über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Trailandstreet » Freitag 30. Oktober 2015, 13:42

Ich bin mir sicher, dass viele dieser sogenannten Tierschützer und gerade die, die diese Diskussion meist recht emotional führen auch gar keine Ahnung davon haben und es auch nicht wahrhaben wollen, was fremdländische Tiere bei uns anrichten können. Diese sind durch sachliche Argumente auch kaum zu überzeugen und wollen nur, dass den armen Viecherln nichts passiert, auch wenn dafür ganze einheimische Arten verdrängt und ausgerottet werden.
Das ist mal das eine Lager, das andere sind dann die Leute, die so etwas mit möglichst humanen Wegen verhindern wollen.
Und dann gibt es leider noch die Witzbolde, die glauben, so ein Schwarm Piranhas im Kraftwerkskühlwasser ist doch ganz lustig für die Angler.
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Sonntag 1. November 2015, 10:04

Es scheint tatsächlich so zu sein, dass je nach "Niedlichkeit" unterschiedlich gegen Neozoen vorgegangen wird.

Während die Nester der kürzlich auf Mallorca entdeckten Asiatischen Hornisse eiligst und widerspruchslos von Fachleuten (und Freiwilligen) gesucht und vernichtet werden, stößt die Dezimierung der Mönchssittiche auf herbe (und verständnislose) Kritik*.

edit: *Mittlerweile gibt es auch ein paar Leser-Meinungen in der Kommentarspalte des Blattes, die die Gründe für das Wegfangen der Vögel verstehen und billigen.
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Montag 2. November 2015, 14:44

Wissenswertes zu Xylella fastidiosa in Italien:

Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Thread, dass es im italienischen Apulien (natürlich) auch Kritik und massive Proteste der Olivenbauern gegen das großflächige Abholzen der (scheinbar oftmals noch "gesunden" bzw. "befallsarmen") Ölbäume gibt!

Viele Bauern halten die strikten Maßnahmen der Behörden gegen das "Feuerbakterium" für übertriebene Panikmache, in ihren Augen sind verschiedene (bekämpfbare) Pilzerkrankungen und der lange trockene Sommer die eigentlichen Hauptübeltäter.

[Dass dem -leider- nicht so ist, wird in einem Factsheet der Europäischen Kommission deutlich dargelegt: http://europa.eu/rapid/press-release_ME ... 346_de.htm]

Andere hegen den Verdacht, dass Xylella bei (in 2013 mit einer anderen Unterart des Bakteriums tatsächlich stattgefundenen) wissenschaftlichen Freilandversuchen versehentlich "entkommen" ist, bzw. sogar absichtlich freigesetzt wurde, um "Bio-Tec-Firmen" die zukünftige Vermarktung resistenter Pflanzen in Europa zu ermöglichen.

Auf der Suche nach weiteren möglichen Verursachern der Katastrophe werden auch Grundstückspekulanten auf´s Korn genommen, denn es lassen sich evtl. in ehemals geschützten Anbauflächen nach dem Kahlschlag Häuser und Einkaufszentren bauen. (Tatsächlich ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft in einigen Fällen.)

Zusätzliche Verunsicherung bringen schließlich selbsternannte "Fachleute", die vorgeben, Mittel und Wege gegen das Bakterium gefunden zu haben.

Eine schwierige Situation, einerseits kann man die Bauern verstehen, die momentan um jeden einzelnen ihrer Bäume kämpfen und trotzdem hilflos dabei zuschauen müssen, wie ihre Lebensgrundlage Stück für Stück in Flammen aufgeht.

Andererseits gibt es derzeit keine geeigneteren Möglichkeiten, um Xf zu bekämpfen; eine weitere Ausbreitung des Bakteriums in das restliche Europa muss (möglichst*) verhindert werden.

* Heute wurde in Süd-Frankreich ein weiterer Fund von Xylella bestätigt:
http://www.rczeitung.com/index.php/prov ... etigt.html.


