*Messor cephalotes (Ostafrika) - Haltungsbericht

Unterfamilie: Myrmicinae

*Messor cephalotes (Ostafrika) - Haltungsbericht

Beitragvon Alex Pil » Mittwoch 14. Mai 2014, 19:14

Hallo liebe Ameisenfreunde,

nun, nach langer Zeit, gebe ich den vielen Interessenten klein bei und eröffne einen Haltungsbericht zu meinen Messor cephalotes.
Ich hatte lange Zeit viel um die Ohren, hatte daher nie Zeit etwas zu berichten, das soll sich aber nun ändern.

Nun, vorab ein paar Informationen über die Kolonie

Messor cephalotes
Größte Messorart der Welt mit riesigen Majoren - sie ist stark polymorph. Die Jungtiere dieser Ameisen besitzen eine leuchtend rote Färbung. Diese Art benötigt keine Winterruhe und kann warm "durchgepflegt" werden.

Taxonomie: Unterfamilie Myrmicine, Tribus Pheidolini
Farbe:kupferrot
Verbreitung: Zentralafrika und Ostafrika
Eigenschaften: polymorph, monogyn
Nestbau: große Erdnester,
Nahrung: Körner verschiedener Wildpflanzen (auch Gräser), aber auch Insekten und Honigwasser
Winterruhe: Nein
Temperatur: 24 - 28°C
Luftfeuchtigkeit: trocken
Bepflanzung: nicht sinnvoll


Die Kolonie stammt, wie könnte es auch anders sein, von Herrn Kalytta. Es handelt sich hierbei um die einzige Kolonie, die er letztes Jahr auf seiner Afrikareise mitbringen konnte.
Natürlich war ich umso glücklicher, nun endlich auch eine Kolonie dieser wirklich wunderschönen Ameisen halten zu können.
Ich besuchte Herr Kalytta also, natürlich mit der Absicht, meine cephalotes abzuholen, und gleichzeitig noch ein paar schöne Arten in seinem Hause betrachten und beobachten zu können... :thumbup:
Um eines vorab zu nehmen: Diese Ameisen sind der Wahnsinn. Die Größe, die Färbung und das Verhalten machen sie für mich, als "Messor-Fan" zu einer wunderschönen und gleichzeitig interessanten Ameise.
Ich hatte bis vor kurzem noch eine Kolonie Messor arenarius bei mir pflegen dürfen, daher hatte ich auch einen direkten Vergleich zu den cephalotes.
Und ich kann eines sagen, wer denkt M. arenarius sei groß, der sollte sich die cephalotes anschauen, denn diese wirken nicht nur größer und deutlich bulliger, das sind sie nämlich auch! Ich hatte beide Königinnen in zwei RG nebeneinander liegen, und gegen die M. cephalotes sah meine M. arenarius aus wie eine "normale" Majore. :D
Sie ähneln vom Körperbau eher M. barbarus, natürlich nicht von der Länge/Größe, sie sind aber mindestens genauso kräftig. Dazu ein richtig schönes Kupferrot, welches besonders unter dem Spot sehr schön zu sehen ist. Sie leuchten regelrecht.
Es handelt sich übrigens um eine Kolonie mit einer wirklich dicken Königin und etwa 200 Arbeiterinnen.

Ich halte sie momentan in einem 80x35er Becken, beleuchtet mit einem 60W Spot über dem Nest und zwei Leuchtstoffröhren mit jeweils 18W.
Dabei komme ich auf Temperaturen, bei etwa 40 Grad DIREKT unter dem Spot und etwa 25 Grad im Rest der Arena.
Befeuchten tue ich das Becken nach Lust und Laune, meistens 1mal in 1 Woche, aber auch nur sachte, ich überschwemme nicht das Nest. Denn viel Feuchtigkeit brauchen Messor wie bekannt ist sowieso nicht. Auch die cephalotes machen da keine Ausnahme, sie finden es allerdings scheinbar sehr angenehm, wenn ich das Nest befeuchte, das Kondenswasser wird sofort im Nest aufgenommen, viele Arbeiter kommen aus dem Nest gekrochen, und suchen nach dem Störenfried, und stoppen spätestens am feuchten Sand vor dem Nest, wo auch sofort fleißig getrunken wird :) .
Ich benutze übrigens ein altes, stehendes Ytongnest, angemalt mit einer Sand/Lehm-Mischung und ohne Wassertank.
Ich befeuchte das Nest, in dem ich das Wasser einfach etwas über und neben das Nest kippe.
Als Ausbruchsschutz nutze ich eine Kombination aus Deckel und Talkum.

