Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Unterfamilie: Formicinae

Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Dienstag 27. Mai 2014, 14:14

Nachdem am 20. und 21. Mai zwei Jungköniginnen von Camponotus herculeanus auf meiner Terrasse in Reinheim gelandet sind (viewtopic.php?f=46&t=78#p2575), habe ich diese in Haltung genommen.

Wie lange ich sie halten werde, sei dahingestellt. Wenn es erste Arbeiterinnen geben sollte, werde ich die kleinen Völkchen wohl abgeben.

Plan: Habe beide zur Koloniegründung angesetzt. Möchte sehen, wie genau es stimmt, dass die "Eiablage sofort nach dem Hochzeitsflug" stattfindet (Seifert 2007, S. 263). Das steht da auch für C. ligniperdus, und das hätte doch wohl Konsequenzen für den Verkauf von Jungköniginnen "ohne alles"! - Ich hatte diese Bemerkungen im Seifert bisher übersehen.

Nun, das erste Ergebnis hat sich bereits eingestellt: Die Eiablage setzte 4-5 Tage nach der Landung ein. Vermutung: Sie legen, sobald sie in einer geeigneten Gründungskammer sitzen. Das wäre ja auch nur „vernünftig“! ;).

25.05.14: C.h.2 hat 2 Eier!
26.05.14: Beide im Nest, C.h.1 hat 1 Ei.
27.05.14: Beide im Nest, C.h.2 hat 3 Eier, C.h.1 eines.

Über die Umstände meiner Koloniegründungsversuche werde ich noch berichten, muss aber ein paar Bilder dazu machen.
Vorab nur so viel: Ich mache alles „falsch“! Kein RG, kein Wassertank, viele Erschütterungen, täglich bis zu dreimal Kontrolle (mittels Taschenlampe!), und dennoch bleiben sie brav in ihren Kämmerchen, fressen keine Eier und spielen nicht „Rennsemmel“! :fettgrins:

MfG,
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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Mittwoch 28. Mai 2014, 15:38

Wie stelle ich Camponotus herculeanus-Gründerinnen zufrieden?

>> Zum Diskussionsthread http://www.ameisenportal.eu/viewtopic.php?f=47&t=444

Hier ist die versprochene „Bauanleitung“ für die Nester meiner beiden Gründerköniginnen.

1-Bienenfavela_4254.jpg
(1) Die Bienenfavela, günstige Materialquelle. ;-)
Ein Blick auf meine Bienenfavela, der einiges Material für das Kunstnest entstammt. Die großen Löcher (ganz oben und unten) werden von Holzbienen (Xylocopa violacea) ausgenagt.

2-alte-Nistscheibe_4255.jpg
(2) "Verbrauchtes" Nistholz für Solitärbienen.
Vorderseite einer Scheibe aus einem Lärchenstamm, die ca. 20 Dienstjahre hinter sich hat. Die einst von Osmia cornuta genutzten Bohrlöcher sind weitgehend leer; Milben und die Mauerbienen-Taufliege Cacoxenus indagator, deren Larven das Bienenbrot fressen, haben sie fast unbewohnbar gemacht. Nachdem ich mal eine Bio-Koloniegründung von Camponotus_herculeanus im Freiland gefunden hatte, schien mir das Material geeignet: Weich, Feuchtigkeit speichernd.

3-Stück-von-Scheibe-ausgesä.jpg
(3) Klötzchen mit alten Bohrlöchern wurden ausgesägt.
Aus der Stammscheibe wurden passende Stücke ausgesägt, so dass sie jeweils eines der alten Bohrlöcher enthielten.

