Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon fehlfarbe » Sonntag 12. April 2020, 14:45

Hallo zusammen,

scheint so, als würden sich die Wildbienen hier in der Gegend neben meinem angebotenen Hotel aus MDF-Platten auch noch die Fensterrahmen nutzen. Wobei hier richtige Kokons aus Lehm gebaut werden:

photo_2020-04-12_15-23-15.jpg


Das kenne ich so von den Mauerbienen nicht. Scheint wohl von Töpferwespen zu kommen?

Zumindest war ein Großteil der Kammern leer. In ein paar wenigen Töpfen waren noch Larven zu sehen, die sich allerdings nicht bewegten (aber auch nicht besonders tot aussehen):

IMG_20200412_151442.jpg


Die Rückseite eines ausgedienten Ameisennestes aus Holz habe ich gestern auch gleich noch zu einem Insektenhotel verarbeitet und in den Garten gehangen. Ich hoffe, es ist bald gut besetzt. Ein Birnbaum blüht gerade in voller Pracht und lockt einige Bienen an. Die beiden Apfelbäume und die zweite Birne und Kirsche dürften in den nächsten Tagen nachziehen, sodass hoffentlich für genügend Futter gesorgt ist.

IMG_20200411_180847.jpg
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Merkur » Sonntag 12. April 2020, 19:57

Hallo fehlfarbe,

Das dürften Brutzellen einer Mörtel- oder Mauerwespe sein, z. B. Sceliphron curvatum https://de.wikipedia.org/wiki/Orientalische_Mauerwespe .
Dazu passen auch die Kokon-Reste von Puppen, aus denen die Imagines geschlüpft sind. Spinnenjäger!

MfG,
Merkur
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon fehlfarbe » Sonntag 12. April 2020, 21:33

Danke Merkur!

So eine Wespe hat letztes Jahr auch tagelang immer wieder den Lautsprecher auf dem Küchenschrank besucht. Ich traue mich gar nicht rein zu schauen :D :D

Einige Puppen bzw. Töpfchen waren noch intakt. Die habe ich erst mal in eine Box gelegt und bin gespannt, ob da noch was schlüpft. Zudem scheint mindestens ein Kokon von Parasiten befallen zu sein. Winzige, 1-2mm große Larven. Ich glaube, so was habe ich bei den Mauerbienen auch schon gesehen:

2020-04-12-21-30-19__MG_0701_01.jpg
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Merkur » Montag 13. April 2020, 15:45

Hallo fehlfarbe,

Im Bild sind eindeutig Nacktpuppen eines Hymenopters, also einer parasitischen Zehrwespe oder dgl.. Z. B. https://www.zobodat.at/pdf/LBB_0048_2_1091-1096.pdf
Daraus: "Parasiten sind bei invasiven Arten selten, in Deutschland (Bayern, Lindau) wurde aus den Lehmtöpfchen Ectoparasitoide aus der Hymenopteren-Familie Eulophidae (Chalcidoidea), nämlich Melittobia acasta (WALKER 1839) gezogen. Dieser Ectoparasitoid ist primär, sekundär und gregär von Coleopteren, Dipteren, Hymenopteren und Lepidopteren bekannt. Die Hauptwirte sind jedoch Larven von solitären und sozialen Bienen und Wespen, in der Paläarktis sind diese auch schon von Sceliphron-Arten als Wirte gefunden worden (MADL & VIDLAR 2005). Aus den bisherigen Daten werden aber im Falle der Parasitierung der S. curvatum Lehmnester nur die Larven der Wespen und nicht die Spinnen parasitiert."
Siehe auch Bilder in https://www.wildbienen.info/gegenspieler/eulophidae.php
Auf Deinem Bild sind zwei dunkel braune Gebilde zu sehen, die solche bereits geschlüpftenParasiten sein könnten!

