In Richtung Überwinterung…

Hier können allgemeine Fragen zum Thema Ameisen, sowie zu europäischen Ameisenarten gestellt werden.

In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Merkur » Montag 18. August 2014, 17:27

In den letzten Tagen wurde hier und in anderen Foren beobachtet, dass einheimische Ameisen (Camponotus spp., Lasius spp.) zunehmend träger werden und sich anscheinend auf die nächste Überwinterung einstellen. Ohne jetzt auf einzelne Beiträge einzugehen möchte ich ein paar Empfehlungen geben.

Man sollte zwei Dinge unbedingt vermeiden:
Keinesfalls sollte man versuchen, durch mehr Wärme die Eiablage und den Brutaufzucht-Betrieb zu stimulieren!
Und keinesfalls dürfen die Tiere jetzt gleich oder bald, noch lange vor Eintreten winterlicher Temperaturen, kalt gestellt werden (z. B. im Kühlschrank)!


Auch im Freiland ist zu beobachten, dass bei vielen Arten die Furagier-Tätigkeit abnimmt. Man sieht zwar immer noch Lasius niger, Myrmica- und Camponotus- Arbeiterinnen laufen, doch weit weniger als im Früh- und Hochsommer, und das auch bei noch recht brauchbaren Sommertemperaturen. (Lediglich echte Waldameisen (Formica-rufa-Gruppe) und Lasius fuliginosus erscheinen noch voll aktiv, und bei einigen spät schwärmenden Arten wie Solenopsis fugax steht sogar der Schwarmflug noch aus oder beginnt gerade).

Man muss sich vor Augen halten, dass der Klima-Verlauf bei uns in verschiedenen Jahren sehr unterschiedlich sein kann! Mal ist der Winter lang und das Frühjahr beginnt spät, mal zieht sich der „Sommer“ bis in den September, mal gibt es ab Anfang Oktober bereits Frostnächte, und mal ist der Sommer insgesamt zu kühl und verregnet.

Wenn eine Ameisenart bei uns im Freiland vorkommt, muss sie mit solchen Bedingungen klarkommen!
Bei Camponotus glaubt man zu wissen, dass sie einen „endogenen Jahresrhythmus“ haben. Bei den anderen Gattungen ist das zumindest zu vermuten.

Und wie ich immer wieder postuliere: Es gibt für jede Art ein „Jahresprogramm“, zu dem neben Larvenaufzucht im Frühjahr (aus Eiern oder überwinterten Larven) als „Gipfel“ die Produktion von Geschlechtstieren gehört, gefolgt noch von weiterer Produktion von Arbeiterinnen, schließlich Ende der Eiablage und Larvenaufzucht sowie – nach Arten verschieden – Anlage von Fettreserven in Arbeiterinnen, für die Überwinterung und vor allem für die zeitige Larvenanfütterung im Frühjahr.

Diese spätsommer- herbstliche Vorbereitungsphase ist wohl eine Art „Puffer“, kann unterschiedlich lange ausgedehnt werden, je nachdem, ob das Volk bereits frühzeitig mit dem Sommerprogramm „durch“ ist, oder ob es dank früh einsetzender Wintertemperaturen mit weniger Reserven in die Winterruhe gehen muss (und dann im Frühjahr entsprechend weniger Nachwuchs aufziehen kann).
(Ein weiterer „Puffer“ ist die Tatsache, dass alle einheimischen Ameisen mehrjährige Kolonien haben. Wenn also wegen schlechter Bedingungen im Sommer-Herbst im nächsten Jahr mal keine oder nur sehr wenige Geschlechtstiere produziert werden können, schadet das der Population nicht sehr viel; Konkurrenten derselben oder anderer Arten haben dasselbe Problem.)

Als Folgerung aus diesen etwas komplexen Beobachtungen und gar nicht so neuen Überlegungen empfehle ich immer wieder: Sich an den aktuellen Wetterbedingungen orientieren und den Tieren möglichst Temperaturgänge bieten, die denen im Freiland entsprechen!
(Es gibt Arten, bei denen man den Jahreszyklus drastisch verkürzen kann. Das gilt aber keinesfalls für alle in der Haltung beliebten Arten! Ein Beispiel ist Leptothorax acervorum, die von der Meeresküste (Südschweden) bis auf über 3.000 Meter Höhe in den Alpen vorkommt. Die Populationen haben extrem unterschiedlich lange Aktivitätsperioden, auf 3.000 m dürften Frühjahr, Sommer und Herbst auf 3 Monate komprimiert sein, gefolgt von 9 Monaten „Winterruhe“. An der Ostsee ist es eher umgekehrt.
Wie weit die verschiedenen Populationen an die jeweiligen Jahreszyklen Anpassungen entwickelt haben, ist m. W. nicht untersucht.)