Filmbeitrag zur Situation in Italien, Stand July 2015:

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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Dienstag 10. November 2015, 22:20

Notiz zu einem in Brüssel stattfindendem Workshop am 12.+ 13. November 2015

Mehr als 100 Wissenschaftler und weitere Experten aus aller Welt kommen diese Woche zusammen, um Forschungsinitiativen vorzuschlagen und zu erörtern, die zu einem besseren wissenschaftlichen Verständnis des Bakteriums Xylella fastidiosa sowie Lösungsansätzen zu dessen Kontrolle verhelfen sollen.

Neben den beiden Plenarveranstaltungen werden sich vier Parallelsektionen mit folgenden Themen befassen:

Überwachung und Erkennung
Die Vektoren: Identität, Biologie, Epidemiologie und Kontrolle
Die Pflanzen: Wirtsspektrum, Zucht, Resistenz und Zertifizierung
Der Erreger: Biologie, Genetik, Kontrolle

Quelle: http://www.efsa.europa.eu/de/press/news/151110
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Donnerstag 26. November 2015, 13:12

Xylella in der Schweiz entdeckt:

"Über niederländische Großhändler sind mit Xylella fastidiosa infizierte Pflanzen in die Schweiz gelangt. Dort melden die Behörden für Pflanzenschutz insgesamt vier Fälle, die in Coffea spp-Pflanzen auftraten."
"Die tropischen Pflanzen sollten eigentlich in Gartencentern in Wolhusen im Kanton Luzern und Dürnten im Kanton Zürich verkauft werden. In Wolhusten zeigte eine Solitärpflanze die Symptome von Xylella fastidosa subspecies sandyi. Ebenso ein Kafeegewächs in Dürnten. In dem dortigen Gartencenter wurden noch zwei weitere Pflanzen entdeckt, die mit Xylella Fastidiosa subspecias pauca infiziert waren."


Die Behörden hoffen, das Bakterium noch rechtzeitig vor seiner weiteren Ausbreitung entdeckt zu haben:

"Aufgrund des Befunds wurden alle möglichen Wirtspflanzen in den Gartencentern überprüft, jedoch kein weiterer Befall festgestellt. Die schweizerische Behörde für Pflanzenschutz geht davon aus, einen großflächigen Ausbruch der Krankheit verhindert zu haben."


Für 2016 geplante Tests werden diese Vermutung hoffentlich bestätigen.

Der ganze Artikel: http://taspo.de/pflanzenschutz/xylella- ... -entdeckt/
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Freitag 18. Dezember 2015, 15:41

Für Insel-Freunde und Naturliebhaber möchte ich hier zwei gerade erschiene Artikel in der Mallorca-Zeitung vorstellen:

Ersterer beschäftigt sich mit dem endemischen "Mallorca-Veilchen" [Violeta jaubertiana], das zur eigenen Vermehrung auf die Hilfe von Ameisen angewiesen ist:
Pflanzen können enorm wirksame Überlebensstrategien entwickeln, schließlich haben sie, wenn ihnen Gefahr droht keine Möglichkeit davonzulaufen. Welches Geschick Gewächse dabei entwickeln, erforscht Jaume Seguí in seiner Doktorarbeit. [..]
[..] Die für seine Arbeit wichtigste Frage konnte erst im April beantwortet werden, als sich an der Pflanze weitere unscheinbare weiße Blüten bildeten, die sich gar nicht erst öffneten. Der Botaniker konnte daraufhin beweisen, dass das Mallorca-Veilchen zu den Gewächsen zählt, die sich durch sogenannte Kleistogamie vermehren, wie Botaniker die Selbstbestäubung einer Pflanze nennen. Die Staubbeutel entleeren dabei ihre Pollen auf die Narbe innerhalb der Blüte, die Samen reifen zu kugeligen Kapseln, die später aufspringen und ihren Samen verschleudern. Weder Wind noch Insekten beteiligen sich bis hierhin an diesem Vorgang.