4-zwei-Versuchsnester_4257.jpg
(4) Klötzchen-Rohling (und ein missglückter Versuch).
Das Ergebnis sah dann zunächst so aus, wie oben auf dem Bild zu sehen. Die Klötzchen konnten in der Größe angepasst werden und wurden ober- wie unterseits auf Schmirgelpapier geglättet.
Unten im Bild ist ein missglückter Versuch: Weißfaules Holz passend zurechtgeschnitten und zwischen zwei Objektträger geklemmt, das Ganze mit Tesafilm umhüllt, so dass es nur von einer Schmalseite her zugänglich war. Die Königinnen waren nicht davon überzeugt; anstatt sich in dem weichen Material eine Höhlung auszunagen, blieben sie einfach draußen. – Vielleicht wäre so etwas für andere Arten geeignet?

Tesafilm ist für solche Nestkonstruktionen nicht schlecht: Er hält über zwei Jahre, auch in mäßig feuchten Formikarien. Etwas Holzmehl neutralisiert die offenen klebenden Stellen. Wenn der Klebstreifen milchig-weiß wird, ist das Nest zu nass. Dann kann sich sogar die Klebung lösen. Aber dann ist es auch für die Ameisen zu feucht – ein Billig-Hygrometer!

5-Bambusnester_4258.jpg
(5) Ebenfalls unbeliebt: Bambusrohr-Nestchen.
Ein weiterer missglückter Versuch: Längs halbierte Bambusrohre wurden mittels Tesafilm auf Objektträger geklebt. Eingeschobene Holzstückchen sollten wiederum die Klebflächen neutralisieren. Kunstnestchen ähnlicher Bauart wurden in meinem Labor über Jahrzehnte in 3-Kammer-Formikarien eingelegt, mit Gipsboden (der Feuchtigkeit speichert, und durch grell-weiße Färbung signalisiert, wenn es zu trocken ist!), und der es durch entsprechende Bohrungen in den Zwischenwänden ermöglicht, ein Feuchtigkeitsgefälle zwischen Nestkammer, Futterkammer (Mitte) und Wasserkammer zu erzeugen. – Beide Königinnen saßen nach kurzer Inspektion von Formikar und Nest jeweils ausdauernd auf ihrem Bambusrohr, Kopf und Gaster gesenkt, es sah aus als hätten sie sich in ihr Schicksal ergeben! :( Bei der geringsten Störung rasten sie davon. Der ca. 2,5 cm hohe, paraffnierte Rand war kein Hindernis: Sie stellten sich auf die Hinterbeine und machten mit den vorderen einen Klimmzug am Rand des Formikars, und weg waren sie! (Zum Glück in einer größeren Wanne mit höherem, paraffiniertem Rand). – Die Bambus-Nestchen könnten für Lasius brunneus, L. niger oder Temnothorax- und Leptothorax-Arten interessant sein.

6-Späne_4260.jpg
(6) Sägespäne und Bohrmehl als Baumaterial.
Späne vom Zersägen des Lärchenblocks und „Sägemehl“, das die Holzbienen aus ihren Nistlöchern in Massen heraus schaffen, sollten den Camponotus-Königinnen im nächsten Versuch als Baumaterial dienen.

7-C.h.-Nest-Sieb_4262.jpg
(7) Dieses Nestchen wird sofort akzeptiert!
Es funktioniert! Die bei Bild 4 beschriebenen Klötzchen wurden zwischen Objektträgern eingeklemmt (wiederum mit Tesafilm zusammen gehalten), eine rote Folie aufgelegt, etwas „Einstreu“ auf das Nest gelegt, und eine Königin zugesetzt: „Hineinschlüpfen und sich wohl fühlen“ (alter Werbespruch für Pantoffeln) hieß die Devise! – Im Deckel ist eine Lüftungsöffnung mit Drahtgaze zu sehen. Der Überfall-Deckel kann so aufgesetzt werden, dass die Nestkammer, oder auch die feuchte Kammer belüftet werden, je nach Bedarf. Die Alu-Schälchen enthalten Wasser und versuchsweise ein Tröpfchen Honigwasser, das aber anscheinend nicht aufgenommen wurde.

