Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Merkur » Montag 24. April 2017, 15:24

Die Beobachtung, dass immer weniger Insekten auf der Windschutzscheibe vom Auto landen, ist nun auch im GEO-Magazin angekommen. Hier ein Leserbrief aus Heft 5/2017:

geo-5-17,-zu-3-17w.jpg
Aus GEO 5/2017 zu GEO 3/2017

Der Kommentar bezieht sich auf einen Artikel in Heft 3/2017: „Tatort Wiese“ („Vom stillen Sterben der Insekten“) (S. 54-65).
Darin fand ich als den Hauptverdächtigen für den Rückgang der Insektenfauna eine Gruppe neuartiger Insektizide, der Neonicotinoide.
Bei einer kurzen Internetrecherche wird deutlich, dass diese Verbindungen systemisch wirken. Das heißt: Die Pflanze nimmt das Gift über die Wurzeln auf und transportiert es in alle ihre Teile, Sprosse, Blätter, Blüten samt Pollen, Nektar, und Früchte.
An der Pflanze fressende und saugende Insekten (-larven) werden vergiftet, bei geringen Dosen eventuell so, dass sie nicht gleich sterben. Da sind auch räuberische Insekten und Aasfresser betroffen, die vielleicht durch geringere Dosen nicht direkt erkennbar geschädigt, aber möglicherweise im Verhalten gestört werden: Es sind Nervengifte, die da in die Nahrungskette eingeschleust werden!
Wikipedia:
Neonicotinoide können als Kontakt- oder Fraßgift wirken. Sie werden gut über die Wurzeln aufgenommen und in die Blätter transportiert. Behandelte Pflanzen sind dadurch sowohl vor beißenden, als auch vor saugenden Insekten geschützt. Aufgrund dieser systemischen Wirkung werden die Neonicotinoide vor allem als Saatgutbeizmittel verwendet. Des Weiteren können sie beispielsweise als Spray, Granulat oder Zusatz zum Bewässerungswasser eingesetzt werden. Da Neonicotinoide in der Pflanze nur langsam abgebaut werden, hält ihre Wirkung längere Zeit an. Bei Dauerkulturen wie Wein und Zitruspflanzen waren eingesetzte Neonicotinoide etwa ein halbes Jahr wirksam. Ahornbäume konnten durch die Injektion von Imidacloprid vier Jahre vor Schadinsekten geschützt werden…..
Den langen Artikel sollte man lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Neonicotinoide
Da kann man nur noch fragen, wie Regierungen so ein Mittel zulassen können. :( :mad: :roll:

MfG,
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Teleutotje » Montag 24. April 2017, 17:36

When you see what is happening with our insects and nature in general and you read about these chemicals, I won't be surprized if they really are playing a role in all the shit that is happening with our natural world!!!
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Anon » Donnerstag 4. Mai 2017, 17:23

Nach den Insekten nun auch die Vögel:

Die Zahl der Vögel in Deutschland und Europa ist dramatisch gesunken. Geeignete Lebensräume fehlen, Insekten gehen als Nahrung aus. Politiker warnen vor einem "stummen Frühling".

In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen hat die Bundesregierung die Zahlen zusammengetragen: Insgesamt ist demnach in der EU die Zahl der Brutpaare in den landwirtschaftlichen Gebieten zwischen 1980 und 2010 um 300 Millionen zurückgegangen, das ist ein Minus von 57 Prozent.

In Deutschland hat etwa der Bestand der Kiebitze zwischen 1990 und 2013 um 80 Prozent abgenommen, die Zahl der Braunkehlchen um 63 Prozent, die der Uferschnepfen um 61 Prozent und die der Feldlerchen um 35 Prozent. Die Zahl der Rebhühner hat zwischen 1990 und 2015 sogar um 84 Prozent abgenommen. Ein Drittel aller Vogelarten zeigte seit Ende der Neunzigerjahre "signifikante Bestandsabnahmen".