Bei Mauerbienen (Osmia spp.) parasitieren auch Cacoxenus indagator, Dipteren, die zu den Drosophilidae gehören, also in die Verwandtschaft der Taufliegen. Deren Puppen sind jedoch Tönnchen, wie man sie von Fliegen kennt. Sie leben auch nicht in den Larven bzw. Puppen der Mauerbienen, sondern ernähren sich von den Pollen- und Nektarvorräten in der Brutzelle.

MfG,
Merkur
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Sir Joe » Montag 13. April 2020, 21:10

Hallo zusammen,

hier mal zwei Bilder von meinem Prototypen des Mini-Insektenhotels. Das erste von gestern, das zweite von heute.

1.jpg
12.04.20

2.jpg
13.04.20

Ich denke das schaut schon mal ganz gut aus :)

Merkur hat geschrieben:Bei Mauerbienen (Osmia spp.) parasitieren auch Cacoxenus indagator, Dipteren, die zu den Drosophilidae gehören, also in die Verwandtschaft der Taufliegen.


Ich hatte mich die letzten Tage schon etwas gewundert, ich hatte immer wieder kleine Fliegen bemerkt und auf dem Bild von gestern sind nicht weniger als fünf Stück zu sehen. Könnte es sich hierbei um Cacoxenus indagator handeln und muss ich mir sorgen machen?

Schöne Grüße,
Sir Joe
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Merkur » Dienstag 14. April 2020, 08:56

Hallo Sir Joe,

Größe, Gestalt und die roten Augen sprechen dafür, dass es sich um Cacoxenus handelt. Vgl. hier.
Sorgen machen? - Bringt nichts, und man kann auch nichts gegen diese Parasiten tun. :roll:
Hast Du in der Nähe ältere Wildbienen-Hotels? - Ich denke, man sollte mehrere solche Nisthilfen betreiben, jeweils in mehreren Metern Abstand.
Aber selbst mir (im Ruhestand) fehlt die Zeit dafür. Meine uralte "Bienen-Favela" ist trotz Cacoxenus und Milben jedes Jahr gut besiedelt. Hier ein Bild von 2006!
Die Osmia sind stark zurückgegangen, in diesem Jahr waren es wieder mehr. Das ist halt Natur!

MfG,
Merkur
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Reber » Dienstag 14. April 2020, 09:11

Hallo Sir Joe,
ja das sieht mir sehr nach Cacoxenus indagator aus. Diese Taufliegen sind übrigens ganz leicht mechanisch zu entfernen. Sie scheinen, wenn sie auf den Nistilfen landen, auf alles andere als auf Menschen zu achten. Wenn man sich ihnen ohne hastige Bewegungen nähert, kann man sie mit dem ausgestreckten Zeigefinger zerdrücken. Die Tiere zeigen bei dieser Vorgehensweise - für Fliegen recht untypisch - kein Fluchtverhalten!

Mauerbienen Taufliege.JPG

Bei mir an den Nisthifen hat ein "Schichtwechsel" stattgefunden. Die Osmia cornuta Weibchen sind inzischen fast vollständig verschwunden und Osmia bicornis Königinnen dominieren das Bild.

Osmia bicornis.JPG
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Sir Joe » Dienstag 14. April 2020, 15:55

Vielen Dank für Eure Antworten,

ich werde demnächst mal ausprobieren, wie die Fliegen auf meinen Finger reagieren aber ich denke, dass ich auch die dann in Zukunft in Ruhe lasse, sind ja dann schlussendlich auch nur wieder Futter für z.B. Vögel ;)

Es ist aber richtig, dass es an der selben Wand in ca. 2m Entfernung bereits ein Insektenhotel gibt, das seit Jahren eingespielt ist. Hier mal ein Bild davon:
Insektenhotel.jpg


Ebenfalls neu ist dann noch dieses Insektenhotel "Model-Holzscheit", welches ich auch erst vor kurzem am 05.04.20 ca. 0,5m neben meinem Prototyp aufgehangen habe:
Insektenhotel_Holzscheit.jpg


Schöne Grüße,
Sir Joe
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon fehlfarbe » Dienstag 14. April 2020, 16:40

Hallo zusammen,

Merkur hat geschrieben:Im Bild sind eindeutig Nacktpuppen eines Hymenopters, also einer parasitischen Zehrwespe oder dgl.. Z. B. https://www.zobodat.at/pdf/LBB_0048_2_1091-1096.pdf

Merkur hat geschrieben:Auf Deinem Bild sind zwei dunkel braune Gebilde zu sehen, die solche bereits geschlüpftenParasiten sein könnten!