Fazit: Auch wenn die Völker jetzt bereits „träge“ werden: Mäßig weiter füttern und NICHT vorzeitig in eine Winterruhe zwingen. Aber auch NICHT hoffen, dass man sie mit irgendwelchen Tricks zu frühsommerlicher Aktivität zwingen kann!

MfG,
Merkur
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Re: In Richtung Überwinterung… Tipps zur Winterruhe

Beitragvon Reber » Samstag 13. September 2014, 14:26

Was haltet ihr davon, wenn wir Merkurs Beitrag hier brauchen um ergänzend Einblicke in die Winterruhe-Methoden der Forenmitglieder zu geben?

Also Angaben zur Art der Unterbringung (Behältnisse, Orte) und zum "Technischen" (Isolation, Befeuchtung, Temperatur, Kontrollen etc.). Dazu noch konkrete Tipps und Tricks und gegebenenfalls Hinweise auf die Tücken der verschiedenen Überwinterungspraktiken.

Dazu könnte man die kommende Einwinterung auch gleich benützen um sie mit Fotos zu dokumentieren.

Zur Vorbereitung/Einleitung der Winterruhe mochte ich gleich einen Tipp bzw. eine Hypothese veröffentlichen, die ich von Merkur im alten AF erhalten habe:

Ich will mal versuchen, zu erklären, wie ein Temperaturverlauf die „gewünschte“ Auswirkung haben kann.
ACHTUNG: Das Folgende ist rein hypothetisch, d. h. noch nie genau experimentell untersucht worden! Es basiert nur darauf, dass Ameisen bei natürlichen Temperaturgängen eben tatsächlich rechtzeitig (für das jeweilige Klima) in Winterruhe gehen, bzw. im Frühjahr wieder ihre Aktivitäte aufnehmen.

Stoffwechselvorgänge, biochemische Vorgänge in den Körpergeweben, sind in starkem Maße abhängig von der jeweils herrschenden Temperatur. Bei niedriger Temperatur tut sich wenig bis nichts. Damit ein „Signal“, zum Beispiel „niedrige Temperatur“, eine entsprechende Reaktion im Körper auslösen kann, muss wieder eine so hohe Temperatur erreicht werden, dass der Organismus z.B. Frostschutz-Substanzen synthetisieren oder bestimmte Hormone ausschütten kann, oder dass Larven ihre Hämolymphe „eindicken“, entwässern können.
Das „Signal“ (niedrige Nachttemperatur) muss in mehrfachem Wechsel mit der für die „Reaktion“ notwendigen höheren Temperatur auftreten, damit der Organismus sich „dauerhaft“, eben für die ortsübliche Zeit der Winterruhe, darauf einstellen kann. (Im Frühjahr läuft es umgekehrt, bis zur Beendigung der Winterruhe).

Es bringt also überhaupt nichts, wenn man die Ameisen aus Zimmertemperatur in 15-18°C stellt, und dann eine Woche später in 5-10°C, und sie dann über Monate darin belässt: Das „Signal“, z. B. die 5°C, kann nicht „beantwortet“ werden, da der Organismus bei nur 5-10°C nicht in der Lage ist, die nötigen physiologischen Änderungen vorzunehmen.

So weit meine Hypothese dazu, also die Überlegung, weshalb das so gerne empfohlene Herabsetzen der Temperatur über nur 2-3 Stufen (womöglich für jeweils nur 2-3 Tage) kein echtes Einwintern bewirken kann.