Gründe dafür gibt es viele - das Fehlen geeigneter Lebensräume und das Insektensterben gehören zu den wichtigen. Bei manchen Insektenarten ist der Bestand demnach um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Unkraut- und Insektengifte stellten dabei Studien zufolge einen "relevanten Einflussfaktor" dar, heißt es in der Antwort der Regierung. [..]


Zum Artikel: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 46021.html
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon FooFighter » Freitag 5. Mai 2017, 10:20

Die Insekten zur Aufzucht von Jungvögeln fehlen. Neozoen und hohe Raubwildbestände (seit 2006 ist die Tollwut in D ausgerottet) entnehmen eine steigende Zahl an Vögeln. Der Mensch reiht sich in die Linie der Prädatoren ein: Das illegale töten von Singvögeln in den südeuropäischen Staaten ist ein Millionengeschäft beutelt die Zugvögel noch zusätzlich. Fertig ist der große Rückgang der Bestände. Wer behauptet es gäbe keine Alternativen in der Landwirtschaft um dem Insektenrückgang entgegen zu wirken, ist schlichtweg schlecht informiert.

Als Beispiel sei Silphium perfoliatum aufgeführt. Beim Anbau dieser Planze muss in den ersten beiden Jahren viel investiert werden: Die Pflanze muss als Jungpflanze aufwendig eingebracht werden, denn die Ausbringung von Samen scheitert an der mangelnden Konkurrenzfähigkeit mit den heimischen Unkräutern. Es sind hohe Investitionen für die Landwirte nötig. Weiterer Negativ-Aspekt: Die Pflanze bringt nur 80% der Biogasmenge im Vergleich zum Energiemais.

Die Vorteile der Pflanze überwiegen die Nachteile aber bei weitem. Die Pflanze gehört zur Familie der Korbblütler und ist für Insekten höchst interessant. Sie ist weiterhin unempfindlich gegen Trockenheit, ganz im Gegensatz zum Mais. Die Pflanze ist mehrjährig: Ab der ersten Einsaat braucht es keine Bodenbearbeitung und Aussaat mehr. Unkrautvernichter UND Düngemittel werden in den Folgejahren kaum bis gar nicht mehr benötigt. Auch wirtschaftlich kann sich die Pflanze durchaus lohnen, entfallen doch Personalkosten, Treibstoffkosten und Kosten für Düngemittel und Unkrautvernichtungsmittel.

Es fehlt allein am politischen Wille. Es braucht Subventionen um die hohen Kosten in den Anfangsjahren (vorübergehend!) abfedern zu können. Es muss schnell gehandelt werden, ansonsten werden sich die Bestände vor allem bei den Bodenbrütern nicht mehr erholen können. Über die bekannte grüne Partei und die Führungen der Naturschutzverbände rege ich mich nicht mehr auf. Diese Zeit und die Spenden nutze ich zusammen mit anderen lieber für das Pflegen von Hecken und Anlegen von Wildäckern oder Blühstreifen. In meinem Fall hat das lokal den Bestand an Singvögeln (u.a. Feldlerche) und dem sehr selten gewordenen Feldhasen stabilisiert bzw. sogar erhöht.
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Merkur » Freitag 5. Mai 2017, 15:42

Im neuen „STERN“ Nr.19, 4.5.2017, ist ein wichtiges Interview zum Bienensterben:
„Bienen in Gefahr / Honigproduzenten im Vollrausch“.

Gesprächspartner ist Dr. Randolf Menzel, zuletzt Professor an der FU Berlin (in den 1970er Jahren war er an der TU Darmstadt, woher ich ihn persönlich kenne). Er ist ein weltweit bekannter Neurophysiologe, der sich über 50 Jahre mit dem Nervensystem der Honigbiene befasst hat, besonders mit deren Gehirn, den Sinnesleistungen, Gedächtnis und „Intelligenz“.