Viele weitere Stunden in der Nähe der Felswände der – manchmal mit Wasser gefüllten – torrentes waren notwendig, um ­herauszufinden, wie die Samen, die zu Boden gefallen sind, in die Felsritzen gelangen. „Ameisen transportieren sie nach oben", sagt Seguí. Er konnte beobachten, wie die Samen, die von der Größe her wie für Ameisen gemacht sind, diese anlockten. Die Krabbler bringen die Körner in ihre Felsnester, fressen die ihnen schmeckenden Teile [Elaiosome] auf und lassen den Rest zum Keimen in Nestnähe nieder, wo sie ideale Wachstums­bedingungen vorfinden.

Ganzer Artikel: http://www.mallorcazeitung.es/leben/201 ... 40335.html


Der zweite Artikel ist ein Bericht über die Trochensteinmauern, die schon vor Jahrhunderten errichtet wurden und als Biotope zahlreiche Tier- u. Pflanzenarten beherbergen:
Die Trockensteinmauer, die auf der Finca Son Amer in der Gemeinde Escorca steht, wäre ein interessanter Fall zur Langzeit­beobachtung: Der rechte Teil des Mauerwerks ist von Gewächsen überwuchert und von allerhand Tieren bevölkert. Zwischen den Steinen im linken Teil der Mauer dagegen wächst kein Grün, und weder Schnecken, noch Vögel oder Eidechsen scheinen die Hohlräume für sich entdeckt zu haben. „Diesen Teil haben wir erst vor ein paar Jahren restauriert", erklärt Josep Antoni Aguiló, Leiter der Umweltabteilung beim Inselrat. Der rechte Teil des Bauwerks dagegen dürfte schon rund 200 Jahre alt sein. Er stellt sich nun die Frage, wie lange die Flora und Fauna brauchen wird, um in den Neubau einzuziehen.

Ganzer Artikel: http://www.mallorcazeitung.es/leben/201 ... 40334.html
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Steffen Kraus » Freitag 18. Dezember 2015, 16:38

Hallo Emse,
tolle Infos, wie immer!
Zu den Trockensteinmauern, Reptilien mögen absolut keine Zugluft, vieleicht findet man sie deshalb nicht, in den oberen Etagen solcher Steinaufbauten.
Gleichzeitig, bedingt durch die Zugluft, gibt es keine Bodenfeuchte, weshalb auch bei Amphibien, dieses Microklima nicht beliebt ist.
Ist nur meine These, aber so vermute ich es.
Gruß Steffen
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Freitag 18. Dezember 2015, 20:53

Hallo Steffen,

Danke für die Blumen! :)

Bei der Besiedelung der (insgesamt eher niedrigen) mallorquinischen Trockensteinmauern (auch Tanca-Mauern genannt) kommt es weniger auf deren Bauhöhe an, als vielmehr auf deren Ausrichtung und Alter. (Im Artikel wird von "links" und "rechts" gesprochen, vielleicht hast du es versehentlich mit "oben" und "unten" gleichgesetzt?)

Dazu weitere Auszüge aus dem o.g. Artikel (auch in Bezug auf den möglichen Pflanzenbewuchs):
Lang ist die Reihe der Stammgäste, je nach Lage haben sich unterschiedliche Zielgruppen niedergelassen. Mauern mit Ausrichtung nach Süden beherbergen etwa den Venusnabel aus der Familie der Dickblattgewächse, Kletterpflanzen oder Kakteen. Bei Ausrichtung nach Norden dagegen fühlen sich Farne wohl. Zwischen Steinen und Pflanzen tummeln sich je nach Lage und Größe der Zwischenräume Insekten aller Art, Würmer, Schnecken, Spinnen, Mäuse, kleine Schlangen, Geckos oder Eidechsen sowie auch Vögel.