Im Laufe meiner langjährigen Haltung und Zucht einheimischer Ameisen, sowie solcher aus ähnlichen Klimaverhältnissen (Nordafrika – Atlasgebirge, Nordamerika, Australische Alpen) hat es sich eben bewährt, die Tiere grundsätzlich in täglichen Temperaturrhythmen zu halten, wobei sich Unterschiede von mindestens 10°C zwischen Tag und Nacht als wirksam erwiesen haben. (Im Sommer sind die Tage länger: Man gibt die höhere Temperatur z. B. über 14 Stunden, die niedrigere für 10 Stunden; im Herbst und Frühjahr können höhere und niedrigere Temperatur für je 12 Stunden eingehalten werden).
Dabei wurden die einzelnen „Stufen“ über mindestens je zwei Wochen geboten. Im Sommer wurden die höheren Rhythmen (15/25°C, für manche Arten auch 20/30°C) geboten, so lange die Tiere intensiv Brut aufgezogen haben und bis z. B. die jungen Geschlechtstiere Schwarmverhalten gezeigt haben. Dann folgten 2-3 Wochen bei 10/20°C, gefolgt von der eigentlichen Überwinterung bei 0/10°C über 4-5 Monate. – Manche Arten konnten auch nach einigen Wochen 0/10°C dauerhaft für Monate bei ca. -1/+1°C „gelagert“ werden. Es würde zu weit führen, das jetzt für Dutzende von Arten zu detaillieren.
Für die Hobby-Haltung genügt es, sich an den natürlichen Temperaturverläufen zu orientieren. – Was ich schon seit Jahren predige.

Warnung: Durchschnitts- oder Mitteltemperaturen geben kaum Anhaltspunkte für das, was die Ameisen wirklich erfahren!
Das gilt sowohl für Tagestemperaturen (Mitteltemperatur 15°C ganztägig wirkt ganz anders als etwa 10°nachts und 20° tags), als auch noch mehr für Monatsmittel, wie sie in den üblichen Klimadiagrammen angegeben werden. Unter einem Stein, dicht unter unbewachsener Bodenoberfläche, oder in Totholz können bei Sonneneinstrahlung > 35°C ereicht werden, während die Lufttemperatur bspw. nur 15°C beträgt.
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Re: In Richtung Überwinterung… Winterruhe auf dem Balkon

Beitragvon Reber » Montag 29. September 2014, 21:02

Hier möchte ich kurz berichten, wie ich meine einheimischen Ameisen auf dem Balkon überwintere:

Viel Technik brauche ich dazu nicht, die ganze Einrichtung besteht aus einer Styropor-Box, 15 PET-Flaschen (1,5 l) und einem Sonnenschirm.

So funktionierts: Die Isolierbox dient dem Schutz vor schnellen Temperaturschwankungen (Frost, Wintersonne). Die zu 2/3 gefüllten Wasserflaschen dienen als „Wärmespeicher“ und der Sonnenschirm verhindert direkte Sonneneinstrahlung. Auf den Boden lege ich eine „Schicht“ PET-Flaschen, die Plastikflaschen fülle ich nur mit einem Liter, so dass das Wasser, falls es den gefrieren sollte, die Flaschen nicht sprengt. Ausserdem könnte auch auslaufendes Wasser die Nester nicht erreichen, da sie auf den Flaschen liegen.
Auf die Nester kommt dann erneut eine schicht mit Flaschen. Zum Schutz vor „wilden Ameisen“ trage ich aussen etwas Paraffinöl auf.

Ameisen können im Winter - im Gegensatz zu Bienen etwa - selber keine Wärme erzeugen, deshalb passt sich die Temperatur im Inneren der Frischhaltebox langsam der Umgebungtemperatur an. Diese schwankt aber auch im Winter stark. Der Styropormantel verzögert die Zeitspanne der Anpassung und wenn die Aussentemperatur nicht zu krass schwankt, bleib sie in der Kiste relativ gleichmässig. Die Wasserflaschen verstärken diesen Effekt, da Wasser viel weniger schnell abkühlt als Luft.

Kiste.JPG
Meine Styroporbox hab ich verlängert, damit auch grosse Nester hinein passen.
Flaschenboden.JPG
Die erste Reihe der Plastikflaschen kommt auf den Kistenboden.
FlaschenaufNestern.JPG
Darauf kommen Nester (hier ohne Ameisen) und darauf wiederum Flaschen u.s.w.