Zum „außergewöhnlichen Massensterben“ der Bienen führt er aus, dass die Forschungen seiner Gruppe sich u. a. mit Auswirkungen der Neonicotinoide auf deren Navigation und Gedächtnisleistung befasst haben. „Diese Pestizide sind Gehirndrogen ..." – Daher Verhaltensstörungen „wie im Vollrausch

Aber es geht weiter: Die Honigbienen sind nur ein Indikator für das weit größere Problem, den allgemeinen Insektenschwund. Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Es gibt immer weniger Insekten. Auch ihm ist aufgefallen, dass man kaum noch Insekten von der Windschutzscheibe kratzen muss. „Die Honigbienen sind nur die Spitze des Eisbergs“. Nach mehreren Studien sind die Insekten allein in D in den letzten Jahren um bis zu 80 % zurückgegangen. In der Folge ist der ebenfalls beobachtete Rückgang der Vögel zu sehen; ihnen fehlen die Nahrungsinsekten. Auch Fledermäuse dürften betroffen sein. Und natürlich räuberische Insekten sowie Spinnen.

Die EU-Kommission hat die Zulassung einiger Neonicotinoide teilweise zurückgenommen. Doch Bayer, Syngenta, BASF u.a. haben dagegen Klage eingereicht. Demnächst soll der Europäische Gerichtshof (EuGH) darüber entscheiden. – Menzel ist für ein generelles Verbot der Neonicotinoide!Es wäre eine Katastrophe, wenn der EuGH der Klage nachgäbe“.
Angesichts der zahlreichen Nebenwirkungen solcher Pflanzenschutzmittel und der Ausweitung von Monokulturen „tun wir etwas ganz Dramatisches und äußerst Dummes“.
--
Wie weit die Neonicotinoide sich via Blütennektar, Honigtau, Pollen in der Nahrungskette der Insekten evtl. auch bis zu den Ameisen anreichern können, sei dahingestellt. Bemerkt wird das wohl eher nicht; wer kontrolliert schon die Populationsentwicklung von Ameisen, den Rückgang seltener und versteckt lebender Arten? Immerhin werden auch viele Ameisenarten mit geschwächten und toten Insekten diese Pestizide aufnehmen. Es geht uns alle an! :(

Ein Großteil des Rapsanbaus dient der Gewinnung von Biodiesel, und Mais wird zu einem wesentlichen Teil zu "Bio-Ethanol" verarbeitet und in Automotoren verbrannt. Das beleuchtet doch den ganze Widersinn unseres Umgangs mit Landschaft und Natur. :crazy:

MfG,
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Boro » Sonntag 7. Mai 2017, 07:59

Und das Bienensterben geht weiter! Österreich bzw. Kärnten waren bisher eher wenig beachtete Nebenschauplätze dieser Katastrophe. Aber hin und wieder schrecken Meldungen auf, dann folgt eine zeitaufwändige und langwierige Prozedur zur Ausforschung der Ursachen. Das ist geradezu typisch für hiesige Verhältnisse, obwohl man (lt. Bericht) den Verursacher bereits kennt. Dann kommen ein paar Stellungnahmen von Fachleuten, selbstverständlich auch von jenen der chemischen Industrie, ein paar Sprechblasen und das war´s dann wieder....(bis zum nächsten Mal).
Es handelt sich um das von einem Landwirt während der Obstbaumblüte (in diese) ausgebrachte Neonicotinoid Mospilan. Der Vorsitzende des Umweltausschusses im Landtag: "Offiziell wird bei Mospilan nur Wassergefährdung und nicht Bienengefährdung angegeben.". Prost, Mahlzeit! Man soll ja viel Wasser trinken, das sei gesund......

http://www.kleinezeitung.at/kaernten/la ... -Lavanttal
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Teleutotje » Sonntag 14. Mai 2017, 19:28

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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Anon » Montag 15. Mai 2017, 01:39

Merkur hat geschrieben:Im neuen „STERN“ Nr.19, 4.5.2017, ist ein wichtiges Interview zum Bienensterben:
„Bienen in Gefahr / Honigproduzenten im Vollrausch“.