8-C.h.-Nest-Gyne_4264.jpg
(8) Eine der Gynen in ihrer "Gründungskammer".
Rechts im Eingang sitzt die Gyne, mit dem Kopf nach außen. Sie hat bereits eifrig Späne in den Hohlraum gezerrt. Hinten ist das Bohrloch mit Zellstoff verschlossen: Hier kann notfalls ein Tropfen Wasser zur Befeuchtung zugegeben werden. (Auf Watte verzichte ich grundsätzlich; die Gefahr ist zu groß, dass sich die Ameisen mit ihren Extremitäten darin verheddern, und dass Eier und kleinste Larven darin auf Nimmerwiedersehen verschwinden).

Beide Gynen haben einen Tag nach dem Einsetzen in diesen Nesttyp mit der Eiablage begonnen!
Natürlich ist nun der Abstand vom Nest zum Rand des Formikars so gering, dass die Tiere „spielend“ herauslaufen könnten. Tun sie aber nicht! Die Nistgelegenheit scheint ihren Ansprüchen so nahe zu kommen, dass sie sogar bei Abnehmen des Deckels (Erschütterungen) und bei Wegname der roten Folie (Lichteinfall) still sitzen bleiben. Selbst das Ausleuchten mit einer Taschenlampe beantworten sie allenfalls damit, dass sie sich im Nest mal umdrehen.
Sollten Arbeiterinnen entstehen, müssen die Nestchen natürlich in Behälter mit höherem Rand umgesetzt werden.

Ich will „meine“ Art von Gründungsnest (noch) nicht empfehlen. Noch immer kann allerlei schief gehen! Das Nestmaterial ist weder abgebacken noch sonstwie desinfiziert. Schimmel könnte auftreten. Jedoch produzieren Ameisen bekanntlich auch antiseptische Substanzen, mit denen sie sich selbst vor dem Verpilzen bewahren, und Pilzwachstum auch in der naturgemäß engen Gründungskammer hemmen können. – Das reicht natürlich bei den winzigen Sekretmengen nicht, wenn damit ein Reagenzglas mit der vielleicht fünfzigfachen inneren Oberfläche sauber gehalten werden soll!

Ich hoffe, bald Weiteres, und vor allem Gutes :) berichten zu können.

MfG,
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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Donnerstag 29. Mai 2014, 09:08

Stand 29.Mai 2014: Königin 1 hat ca. 5 Eier, Königin 2 ca. 7 Eier. Da (1) das Eipäckchen in den Mandibeln hielt und (2) es unter dem Körper hatte, so dass nur ein kurzer Blick möglich war, war exakte Zählung nicht möglich.
Nach wie vor lassen sich beide nicht durch das Abnehmen des Deckels und der roten Folie stören, und auch nicht durch das Ausleuchten mittels Taschenlampe. - In einer geeigneten Gründungskammer spielt "Stress" wohl keine sooo große Rolle. :D

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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Montag 2. Juni 2014, 09:41

Stand 02. Juni 2014: Unverändert. Wie soll es mir auch anders gehen, als den meisten Betreuern von Koloniegründungen? ;)
Beide Königinnen sitzen in ihren Nestern und kümmern sich um die Eier, deren Zahl auch nicht mehr gestiegen ist.
Die Temperaturen am Standort in der Garage entsprechen den Außentemperaturen, zwischen 12 und 24°C (nachts um 3-4 °C wärmer als draußen).