Die Arten mit denen ich länger Erfahrung habe, überstehen die Winetrruhe so auch dann problemlos, wenn es längere Perioden gibt, in denen dauerhaft (zum Teil hohe) Minustemperaturen herrschen. Dazu gehören Lasius cf. flavus und Myrmica cf. rubra, die ich über viele Winter gebracht habe. Lasius cf. niger scheinen auch sehr hart in nehmen: Eine Kolonie überwintert bei mir seit mehreren Jahren in „unisolierten“ Blumenkisten. Frosthart sind ausserdem sowohl die heimischen Temnothorax sp. als auch die einheimischen Camponotus-Arten. Manica rubida halte ich noch nicht lange und der letzte Winter war viel zu milde um eine Aussage machen zu können. Ich mache mir bei Manica zwar eigentlich wenig Sorgen, da die Tiere auch in Höhen vorkommen, in denen im Winter der Boden recht tief zufrieren dürfte. Allerdings graben sie auch sehr tief.

Deshalb werde ich die Tiere zusammen mit den Camponotus lateralis in den Keller bringen, sobald die Temperaturen längere Zeit unter 0 C° fallen
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon NIPIAN » Dienstag 30. September 2014, 06:46

Hoi,

prinzipiell eine gute Idee. Ich würde die Flaschen jedoch eindrücken, sodass im Falle des Gefriervorgangs etwas Reserve mitgebracht wird. Beim Erstarren sollten etwa 10% Volumenzunahme berücksichtigt werden. Wenn Du allerdings die Flaschen nach deiner Methode bei etwa 20°C Raumtemperatur luftdicht verschließt, musst Du noch die Dichte der Luft in Abhängigkeit der Temperatur berechnen, und den daraus resultierenden Druck einschließlich der Volumenzunahme des Eises, damit Du abschätzen kannst, ob die Flaschen definierter Volumina unter den Druckverhältnissen reißen könnten =).
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Reber » Dienstag 30. September 2014, 07:56

Danke für den Hinweis NIPIAN!
Die Methode hat bei mir den Praxistest immer bestanden. 2/3 Wasser 1/3 Luft in der PET-Flasche scheint zu reichen. Alle Flaschen stammen aus der Sammlung und waren bereits einmal zusammengedrückt, das heisst, sie haben überall kleine Dellen. Bisher ist nie eine gerissen... Möglicherweise lässt sich PET auch etwas dehnen. Da sollte ich die Flaschen vielleicht ab und zu auswechseln, damit es keine Ermüdungserscheinungen beim Material gibt?!
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Merkur » Dienstag 30. September 2014, 08:14

Die Konstruktion von Reber ist gut durchdacht!

Wir haben seit ca. 20 Jahren permanent im Gartenhaus im Odenwald (ohne Wasseranschluss) ein paar PET-Flaschen stehen, als Trinkwasser-Vorrat z. B. zum Teekochen.
Sie sind sogar anfangs ganz voll. Stehen am Boden auf der Schattenseite des Häuschens, das durch Ritzen und Spalten viel Frischluft bekommt. Im Winter ist das Wasser oft gefroren.
Noch nie ist eine Flasche geplatzt oder gerissen! Da besteht also kein Grund zur Sorge.

MfG,
Merkur
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Trailandstreet » Dienstag 30. September 2014, 08:50

Stimmt, PET-Flaschen sind sehr stabil. Das Material ist auch dehnbar. Ich hab mal eine auf fast 9 bar aufgepumpt und sie hat's, wenn auch etwas gebläht, überstanden. Nur mit einem Spitzen Gegenstand sollte sie in diesem Zustand nicht in Konflikt geraten! ;)
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Boro » Samstag 11. Oktober 2014, 18:47