Jetzt auch online zu lesen: http://www.stern.de/panorama/wissen/nat ... 47860.html
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Merkur » Dienstag 16. Mai 2017, 11:03

Zu dem Beitrag von Teleutotje:
https://www.sciencemag.org/news/2017/05 ... sects-gone

Das „Windshield phenomenon“ also. Nun hat die Beobachtung einen phänomenalen Namen :roll: , und das internationale Magazin „Science“ hat es zur Kenntnis genommen:
Entomologists call it the windshield phenomenon. "If you talk to people, they have a gut feeling. They remember how insects used to smash on your windscreen," says Wolfgang Wägele, director of the Leibniz Institute for Animal Biodiversity in Bonn, Germany. Today, drivers spend less time scraping and scrubbing. "I'm a very data-driven person," says Scott Black, executive director of the Xerces Society for Invertebrate Conservation in Portland, Oregon. "But it is a visceral reaction when you realize you don't see that mess anymore."

Ob das etwas hilft, sei dahingestellt. :(

Über das letzte WE haben wir einen Kurzurlaub im Kaiserstuhl verbracht, der wohl wärmsten Region Deutschlands. Ein Bild von der Paarung der Smaragdeidechse habe ich davon ja bereits gepostet.
Überall, wo wir herum gefahren und gewandert sind war es dasselbe Bild: Kaum Insekten! In Sasbach, wo wir wohnten, fiel vor allem das Fehlen von Schwalben auf. – Es ist eine große Weinbauregion, und die Reben gedeihen halt nur mit reichlichem Pestizideinsatz!

In einem großflächigen Naturschutzgebiet am Badberg sah es jedoch anders aus: Kaum ist man in einiger Entfernung von Weinbergen, auf wunderschön blühenden Wiesen (ohne Düngung!), flattern plötzlich allerlei Schmetterlinge; Hummeln und die Blaue Holzbiene (Xylocopa) neben weiteren Solitärbienen sowie einigen Käferarten als eifrige Bestäuber unterwegs. Eines der schönsten Erlebnisse boten die zahlreichen, wirklich vielen (!) Exemplare des Schmetterlingshaftes (Ascalaphus sp.). In der Sonne fliegen die Tiere unaufhörlich in rasendem Zickzack, unmöglich zu fotografieren. Aber manchmal hatte man drei oder vier gleichzeitig im Blickfeld! Es sind Räuber, die kleinere Insekten im Flug fangen und verzehren. Die Larven leben wie Ameisenlöwen im lockeren Boden, allerdings ohne Fangtrichter zu bauen. – Auch wärmeliebende Ameisen sollte es da geben, wenngleich uns nicht allzu viele begegnet sind. Lasius emarginatus, Camponotus ligniperdus und einige andere Lasius- sowie Formica- (Serviformica-) Arten sowie Tetramorium sp. waren zu sehen. Der Boden war anscheinend noch nicht gut durchgewärmt, und das Graben verbietet sich im NSG ebenso wie das Knacken von Totholz.

Ich bin zunehmend davon überzeugt, dass „neuartige Insektizide“ für den Rückgang der Insektenfauna verantwortlich sind!

MfG,
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Boro » Dienstag 16. Mai 2017, 13:25

Dass Insektizide schuld sind, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen (siehe Bienensterben). Vor 14 Tagen sind wir aus Istrien zurückgekommen, Autobahn von Triest über Udine, Tarvis, Villach bis Klagenfurt: Bei dieser langen Strecke, die noch dazu vor allem von Triest bis Palmanova durch teilweise sehr natürliche Landschaften (Karst) geführt wird: Insgesamt wenige Insektenreste auf Windschutzscheibe und Frontpartie des Wagens.
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Trailandstreet » Dienstag 16. Mai 2017, 21:27

Aus aktuellem Anlass möchte ich hier mal auf die BR Mediathek verweisen. Ich weiß zwar nicht, ob diese überall "empfangen" werden kann, aber hier wären gerade ein paar Betiräge zu dem aktuellen Thema.
Zum einen "auf der Wiese wird es still", zum Bienensterben "sind Insektizide beteiligt?" und zum Insektensterben generell "Wie sähe die Welt ohne aus?"
http://www.br.de/br-fernsehen/sendungen ... index.html
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Trailandstreet » Donnerstag 18. Mai 2017, 14:40

Wie ich gerade sehen konnt, befasst sich der BUND ebenfalls mit der Problematik.

