Seite 1 von 1

Suche nach den letzten Nektarlieferanten

BeitragVerfasst: Dienstag 1. Oktober 2019, 14:22
von Boro
Anlässlich einer herbstlichen Wanderung südlich unserer Landeshauptstadt Klagenfurt (Kärnten) war ich auf der Suche nach Blüten und ihren Besuchern. Ausgehend von Maria Rain, einem einst verschlafenen windischen Dorf (Zihpolje), 526 m, ging es zur Kaiserhütte (593 m). Der Name geht auf eine Manöverbesichtigung der k. und k. Armee durch Kaiser Franz Josef (1848 - 1916) zurück. Der Ort hat sich enorm gewandelt, gehört heute zum "Speckgürtel" der Stadt Klagenfurt, hier wohnen vorwiegend die "Schönen und Reichen". Warum? Klar, toller Ausblick ins Tal der Drau (Rosental) und auf die Karawanken (Grenzgeb. zu SLO) und die Nähe zur Stadt! Umwidmungen in Bauland haben vor Jahrzehnten keine Probleme bereitet und so geht es auch munter weiter..............schließlich hat Österreich einen Ruf zu verteidigen: In der EU Staat mit der höchsten Versiegelungsrate. Mich interessiert aber die Natur, nicht Beton und Asphalt......

Einige Neophyten sind die letzten Nektarlieferanten. Zu Bestimmungsversuchen hatte ich noch keine Zeit!
L.G:

Re: Suche nach den letzten Nektarlieferanten

BeitragVerfasst: Dienstag 1. Oktober 2019, 14:57
von Merkur
Hallo Boro,
Danke für die hübschen Bilder! Ja, es gibt nicht mehr viele Blüten, aber bei uns außer Honigbienen kaum noch was anderes. Nur an meinen gammelnden Pflaumen laben sich neben den Bienen noch ein paar Admirale; gerade sah ich drei gleichzeitig! Und eine Holzbiene (Xylocopa violacea) war heute noch an den Wicken.
Zu der „kleinen Kröte“: Das ist eine Unke! Wahrscheinlich Gelbbauchunke, Bombina variegata. Man sieht die Unterseite der Hinterfüße mit gelben Flecken. Zum Vergleich. Glückwunsch, das ist heute schon etwas Besonderes!
Das „Habitat“ ist auch charakteristisch. Bei uns in vielen Teilen Deutschlands sind die Unken selten geworden. Grund: Die Waldwege wurden weithin so „verbessert“, dass es kaum noch wassergefüllte Fahrrinnen gibt!

MfG,
Merkur

Re: Suche nach den letzten Nektarlieferanten

BeitragVerfasst: Dienstag 1. Oktober 2019, 15:08
von Boro
Danke Merkur!
Mein Sohn hat mir gerade eine SMS mit der Mitteilung geschickt, dass es sich um eine Gelbbauchunke handelt. Schön, wenn es Resonanz gibt!
Hab noch vergessen, die Ameisen zu erwähnen: Interessant: Bei einer Wanderung von über einer 1/2 Std. durch den Wald, habe ich keine einzige Waldameise gesehen. Das ist mir noch nie passiert! Dabei sind die noch recht aktiv. Dafür an zahlreichen Stellen Formica fusca (sehr aktiv), eine F. cunicularia, Lasius niger u. L. platythorax u. sehr aktive L. fuliginosus.
Zwei Fotos zeigen diese "Pelzbiene" mit einem für Hummeln recht schmalen und langen Hinterleib. Da muss ich noch suchen. Übrigens: Auf einem Waldschlag waren viele Hummeln unterwegs u. zahlreich Polistes Männchen, nur 1 Weibchen gesichtet!
L.G.

Re: Suche nach den letzten Nektarlieferanten

BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Oktober 2019, 09:23
von Reber
Danke für die tollen Bilder! Ich bin momentan etwas eingeschränkt, liefere aber am Wochenende noch die entsprechenden Bilder nach: Bei uns ist der beliebteste Nektar- und Pollenlieferant zur Zeit blühendes Efeu. Dicht gefolgt von Bartblumen, Phacelia, Fetthennen (hier aber fast ausschliesslich Honigbienen) und den von dir genannten Neophyten (Drüsiges Springkraut und Goldrute sowie Berufskraut).