MfG,
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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Donnerstag 5. Juni 2014, 11:33

Stand 05. Juni 14: Praktisch unverändert, doch haben beide Königinnen ein paar mehr Eier gelegt. Insbesondere bei Königin 2 könnten es jetzt so 10-11 sein. Futtervorrat für die (hoffentlich) bald schlüpfenden Lärvchen? - Es kommt ja bei manchen Ameisenarten vor, dass neu geschlüpfte Eilarven sich als erstes über ein werdendes Geschwisterchen hermachen.
Frühkindlicher Kannibalismus ist im Tierreich nicht ungewöhnlich: So trägt der Alpensalamander eine ganze Anzahl von Eiern aus, die sich im mütterlichen Körper zu Larven entwickeln (und nicht wie beim Feuersalamander in einem Gewässer abgesetzt werden). Dabei fressen Larven ihre Geschwister, so dass bei der Geburt der dann fertig metamorphosierten, lungenatmenden Jungtiere nur noch 1 bis 2 übrig sind.
That's life.

MfG,
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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Dienstag 17. Juni 2014, 08:40

Stand 17. Juni 2014: Ch1 hat 10 Eier, Ch2 hat 17. ((Bei Ch1 sah ich heute Morgen die erste Larve! Dies ist genau drei Wochen nach Ablage des ersten Eis.)) Muss mich korrigieren: Bei einem Blick durchs Binokular zeigte sich, dass es unverändert 10 Eier sind. Nur haben sich zwei davon in der Mitte etwas dunkel verfärbt, was dem bloßen Auge wie eine Larve mit Darminhalt erschien. – Hoffentlich wird’s dann doch bald! :)

Wegen der großen Hitze hatte ich beide Koloniegründungen vom 12. bis 15. Juni in den Keller gestellt, bei 19-22 °C. Wahrscheinlich wegen Austrocknung der Nester selbst waren am 15. beide Königinnen außerhalb,in einem feuchteren Teil des 3-Kammer-Formikars. Ch1 hatte ihre Eier dabei (und sitzt auch heute noch außerhalb der Gründungskammer). Ch2 hatte die Eier in der Gründungskammer belassen und ist am 15., nachdem ich sie wieder in die Garage gebracht und etwas gewässert hatte, direkt wieder in die Gründungskammer zurück gekrabbelt.

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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Dienstag 24. Juni 2014, 09:53

Stand 24.Juni 2014: Beide Königinnen haben Eier, aber noch immer keine Larven! - Die Eier sehen gut aus und werden offenbar bestens betreut. Unter dem Thorax der Königin schauen oben und unten zwei Eier heraus.

C.-herc.2-24.06.-4361.jpg
Bild 9: C. herculeanus-Königin 2 in ihrem stark verpilzten Kunstnest.

Bild(9) in diesem Bericht, von Ch2, gerade aufgenommen, zeigt starke Verpilzung in dem hölzernen Kunstnest (vgl. Bild 8 vom 28. Mai, wo das noch neu ist!).
Im hinteren Bereich (links) ist grüner und weißer/grauer Schimmel zu sehen. Der rechte, von der Königin bewohnte Bereich dagegen ist frei von Verpilzung: Das sollte durch die antibiotischen Sekrete der Königin bedingt sein! Die Wirkung reicht natürlich nur aus, um eine sehr kleine, enge Nestkammer pilzfrei zu halten. Nach links dienen ein paar Holzspäne als Abgrenzung, und auch nach oben, wo ein enger Gang aus der Kammer führen würde, sind einige Holzkrümel zur Abdichtung eingebaut.

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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Mittwoch 25. Juni 2014, 16:41

Die erste Larve ist da!
Gerade entdeckt, dass Ch1 ein Lärvchen hat. Das ist ziemlich genau 1 Monat nachdem das erste Ei gelegt wurde: 26. Mai - erstes Ei. 25. Juni - Erste Larve geschlüpft. :)
Die Temperaturen entsprachen in etwa denen im Freiland im Schatten, meist so zwischen 17°C nachts und 22-24°C tagsüber.