Hier vorab ein Foto, wie es im Hause cephalotes ausschaut:
...entschuldigt bitte die schlechte Bildqualität, ich habe leider momentan nur mein Handy und keine Digicam zur Hause :thumbdown: :D

Bild

Und noch ein Bild von der Seite:

Bild

Sie sind, wie eigentlich alle Messor, sehr pflegeleicht und dankbar für alles. Wasser muss natürlich immer vorhanden sein, grade am Morgen, nachdem ich aufstehe sehe ich extrem viele Ameisen an der Tränke.
Ein paar Körner und Proteine dazu und die Kolonie ist glücklich. Verfressen sind sie übrigens auch, viel mehr als ich bei meinen anderen Messor beobachten konnte (sei es M. arenarius, barbarus oder minor hesperius).
An Insekten bzw. Proteinen wird eigentlich so ziemlich alles eingetragen, was nicht verwertet werden kann/soll wird dann wieder nach einigen Minuten aus dem Nest befördert Richtung Abfallplatz.
Ich konnte schon, wie auch von Herrn Kalytta beschrieben, so manche Ameisenstraße in dem doch relativ kleinen Aquarium beobachten, ebenfalls eine Sache, die ich bei meinen anderen Messor leider noch nicht beobachten konnte - ist aber eine schöne und intressante Sache! :thumbup: :)
Die Ameisen legen im Allgemeinen sehr viele Duftspuren, fast alle Individuen, die in der Arena rumlaufen, laufen mit "runtergedrückter Gaster" herum.

Im Großen und Ganzen sind diese Ameisen wirklich sehr robust, stabil und ich würde meinen, dass sie leicht zu halten sind. Es gibt garkeine Probleme in der Haltung bisher!

Jetzt noch zwei Bilder vom Nest, auch hier ist die Qualität leider sehr bescheiden, durch das Kondenswasser an der Scheibe erkennt man leider nur sehr wenig.
Aber ihr könnt euch vielleicht trotzdem einen kleinen Überblick verschaffen, wie sie bei mir leben.
Beachtet bitte, dass ein großer Teil der Kolonie mit Brut (sehr viele kleine Larven) unter dem Ytongstein leben, leider haben sie eine kleine Lücke gefunden, in der sie sich in der Nacht unter dem Stein "gemütlich" machen konnten. Dort ist es einfach am feuchtesten und es herrschen scheinbar die besten Bedinungen dort. Ich lass sie machen, möchte die Damen nicht unnütz in Aufregung bringen.

Bild

Und hier noch ein zweites Bild, ein ziemlich schlechtes Bild von einer umso schöneren Königin.
Leider kommt die Färbung und Größe der dicken Dame garnicht so gut rüber, es ist einfach zu dunkel.

Bild

SO, dass war es jetzt erstmal von mir. Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick meiner M. cephalotes geben und den Leuten, die einem Haltungsbericht entgegengefiebert haben, eine kleine Freude machen! :yu:
Bis zum nächsten mal!

PS: Diskutiert werden kann gerne hier in diesem Thread, für Feedback, Anregungen und Kritik wäre ich sehr dankbar!

LG, Alex:)
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Re: *Messor cephalotes (Ostafrika) - Haltungsbericht

Beitragvon Moriquendi » Donnerstag 15. Mai 2014, 13:01

Hallo Alex,

danke dass du uns hier deine Messor cephalotes vorstellst. Von dieser Art hört man in der Haltung sehr wenig, umso schöner Bilder von dir zu sehen.

Ich freu mich schon auf weitere Eindrücke, die Färbung dieser "Riesen" ist sehr schön.

