Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Unterfamilie: Ponerinae

Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Beitragvon Bob » Donnerstag 18. Juni 2015, 21:43

Hallo Forum,

da Haltungsberichte hier doch etwas Mangelware sind und ich meinen Beitrag leisten will, berichte ich Euch von meinem Wagnis.

Von der Faszination, die diese Art ausübt, muss ich unter uns wohl niemanden überzeugen. Ihr einzigartiger Körperbau, die goldenen Tarsen, ihr potenter Stich, das etwas mystische Stammesritual, ihr Stammbaum, ihr ruhiges Verhalten und viele andere Dinge machen sie zu meiner Favoritin der Ameisen.

Es ist für mich die Erfüllung eines Wunsches, den ich seit Jahren habe und der Höhepunkt meiner Ameisenhaltung. Sollte es scheitern, werde ich es wahrscheinlich nicht noch einmal probieren. Das Risiko ist groß und die Kosten nicht gering. Auch kann ich die Exotenhaltung nicht mit einem vollkommen reinem Gewissen sehen. Jedoch hat mein Lebensstil einen eher kleinen ökologischen Fußabdruck für einen Mitteleuropäer und diese Anschaffung ist mit der größte Luxus, den ich mir seit längerer Zeit gönne.

Wie schwierig die Haltung und gerade Gründung dieser Ameisen sein kann, ist wohl den meisten hier bekannt. Es ist erst die dritte Art die ich halte und dazu noch die erste tropische. Auch wurde der Sammler/Händler, von dem ich die Tiere habe, in der Vergangenheit zum Teil scharf kritisiert. Ob dies zurecht war, kann ich nicht beurteilen. Meine Erfahrungen waren bis jetzt durchweg sehr positiv. Der erfolgreiche Gründungsbericht im eusozial Forum war für mich der ausschlaggebende Punkt, um dieses Unternehmen trotz allem zu starten. Ich kann die Zeit, das Geld und den Platz für diese Tiere aufbringen.
Eigentlich wollte ich erst bei einem Erfolg davon berichten, aber das wäre unnötig eitel, da auch ein Scheitern wichtige Informationen für die Nachfolger bringen kann.

Naja, lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe es getan.

ameisen.jpg


Um die Erfolgschancen hoch so zu halten, beginne ich mit 3 Königinnen. Sie wurden in einem sehr großen Reagenzglas geliefert und brachten 2 Larven und ein paar Eier mit.


Die Anlage:

becken.jpg

Das Becken ist 60x30x30cm groß und ich habe 3 verschiedene Nesttypen bereitgestellt.

Ein schönes Y-Tong Nest mit Torf bestrichen und Bewässerungskanal.
ytong.jpg


Ein einfaches trockenes Holznest aus unbehandeltem Baumarktholz.
holznest.jpg


Ein Erdnest in Waldboden aus Brandenburg besetzt mit weißen Asseln.
erdnest.jpg



Die Einrichtung ist spartanisch gewählt, damit ich im Notfall schnell Änderungen vornehmen kann. Der Bodengrund ist Papier. Erwärmt wird das Becken von einer 30W Heizfolie, welche temperaturgeregelt ist. So hält das Formicarium immer mindestens 24°C. Die Luftfeuchte beträgt zw. 60-80% und ich sorge mindestens einmal täglich für Frischluft. Als Futter werden vorerst nur Wasser, Zuckerwasser und frisch gehäutete Schokoschaben angeboten.


Die erste Woche:

Gerechnet hatte ich mit einer Erkundung des Beckens und der Nester, sowie mit einem Sturz auf das Zuckerwasser. Passiert ist allerdings erstmal garnichts. Sie saßen alle ruhig beisammen im Reagenzglas und ich konnte über Tage keine Spuren von Außenaktivität feststellen. Wie anderswo berichtet, scheint das nicht untypisch zu sein und ist ein besseres Zeichen als ständig wandernde Königinnen. Jedoch nach 5 Tagen hatte ich keine Geduld mehr und wollte etwas probieren. Wer sich nicht selbst versorgen kann, kommt in das "betreute Wohnen". Ich habe das Becken etwas umgeräumt und dem Reagenzglas einen dunklen Platz an der Frontscheibe gebaut, damit ich einfache Nesteinsicht bekomme. Dann habe ich eine Schokoschabe direkt in das Glas gegeben. So nah, dass die Ameisen diese einfach nicht ignorieren können. Und siehe da, sie fressen! Heute 2 Tage später wurde die Schabe entsorgt und ich habe direkt die nächste hinterher geschoben. Sie fressen zuerst die Beine ab und arbeiten sich dann am Abdomen hinein. Auch die größere Larve durfte mitessen. Voller Freude konnte ich sogar ein frisches Ei entdecken. So weit, so gut. Wenn sie im RG bleiben wollen, so sollen sie es. Sie machen sich auch ganz schön an der Watte zu schaffen, aber ich weiß nicht, ob das auf einen etwaigen Mangel hindeutet.

woche1a.jpg

woche1b.jpg



Fragen, Anregungen, Kritik, Tipps etc. sind mir sehr willkommen. Schreibt sie bitte hier direkt hinein, ich möchte keinen extra Diskussionsthread führen. Die Qualität der Bilder hoffe ich in Zukunft verbessern zu können, nur ist die Nestkammer nicht einfach zu beleuchten und ich will das RG nicht immer aus dem Becken nehmen müssen.

Das war's fürs Erste. Weitere Berichte wird es bei interessanten Entwicklungen und Beobachtungen geben.

der Bob
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Zuletzt geändert von Bob am Freitag 19. Juni 2015, 17:14, insgesamt 4-mal geändert.
Bob
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Re: Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Beitragvon Steffen Kraus » Donnerstag 18. Juni 2015, 22:23

Hallo Bob,

erstmal, herzlichen Glückwunsch!
Da hast Du eine tolle Ameise ausgesucht, sie sind herrlich und ich kann jeden verstehen, der sie haben möchte.
Da ich selbst eine recht große Kolonie von Paraponera halte, kann ich das beurteilen.
Wenn sie, wie bei mir, die 200 Marke überschritten haben, ist richtig viel los.
Das Verhalten ändert sich total, sind sie zurückhaltend am Anfang, greifen sie ab dieser Größe sofort an, wenn man den Nestbereich stört.
Da sind sie noch schlimmer, als meine Myrmecia, wirst Du später aber merken.
Da Du bestimmt schon genügend Informationen gesammelt hast, möchte ich Dich mit Tipps verschonen.
Einen Tipp, möchte ich Dir jedoch geben, nach einiger Zeit kann es zu Kämpfen um die Rangordnung unter den Königinnen kommen, dann solltest Du trennen.
Denn sonst gibts ein böses Ende!
Wünsche Dir ein gutes Händchen und den Königinnen viel Glück bei der Gründung!
Gruß Steffen
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Re: Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Beitragvon Bob » Samstag 20. Juni 2015, 16:09

Woche 1¼:

Fotos!

So ich habe jetzt alle möglichen Blenden, Belichtungszeiten und Zoomstufen meiner Digital Kamera durchprobiert und bessere Bilder sind einfach nicht machbar. Beleuchtet habe ich die Tiere mit einem kleinen Halogenspot und sie sind erstaunlich ruhig geblieben. Hier seht ihr wie Schokoschabe #3 verzehrt wird. Ich bin so froh, dass ich die direkte Zugabe ins Reagenzglas ausprobiert habe, da ihr Hunger unzähmbar zu seien scheint. Wahrscheinlich würde ich jetzt noch warten, ohne dass sie das Nest je verlassen hätten, denn Außenaktivität konnte ich immer noch nicht feststellen. Also spiele ich weiter die Pflegekraft und überlege schon ob ich sie mit einer Spritze auch mal direkt mit Zuckerwasser füttern sollte. Die Larven sind auch schon merklich gewachsen und es wurde noch ein Ei gelegt. Auch kann ich mittlerweile aktive Brutpflege beobachten. Die Larven werden geputzt und die Eier manchmal zu einem Haufen gestapelt. Am Anfang lag alles irgenwie nur rum und sie schienen sich nicht sonderlich um ihre Brut zu kümmern.
Paraponera clavata-3Gynen-200615.jpg