Unselige Hast kann man den Camponotus herculeanus echt nicht vorwerfen! :D

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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Donnerstag 26. Juni 2014, 08:57

Heute, 26. 06. 14, entdeckte ich bei Ch2 nicht weniger als vier kleine Larven!
Eine davon war dabei, etwas zartes, Häutiges zu fressen. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um eine Eihaut. Vielleicht die eigene, aus der die Larve gerade geschlüpft ist?
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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Dienstag 8. Juli 2014, 08:34

Es scheint voran zu gehen: Beide Gynen haben ein paar Eier und kleinere Larven, und in beiden Gründungskammern ist je eine bereits stattliche Larve zu sehen, die etwa die Länge des Gynen-Thorax aufweist! Man konzentriert sich also wohl darauf, dass möglichst bald wenigstens eine Arbeiterin produziert wird. :)
In den letzten Tagen wurden Temperaturen bis 28°C erreicht, allerdings nur jeweils für ein paar Stunden. Nachts ging es auf 19 - 22°C herunter.
Beide Gründungskammern sind übrigens frei von erkennbarem Schimmel, während die hinteren Bereiche der Holznester ordentlich verpilzt sind, so wie in Bild 9 (vom 24. Juni) zu sehen.

MfG,
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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Freitag 18. Juli 2014, 20:05

Es gibt Neues:

Beide Gynen hatten seit 2-3 Tagen verpuppungsreife Larven, je drei Stück. Ein paar mal habe ich Spinnbewegungen gesehen, und auf den Larven lag irgendwelches Gemüll (Holzmehl et.). Aber es gab keine Kokons!

Heute ist bei Ch2 neben zwei Vorpuppen (!) eine Arbeiterinpuppe, nackt! Und auch bei Ch1 sind nur drei Vorpuppen sichtbar. Eier haben beide Gynen zudem.
Es wäre sehr interessant zu wissen, ob Nacktpuppen auch bei anderen Haltern von Camponotus herculeanus in der Gründungsphase aufgetreten sind.

Eine Erklärungsmöglichkeit wäre die zu hohe Temperatur der letzten Tage. Am Tag hat es am Standort der beiden Koloniegründungen über 25°C, heute 29°C.
Laut Seifert (briefl.) findet die Koloniegründung bei C.ligniperdus (der mehr Wärme liebenden Art!) in erheblich niedrigeren Temperaturen statt.
Demgegenüber bin ich überzeugt, dass bei der hier beschriebenen im Sommer tagsüber auch recht hohe Temperaturen in der Kammer erreicht wurden.

MfG,
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Diskussionsthread: viewtopic.php?f=47&t=444
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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Dienstag 29. Juli 2014, 15:03

23. 07. 14: Nach sehr hohen Temp. (29-30°C) beide kurzfristig in Keller, 20°C.
Ch1: hat eine Nacktpuppe, 1 Vorpuppe, ca. 10 Eier. Nimmt nichts vom Honigwasser.
In Ch2 waren am 21. 07. eine „verkrüppelte“ Puppe und 1 Vp; beide jetzt weg (gefressen?), Kön. hat ca. 10 Eier, ist sehr dick, nimmt auch seit Tagen regelmäßig vom Honigwasser.

25. 07. 14: CH1 hat 2 Puppen und ca.10 Eier. Geht nicht an Honigwasser.
Ch2 hat nur noch ca. 10 Eier, ist dick vollgefressen! Nimmt immer Honigwasser und hat wohl die geschädigte P und Vp verzehrt. Beide Formikarien bei max. 25°C nebeneinander.

29. 07. 14: Unverändert.
Ch1 hat 2 (Nackt-)Puppen und ca. 10 Eier; die Gaster sieht „normal“ aus.
Ch2: Hat ca. 10 Eier; die Gaster ist unverhältnismäßig lang und dick.

Die Unterschiede bei den beiden Königinnen haben zu einigen Überlegungen Anlass gegeben, die wegen der möglicherweise allgemeinen Bedeutung in einem eigenen Thread vorgelegt werden:
viewtopic.php?f=16&t=585

MfG,
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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Mittwoch 6. August 2014, 10:30

Heute ist die erste (und vor dem Winter wahrscheinlich einzige) Arbeiterin geschlüpft!