LG Mori
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Re: *Messor cephalotes (Ostafrika) - Haltungsbericht

Beitragvon Alex Pil » Freitag 16. Mai 2014, 08:50

Hallo zusammen,

Die Haltung dieser Tiere macht einfach Spaß!
Natürlich kann man sie, rein von der Aktivität am Tag nicht mit einer Cataglyphis vergleichen, aber sie sind ebenfalls wie Cataglyphis tagaktiv und das ist auch gut so.
So konnte ich M. arenarius zumeist nur Abends, wenn die Beleuchtung ausgestellt wurde, im Becken fouragieren sehen, ist es bei den M. cephalotes genau umgekehrt.
Morgens, sobald die "Sonne" scheint, kommen viele Arbeiter aus dem Nest und beginnen sofort mit dem Tagesgeschäfft. Zumeist sind sie auf der Suche nach Futter, Proteine und Körner, oder unternehmen einfach mal einen Spaziergang.
Nachts sind die Ameisen übrigens auch zahlreich unterwegs, scheinen wohl tag UND nachtaktiv zu sein.

Um nochmal auf die Färbung zu kommen - diese ist wirklich ein Traum, dieses leuchtende rot... :love:

Anbei nochmal einige Bilder, wo man dies sehr schön erkenenn kann:

Bild

Eine Mediaarbeiterin:

Bild

Und hier noch ein Bild aus der Kinderstube:

Bild

Dies ist allerdings nicht ganze Brut, ein großteil der Larven, etwa 30 Stück oder mehr, befinden sich unter dem Ytong mit einem Großteil der Kolonie, wie zu Anfang beschrieben.

Ihr seht also, es geht voran. Dies ist wahrscheinlich meiner guten Proteinzugabe zu danken, in Kombination mit viel Wärme von oben und einem guten Tick Feuchtigkeit in den unteren Kammern - halt ganz naturnah.


Dies war es erstmal. Ich werde euch die Tage noch Bilder aus Afrika von Herrn Kalytta vorstellen, vom Zeitpunkt des Fundes der Kolonie und Bilder von Grabaktionen, so kann man sich ein Bild machen, wie schwer es war, diese Kolonie auszubuddeln.

Zum Abschluss gibt es noch ein Bild von der Königin, von der Seite. Schaut euch den Thorax an :o :wtf:

Bild

Bis zum nächsten mal!
LG
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Re: *Messor cephalotes (Ostafrika) - Haltungsbericht

Beitragvon Alex Pil » Montag 19. Mai 2014, 10:30

Hallo zusammen,

wie versprochen, werde ich euch nun einige Bilder vom Fang dieser Kolonie zeigen, sie stammen von Herrn Kalytta und er hat sie mir netterweise bereitgestellt, damit ich euch zeigen kann, was für Mühen notwendig waren, um an die Messor ranzukommen.
Der genaue Fundort ist mir leider nicht bekannt, ich weiß aber, dass sie im zentral-Ostafrikanischem Hochland gefunden wurde.


Bild

Bild

Wie man sehen kann, musste einiges an Sand ausgehoben werden, um an die Königin zu kommen.
Laut Herrn Kalytta, hatte er einen Helfer dabei, der dieses tiefe Loch auch gegraben hat. Es sollte eigentlich schon abgebrochen werden, das Loch war mitlerweile über 1 Meter tief und es war noch keine Spur von der Kolonie zu sehen. Mit den Worten "diese Königin bekommen wir nicht mehr" wollte sich Herr Kalytta aber nicht abfinden und so legte er selbst nocheinmal Hand an. Er grub noch viel tiefer, laut eigenen Aussagen so tief, dass er in diesem Loch komplett verschwand. Er steckte seinen Arm noch in das kleinere Loch und kam schließlich, mit ganzer Mühe doch noch an die Kolonie. Es folgte ein lauter Freudeschrei und Herr Kalytta nahm seinen Helfer in den Arm. Diese Kolonie war die einzige, die er letztes Jahr aus Afrika mitbringen konnte.

Hier ein Bild, kurz vor dem Fund:

Bild

Das war es wiedermal, bis demnächst!
LG :)
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Re: *Messor cephalotes (Ostafrika) - Haltungsbericht

Beitragvon Streaker87 » Montag 19. Mai 2014, 11:28

Hallo Alex Pil,

vorab sei gesagt, wunderschöne Färbung!

Ich hätte ein paar Fragen:

Wie verhält es sich mit den Kotstreifen dieser Art? Messor sp. sind ja eigentlich dafür berüchtigt, dass sie die Scheiben voll schmieren.