Manchmal legen sie die Larven in den 1. Stock. Das wird wohl die wärmste Stelle im RG sein.
Paraponera clavata-2Gynen+Larve-200615.jpg


Von Nahem betrachtet sind sie sehr haarig und natürlich unglaublich schön!
Paraponera clavata-Gyne Makro2-200615.jpg

Paraponera clavata-Gyne Makro-200615.jpg


Das Becken aktuell:
Paraponeraclavata-Becken-200615.jpg

Wie gewünscht, gebe ich die Haltungsparameter mal so genau wie möglich an: Die Anlage steht in einem dunklen kühlen Hinterzimmer zum Innenhof in Berlin. Es gibt hier nur 3h am Tag direktes Sonnenlicht. Das finde ich ganz praktisch, da die Stadt sich im Juli/August sehr aufheizen kann und es viel zu warm und stickig wird. Manche Halter müssen ja im Hochsommer Kühlakkus auf ihre Becken legen. Der Nachteil ist, dass die Heizfolie an kühlen Tagen sehr gefordert ist. Das Thermocontrol-Gerät ist auf 25°C eingestellt und beginnt zu heizen wenn die Temperatur 24°C unterschreitet. Den Messfühler habe ich nochmal umgesetzt und näher an das RG gebracht, da ich sicher gehen möchte, dass die 24°C auch direkt am RG vorliegen. Viel wärmer ist es bis jetzt noch nicht geworden.
Die Luftfeuchtigkeit beträgt zurzeit 70-80%, da die Heizfolie viel arbeitet und das Wasser aus der Erde in der Tupperdose verdunstet. Diese Erde habe ich seit Beginn noch nicht nachgewässert. Mindestens einmal am Tag nehme ich den Deckel für 15 Minuten herunter bis die LF auf 50% fällt. Danach dauert es ca. 1 Stunde bis sie wieder bei 70% ist.
Regelmäßig beleuchten tue ich das Formikarium nicht, da es sowieso nichts zu sehen gäbe. Die Lampe habe ich nur für die Fotos genutzt.

Bis jetzt scheint alles sehr gut zu verlaufen. Die Tiere fressen und die Brut gedeiht. Mal sehen was die Zukunft bringt.

Ein schönes Wochenende Euch allen!

der Bob

Nachtrag: Am oberen Beckenrand konnte ich Spuren in der Paraffinölschicht entdecken. Es sieht aus wie bei Wattwürmern. Bei genauerem Hinsehen sind da 50-100 schwarze Punkte (ca 0,3mm groß) zu entdecken. Wahrscheinlich habe ich die kleinen Kerlchen über die Erde ins Becken geholt. Hat jemand von Euch eine Ahnung welche Tiere es sein könnten?
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Bob
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Re: Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Beitragvon Bob » Samstag 27. Juni 2015, 16:22

Woche 2:

Nun konnte ich herausfinden, weshalb die Gynen sich so sehr an der Watte zu schaffen machen. Sie befeuchten das Reagenzglas. Nachdem eine Gyne länger an der Watte gekaut hat, sieht man sie den Boden abtupfen, ähnlich wie bei Fliegen auf verschwitzter Haut. Dabei drückt sie ihre Mundwerkzeuge richtig gegen das Glas. Danach kann man einen dünnen Wasserfilm entdecken.
Paraponera clavata-Nestbefeuchtung-270615.jpg

Die Larven werden vorrangig mit Futtereiern versorgt. Die Gynen nehmen beim Legen eine Haltung ein, die mich an eine buckelige Katze erinnert. Die Gaster öffnet sich leicht und man kann ein Stück vom Stachel erkennen. Es scheint keine leichte Prozedur zu sein, da der Vorgang eine Weile dauern kann. Ist das Ei draußen, wird es dann direkt einer Larve gegeben. Leider konnte ich das alles noch nicht in die Kamera bekommen. Aber dafür gibt es hier nochmal eine gute Übersicht:
Paraponera clavata-Kolonie-270615.jpg

Man kann gut erkennen, dass eine Gyne wesentlich kleiner ist als die anderen beiden. Die Larven machen einen soliden Eindruck. Ich gehe davon aus, dass die erste Arbeiterin kleiner sein wird als die kleinste Gyne. Somit ist wohl eine Verpuppung nicht mehr all zu weit entfernt. Mittlerweile weiß ich nicht mehr, wie viele Schaben ich in das RG gesteckt habe, aber jede wird angenommen. Der Appetit der Ameisen hat jedoch ein bisschen nachgelassen. Die Schaben werden nur noch angekaut und nicht mehr richtig ausgehöhlt. Naja was sollen die Königinnen auch machen, die Gaster sind für ihre Verhältnisse randvoll. Die Dehnungsstreifen sind gut sichtbar. Sie haben halt nicht die großen Speichermöglichkeiten wie Schuppenameisen.