Hier die Onlineversion des aktuellen Newsletters
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Boro » Dienstag 6. Juni 2017, 15:57

Bienensterben und Juchtenkäfer
Frage: Was hat das berüchtigte Bienensterben mit dem v. Aussterben bedrohten Juchtenkäfer zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel!
Vor wenigen Tagen kam das Ergebnis der Untersuchung der BOKU Wien (Uni v. Bodenkultur in Wien) zum Bienensterben im Lavanttal/Kärnten, über das ich hier am 7. Mai berichtet habe. (ich konnte bei den Tageszeitungen noch keinen Internet-Eintrag finden). Ergebnis: Zum Tod zahlreicher Bienenvölker hat tatsächlich der Spritzmitteleinsatz eines Nachbarn der betroffenen Imker geführt! Trotzdem: Es gilt weiterhin die "Unschuldsvermutung", das Unwort der letzten Jahre, das man zum Erbrechen oft hört und liest: Wirtschaft, Politik usw.
Und was ist jetzt mit dem Juchtenkäfer? Nun das Vorkommen lag im selben Herrschaftsbereich des Monsanto-Freundes, in dem auch die chemischen Substanzen (Neonikotinoide) zur Anwendung kamen. [Übrigens lt. Uni f. Bodenkultur: Verbotenes Mittel zum falschen Zeitpunkt]:
http://www.kleinezeitung.at/kaernten/51 ... feind-Nr-1. Ach so, könnte man sagen, der Mann wusste nicht was er tat oder so ähnlich. Jetzt wird es aber eng: Der Herr ist der größte Obstbauer im Lavanttal, als Obmann des Landesobstbauverbandes benötigte er dringend den Platz, wo ein paar unter Schutz stehende, alte Obstbäume standen. Der arme Mann........nur nebenbei: Der Landesobstbauverband versteht sich übrigens als Bewahrer der Streuobstwiesen....
Aber so gehts zu im rauen Alpenland: Dreinhauen, Fakten schaffen, passt.....Inzwischen wurde er von Verbandsmitgliedern nur aufgefordert, den Obmannposten ruhend zu stellen!
Der besagte Herr ist inzwischen wegen des Fällens der geschützten Bäume zu über 8000€ Strafe verurteilt worden (natürlich Einspruch: Unschuldsvermutung). Früher oder später wird es Strafen wegen der toten Bienen geben. Ob der liebe Mann daraus etwas lernt?????
Damit nicht alles so böse klingt, auch eine kleine positive Nachricht aus dem Ösi-Land: Greepeace berichtete soeben, dass von den über 2000 Gemeinden in Österreich immerhin über 300 zukünftig auf den Einsatz v. Glyphosat verzichten wollen, die Zahl der verzichtenden Gemeinden steigt noch an. Als kritischer Beobachter frage ich mich aber, ob da alle Land- u. Forstwirte wirklich zugestimmt haben.........
Und die EU: Sie will den Einsatz v. Glyphosat um weitere 10 Jahre verlängern.
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon LynnLectis » Donnerstag 29. Juni 2017, 00:37

Halihallo! :)

Bei mir war viel los, wir sind umgezogen, noch mehr in Jurafußnähe. Super Aussicht, Ameisen zuhauf. Aber Mücken hat es erstaunlich wenige derzeit. Einen Igel hab ich aber gerade erst gesehen, er überquerte am Abend ein Gerstenfeld, als ich im Bus daran vorbeifuhr. Er war gut erkennbar, da gut genährt. Schnecken sah ich nur bei einer Freundin, ihr prachtvoller Garten zieht die Schnecken an. Aber sonst fielen mir keine auf, nicht einmal bei Regen. Bin viel unterwegs mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, auch in den Alpen, doch suche ich nicht speziell nach Ameisen etc. Derzeit hab ich leider nur mein Smartphone zum Fotografieren, mal sehen, was damit möglich ist.
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Reber » Donnerstag 29. Juni 2017, 08:30

