Sozialparasiten der Gattung NylanderiaTeleutotje hat
hier bereits darauf hingewiesen:
In der Gattung
Nylanderia wurde
2016 erstmals eine sozialparasitische Art nachgewiesen und als
Nylanderia deceptrix („die täuschende“) beschrieben:
Steven J. Messer, Stefan P. Cover, John S. LaPolla (2016): Nylanderia deceptrix sp. n., a new species of obligately socially parasitic formicine ant (Hymenoptera, Formicidae).
https://www.antwiki.org/wiki/images/d/d ... ne_ant.pdf Kürzlich (2020) kamen zwei weitere parasitische Arten hinzu,
Nylanderia deyrupi und
N. parasitica:
Steven J. Messer, Stefan P. Cover, Christian Rabeling (2020): Two new species of socially parasitic
Nylanderia ants from the southeastern United States.
https://zookeys.pensoft.net/article/46921/ Abstract In ants, social parasitism is an umbrella term describing a variety of life-history strategies, where a parasitic species depends entirely on a free-living species, for part of or its entire life-cycle, for either colony founding, survival, and/or reproduction. The highly specialized inquiline social parasites are fully dependent on their hosts for their entire lifecycles. Most inquiline species are tolerant of the host queen in the parasitized colony, forgo producing a worker caste, and invest solely in the production of sexual offspring. In general, inquilines are rare, and their geographic distribution is limited, making it difficult to study them. Inquiline populations appear to be small, cryptic, and they are perhaps ephemeral. Thus, information about their natural history is often fragmentary or non-existent but is necessary for understanding the socially parasitic life history syndrome in more detail. Here, we describe two new species of inquiline social parasites,
Nylanderia deyrupi sp. nov. and
Nylanderia parasitica sp. nov., from the southeastern United States, parasitizing
Nylanderia wojciki and
Nylanderia faisonensis, respectively. The formicine genus
Nylanderia is large and globally distributed, but until the recent description of
Nylanderia deceptrix, social parasites were unknown from this genus. In addition to describing the new social parasite species, we summarize the fragmentary information known about their biology, present a key to both the queens and the males of the
Nylanderia social parasites, and discuss the morphology of the social parasites in the context of the inquiline syndrome.
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Nylanderia ist eine artenreiche Gattung (gegen 150 Species), die zu den Formicinae und in die Tribus Lasiini gehört. Viele sehen auch ähnlich wie
Lasius-Arten aus. Zu der Gruppe gehört u.a.
Nylanderia fulva, die invasive „Tawny Crazy Ant“. Die Gattung ist weit verbreitet, von gemäßigten über subtropische bis tropische Regionen (Siehe:
https://antwiki.org/wiki/Nylanderia#Dis ... on_AntMaps )
N. deceptrix wurde in den USA, in
Massachusetts, entdeckt, in Nestern von
N. parvula. Die parasitische Art hat keine Arbeiterinnen, lebt polygyn in Nestern der Wirtsart, deren Königin am Leben bleibt und weiterhin auch eigene Geschlechtstiere produziert. Nestbegattung ist wahrscheinlich, da die Parasiten-Männchen stark reduzierte Flügel haben.
Die beiden neuen Arten wurden in
Florida gefunden,
Nylanderia deyrupi bei
Nylanderia wojciki und
Nylanderia parasitica bei
Nylanderia faisonensis.
Zur Biologie beider Parasitenarten weiß man wenig:N. deyrupi wurde in Nestern der Wirtsart gefunden, wobei die Männchen der Parasitenart flügellos sind. Gynen tauchten wiederholt in Malaise-Fallen auf. Arbeiterinnen von
N. deyrupi scheinen nicht zu existieren. In parasitierten Nestern wurden neben den Geschlechtstieren des Parasiten auch solche der Wirtsart aufgezogen.
Von
N. parasitica wurden Gynen und Männchen in einem Nest der Wirtsart gefunden. Vermutlich hat die Art keine Arbeiterinnen. Weitere Exemplare stammen aus Fallenfängen, woraus auf eine Ausbreitung durch fliegende Gynen geschlossen wird. Ob die Wirtskönigin im parasitierten Nest überlebt ist unbekannt.
Mein Kommentar:Die Wirtsarten beider bisher nur sehr lokal aufgefundenen Parasiten (Fig. 9 und 19 in der Veröffentlichung) sind weit verbreitet. Vermutlich können diese oder weitere parasitische Arten auch andernorts im Areal der Wirtsarten noch entdeckt werden.
Es wäre nun äußerst interessant zu erfahren, ob es sich bei den drei Sozialparasiten-Arten um eine monophyletische Gruppe handelt, oder ob jede der parasitischen Arten ihrer Wirtsart am nächsten verwandt ist (das wäre dann ein Fall von Emery‘s rule im engeren Sinn): Eine spannende Frage für die Molekulargenetik!
Zum Vergleich: Die drei europäischen arbeiterinlosen Inquilinen
Leptothorax pacis, L. kutteri und
L. goesswaldi sind ohne Zweifel ein Monophylum, parasitieren jedoch alle drei ausschließlich
L. acervorum und keine von deren nächstverwandten Arten. Bei den sympatrisch und oft syntop verbreiteten
L. muscorum sowie
L. gredleri wurde bisher keine einzige inquiline Art gefunden, während sie neben
L. acervorum auch als Wirtsarten für den Sklavenhalter
Harpagoxenus sublaevis dienen können.
Insgesamt kann man erwarten, dass derartige Sozialparasiten noch in wachsender Anzahl entdeckt werden. Die Myrmekologie bleibt interessant!
MfG,
Merkur