Exkursion mit der Kamera in Südkärnten

Exkursion mit der Kamera in Südkärnten

Beitragvon Boro » Sonntag 23. August 2015, 10:10

17. Exkursion mit der Kamera in Südkärnten
Ich glaube die Zahl 17 stimmt, alle vorhergehenden Exkursionsberichte liegen im alten AF, aber ohne Bildmaterial sind sie wertlos. Das war damals ein ziemlich großer Aufwand und viel Zeit wurde investiert. Aber so ist das eben…..
Gestern war ich mit Biologie-Sohn Roman und Hund Sarah wieder einmal auf Erkundungstour in einer weitgehend naturbelassenen Wildflusslandschaft in den Karawanken, dem Grenzgebirge zu SLO. In den steilen Flanken ist der Wald noch größtenteils in seinem ursprünglichen Zustand:
Kalkbuchenwald (Fagetum sylvaticae) mit eingestreuten Fichten, Rotföhren, Schwarzföhren, der fragmentartig vorkommende Schmuckeschen-Hopfenbuchenwald (Orno-Ostryetum) und in Flussnähe der Schneeheide-Rotföhrenwald (Erico-Pinetum). Insgesamt eine schon deutlich südosteuropäisch-illyrisch geprägte Pflanzengesellschaft.
Unser Hauptinteresse galt natürlich den Insekten und hier vor allem den Ameisen. Der untere Talbereich war eher enttäuschend, kaum besondere Arten. Ein, zwei Temnothorax-Arten, häufig Formica fusca und mit hoher Nestdichte Camponotus ligniperdus. Wenige Nester von Formica s. str., Raptiformica und einige Individuen von Formica truncorum. An den Felswänden wie üblich Lasius emarginatus, jedoch nicht die solche Mikrohabitate bevorzugende Temnothorax sordidulus, die wir inzwischen schon an zahlreichen Örtlichkeiten gefunden haben; Lt. Seifert ist sie in Mitteleuropa bisher nur in Kärnten und einem Fund im oberen Inntal in Tirol nachgewiesen, östlich davon soll nur ihre Schwesternart T. saxonicus leben. Heuer ist dem Sohn aber ein Erstfund v. T. sordidulus in der Steiermark gelungen (H. C. Wagner det.), womit die „Arealüberlappung“ beider Arten (SEIFERT, S. 241) erweitert werden muss. In Holzstrünken lebt Lasius platythorax.
Erst eine riesige, ältere Geröllinsel inmitten der rezenten Au mit einer Ausdehnung von etwa 300x70 m hat uns entschädigt: Der imposante Camponotus vagus als xylobionte Art in zahllosen angelandeten Holzstämmen als einziger Camponotus, das gleiche Habitat – allerdings in Form von Erd- und Untersteinnestern - bewohnt Formica fuscocinerea, vielleicht kommen auch die mit einer gewissen Überflutungstoleranz ausgestatteten F. selysi und Myrmica constricta vor. Da müssen wir erst die Belege auswerten. F. fuscocinerea wieder sehr häufig als deutlich rötlich geprägte Farbmorphe, die wir bisher nur hier im südlichen Kärnten in dieser Farbausprägung gefunden haben. Der rötliche Farbanteil dieser üblicherweise „aschgrauen“ Art ist jedenfalls viel deutlicher als jener der als „bunt“ bezeichneten F. cunicularia. Tetramorium cf. caespitum, T. cf. impurum, Tapinoma subboreale und unwahrscheinlich häufig Lasius flavus in Untersteinnestern. Nicht alle gelben Lasius sind L. flavus: Nach Auswertung unzähliger Belege wurde auch L. citrinus gefunden. Fotos v. Roman Borovsky
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Dateianhänge
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Die Fortstraße als einziger Tribut an den Fortschritt
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Eine der wenigen, leicht zu bestimmenden Temnothorax-Arten: T. unifasciatus
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Dem Verdruss nahe: In Untersteinnestern in xerothermer Lage fast nur L. flavus
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Unklare Situation: Bei Tetramorium cf. impurum ein alates Weibchen; die Schwärmzeit ist längst vorbei!
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Ein seltener Anblick: Tetramorium haben üblicherweise einen rechteckigen Schädel; rechts offensichtlich ein Major mit quadratischem Kopf
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Tetramorium sp.
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Bei Hochwasser kann der gesamte Talboden bis über 1 m Höhe überflutet sein
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Gut besonnte Flanken mit dem Schmuckeschen-Hopfenbuchen-Bestand
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Eine rötliche Formica fuscocinerea
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In diesen Geröllhalden freute sich der Ameisenforscher
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C. vagus auf der Suche nach Läusen: Exemplare mit gelblicher Beborstung an der Gaster
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Obwohl C. ligniperdus farblich schöner ist, wirken die Majore v. C. vagus auf mich imposanter
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Ungewöhnlich geringe Präsenz v. Manica rubida: Ein einziges Nest auf weiter Flur!
Boro
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