Hallo Lynn,
mit dem Smartphone ist es gar nicht so einfach, die Tiere zu fotografieren (Beweis anbei :fettgrins: ). Zumindest die Berner Igel flüchten bei Begegnungen mit Menschen lieber, als dass sie sich einrollen ;).
In der Stadt scheinen mittlerweile mehr Igel einen Lebensraum zu finden, als mancherorts auf dem Land (ich begegne ihnen oft, auf dem nächtlichen Heimweg. Gerade Leute die ausserhalb wohnen sind dann überrascht, die meisten geben zu Protokoll, schon lange keinen Igel mehr gesehen zu haben). Das hat sicher unterschiedliche Gründe, aber ich vermute den wichtigsten in der (Nicht-)Anwendung von Insektiziden. In der Stadt gibt es viele Gärten, die einfach der "Zierde" dienen. Während auf dem Land häufig noch Lebensmittel hergestellt werden oder eben Landwirtschaft betrieben wird. Dazu gehört heutzutage, dass in unterschiedlichem Masse Gifte zur Bekämpfung von "Schädlingen" eingesetzt wird: Schneckenkörner, Mäusegift, Neonikotinoide... Dem fallen m.E. direkt oder indirekt viele Igel zum Opfer.

Igel1.JPG
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Merkur » Donnerstag 29. Juni 2017, 08:57

Zum Thema Smartphone-Fotos:

Mit den technischen Möglichkeiten der Smartphones kenne ich mich nicht aus.
Aber es scheint sinnvoll, Fotos zuerst auf einen normalen Computer zu laden und dort zu bearbeiten.
Die Smartphone-Fotos haben sehr großen Umfang, z.B. 4000 x 3000 Pixel, während ein Monitor eher nur um die 1200 x 800 Pixel anzeigen kann.
Bei Reduktion ("Verkleinern" der Bilder) können Details verloren gehen.
Sehr oft aber hat man ein Tier (ob Laubfrosch, Igel oder Ameise), die im Bild nur eine Größe von 500 oder gar 300 Pixel (Bildbreite) einnehmen, während der Rest unwichtigen Hintergrund darstellt.
Da empfiehlt es sich, den Inhalt, den man zeigen will, auszuschneiden und nur diesen zu posten! Dabei geht nichts an Schärfe etc. verloren.
Ich mache das auch bei meinen Bildern aus der Kamera grundsätzlich so. ;)

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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Merkur » Freitag 30. Juni 2017, 10:23

Ameisen und Neonicotinoide (systemische Insektizide)

Unter diesem Titel erschien im Forum der DASW eine Anfrage, die bisher leider nur wenig Resonanz gefunden hat:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... 76&start=0
Für das AP und auch für alle anderen Ameisenforen interessant sollte ein „Offener Brief“ zum Thema sein, der hier abzurufen ist:
http://www.bund-rvso.de/insektensterben ... brief.html
„Insektensterben: Offener Brief /Resolution der Umweltbewegung“ vom Dezember 2016.

Darin verlinkt ist eine ausführliche Information des BUND vom Januar 2017
http://www.bund-rvso.de/schmetterlingssterben.html
„Schmetterlingssterben / Insektensterben / Bienensterben & Vogelsterben 2017: Ursachen - Gift, Neonicotinoide, Dünger, Monokulturen, Ferneintrag (Schmetterlinge sterben)“

Mit unseren Sorgen über den Rückgang der Insektenfauna sind wir also nicht allein. Wie weit Ameisen betroffen sind, ist bisher nicht abzusehen. Doch kann man Konsequenzen für Ameisen durchaus erwarten (z. B. durch Mangel an Insektenbeute).

Bitte reicht diese Informationen weiter! Je mehr Menschen mit der Besorgnis erregenden Entwicklung konfrontiert werden, desto besser!