Bei wenig Bodenfeuchte und in heißen Sommern bieten sie vielen Tier- u. Pflanzenarten sogar zusätzliche Wasserquellen:
Die Bauwerke [..] ermöglichen die Kondensation von Nebel und Feuchtigkeit [..].


Schön finde ich, dass die Mallorquiner anfangen, sich mit ihrem jahrhunderte alten Kulturerbe zu beschäftigen.
Und sich dabei nicht nur um deren Schutz kümmern, sondern auch um die (kosten- u. arbeitsintensive) fachgerechte Erhaltung. :)
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Steffen Kraus » Freitag 18. Dezember 2015, 22:40

Hallo Emse,
ne ne, so einfach ohne Antwort, gehe ich jetzt nicht ins Bettchen :fettgrins: .
Natürlich habe ich nicht rechts und links, mit oben und unten verwechselt.

Der rechte Teil des Mauerwerks ist von Gewächsen überwuchert und von allerhand Tieren bevölkert. Zwischen den Steinen im linken Teil der Mauer dagegen wächst kein Grün, und weder Schnecken, noch Vögel oder Eidechsen scheinen die Hohlräume für sich entdeckt zu haben. „Diesen Teil haben wir erst vor ein paar Jahren restauriert", erklärt Josep Antoni Aguiló, Leiter der Umweltabteilung beim Inselrat. Der rechte Teil des Bauwerks dagegen dürfte schon rund 200 Jahre alt sein.

Antwort ganz einfach,
was oben und unten betrifft, findet man z.B. Reptilien, nur beim Sonnen oben auf den Legesteinmauern, während in und unter den unteren Etagen, die Ruhe und Schlafplätze liegen. Dies liegt daran, am unteren Anfang der Mauern, herrscht bedingt durch Pflanzenwuchs und Bodengrund, ein leicht feuchtes Microklima.
Hier herrscht auch keine Zugluft, wie sie zwischen einfach übereinander gestapelten Steinen möglich ist.
Dies ist ja der Fall auf der linken Seite der Mauer ;) .
Bei älteren Mauern, wie hier auf der rechten Seite, sind natürlich, bedingt durch Pflanzenwuchs und dadurch sich im Wurzelwerk sich sammelnder Mutterboden oder ähnliches,
diese Ruheplätze bis in die oberen Etagen zu finden, also mehr Lebensraum.
Mehr Lebenraum durch Pflanzen, also mehr Tiere, die zu finden sind.
Natürlich kommt es auch auf die Lage an, in welcher Richtung die Mauer errichtet wurde, wegen des Sonnenlichtes,
jeder Durchschnitts-outdoorler (Wanderer), kennt das ja, falls er sich mal verlaufen hat, dort wo am Baum das Moos wächst,
ist Norden.
Unter diesem Moos, gibt es mehr Lebewesen, als auf der blanken Rinde. So verhält es sich auch bei Legesteinmauern.

So hatte ich es gemeint, gibs zu jetzt habe ich es Dir gegeben,
ist natürlich nicht böse gemeint!
Gruß Steffen
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Sonntag 7. Februar 2016, 12:52

Zeit für einen kleinen Zwischenbericht zum Thema Xylella fastidiosa in Europa.

Das österreichische BAES hat gerade ein zwei-seitiges Informationspapier zum aktuellen Stand der Lage in den Befallsgebieten Italien und Frankreich herausgegeben: http://www.baes.gv.at/index.php?eID=tx_ ... 012016.pdf

Man hört und liest in letzter Zeit nichts mehr über Neu-Funde des Bakteriums.
Ob es wohl daran liegt, dass die infrage kommenden Überträger -jahreszeitlich bedingt- inaktiv sind?
Oder sollten die getroffenen EU-Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung etwa tatsächlich greifen?
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Anon
 

Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Samstag 7. Mai 2016, 11:33

Auch wenn ich davon ausgehe, dass das Thema in einem (deutschen) Ameisenforum auf kein besonders großes Interesse stößt, möchte ich den Thread dennoch in lockeren Abständen fortsetzen:

Neben dem Palmrüssler macht seit Kurzem ein weiterer Schädling den Palmen auf Mallorca zu schaffen: Paysandisia archon.