Stimmt, ich habe noch mal mit etwas mehr Licht nachgesehen. Es scheint sich tatsächlich um geschlüpfte Parasiten und Nacktpuppen zu handeln. Die Biester sind aber auch wirklich winzig.

2020-04-14-16-16-59__MG_0710.jpg
2020-04-14-16-21-23__MG_0728.jpg
2020-04-14-16-30-05__MG_0759.jpg


Sir Joe hat geschrieben:Es ist aber richtig, dass es an der selben Wand in ca. 2m Entfernung bereits ein Insektenhotel gibt, das seit Jahren eingespielt ist. Hier mal ein Bild davon:

Insektenhotel.jpg


So eins hatten wir auch im Garten. Die Schilfröhren sind ganz gut, aber den Rest kann man getrost wegwerfen und einfach noch ein paar gebohrte Holzscheite mit rein legen. Der Holzscheit sieht schon ganz gut aus! Ich habe bei mir noch etwas die Holzfasern bzw. den Grat am Bohrloch entfernt. In der "Insektenfreunde" Gruppe auf fb wurde zumindest immer wieder gesagt, dass die Bienen diese Löcher sonst teilweise meiden bzw. sich an den scharfkantigen Fasern die Flügel verletzen können.
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Sir Joe » Dienstag 14. April 2020, 19:23

Ja außer den Schilfröhren wird bei dem Insektenhotel auch nichts angenommen, das ist uns auch schon aufgefallen, die unnützen Felder mit gelöchertem Holz aufzufüllen ist aber eine gute Idee ;) . Bei dem Holzscheit hatte ich eigentlich die gröbsten Holzsplitter von den Bohrlöchern bereits entfernt, aber auf dem Fotos sieht man, dass ich noch genauer hätte arbeiten können. Dass sich die Insekten Ihre Flügel daran verletzen können, hatte ich jetzt auch schon öfters gelesen und macht natürlich Sinn.
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Merkur » Donnerstag 16. April 2020, 16:19

Bienenhotels im NSG Hergershäuser Wiesen

Ein paar Bilder von "Profi"-Bienennisthilfen (vom Nabu) auf den Hergershäuser Wiesen passen hier sicher gut herein. Wir haben sie gestern (15.4.2020) besucht.
Der Verein reichert das Gelände ziemlich an, mit Steinhaufen für den Steinschmätzer, Lehmwänden in den kalkreichen Binnendünen, Reisighaufen und Reisigwänden
sowie einer Hütte mit Holzklappen vor den Fenstern, von wo aus man ungesehen das Treiben auf einem Teich und in den Wiesen beobachten kann.
Inzwischen stehen zwei sehr große Bienenhotels in dem Gebiet:

Bienenhotel_785.jpg
Bienenhotel I
Hier fiel mir eine flache Wanne unter der Konstruktion auf, mit Wasser, wohl als Tränke für die Bienen gedacht? Daneben, am Boden an die Konstruktion gelehnt,
lag ein offenes, zu etwa 1/4 mit kristallisiertem Honig gefülltes Honigglas (500 gr). Ob beides für die Ansiedlung der Bienen eine Bedeutung hat?

Das zweite Bienenhotel steht bereits seit Jahren, wird aber anscheinend immer mal wieder mit frischen Nistgelegenheiten bestückt.