MfG,
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Boro » Samstag 1. Juli 2017, 10:37

Ist noch nicht alles verloren?
"In Kärnten sind die Schlangen los. Reptilienexpertin Happ musste in zwei Monaten mehr als 100 Mal ausrücken", so der heutige Titel in einer Tageszeitung (Kärnten). Es handelt sich um die Äskulapnatter (Zamensis longissimus). Es ist eine vorwiegend mediterrane Art, die in der Schweiz, Österreich und im Pannonikum die Nordgrenze des geschlossenen Siedlungsbereiches in Mitteleuropa erreicht. Sie ist nach dem griechischen Gott der Heilkunst benannt: https://www.herpetofauna.at/index.php/s ... renti-1768
Die Ursache für das gehäufte Auftreten der Schlange wird in der Witterung des Frühjahrs gesehen. Die Schlangen dringen vermehrt in Gärten und sogar Häuser ein und sorgen bei vielen Leuten für Angst und Schrecken. Es ist die größte in Mitteleuropa vorkommende Schlange, die manchmal über 2 m lang werden kann (Lit.), in Kärnten sind schon Exemplare von 2,5 m Länge gefunden worden. Die Schlange ist jedenfalls ungiftig.

Nebenbei: Es wird berichtet, dass sich die Bestände der Hornotter (Vipera ammodytes) in Kärnten wieder erholen, nachdem die Tiere bis in das vorige Jahrhundert gnadenlos gejagt wurden und illegales Fangen bis vor wenigen Jahren noch 10.000 € pro Stück(!!!) gebracht haben soll. Sohn Roman ist ein Schlangenfan und war schon einige Male auf "Schlangen-Pirsch", aber nur mit dem Fotoapparat: viewtopic.php?f=30&t=1176&p=9510&hilit=Hornotter#p9510 Illegales Fangen wäre für einen Biologen (wie für jeden anständigen Menschen) tabu!
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon Reber » Samstag 1. Juli 2017, 11:24

Hallo Boro,
das hört man gerne! Es ist schon dialektisch, was einem bezüglich Natur und Naturschutz zu Ohren kommt. Einerseits wird alles dem Profit untergeordnet: Wertvolles Land wird überbaut, Monokultur und grüne Wüsten werden betrieben, "Unkraut" und "Ungeziefer" werden grossflächig vergiftet.
Andererseits wird Gegensteuer gegeben, z.T. angereizt übers Portemonnaie: Blühstreifen werden subventioniert, Flussläufe renaturiert, bestehende Siedlungen verdichtet überbaut und es gibt halbstaatliche und private Initiativen für Biotope und Urwälder etc. Nicht zuletzt bleibt der höhere Alpenraum weitgehend vom Einsatz der elenden Neonicotinoide verschont.

Es ist allerdings ein Wettlauf gegen die Zeit und längst nicht entschieden, was sich durchsetzt. Dass viele Tiere ihr ehemaliges Siedlungsgebiet zurückerobern, werte ich als verhalten positives Zeichen. Daneben gehen aber spezialisierte und regional begrenzte Arten auf Nimmerwiedersehen verloren...
Da mutet es einigermassen verrückt an, wenn reiche Exzentriker das Mammut "wiederbeleben" wollen, statt ihre Mittel einzusetzen um zu bewahren, was bedroht aber noch nicht verloren ist: http://www.derbund.ch/wissen/natur/Der- ... y/21374146
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Re: Wo sind Igel, Fluginsekten und Schnecken geblieben?

Beitragvon swagman » Sonntag 2. Juli 2017, 16:17

Boro hat geschrieben:Ist noch nicht alles verloren?


Nach dem was ich letzte Woche an der Arbeit erlebt habe, bin ich versucht jegliche Hoffnung aufzugeben.
Vor etwa zwei Monaten hatten wir einen Garten umgestaltet der im Prinzip einer grünen Wüste gleichkommt. Lediglich an der neuen Terrasse gibt es ein kleines Beet welches mit Stauden bepflanzt werden durfte. Natürlich soll die Pflanzung aber pflegeleicht und ohne Arbeit auskommen… wie es derzeit wohl Mode ist.
Ich hab also eine einfache Pflanzung erstellt, welche zumindest Bienen und Co. Nahrung bietet. Ein Fehler wie sich jetzt rausstellte. Nachdem jetzt einige der Pflanzen blühten, wurden sie kurzerhand von den Bauherren ausgerissen, da die Pflanzen so viele Bienen und Fliegen anlockten. So etwas möchte man doch nicht an der Terrasse haben. :mad:
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