Ch1 hat jetzt, 73 Tage nachdem das erste Ei abgelegt wurde, diese eine Arbeiterin (+ ein paar Eier und kleine Lärvchen). Ihre zweite Puppe, von der ich berichtete, hatte ein etwas missgestaltetes, abstehendes Bein. Sie wurde vor wenigen Tagen, als sie noch ganz weiß war, anscheinend gefressen (recycelt).
Ch2 hatte ja bereits früher (21. 07.) ihre Puppe und die Vorpuppe gefressen. Auch sie hat nun Eier und kleine Larven.

Für mich wichtig: Es war eine Nacktpuppe in Ch1, die sich ganz normal zur Arbeiterin entwickelt hat!
Die Ausfälle der anderen zwei Puppen und der Vorpuppe führe ich auf zu hohe Temperaturen um den 23. 07. zurück.

Ob andere Faktoren das etwas magere Ergebnis beeinflusst haben, kann ich nicht sagen. Im Startpost habe ich ja bereits angegeben, was ich alles (nach gängigen Forenmeinungen ;) ) „falsch“ gemacht habe:
Kein RG, kein Wassertank, viele Erschütterungen, täglich bis zu dreimal Kontrolle (mittels Taschenlampe!), und dennoch bleiben sie brav in ihren Kämmerchen, fressen keine Eier und spielen nicht „Rennsemmel“! - Und beide Nester aus Holz enthalten jede Menge Schimmel, außer in den bewohnten Kämmerchen.

Warten wir geduldig ab, was weiter daraus wird! :)

MfG,
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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Donnerstag 14. August 2014, 16:41

Ein kleiner Zwischenbericht:

Ch1 hat ja seit 9 Tagen eine erste Arbeiterin, die recht tüchtig zu sein scheint. Sie selbst wirkt normal, gut genährt. Inzwischen hat sie einen stattlichen Klumpen von Eiern und kleinen Larven. Auch Nahrung wird regelmäßig eingetragen, offenbar nur nachts: Nach Fütterung am Morgen (Zuckerwasser, Stücke von Fliegen, Taufliegen) liegt alles unberührt bis zum Abend, aber am nächsten Morgen ist das Zuckerwasser weg und auch die Fliegen(-teile) liegen nicht mehr im Futterschälchen.
Nachtrag: Abends gegen 22:30 sah ich die Arbeiterin am Futterschälchen, wo sie ein Fliegenteil "bearbeitete"! - Die häufig geäußerte Vermutung, dass Arbeiterinnen kleiner Kolonien überwiegend nachts furagieren, stimmt vielleicht wirklich!

Ch2 (bei der die beiden ersten Puppen verschwunden sind, wohl dank eines Pflegefehlers) hat ein nur kleines Häufchen Eier und vielleicht 1-2 winzige Larven. Die Gyne ist unmäßig adipös, breite Streifen von weißer Intersegmentalhaut sind auf der Gaster zu erkennen. Auch sie geht nachts auf Futtersuche, bevorzugt aber das Zuckerwasser. „Selber (fr)essen macht fett“ scheint ihre Devise zu sein. Ob das eine sinnvolle Strategie ist, oder ob sie einen Dachschaden hat? :crazy:

Ich erwarte nun, dass die beiden Gynen sich auf die Winterruhe vorbereiten. Am offenen Garagenfenster sind sie weitgehend den Außentemperaturen ausgesetzt. Wie es dann im und nach dem Winter weitergeht?