Passt hier zum Thema:
Nachdem wir im Sommer fast keinen Sommer hatten, ist in den letzten Tagen der Spätsommer eingekehrt: Tägllich schönes Wetter, Temperaturen durch Föhn zwischen 24° und 26°. Da nützt man die warmen Tage zu Spaziergängen mit dem Hund. Wohin? Dorthin, wo ich die Position zahlreicher Nester verschiedener Ameisenarten kenne. Abgesehen von Formica s. str. (F. rufa, F. polyctena), Lasius fuliginosus und Dolichoderus quadripunctats (im Garten), die noch deutliche Aktivität zeigen, ist bei allen anderen Arten weitgehend Ruhe eingekehrt. Bei einigen Arten tut sich nichts mehr, z. B. sitzen Tetramorium sp. wohl unter erwärmten Steinen, ebenso F. fusca, einige Myrmica-Arten usw., aber ein Furagieren findet kaum mehr statt.
Dabei fällt auf, dass alle Formica spp. keine Brut mehr zu versorgen haben und doch sind Formica s. str. recht aktiv, während man bei Serviformica spp. einzelne Arbeiterinnen auf der Nestoberfläche erst mühsam suchen muss. Eine Begründung könnte die spezielle Situation bei F. rufa u. F. polyctena sein, die ihre Brut bereits im Spätwinter aufziehen (Homoiothermie!) und die Arbeiterinnen dabei zuerst auf die eigenen Reserven zurückgreifen müssen, daher kann man davon ausgehen, dass sie sich im Herbst noch ordentlich Fettreserven "anfressen". Das kann man am vollen gastralen Kropf praktisch aller Arbeiterinnen auch deutlich erkennen. Dabei darf man nicht vergessen, dass bei diesen Arten zuerst ganz vorwiegend Geschlechtstiere herangezogen werden und die Weibchen brauchen bekanntlich eine "spezielle" Kost.
Heute besuchte ich einen ausgesprochen xerothermen Hanganriss in Südexposition entlang eines Feldweges in 700 m Höhe. Ich habe es selbst nicht für möglich gehalten, auf 60 m Länge u. 1-2 m Höhe fand ich keine einzige Ameise im Freien! Dort leben F. rufibarbis, F. cunicularia, F. cunicularia X Polyergus rufescens, Tetramorium sp., Tapinoma subboreale, 1 Nest C. ligniperdus. Bis auf Arbeiterinnen mit Tetramorium sp. u. C. ligniperdus unter den erwärmten Steinen fand ich nichts; ich habe teilweise die Nestoberflächen etwas geöffnet und erwartete mir hervorstürmende F. rufibarbis....nichts. Ich muss allerdings festhalten, dass der Boden dort vollkommen ausgetrocknet war.
Ich ziehe daraus den Schluss, dass kurzfristige und aus der Norm fallende Wetterphänomene (in dem Fall spätsommerl. Wärme) so gut wie keinen Einfluss auf die beginnende Winterruhe haben. Ob jetzt ein endogener Rhythmus bei den einzelnen Arten dafür verantwortlich ist oder ob externe Parameter wichtig sind, ist in vielen Fällen unklar.
Ich vermute, dass bei den meisten heimischen Arten exogene Faktoren (abnehmende Strahlungsintensität, verkürzte Taglänge, abnehmende Bodentemperatur, stark abnehmendes Nahrungsangebot usw.) von größerer Bedeutung sind als endogene Einflüsse ("innere Uhr") - Beendigung des jahreszeitlichen Aktivitätsablaufs (Ablegen d. Eier, Aufzucht der Brut, Geschlechtstiere-Schwärmen, Aufziehen v. neuen Arbeiterinnen), teilweise wird man auch eine Verknüpfung bzw. Ergänzung beider Einflüsse in Betracht zeihen müssen.
Die geschilderte Inaktivität zahlreicher Arten trotz warmer Temperaturen lässt in diesen Fällen einen endogenen Einfluss erwarten.
Alle Beobachtungen beziehen sich ausschließlich auf das Leben der Tiere freier Natur.
L.G.
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Ameise1 » Montag 13. Oktober 2014, 10:13

Wollt auch noch was ergänzen.

Und zwar überwintere ich meine beiden größten Völker seit 4 Jahren immer in unser offenen Garage in der fast die selben Temperaturen herrschen wie draußen (im normal Fall +/- 2 grad mehr oder weniger). Dabei belasse ich die Anlage so wie sie auch im Ameisen Zimmer Stand. Sprich es wird nix Isoliert oder der gleichen.

Selbst lange Kälteperioden bei denen die Temperaturen auch Tagsüber in den 2 stelligen Minusbereich gehen haben sie Problemlos und ohne große Verluste weg gesteckt. Lediglich ein mal habe ich sie rein geholt als sie Temperaturen an die -30•C gemeldet haben. Aber selbst Nachttemperaturen um die -20•C haben nicht geschadet.