Das war's erstmal von der Paraponera Front. Ich bin gespannt wie lange es noch hin ist zur Verpuppung und wie groß die Larve noch wird. Sie hat jetzt schon heimische-Camponotus-Gynen-Larven-Größe.

Bis bald,

Bob

PS: Inzwischen bin ich richtiger Fan der weißen Asseln geworden. Vielleicht bekommen die mal einen Sonderbericht. Sie scheinen sich auf jeden Fall wohl zu fühlen.
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Re: Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Beitragvon Bob » Donnerstag 2. Juli 2015, 12:00

Woche 3:

Ein herber Rückschlag! :(

Das lief ja auch alles zu unkompliziert bis jetzt. Heute früh habe ich leider die kleinere Larve vor dem RG gefunden. Gestern Nacht sah sie schon etwas verfärbt aus, aber noch nicht besorgniserregend. In der kurzen Zeit haben sich jetzt Milben und ein Schimmelpilz darauf eingefunden. Was kann die Ursache sein? Sollte ich in Zukunft erstmal eine niedrigere LF ausprobieren oder die Tiere in die Erde setzen? Die Larve habe ich in ein Behältnis gegeben um zu beobachten, ob da nicht noch mehr Parasiten zum Vorschein kommen. Die verbleibende große Larve und die Tiere sehen absolut in Ordnung aus, ich kann bei ihnen weder Pilz noch Milben feststellen.
Jeder Tipp und vorallem Erfahrungen wären mir sehr hilfreich. Leider muss ich die Tiere demnächst wieder 3 Tage alleine lassen.

Paraponera clavata-tote Larve 1-020715.jpg

Paraponera clavata-tote Larve 2-020715.jpg

Hoffentlich bleibt das ein Einzelfall.

liebe Grüße,

Bob
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Re: Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Beitragvon Merkur » Donnerstag 2. Juli 2015, 16:53

Hallo Bob,

Selbst habe ich keine Erfahrungen mit P. clavata, außer im Freiland (Peru). Aber vielleicht ist dieser Thread hilfreich: viewtopic.php?f=23&t=379
Aufgrund meiner Erfahrungen mit anderen Ameisen glaube ich jedenfalls nicht, dass Milbenbefall und/oder Schimmelpilze die Ursache für das Sterben der Larve sind. Beide kommen normalerweise erst, wenn das Opfer tot ist.

Ansonsten kann hier wohl am besten noch Steffen Kraus Hinweise geben. - Die Mehrzahl der Paraponera-Halter ist ja im eusozial-Forum, wo es einige Haltungsberichte gibt.

MfG,
Merkur
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Re: Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Beitragvon Steffen Kraus » Donnerstag 2. Juli 2015, 17:10

Hallo Bob,
tja, was soll ich schreiben, erstmal schade.
Rückschläge sind immer möglich in der Ameisenhaltung, der größere Rückschlag für mich ist aber,
ich schreibe jetzt auch nur meine eigenen Erfahrungen mit dieser Großameise und bitte darum, mich nicht zu zerreißen,
daß es sich bei dieser Larve um eine männliche Larve handelt.
Dies ist am langen Hals und dem schlanken Körperbau zu erkennen.
Es gibt sehr viele Beispiele in den letzten zwei Jahren, wo es so gelaufen ist. Meine Theorie ist, daß diese Larven und Puppen entsorgt werden,
da die Königinnen ja Arbeiterinnen benötigen, die sie versorgen sollen.
Männliche Ameisen müssen versorgt werden, dieses nützt aber erst in einer größeren Kolonie etwas und nicht in einer Gründerkolonie.