Bienenhotel_800.jpg
Bienenhotel II
Davor herrschte reger Flugbetrieb von geschätzt etwa 60-80 schwärzlichen Bienen, zu flink um sie ordentlich zu fotografieren. Aber ein paar Nahaufnahmen der Nisthilfen waren drin (Laut Infotafel stechen die Wildbienen nicht. :roll: - Sie können natürlich stechen, wenn man sie etwa in die Hand nimmt, oder sie zufällig ins Hemd geraten).

Niströhren_798.jpg
Recht viele Niströhren sind bereits verschlossen,
Niströhren_799.jpg
stellenweise erinnern sie an Bienenwaben mit verdeckelten Zellen.
Auch hier werden Schilfrohre anscheinend besonders gerne bezogen. - Es ist jedenfalls eine sehr eifrige Nabu-Gruppe, die sich um dieses NSG kümmert!

MfG,
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Reber » Freitag 17. April 2020, 13:31

fehlfarbe hat geschrieben:
Stimmt, ich habe noch mal mit etwas mehr Licht nachgesehen. Es scheint sich tatsächlich um geschlüpfte Parasiten und Nacktpuppen zu handeln. Die Biester sind aber auch wirklich winzig.


Bei mir haben sich ebenfalls Zehrwespen entwickelt. Die Beobachtungs-Nisthilfe hat sich für die Parasiten allerdings als Falle erwiesen...

Zehrwespen.JPG

Ich finde die Parasiten ja zum Beobachten genau so interessant, wie die Wildbienen selber. Nur scheint man über die meisten viel weniger zu wissen. Hier sehen wir vermutlich eine frisch geschlüpfte Schlupfwespe:

Schlupfwespe geschlüpft.JPG
Die bereits erkennbare, auffällige Färbung (Schwarzer Kopf mit weiss umrandeten Augen, roter Thorax, gelbbraune Beine) lassen mich darauf schliessen, dass es sich um ein Junges dieses Exemplars handelt, welches ich schon letzten Juli abgelichtet habe. Ein Exemplar der gleichen Art(?) hat auch Boro schon an einer seiner Nisthilfen forografiert.

Schlupfwespe.JPG

Trotz der auffälligen Färbung und der Tatsache, dass die Parasiten auch an Nisthilfen gehen, finde ich im Netz leider keine Infos über die Art...
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Merkur » Sonntag 26. April 2020, 09:25

Eine bienenfreundliche Gartenhütte

Bienen-Hs.-807.jpg
Zur Nachahmung empfohlen!
Entdeckt in einer Kleingartenanlage im Fischbachtal, bei Groß-Bieberau, Odenwald, 19.04.2020. :)

MfG,
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Reber » Dienstag 5. Mai 2020, 13:20

Es zeichnet sich erneut ein Schichtwechsel ab. Die Osmia bricornis Männchen sind inzwischen auch ganz verschwunden, einige Weibchen der Art sind allerdings noch aktiv. Die Keulenwespe Sapyga quinquepunctata liegt wieder auf der Lauer, aber dominiert wird das Bild von vielen kleinen, schwarzen Bienen und einigen fast gleichgrossen schwarzen Grabwespen.

Bestimmen kann ich die Tiere noch nicht, mir ist es noch nicht gelungen, entsprechende Bilder zu machen, weil sie hauptsächlich in ihren Niströhrchen hocken, bzw. schnell und rastlos umherfliegen. Die Bienen Wespen scheinen die Stängel erst mal zu besetzen. Vom natürlichen Eindruck her glaube ich es mit Löcherbienen zu tun zu haben. (Falscher Eindruck! Edit) Wir werden es bald sehen, irgendwann müssen die Tiere beginnen Nahrung einzutragen..
Wildbienen.JPG
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Zuletzt geändert von Reber am Donnerstag 28. Mai 2020, 08:23, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Es handelt sich um Grabwespen, nicht um Bienen.
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon fehlfarbe » Samstag 16. Mai 2020, 02:58

Heute war ein komisches Rascheln neben dem Formicarium zu hören und tatsächlich sind zwei Mörtelwespen geschlüpft :) Die Tiere waren recht agil, daher habe ich sie direkt raus gelassen. Eine Puppe, die ich in ein Reagenzglas gelegt habe, hat es nicht ganz geschafft. Vermutlich war die Luftfeuchtigkeit zu hoch. Dafür konnte ich fix ein paar Fotos machen.

