbrut schaden können. Inzwischen habe ich in meinem kleinen Garten sicher sieben, vielleicht noch mehr Mauereidechsen. Sie wohnen ständig im Hotel, in einem nahen Lesesteinhaufen, im Steingarten, an der südlichen Hausmauer und manchmal im alten Mauerstreifen, der den Gartenzaun trägt. Ein Teil des Gartens ist für meine speziellen Ameisen, Pflanzen und eben die Eidechsen abgesperrt, damit die Hunde hier nicht auf die Jagd gehen. Bis auf einen Nachbargarten gibt es rundum nur Englischen Rasen mit reichlich Versiegelung des Bodens!
Heute: Stark bewölkt, hin und wieder Sonne, nur 15°C. Allein im Insektenhotel sonnen sich 3 Eidechsen:
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Nr. 1, ein vermutlich älteres Tier. Der Pfeil zeigt auf eine Dolichoderus; bei der Temperatur liefen doch ein paar herum.
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Nr. 2 und 3, die sich offesichtlich vertragen
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Boro » Samstag 4. März 2023, 21:00

Der Frühling ist nicht aufzuhalten. Im "Hotel" zeigen sich die ersten Gäste. Nur vor einer Woche für zwei Tage und heute lagen die Tagestemperaturen etwas über 10°C (Messung wie üblich im Schatten in 2 m Höhe). Das reicht für erste Sichtungen: Ein Männchen von Osmia sp. ist kurz erschienen. Eidechsen gibt es noch keine, aber die Hausbewohner Dolichoderus quadripunctatus zeigen sich bereits. Für eine thermophile Ameisenart recht früh, aber am besonnten Insektenhotel ist die Temperatur sicher etwas höher.
L.G.
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Das "Hasengitter" (gegen Meisen und Spechte) beeinträchtigt die Sicht ein wenig
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Merkur » Sonntag 5. März 2023, 11:57

Hallo Boro,

Allmählich glaube ich, dass sich unter Dolichoderus quadripunctatus zwei oder mehr Arten verbergen, oder vielleicht auch physiologisch unterschiedliche Rassen!
Bei mir wohnt die Art ja auch im bzw. am Haus, irgendwo im Dachgebälk. Aber jedes Jahr berichtest Du über ihr Auftauchen nach der Winterruhe lange bevor sich "meine" hier in Reinheim zeigen.
Bin gespannt, ob sich mal jemand wissenschaftlich damit befasst!
Gestern sahen wir die erste Mauereidechse, an einem Altrheinarm bei Erfelden (etwa in Höhe von Oppenheim). Leider war sie fotoscheu...
Aber da in der Oberrheinebene ist es noch ein paar Grad wärmer als bei uns am Rand des Odenwaldes.

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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Boro » Sonntag 5. März 2023, 21:16

Hallo Merkur!

Die ersten Dolichoderus-Arbeiterinnen habe ich bereits am 21.2. (max. 11°C), 22.2 (max. 10°C) und am 24.2.(max. 12°C) jeweils nach leichtem Morgenfrost auf "Wanderschaft" gesehen. Die Messwerte stammen vom Flughafen, bei uns ist es vielleicht ein paar Zehntel-Grad wärmer. Das Insektenhotel steht etwas geschützt und ist tagsüber (bei entsprechendem Wetter) den Sonnenstrahlen ausgesetzt. Heute hatte es (wieder nach leichtem Morgenfrost) und wolkenlosem Wetter nur 9°max. und doch waren wieder einzelne Ameisen zu sehen. Interessant ist viell. die Tatsache, dass bei exakt den gleichen Außentemperaturen die Bienen fliegen, aber vorwiegend an besonnten Stellen, wo sie meine wilden Krokusse heimsuchen. Heute habe ich wieder 2 osmia-Männchen am Insektenhotel gesehen.
Dabei sind wir heuer in phänologischer Sicht weiter hinter den anderen Bundesländern in vergleichbarer Höhenlage und bis 900 m Seehöhe zurück. Mein Sohn berichtet mir von seinem Wohnort im Steirischen Randgebirge (nordöstl. von Graz, 900 m)), dass dort die Bienen schon im Jänner tagelang geflogen sind, die Haselnuss ist schon längst abgeblüht. In geschützten Lagen sind zahlreiche Ameisenarten schon länger unterwegs (Waldameisen, F. fusca, F. rufibarbis, Tetramorium sp. usw.). Bei mir im Garten habe ich am Boden noch keine Individuen anderer Ameisenarten entdecken können, vermutlich ist der Boden noch zu kalt (wir hatten über 40 cm Schnee).
Vielleicht kann man hier von einer über lange Zeit dauernden Anpassung an die eher kontinetalen Bedingungen ausgehen. Seifert (2018) schreibt, dass die Arbeiterinnen ab etwa 18°C die Nester verlassen und nur, wenn die Sonne den Nestbereich erwärmt. Bei mir verlassen sie (in der warmen Jahreszeit) die Nester ab etwa 15°, auch wenn die Laufstrecke nicht direkt besonnt ist. Klar, wenn es dann wärmer wird, beginnt die volle Aktivität.
Wir haben da vor ein paar Jahren einen Artikel dazu verfasst (ich hoffe, der Zugriff klappt!), die direkte Verlinkung geht nicht, aber viell. so:. https://www.zobodat.at/publikation_seri ... &view=list
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Reber » Mittwoch 15. März 2023, 21:00

Die Männchen von Osmia cornuta – die man leicht an ihrer weissen Behaarung frontal am Kopf erkennt – sind schon einige Wochen zu beobachten. Die milden Frühjahrstage haben jetzt auch die etwas grösseren - am Kopf ganz schwarz behaarten - Weibchen zum Verlassen ihrer Nisthöhlen veranlasst. Die Männchen sind jetzt ausser Rand und Band und versuchen einander zu verdrängen. Denn Duftstoffe verraten ihnen die Anwesenheit von unbegatteten Weibchen bereits in der Röhrchen...

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20230313 Osmia cornuta .JPG
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