Es handelt sich um einen Falter, der in Südamerika weit verbreitet ist und Ende des 20. Jahrhunderts nach Europa eingeschleppt wurde. Während die Art in ihrer Heimat Südamerika keine größeren Schäden verursacht, ist sie in Europa in kürzester Zeit ein gefürchteter Schädling an den hier meist angepflanzten einheimischen wie exotischen Palmenarten geworden.

Paysandisia_archon_MHNT_female.jpg
Bildquelle: Wikipedia
Paysandisia_archon_MHNT_female.jpg (26.29 KiB) 61608-mal betrachtet

Die Weibchen legen ihre Eier an die weiche Stammbasis der Palme. Die Raupen bohren sich in die Pflanze ein; der Befall ist äußerlich durch Bohrmehl zu erkennen, das an der Basis der Blattstiele oder am Stamm austritt. Erwachsene Raupen erreichen eine Länge von 80 bis 100 Millimeter. Sie verpuppen sich in einem Kokon aus Palmenfasern innerhalb des von der Raupe angelegten Fraßgangs.

Zitat aus dem aktuellen (deutschsprachigen) Mallorca-Magazin:
Alarm in Artà gegen Raupen-Plage

Besonders auf die auf Mallorca heimische Garballó-Palme haben es die Paysandisia-Raupen abgesehen. [..]

"Die Situation würde die Palmen in existenzielle Gefahr bringen", so Caterina Amengual, Leiterin von "Espais Naturals". Die Raupe frisst die Blätter und dringt in den Stamm ein, sodass befallene Pflanzen sterben. In der kommenden Woche soll eine Infoveranstaltung Anwohner über die Gefahr und die Vorgehensweisen informieren. Betroffene Pflanzen müssten umgehend verbrannt werde. "Wir müssen nun schnell vorgehen, um die Berge Artàs zu retten", so Caterina Amengual, Leiterin von "Espais Naturals".

Artà ist nicht die einzige Gemeinde, in der die Paysandisia-Raupe für Unbehagen sorgt: Auch Pollença ist eine stark betroffene Zone, in Andratx ist die Raupe ebenfalls gesichtet worden. "Die Raupe kam 2002 vom spanischen Festland nach Formentor. Das Problem ist, dass damals nicht sofort eingegriffen wurde", bewertet Amengual.
(somo)


Da momentan noch keine biologischen Bekämpfungsmethoden zur Verfügung stehen, erfolgt in der Regel ein massiver Einsatz von Insektiziden. Das führt zu etlichen "Kollateralschäden". Ich habe vor ein paar Jahren beobachten können, dass nach einem Gifteinsatz sogar einige Spatzen tot aus einer Palmemkrone gefallen sind. Sie haben von den vergifteten Insekten "genascht".... :(

Quellen/Bildquelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Paysandisia_archon
http://mallorcamagazin.com/nachrichten/ ... plage.html
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Merkur » Samstag 7. Mai 2016, 15:34

So hilft sich die Natur! Palmen aus Südamerika gehören nicht nach Südeuropa, also schickt die Natur ihre Gegenmittel, gelegentlich gleich als Beipack. Und ihr Möchtegern-Beherrscher, der Mensch, ist ihr fröhlich-naiver Gehilfe! :(