Das man im Handel keine Garantie geben kann das eine Königin begattet ist, ist ja logisch,
letztlich entscheidet ja der Kunde, ob er kauft oder nicht, aber
ich persönlich würde keine Paraponerakönigin mit Arbeiterinnen kaufen, ohne mir schriftlich bestätigen zu lassen,
daß es ihre eigenen sind.
Alles andere, ist ein Lotteriespiel, bei dem man selber schuld ist, wenn es nicht klappt.
Leider helfen da Warnungen von erfahrenen Haltern recht wenig, aber dazu können hier andere sehr erfahrene Halter von Ameisen und beruflich ameisenorientierte
User helfen.
Gruß Steffen
  • 2

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Re: Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Beitragvon Bob » Donnerstag 2. Juli 2015, 18:12

Danke Steffen,

das sind genau die Erfahrungswerte, die mir fehlen. Eine männliche Larve würde mir als Halter zwar etwas Balast von der Seele nehmen, aber auch die ganze Sache komplizierter machen. Wie groß ist wohl die Wahrscheinlichkeit 3 unbegattete Gynen zu erwischen? Können sie versehentlich ein Futterei großziehen? Wie würdest Du die verbleibende große Larve beurteilen? Die Männchen sind ja bedeutend kleiner als die Weibchen, wäre da nicht schon eine Verpuppung bei der großen Larve fällig gewesen? Sieht man den Unterschied auch an der Größe der Puppe? Ein Larvenverlust ist ja auch bei camaross eingetreten. Wenn ich mir seine Brutbilder und auch die bei Herrn Kalytta ansehe, kann ich keinen Unterschied zu meinen Larven feststellen. Auch deren Hälse sind etwas länger.
Egal ob es nun ein Haltungsfehler, ein Männchen oder ein ganz natürlicher Verlust war, viel machen kann ich erstmal nicht. Mein Vertrauen gilt der verbliebenen Larve, wenn diese auch verloren geht, dann werde ich die Tiere in die Erde zwangsumsiedeln. Da diese Methode gut dokumentiert wurde und bestätigte Erfolge zu verzeichnen hat.

Vielen Dank nochmal an Euch und wünscht mir Glück!

beste Grüße

Bob
  • 1

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Re: Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Beitragvon Steffen Kraus » Donnerstag 2. Juli 2015, 21:27

Hallo Bob,
natürlich wünsche ich Dir Glück, von Anfang an!
Was ich von der großen Larve halte?
Dazu kann ich leider nichts schreiben, denn ich habe sie nicht selber gesammelt und was ich persönlich davon halte...........................
Gibt nur Stress und den möchte ich vom Forum fernhalten.
Ich kenne vier Sammler von Paraponera, alle werden bestätigen, daß es sehr sehr schwer ist kleine Gründerkolonien mit drei bis zehn Arbeiterinnen zu finden.
Deshalb wundern sich diese auch, warum in letzter Zeit so viele angeboten werden.
Auch ist bekannt, daß man Arbeiterinnen aus verschiedenen Kolonien zusammensetzen kann, die sich aneinander gewöhnen, wenn man sie kühl gehalten zusammensetzt.
In großen Kolonien findet man auch immer sehr viele Königinnen, die als Arbeiterinnen fungieren.
Als Beispiel, derzeitig auch bei meinen Myrmecia Kolonien.
Wenn Du möchtest, schicke mir doch mal Deine E-mail Adr. dann kann ich Dir mal ein Foto von einer Paraponeralarve schicken die ganz sicher eine Arbeiterin wird und zusätzlich Proteinjelly verzehrt! Dieses Foto kannst Du gerne hier hineinsetzen.
Ich finde das Thema sehr gut und werde natürlich am Ball bleiben und schreiben.
Die Zeit wird es zeigen, ob es etwas wird oder nicht,
also drücken ich beide Daumen!!!!
Bis bald und Gruß
Steffen
  • 1

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Re: Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Beitragvon Bob » Sonntag 5. Juli 2015, 22:01

Woche 3½:

Kot.