Ausgraben, hin oder her. Mich würde noch interessieren wie Du dazu stehst. Immerhin existiert die Kolonie schon eine Zeit, und somit lässt sich das Alter schlecht bestimmen. Vielleicht ist die Kolonie auch nicht immer optimal gewachsen, dass sie klein geblieben ist und man fälschlicherweise davon ausgeht, dass es sich noch um eine jüngere Kolonie handelt.
Was wäre also, wenn Dir die Kolonie nach nur zwei Jahren verstirbt. Was ich natürlich nicht hoffe!
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Re: *Messor cephalotes (Ostafrika) - Haltungsbericht

Beitragvon Alex Pil » Montag 19. Mai 2014, 12:16

Hey Streaker87,

zum Thema Kot, schau dir alle anderen Messor an, meine machen da leider keine Ausnahme, die scheißen die Scheiben im Nest ordentlich zu. :D
Bisher aber zum Glück nur eine Ecke im Nest, diese dafür aber ordentlich.

Laut Aussage von Herrn Kalytta muss es sich hierbei um eine Kolonie handeln, die jetzt etwa 2 Jahre alt ist. D.h. letztes Jahr, als ich sie bekam, war sie ca. 1 Jahr alt.
Wie ich bereits schrieb, war es die einzige Kolonie letztes Jahr, die er mitbringen konnte.
Vor 2 Jahren hatte er etwas mehr Glück und konnte um die 5 Königinnen aus einem Schwarmflug mitbringen, sehr wahrscheinlich ist meine Königin auch von diesem Schwarmflug und gründete dort ganz normal. Bis sie ein Jahr später eingesammelt wurde als Jungkolonie.
Natürlich kann man sehr viel spekulieren, aber wie es letztenendes wirklich war/ist, da steckt man leider nicht drin.

Dazu kommt noch, das es in dem Bereich, wo meine Kolonie gefunden wurde, viele weitere RIESIGE Kolonien waren, die sich dort ebenfalls bestens entfalten, ausbreiten und weiterentwickeln konnten.
Bei den besagten riesigen Kolonien, waren alle Gräser im großen Umkreis des Nesteingangs abgesäht, was bei meiner Kolonie überhaupt nicht der Fall war, dort wurde kein Grashalb auch nur berührt - ebenfalls ein gutes Indiz für eine Jungkolonie, genau wie die Tatsache, dass man eine alte Kolonie, niemals schon, wie es bei mir der Fall war, nach etwa 1m angetroffen hätte. Diese Nester wären um einiges tiefer, man bräuchte wohl deutlich schärfere Geschütze als eine kleine Schaufel und Hacke...

Übrigens können, laut Kalyttas' Aussage, Messor (besonders kräftige Kolonien) über 30 Jahre alt werden - das lässt auf eine lange Haltung hoffen.
Wiegesagt, genau kann man es leider nicht sagen, es kann nur viel spekuliert werden, aber ich denke Herr Kalytta ist erfahren genug, um soetwas einschätzen zu können, daher glaube ich ihm auch.

LG
Alex
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Re: *Messor cephalotes (Ostafrika) - Haltungsbericht

Beitragvon Alex Pil » Mittwoch 21. Mai 2014, 11:37

Heyho..

habe seit einigen Tagen eine kleine Ambientebeleuchtung in mein Becken installiert.
Es handelt sich um ein kleinen Stecker mit 3 blauen LED's, die grade morgens und am Abend, wenn noch keine Beleuchtung an ist, für einen Hingucker sorgt. Ohne Beleuchtung sehen Aquarien immer etwas trostlos und unschön aus, das wollte ich damit ändern.

Kommt auf bildern leider nicht so gut rüber wie live, aber seht selbst:

Bild

Bild

Gekauft habe ich sie bei Ebay, glaube 8 Euro. Mit (laut Angabe Hersteller) weniger als 1W ist dies natürlich auch alles andere als ein Stromfresser, also lasse ich diese Beleuchtung gerne auch die ganze Nacht an. Sie soll eine Art Mondlicht simulieren.

So sehen diese 3 LED's aus, installiert am Deckel:

Bild

Mir ist natürlich klar, dass man damit keinen richtigen Tag/Nacht-Rythmus simulieren kann, denn die Ameisen nehmen dieses Licht genauso wahr wie die restliche Beleuchtung. Es ist aber schön anzusehen, die Ameisen in diesem Licht zu beobachten, und es erfüllt seinen Zweck und macht das ganze etwas lebhafter.

Das war's erstmal.

Viele Grüße, Alex :)
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