Formica rufa u. F. polyctena

Formica rufa u. F. polyctena

Beitragvon Boro » Sonntag 25. Mai 2014, 20:58

Ich bespreche hier die beiden nahe verwandten Arten gemeinsam, weil man sie in der Natur nur schwer unterscheiden kann. Behaarungsmerkmale spielen eine wichtige Rolle, es gibt aber auch die Tendenz zu unterschiedlicher Habitatwahl: F. rufa ist etwas thermophiler,die Nester findet man eher an Waldrändern, teilw. besonnten Wegen, lichten Waldbereichen infolge Schlägerungen usw., F. polyctena nistet eher im Inneren der Waldbereiche, auch bei vollkommenem Schatten. Bei uns in Kärnten sind beide Arten häufig, in den Niederungen ist F. rufa häufiger. Bei den Arbeiterinnen ist F. rufa stärker behaart, vor allem am Rücken (Pronotum, Mesonotum), die Gynnen weisen deutlichere Merkmalsunterschiede auf: F. rufa besitzt eine lackartig schwarz-glänzende Gaster und ein eben solches Scutellum, bei F. polyctena erscheinen diese Flächen matter. Daneben weist F. rufa an der Unterseite d. 1. Gaster-Sternites eine deutliche Behaarung auf, die bei F. polyctena fehlt.
Für beide Arten ist die Fähigkeit zur Homoiothermie nachgewiesen, d. h. zur "Selbsterwärmung" des Nestinneren, unabhängig von den Außentemperaturen. Das ist der Grund, warum für die ohne Brut überwinternden Arten bereits Ende April die Schwärmzeit beginnen kann.
Man muss noch hinzufügen, dass es zw. den beiden Arten auch zu Hybridisierung kommen kann; da wird die Zuweisung zu einer der beiden Arten ein Fall für Experten......
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Die auch bei stärkerer Vergrößerung am PC kaum erkennbare Behaarung auf Pronotum/Mesonotum spricht für F. polyctena
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Ein anderes Tier des gleichen Nestes
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Drohende Haltung einer F. rufa od. polyctena
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Pronotum u. Mesonotum zeigen (am PC) eine deutlich erkennbare Behaarung, daher Formica cf. rufa
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Der "schwarze Lack" auf Gaster u. Scutellum sprechen für F. rufa
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Das selbe Tier: In Seitenansicht erkennt man relativ gut eine deutliche Behaarung an der Gaster-Unterseite (1. Sternit)
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Re: Formica rufa u. F. polyctena

Beitragvon Boro » Dienstag 16. September 2014, 13:24

Neuere Bilder v. Formica polyctena v. Roman Borovsky
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Mit etwas Süßem leicht ruhig zu stellen
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Ein Konkurrent, vorsichtshalber wird gedroht
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Süßer Köder an einer anderen Stelle
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Re: Formica rufa u. F. polyctena

Beitragvon Boro » Sonntag 28. September 2014, 08:51

Hier 2 Bilder einer Formica rufa. Die sonst deutlicher ausgeprägten dunklen Flecken auf dem Pronotum/Mesonotum sind bei diesem Exemplar nur minimal vorhanden! (Fotograf Sohn Roman)
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Re: Formica rufa u. F. polyctena

Beitragvon Boro » Dienstag 14. Oktober 2014, 08:31

Der Mensch hält Nutzvieh, die Ameisen (hier F. rufa) halten Nutzvieh.......
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Re: Formica rufa u. F. polyctena

Beitragvon Boro » Samstag 2. Mai 2015, 14:55

Anlässlich des Schwarm-Endes v. Formica rufa bei einem meiner Beobachtungsnester, habe ich ein Männchen mitgenommen. Männchen sind generell sehr schwer zu bestimmen, ich denke, von den anderen Formica s. str.-Arten wird man es kaum unterscheiden können. Die Bildqualität ist leider nicht jene, die Sohn Roman bieten kann. Auch in diesem Thread sind die meisten Bilder (oben) v. ihm.
Auffallend sind vor allem die orangen Beine und die dunkel gefärbten Flügel. In der Seitenansicht sieht man die vorstehenden männlichen Geschlechtsorgane.
L.G.
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Blick frontal/dorsal
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laterale Ansicht
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dorsal
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Re: Formica rufa u. F. polyctena

Beitragvon Boro » Samstag 9. Mai 2015, 17:40

Eine große Formica rufa-Arbeiterin mit weitgehend rotem Mesosoma (Fotos: Roman Borovsky)
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Re: Formica rufa u. F. polyctena

Beitragvon Boro » Mittwoch 24. Juni 2015, 15:59

Dunkle Farbvarianten kommen bei einigen Formica s. str. vor. Im Mai hat Sohn Roman von einer zoologischen Exkursion eine auffallend dunkel gefärbte Gyne mitgebracht; zwecks Bestimmung musste sie in Alkohol konserviert werden. Nach eingehender Betrachtung unter dem Bino tendierte ich zu F. polyctena, aber F. uralensis konnte ich nicht ausschließen, der Schlüssel v. SEIFERT hätte auch diese Möglichkeit offen gelassen. Letztere wäre eine zoogeografische Sensation gewesen, denn im südl. Mitteleuropa gibt es meines Wissens nur in der Schweiz ein Reliktvorkommen, welches angeblich verschollen ist, in Öster. ist die Art bisher nicht gefunden worden.
Ich schickte den Beleg an den Experten H. C. Wagner und bekam dann die Antwort: Eine dunkle Farbmorphe von F. rufa od. F. polyctena.
Eine so dunkle Farbvariante dieser recht ähnlich gefärbten Gynen haben wir noch nie gesehen.....
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Der Körper ist weitgehend schwärzlich gefärbt
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Die sonst üblichen rostroten Farbflächen sind hier dunkelrot-braun gefärbt
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Die Gesichtsmaske fehlt, die Wangen sind bestenfalls als dunkelbraun-rot einzustufen
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