Heute mal ein Thema, dass man bei einer großen Ameise sehr gut verfolgen kann. Die Tiere habe ich nun seit mehr als 3 Wochen und ich denke in dieser Zeit waren sie alle nur einmal auf der Toilette. Anbei seht ihr ein Bild mit den Flecken die sie hinterlassen. Nein, da habe ich nicht mit dem Zuckerwasser gekleckert. Auch meine Camponotus ligniperdus haben Papier als Bodengrund und ihre Hinterlassenschaften kann man gut in den Ecken erkennen. Manchmal sehe ich ein Tier gezielt das Klo benutzen. Raus aus dem Nest, Erleichtern und sofort wieder zurück. Die Paraponera scheinen einen langsamen Stoffwechsel zu haben, denn andere Flecken konnte ich noch nicht erkennen.
Paraponera clavata-Ausscheidungen-050715.jpg


So langsam scheinen sie auch die Umgebung zu erkunden. Die Futterreste werden immer weiter weg vom Nest hinterlegt und ich konnte kleine Dreckpartikel an der Tränke und im Zuckerwasser finden, da hat also jemand genascht.

Nun zur alles entscheidenden Frage: Männchen oder Nicht-Männchen? Steffen hatte mir ja nochmal gute Bilder von seinen Larven geschickt und mir fiel es schwer wirklich feste Unterschiede zu entdecken. Aber mir fehlt es halt an Erfahrung und echten Vergleichsmöglichkeiten, man muss schonmal eine männliche Larve gesehen haben um sie eindeutig bestimmen zu können. Leider kann ich keine guten Bilder meiner verbliebenen Larve nachreichen, da die Verpuppung begonnen hat. Sie windet sich hin und her und die Gynen haben ihr ein Stück Watte zur Hilfe gegeben. Also werden wir in ca. 2 Monaten hoffentlich wissen ob mindestens eine meiner Königinnen begattet ist oder nicht.
Paraponera clavata-Verpuppung-050715.jpg


In den letzten Tagen hatte das Becken ca. 27°C, die Tiere sind also gut durch die Hitzewelle gekommen.

Einen guten Start in die Woche wünsche ich Euch!

Bob
  • 3

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Re: Paraponera clavata - Haltungserfahrungen

Beitragvon Bob » Montag 13. Juli 2015, 15:58

Woche 4½:

Auweia!

Im Englischen gibt es ja den schönen Ausdruck "from bad to worse" und besser kann man die Situation nicht beschreiben. Die große Larve schien die Verpuppung nicht geschafft zu haben. Dann begann auch sie sich zu verfärben und trotz ständiger Pflege der Gynen verstarb sie auch. Also, wie bereits angekündigt, wollte ich die Tiere in die Erde setzen. Sie verließen das RG nur ungern und ich musste ein bisschen nachhelfen. Sie haben sich in der Mulde verkrochen und die Eier wieder zusammen gesammelt. Da dachte ich schon, dass der Zwangsumzug doch gut geklappt hat. Am nächsten Tag waren alle Eier weg. Es gibt mittlerweile richtig viele weiße Asseln in der Erde, aber ich habe noch nirgendwo gelesen, dass sie sich an der Brut vergehen. Einen Tag darauf konnte ich eine Königin im Becken umher wandern sehen, die ein lahmes Bein hinterher zog. Ich fütterte sie mit Zuckerwasser aus der Spritze und setzte sie zum Nest zurück, aber ich ahnte schon, die macht es nicht mehr lange. Am Tag darauf lagen 2! Gynen tot im Erdnest. Es ist nur noch die Kleine übrig und auch diese macht nachts ausgedehnte Touren und buddelt in der Erde herum. Kurzeitig konnte ich ein frisches Ei entdecken, das ist aber auch bald wieder verschwunden. Eigentlich warte ich nur noch darauf, dass auch die letzte Königin den Löffel abgibt.
Natürlich bin ich jetzt erstmal sehr niedergeschlagen. Es war mir von Anfang an bewusst, dass genau solche Dinge passieren könnten. Ein Einzelfall ist das sicher nicht. Aber nach nur einem Monat der Haltung, das hätte ich nie gedacht. Das Handtuch möchte ich noch nicht werfen, aber Hoffnung mache ich mir keine. Wir werden sehen was passiert.

In tiefer Trauer um diese schönen Tiere :( ,

Bob
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