Re: Suche nach den letzten Nektarlieferanten

BeitragVerfasst: Samstag 5. Oktober 2019, 12:52
von Reber
Hier nun also noch die versprochenen Bilder von Insekten an der herbstlichen, einheimischen Nektarquelle, dem Efeu:
Die anspruchslose, schattenliebende Kletterpflanze, die gerne an Mauerwerk und Bäumen hochwächst, aber auch entlang der Böden kriecht, ist in Parks, Gärten, Wäldern und auf Friedhöfen häufig zu finden. Sie blüht genauso unspektakulär wie unverzichtbar. Denn Efeu ist für viele Insekten in unseren Breiten schlicht die letzte Nektar- und Pollenquelle: Im Herbst sind hier Fliegen, Schwebefliegen, Falter, Wespen und Bienen aller Art anzutreffen – und natürlich auch Ameisen! Efeu kann bis in den dezember hinen blühen und im Winter dienen die Früchte noch als Vogelnahrung!

Efeu blüht von erst ab einem gewissen alter – oft erst nach zehn Jahren. Es gibt aber einen Trick, um es z.B. in Töpfen auf Balkonen etc. schneller zum Blühen zu bringen um Insekten und Vögel zu füttern: Man nimmt die Stecklinge (da kann man nichts falsch machen. Einfach einen Zweig mit mindestens drei Blättern abschneiden und den blattlosen Stiel zwei Wochen ins Wasser stellen, wenn die Wurzeln sichtbar sind, eintopfen) von alten Pflanzen mit Blütentrieben. Diese können dann zwar keine Kletterwurzeln mehr entwickeln, aber sie wachsen als Strauch - und blühen jährlich.

Efeu Blutbiene.JPG
Blutbiene
Efeu C vagus1.JPG
Camponotus vagus
Efeu Efeuseidenbiene.JPG
Die Efeuseidenbienen trägt ihre Vorliebe sogar im deutschen Namen
Efeu Feldwespe.JPG
Polistes dominula Gyne
Efeu Gichtwespe.JPG
Vermutlich eine Gichtwespe
Efeu Hornisse.JPG
Hornisse mit kleiner unbestimmbarer solit. Wespe
Efeu Hornissenschwebefliege.JPG
Mimikry: Hornissenschwebefliege
Efeu Lehmwespe.JPG
Eine Pillen- bzw. Lehmwespe
Efeu Schwebefliege.JPG
Schwebefliege

Re: Suche nach den letzten Nektarlieferanten

BeitragVerfasst: Montag 7. Oktober 2019, 13:44
von Boro
Das muss man sagen: Sehr schöne Fotos, Reber!
Bei mir im Garten ist der Efeu schon vor etwa einer Woche abgeblüht, aber die Astern stehen jetzt in voller Blüte. Diese Korbblütler sind die letzten blühenden Pflanzen, die offenbar über reichlich Nektar verfügen. Ein 15-minütiger Rundgang hat für ein paar Fotos gereicht:

Re: Suche nach den letzten Nektarlieferanten

BeitragVerfasst: Donnerstag 17. Oktober 2019, 16:43
von Boro
Am 13. Okt. war ich mit Familie wieder in jenem Waldstück, das im ersten Thread behandelt wurde. Es blüht jetzt fast nichts mehr, auf einer der letzten blühenden Goldruten gab es daher ein buntes Stelldichein:

Re: Suche nach den letzten Nektarlieferanten

BeitragVerfasst: Montag 21. Oktober 2019, 09:11
von Boro
Vorige Woche unterwegs: Ein Wiesenabschnitt unter einem Friedhof (Kirchengrund). Keine Bienen- oder Blumenwiese im engeren Sinn, aber zumindest eine wunderschöne Alternative zum Einheitsgrün des Englischen Rasens. Einige Hummeln waren zu sehen. So etwas entdeckt man bei uns aber extrem selten, das Umdenken in Sachen Umweltschutz, Artenvielfalt usw. steht erst am Anfang!