Wikipedia: "Die Einschleppung nach Spanien und Frankreich erfolgte möglicherweise mehrfach mit aus Argentinien importierten Palmen der Gattungen Trithrinax und Butia."
Die Garballó-Palme ist die im Mittelmeerraum weit verbreitete Zwergpalme (Chamaerops humilis L.). Pech, dass die dem eingeschleppten Falter auch schmeckt.
Einige werden sagen: "Aber so ein hübscher, großer Falter (bis 11 cm Spannweite!) ist doch eine Bereicherung unserer Natur“. :crazy:
Solche Nachrichten haben durchaus ihren Platz in einem Ameisenforum, wenn man bedenkt, wie sorglos Ameisen um die ganze Welt verteilt werden.
Der südchinesische Händler, der mittelamerikanische Atta texana nach China importiert, um sie dort (und weiter bis nach Europa) zu verhökern, ist entweder zu dumm, oder zu gierig, oder Beides, um mal einen Gedanken darauf zu verschwenden, was wohl geschieht, wenn diese Ameisen im subtropisch bis tropischen Südchina freikommen. Vom Klima her dürften sie dort keine Probleme haben.
Die Menschheit ist einfach zu doof um ihre Lebensgrundlage, die Erde, mit Vernunft zu behandeln!

Sorry für meine Bitterkeit. Es fällt einfach zu schwer, noch auf Besserung zu hoffen. :(

MfG,
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Samstag 7. Mai 2016, 20:11

Hallo Merkur,

Danke für Dein klares Statement!

Profitgier und das Haben-Wollen-Virus scheinen (trotz besseren Wissens) bei vielen Menschen vernünftiges (nachhaltiges) Denken und Handeln sowie diverse Skrupel auszulöschen. Mit dem Import u. Verkauf von Palmen (u.a. auch von Olivenbäumen) kann man hier locker ein Vermögen verdienen machen. Besonders große (bei Olivenbäumen alte "knorrige") Exemplare erreichen Preise um die 12.000 - 15.000 €.

Es gibt wohl seit einigen Jahren eine Quarantänebestimmung für derlei Importe, um sicherzustellen, dass die Gewächse wirklich befallsfrei sind. Diese Quarantäne wird aber durch Schmiergeldzahlungen bzw. gefälschte Papiere gelegentlich auch ausgehebelt. Wie in allen anderen Bereichen Spaniens blüht auch hier leider die Korruption. So kann der Endkunde selbst diesen amtlich gestempelten "Zertifikaten", die ihm befallsfreie Import-Pflanzen garantieren sollen, nicht mehr wirklich vertrauen.

Aber wozu auch, die diversen Pflanzen-Schädlinge sind ja schon längst angekommen, insofern ist eh schon alles zu spät und über kurz oder lang erledigt! Im Wortsinn!

Vollmundig in der Presse angekündigte (sinnvolle!) Bekämpfungsmaßnahmen seitens der Behörden versanden fast immer im Nichts, meist aus Schluddrigkeit und wegen knapper Kassen. Bleiben noch die kommerziellen Giftspritzerfirmen, die in Monatsabständen ihre (meist vermögende) Kundschaft anfahren und (auch präventiv) tonnenweise Insektizide auf die Pflanzen (und damit in die Umwelt) rotzen. So wird "der Teufel" mit dem "Beelzebub" ausgetrieben...

Nachtrag: Es bleibt uns für die Zukunft wohl nichts anderes übrig, als die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen und uns auf massive Veränderungen unserer derzeitigen Lebensgewohnheiten bestmöglich einzustellen. Die Welt ist grenzenlos geworden, mit vielen Vorteilen, aber auch (wie sich zeigt) mit massiven Nachteilen. Dazu kommen Gesellschaftssysteme, die auf maximalen Profit und ständig steigenden Konsum ausgerichtet sind. Das scheint mittlerweile un-umkehrbar geworden zu sein, nicht gut....
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Sonntag 8. Mai 2016, 19:59