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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Samstag 16. August 2014, 13:17

Gestern (15. 08.) habe ich eigens nochmals um 22:30 nachgesehen: Prompt war die Arbeiterin von Ch1 wieder mit einer halbierten Fliege im Futterschälchen beschäftigt! - Allmählich fange ich an, es zu glauben, dass die Pygmäen nachtaktiv sind! :)
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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Montag 18. August 2014, 09:26

Noch ein paar Daten:

Am 17. 08. abends, 22:00, war der halbe Fliegenthorax noch unberührt.
Heute, 18. 08., habe ich um 8:15 die Arbeiterin von Ch1 an dem Futterbrocken beobachtet.
Vermutung: Es war ihr in der Nacht zu kühl (gemessenes Minimum 18°C; morgens 20°C). Man kann annehmen, dass die Tiere bei passender Temperatur lieber nachts furagieren, aber temperaturabhängig auch auf eine andere Tageszeit ausweichen können.
Wie immer bei biologischen Vorgängen: Ein System mit mehreren Variablen! :)

MfG,
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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Donnerstag 21. August 2014, 11:00

Gestern (20. 08.) abends gegen 22:00 sah ich die Arbeiterin aus Ch1 wieder an einem Stück Fliege nuckeln, und heute (21. 08.) um 8:30 beim Kontrollblick sauste sie blitzartig aus dem Nest, drehte eine rasante Runde in der Futterkammer und kehrte umgehend zurück ins Nest. Als ich mit der Taschenlampe hinein leuchtete, hatte sie sich bereits wieder unter der Mama verborgen. :)
Ich interpretiere das als eine erste Reaktion in Richtung Nestverteidigung! Das wäre nach ca. 16 Tagen ihres Adultlebens.
"Einmal ist keinmal", und so will ich diese einzelne Beobachtung auch nicht über-interpretieren. Bisher habe ich halt nur diese eine Arbeiterin!

Hoffentlich kommen die beiden Koloniegründungen gut über den Winter, so dass ich im Frühjahr vielleicht den Werdegang einer oder einiger junger Arbeiterinnen aus Ch2 verfolgen kann.

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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Donnerstag 4. September 2014, 16:25

Sie leben noch!

"Aufregendes" sah ich gestern (3. Sept.) abends gegen 22:00 bei Ch1: Die Arbeiterin und die Gyne waren in der Futterkammer an einem Stück Fliegenthorax beschäftigt! (ob sie mal Frischfleisch wollte? Weil ihr das ewige Vorgekaute und Rausgewürgte zum Hals raus hing? :D )
Die Gyne kehrte dann ins Nest zurück, wobei sie große Mühe hatte, sich durch den etwas engen Durchgang zur Nestkammer zu quetschen. Vor allem die dicke Gaster musste mühsam durchgefädelt werden. Hat es aber geschafft. Ansonsten ist das Häufchen kleiner Larven unverändert. Der Winter darf kommen!

Die Gyne Ch2 sitzt alleine in ihrer Gründugskammer. Anscheinend hat sie nun alle Eier verzehrt. Die Gaster ist enorm angeschwollen.
Auf und in dem Holznest tummeln sich einige Staubläuse. Aber die ernähren sich ja von Schimmelpilzen, und davon hat's genug, außerhalb der eigentlichen Gründungskammer. ;)

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Re: Camponotus herculeanus – „Haltungsbericht“

Beitragvon Merkur » Mittwoch 5. November 2014, 18:41

Um diesen "Haltungsbericht" noch abzuschließen:

Gyne 2 war offenbar geschädigt; ich hatte sie daher seziert (sie war begattet) und dann an Herrn Dr. Seifert geschickt, doch war sie unterwegs verloren gegangen.
Gyne 1 und ihre Arbeiterin habe ich kürzlich in Alkohol konserviert und ebenfalls Herrn Dr. Seifert gesandt, zur Nachbestimmung.
Gerade kam seine Antwort:
Es handelt sich zweifelsfrei um Camponotus herculeanus.
Die komme auch gelegentlich unterhalb der montanen Region vor, z. B.in Schleswig-Holtein mal auf nur 40m Meereshöhe gefunden. Fliege offenbar auch sehr weit.

Damit ist meine "wiss." Fragestellung beantwortet und dieser Bericht beendet.

MfG,
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