2020-05-16-03-31-17__MG_1472.jpg
2020-05-16-03-32-07__MG_1476.jpg
2020-05-16-03-33-15__MG_1484.jpg
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Reber » Mittwoch 27. Mai 2020, 16:47

Also die Stechimmen, die ich einen Beitrag weiter oben für Wildbienen hielt, sind Grabwespen. :redface: Leider ist mir immer noch kein gutes Bild für ihre Bestimmung gelungen. Dafür sind zwei weitere Nisthilfen-Bewohner identifiziert:

Die Düsterbiene Stelis breviuscula, das Männchen hier konnte mir auf Artniveau bestimmt werden. Hauptwirt der Art ist Heriades truncorum es kommen aber offenbar auch andere Heriades in Frage.

W1.JPG

Und eine Grabwespe aufs der Gattung Trypoxylon, die ihre Brut mit kleinen Spinnen versorgt. Leider ab Foto nicht auf Artniveau bestimmbar.

Gw1.JPG
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Reber » Montag 1. Juni 2020, 15:49

Und ein weiterer Parasit, der auf die Löcherbiene Heriades truncorum hindeutet: Die Zehnpunkt-Keulenwespe (Sapygina decemguttata). Ich dachte vor Jahren schon einmal, diese Tiere gesehen zu haben, verwechselte sie aber damals zuerst mit der Fünfpunkt-Keulenwespe (Sapygina quinquepunctata), letztere hat aber rote Hinterleibssegment. Diese sind hier nicht zu erkennen, dafür die zehn weissen Punkte seitlich auf den Tergiten.

Sapygina decemguttata.JPG
Keulenwespe und Löcherbiene.JPG

Ausserdem treten neben den Schlupfwespen auch wieder Gichtwespen auf. Es könnte sich um cf. Gasteruption assectator handen, da diese an Nisthilfen Maskenbienen und sogar bei Grabwespen parasitiern soll. Die parasiten Larve verzehrt sowohl das Wirtsei wie den Proviant des Wirtes. Insgesamt hat es inzwischen schon viele Parasiten, aber die "Wirte" sind deutlich in der Überzahl.

Gichtwespe.JPG
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Merkur » Montag 31. August 2020, 10:38

Es geht uns alle an! Deshalb möchte ich auf einen Thread im AF hinweisen, in dem zurzeit interessante und wichtige Informationen zur Hilfe für Wildbienen geliefert werden:
https://ameisenforum.de/topic59588-8.html#p432291 (und folgende).

@ Ameisenstarter: Einen m.E. sehr wichtigen Aspekt möchte ich hinzufügen. Er ist zwar m.o.w. im „Habitatschutz“ enthalten, scheint mir aber dennoch zu wenig Beachtung zu finden:
Es nützt nur zum Teil, wenn man das Angebot an „Blühpflanzen“ und an Nisthilfen erweitert!
Insbesondere bei der inzwischen recht weit verbreiteten Anlage von Blühstreifen und ganzen Feldern mit blühenden Pflanzen sollte bedacht werden, dass diese sehr viele Insekten anlocken, nicht „nur“ Bienenartige. Selbstverständlich werden dort auch z. B. Heuschrecken, Käfer, Schmetterlinge und andere Tiergruppen angelockt, sowie deren Räuber und Parasiten.
Der wichtige Aspekt: Die Tiere müssen sich auch fortpflanzen können! - In der Evolution der meisten Tierarten hat sich als bewährtes Konzept erwiesen, dass man seine Nachkommen vor allem dort unterbringt, wo es hinreichend Nahrung gibt.