Passend (nicht nur) dazu, eine aktuelle Pressemeldung:
Neue EU-Regeln zur Pflanzengesundheit rücken näher
Brüssel - Im Kampf gegen die Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten und -schädlingen soll die Europäische Union künftig Listen von Pflanzen aufstellen, die nicht oder die nur unter bestimmten Bedingungen in die Gemeinschaft eingeführt werden können.
Mit den neuen Regeln wird ein Bewertungsmechanismus eingeführt, mit dem schnell Pflanzen und Pflanzenprodukte aus Nicht-EU-Ländern identifiziert werden sollen, die mit Pflanzenschädlingen befallen sein oder andere Gesundheits gefährdungen mit sich bringen können. Für Aufsehen hatte im Jahr 2013 das mutmaßlich aus Amerika eingeführte Feuerbakterium - Xylella fastidiosa - gesorgt, das in Italien zu großen Ernteverlusten bei Oliven geführt hatte.
Mit dem geplanten Regelwerk wird die Kommission befugt, EU-Einfuhrverbote zu verhängen. Ausgeweitet werden sollen Zertifizierungsanforderungen zur Pflanzengesundheit für alle Pflanzen und Pflanzenprodukte aus Drittstaaten, egal ob sie direkt von Händlern, auf dem Postweg oder im Reisegepäck eingeführt werden. Ausgenommen von den Vorschriften bleiben nur Privatreisende, die geringe Mengen bestimmter Pflanzen in die EU einführen. „Der Bericht des Landwirtschaftsausschusses gewährleistet der EU, ein Gleichgewicht zwischen der Sicherstellung des Pflanzenhandels und der Antwort auf Bedrohungen“, so McIntyre.
usw...

Quelle: http://www.proplanta.de/Agrar-Nachricht ... 06681.html
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Merkur » Montag 9. Mai 2016, 08:20

Ausgenommen von den Vorschriften bleiben nur Privatreisende, die geringe Mengen bestimmter Pflanzen in die EU einführen. „Der Bericht des Landwirtschaftsausschusses gewährleistet der EU, ein Gleichgewicht zwischen der Sicherstellung des Pflanzenhandels und der Antwort auf Bedrohungen“
- Auch kleine Mengen lebender Organismen haben die offenbar unerwartete Fähigkeit, sich zu vermehren.
Der Passus erinnert an das bekannte Wort "Ich bin aber nur ein kleines bisschen schwanger". :D :crazy:

MfG,
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Dienstag 7. Juni 2016, 18:52

Biologen auf Mallorca präsentieren Anti-Hornissen-App

Dass man auf Mallorca im Herbst letzten Jahres die ersten Nester der Asiatischen Hornisse [Vespa velutina] entdeckt hat, habe ich hier im Thread bereits berichtet.

Nun wurde von der Balearen-Universität eine Smartphone-App entwickelt, um die eingeschleppte Hornisse auf Mallorca zu bekämpfen:
Das einfache und kostenlose Programm für Mobiltelefone trägt den Namen "Vespapp" und gibt Nutzern die Möglichkeit, vermeintliche Exemplare oder Nester der Hornissen zu fotografieren und samt GPS-Daten an die Forscher der biologischen Fakultät zu schicken.

Die Biologen - Professoren und Studierende - können dann schnell feststellen, ob es sich tatsächlich um die für die heimischen Bienen gefährliche Tierart handelt und auf diese Weise die Verbreitung einschätzen.


Quelle: http://www.mallorcazeitung.es/tiere/201 ... 43663.html


Eine tolle Idee! (Könnte man auch auf andere Neobiota/andere Länder erweitern, Stichwort "Asiatische Tigermücke" in Deutschland etwa...)
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Mittwoch 13. Juli 2016, 20:34

In einer (Um-)Welt, die viel zu schnell "aus den Fugen" zu geraten scheint, freut man sich dennoch (oder gerade deswegen?) über "Kleinigkeiten"!