P.S. Fast vergessen. Es handelt sich um Camponotus ligniperdus (+/-1000) und Formica sanguinea (einige Tausend)

Martin
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Trailandstreet » Montag 13. Oktober 2014, 12:41

Dem kann ich nur zustimmen. Für alle, die glauben, Insekten würden durch Frost Schaden nehmen.
Bei uns war früher, gegenüber der Straße, ein uraltes Bauernhaus (ca 300-500Jahre). Also Holzblockbauweise mit nach aussen hin offenem Kellergewölbe.
Wir waren dort im Winter mal drin und fanden tausende Mücken an der Decke des Kellergewölbes. Teilweise waren sie sogar vom Rauhreif eingeschlossen.
Ich hab sie zwar im Frühjahr nicht mehr nachgezählt, aber ich denke nicht, dass sie großen Schaden genommen haben.
Ameisen graben sich zwar ein, aber in der Tiefe, in der sie sich aufhalten, herrschen auch nahezu die selben Temperaturen, wie an der Oberfläche und so tief graben unsere Ameisen auch wieder nicht.
Formica s str ausgenommen, die heizen sich ja bekanntlich selbst ein.
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Reber » Montag 13. Oktober 2014, 12:59

Trailandstreet hat geschrieben:Für alle, die glauben, Insekten würden durch Frost Schaden nehmen

So allgemein würd ich das auch nicht stehen lassen. Es kommt sicher mal wieder stark auf die Art an! Einige Ameisen aus wärmeren Gegenden gehen bei kalten Wintern ein. Andere sind exterm frosthart (vrgl. Seifert). Gerade deshalb ist die Ecke hier ja so interessant: Dank dem Austausch mit möglichst genauen Daten können wir herausfinden, welche Arten wieviel ertragen.

Zur Bodentemperatur: In Deutschland beträgt die Mindesttiefe für Frostfreiheit 80cm (DIN 1054). Es gibt aber beträchtliche regionale Unterschiede. Rechnet man noch Nesthügel/Baumstrünke und anderes "dämmendes" Material wie Laub etc. dürften viele Ameisen den Winter in völlig frostfreien Tiefen verbringen!
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Trailandstreet » Montag 13. Oktober 2014, 13:29

Ich rede hier schon von einheimischen, also die, die auch bei uns vor der Haustür vorkommen. Meine Messor würde ich niemals auf dem Balkon und nicht mal im Keller überwintern. Höchstens mal im Hausflur, bei geringfügig geringeren Temperaturen.
Was ich damit sagen möchte, ist dass sich manche zu viel Gedanken darüber machen, dass ihre Lasius niger, die sie vom letzten Schwarmflug bei ihnen zuhause haben, den Winter am Balkon nicht überstehen könnte.
Wenn man auch bedenkt, das Lasius niger auch in offenen Rasenflächen überwintert, ohne Laubschicht, dann glaube ich auch nciht, dass sie den ganzen Winter über im frostfreien Bereich bleiben. Es sei denn, sie graben wirklich tief.
Wäre mal interessant, wie tief eigentlich die Nester sind.
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Boro » Montag 13. Oktober 2014, 13:42

Hallo Reber!
Im Prinzip wirst du schon richtig liegen, aber gerade einige arborikole und eher "südliche" Arten, wie etwa Camponotus fallax, C. truncatus müssen in harten Wintern mit extremen Verhältnissen zurecht kommen, da ihre Nester oft nur unter Borke oder ein paar cm unter der Holzoberfläche liegen. Bei -20° und mehr dürfte der Dämmwert von 1, 2 cm Holz nicht viel ausmachen. Zwischendurch gibt es immer wieder harte Winter, wo der Frost wochenlang anhält. Solche Arten müssten bei uns schon längst ausgestorben sein, wie weit die Hämolymphe dieser Arten frosttolerant ist, dürfte noch gar nicht untersucht sein.
L.G.
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Reber » Montag 13. Oktober 2014, 23:14

Aufgrund der Diskussion hab ich bezüglich Winterhärte unserer heimischen Ameisen noch etwas in der Fachliteratur geblättert. Grundsätzlich bestätigt sich, was oben schon gesagt wurde:

Das Temnothorax und Lepthorax Arten - die oft in Ästchen, Nüssen und Eicheln in der Streuschicht wohnen - Kälte gut aushalten müssen, liegt auf der Hand. Seifert erwähnt Temnothorax nigriceps, die in „Nestern auf kontinentalen Basaltkuppeln“ Temperaturen von bis –25°C ertragen (S.294). Extrem kältetolerant ist laut Seifert (S. 223.) auch Lepthorax acervorum, die Ameisen kommen auch am Sibirischen Kältepol vor (mittlerer Unterkühlungspunkt –40°C)!