Das bedeutet, dass z. B. viele Heuschrecken und Käfer ihre Eier in den Boden versenken, oder auch in Pflanzenstängel. Vielfach leben Larvenstadien von Käfern im Boden, evtl. über Jahre. Auch Schmetterlingsraupen verpuppen sich häufig im Boden.

Wenn nun, wie ich leider bei uns in der Umgebung schon beobachten musste, im Herbst (oder im folgenden Frühjahr) die gesamte Anlage umgepflügt und dann neu mit Blühpflanzen eingesät wird, wird ein Großteil der Nachkommenschaft aus dem letzten Sommer vernichtet.
Etwas überspitzt ausgedrückt: So ein blühendes Feld kann zur tödlichen Falle für einen großen Teil der Fauna werden, die man eigentlich fördern möchte! (Nur die auf jeden Fall geförderten Honigbienen fliegen von weit her an; ihre „Nester“ sind gut behütet vom Imker an sicherem Ort aufgestellt).

Als Ausweg fällt mir eigentlich nur ein, dass Blühstreifen und -felder über mehrere Jahre unbearbeitet bleiben müssen! Eine schonende Mahd im Herbst kann evtl. erfolgen, so wie das
Ameisenstarter im genannten Beitrag formuliert hat:
„Aber auch ohne den Aufwand einer gezielten Pflanzung bestimmter Arten lässt sich das Nahrungsangebot für Insekten gut verbessern! Indem man beispielsweise im Garten nicht zu oft mäht, lassen sich einheimische Pflanzen gut ansiedeln. Ebenso wichtig ist es, erst nach der Ausreifung der Samen zu mähen, sodass die Arten nicht wieder verschwinden.
Am schonendsten ist hierbei die Sense, wenngleich das natürlich viel Aufwand bedeutet.
Damit nicht mit einem Mal alles Blütenangebot bei der Mahd verschwindet, kann das etappenweise Mähen sinnvoll sein.“

Vielleicht gibt es dazu noch weitere Anregungen?

MfG,
Merkur
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Ameisenstarter » Montag 31. August 2020, 14:23

Hallo Merkur.

Danke für deinen Beitrag! Stimmt, auch dies ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Die richtige Pflege solcher Flächen ist unbedingt zu beachten, da der Nutzen sonst schnell wieder verloren geht.

Ich muss auch in meiner Umgebung zu oft beobachten, dass angelegte Blühflächen umgegraben werden.
Ebenso wird häufig mit dem Traktor gemäht, zwei oder gar drei mal im Jahr.

Und gerade da so viele Insekten (wie ja auch ca. 3/4 aller Wildbienenarten) im Boden aufwachsen muss das auf jeden Fall berücksichtigt werden.


Um gleich ein Beispiel zu nennen: letztens habe ich hier ja mal über Proserpinus proserpina berichtet. Die Raupen fressen an Epilobium hirsutum und graben sich, wenn sie ausgewachsen sind, ein, um sich zu verpuppen. Daher darf dort auch nicht der Boden umgegraben werden, solange die Schmetterlinge noch nicht geschlüpft sind, wenn man diese Art schützen möchte!
So habe ich das auch dem Landschaftspflegeverband mitgeteilt, nachdem dieser erklärte, dass in ein paar Jahren irgendwann mal Steine aus dem Graben gebaggert werden müssten.


Danke und viele Grüße
Ameisenstarter :)
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Re: Nisthilfen für Wildbienen - Gemeinschaftsthread

Beitragvon Reber » Freitag 26. Februar 2021, 19:17

Auch heuer eröffnen sie die Wildbienen-Saison an den Nisthifen als erste: Männchen von Osmia cornuta. Wie im vergangenen Jahr sind sie früh dran. Aber es gibt in der Umgebung bereits Primelchen, Krokusse und Winterlinge - für Nahrung ist also gesorgt.

20210226 Osmia cornuta erste Männchen.JPG
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