Beispielsweise hierüber, eine Meldung aus meiner "Heimat-Zeitung": Mönchsgeier auf Mallorca ziehen 25 Küken groß

450px-Aegypius_monachus.jpg
Bildquelle WIKIPEDIA

Mallorca ist die letzte Insel weltweit, auf der Mönchsgeier überlebt haben. Zu Beginn der 1980er Jahre waren die Tiere auch hier vom Aussterben bedroht. Dank der Stiftung zum Schutz des Mönchsgeiers (BVCF Black Vulture Conservation Foundation) wurden bis 1992 Jungvögel, die in spanischen und europäischen Zoos oder Aufzuchtstationen geboren waren, auf Mallorca ausgesetzt. Nun ist ihre Anzahl auf Mallorca wieder auf etwa 160 Tiere angestiegen. Dank der Bewachung der Nistplätze, Einrichtung fester Futterplätze und konsequentem Habitatschutz gibt es heute wieder etwa 25 Brutpaare auf der Insel. Die Geier, die ein Leben lang zusammen bleiben, brüten zwischen Februar und August auf Kiefern im entlegenen, felsigen Küstengebiet der Sierra de Tramuntana.

Mehr zur (erfolgreichen!) Arbeit der Mönchsgeierstiftung: http://freizeit.mallorcazeitung.es/plan ... panet.html
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Reber » Mittwoch 10. August 2016, 08:37

Das Feuerbakterium Xylella fastidiosa ist nun leider auch in der Schweiz angekommen.

Was bis jetzt kaum bekannt war: Auch in der Schweiz wurden vier infizierte Pflanzen gefunden. Drei davon im Gartencenter Meier in Dürnten – eine der schweizweit grössten Verkaufsstellen für Pflanzen und Blumen aller Art.


Die sterbenden Olivenbäume in Süditalien werden darin als «trauriges Beispiel» erwähnt. Die Warnrufe verhindern nicht, dass Xylella fastidiosa immer näher an die Schweiz rückt. Das Bakterium wandert jährlich rund 30 Kilometer aus Süditalien in Richtung Norden. Überträger ist die Zikade – ein grosses, pflanzensaugendes Insekt, das sich inzwischen dank Temperaturanstieg auch in der südlichen Schweiz ansiedeln konnte. Hierzulande würde das Bakterium auf genügend Nährboden stossen: Xylella fastitiosa, mit seinen vier Untertypen, befällt rund 300 Pflanzenarten: darunter Rosen, Zierpflanzen, Reb­stöcke, Obstbäume oder Zitrusfrüchte.


http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/reg ... y/19378305
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„Doch vor allen Dingen:
Das worum du dich bemühst,
möge dir gelingen.“
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Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Merkur » Mittwoch 10. August 2016, 09:05

Laut „Tages-Anzeiger“: "Alarmiert wurde die Schweiz vom Zwischenhändler in den Niederlanden, der die Pflanzen aus Zentralamerika importiert hatte.
- Also (noch) nicht zugewandert aus Italien, sondern auf dem schnelleren Weg. :roll:

Und was ist damit gemeint: Überträger ist die Zikade – ein grosses, pflanzensaugendes Insekt, das sich inzwischen dank Temperaturanstieg auch in der südlichen Schweiz ansiedeln konnte. ?
– Zikaden gibt es viele Arten; die großen Singzikaden kommen seit Urzeiten sogar im südlichen Deutschland vor.

Ansonsten ist es das Übliche:
"Nebst dem offiziellen Pflanzenhandel gibt es ein weiteres Problem: das Feriensouvenir. Mittelmeerpflanzen liegen gemäss EPSD im Trend. Es gebe immer wieder Leute, die im Gepäck Stecklinge mittragen. Ihr Ziel: das mediterrane Flair in ihre Wohnzimmer oder ihre Wintergärten zu transportieren. «Vielen Leuten ist die Problematik zu wenig oder gar nicht bekannt», sagt von Felten. Generell sei jede Person, die von einer Reise zurückkehrt, ein «potenzieller Mitbringer»." - Das erinnert mich doch an etwas? :roll:

MfG,
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