Das Selbe gilt für Holz-/Baumbewohnende Ameisenarten, wie Boro oben schon erwähnt hat. Sie sind starken Temperaturschwankungen ausgesetzt, sowohl im Sommer als auch im Winter. Konkrete Temperaturangaben konnte ich auf die Schnelle aber keine finden.

Von Lasius fuliginosus ist bekannt, dass die Tiere typischerweise im Wurzelbereich ihrer Bäume, in 18 – 55 cm Tiefe überwintern (Seifert S.291).

Gut an kalte Winter sind auch einige Serviformica Arten angepasst: Wie Formica lamani und Formica picea, deren Hämolymphe erst bei – 21.1 bzw – 27°C unterkühlt. (Seifert S. 298)

Frosthart ist desweiteren Formica sanguinea: Unterkühlungspunkt der Hämolymphe von eingewinterten Tieren: -17.2 C° (Seifert S.321)

Bei Formica s.str. sollen die Nest-Kammern „ab ebener Erde gerechnet bis 1,5 Meter in die Tiefe“ reichen (Gösswald, Die Waldameise S.38). Dort überwintern der grösste Teil der jungen, gut genährten Tiere, während die alten Ameisen in der Nestkuppel verbleiben, wo sie nach Hölldobler bis -27°C, nach Gösswald bis -30°C ertragen.
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon NIPIAN » Dienstag 14. Oktober 2014, 09:02

Hoi,

danke Reber, für die Arbeit!
Btw.: Unterkühlungspunkt ist nicht mit Gefrierpunkt gleichzusetzen. Der Unterkühlungspunkt ist die Temperatur, bei der sich erste Eiskristalle im Gewebe bilden, aber weiterhin ein flüssiges Medium vorhanden ist. Dabei kommt es dennoch häufig zu irreparablen Schäden an Zellwänden und Zellorganellen (=Produktionseinrichtungen/Fabriken in der Zelle). Der Gefrierpunkt bezeichnet den Phasenübergang vom Flüssigen zum Festen. Letzeres ist also die Steigerung des Unterkühlungspunktes.
Ich habe bislang die Untersuchungsmethodik bezüglich des Unterkühlungspunktes (Formica sanguinea -17,2°C) nicht finden können. Weiß jemand, worauf sich Seifert bezieht? Wenn nicht, schreibe ich ihn im Laufe der Woche an.

So wie es scheint, sind in den vergangenen Jahren in den Ameisenforen ein paar kleinere Fehler bezüglich der Kälteresistenz durch Kälteschutzmittel gemacht worden. Teilweise wird von Glyceriden, dann wieder von Glycerinen geschrieben. Ich werde mich damit auseinandersetzen. Bislang kann ich soviel schreiben: Richtiger werden (Acyl-)glyceride sein. Inwieweit Kohlenhydrate (Trehalose, Glukose etc.) und Proteine (Insbesondere Prolin, Glycin) eine Rolle spielen, habe ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht herausfinden können. Ist aber durchaus interessant. Hat beim bisherigen Überflug meinerseits unter anderem einen vermuteten Zusammenhang, woraus die Fluginsekten ihre Energie für den Flug beziehen. Wie ist das dann bei Insekten, die ihre Flugfähigkeit auf wenige spezielle Artvertreter beschränken - und dann nach kurzer Zeit verlieren? Die Flugmuskulatur wird nach der Fliegerei als Energie- und Baustoffspender eingesetzt. Wie wird die Energie bei Ameisen während des Fluges bereitgestellt?
Die Konzentrationsverhältnisse von Fetten, Kohlenhydraten und Eiweißen sind durchaus mittels einiger Untersuchungsmethoden der moderneren Art gut möglich, siehe hier:
Die Steuerung physiologischer Anpassungen von Blattläusen an veränderte ökologische Bedingungen durch endokrine Signale - N.K. Becker - Dissertation Juli 2007, Bayreuth.
Möglicher Versuchsaufbau: Hämolymphentnahme im Sommer definierter Bedingungen (20°C, 25°C, 30°C) bei einige Arbeiterinnen, Hämolymphentnahme während der Diapause definierter Bedingungen (-5°C, -10°C, -17,2443°C) bei einigen Arbeiterinnen. Wenn man bei Blattläusen eine ausreichende Menge gewinnen kann, dann sollte das bei Ameisen ebenfalls möglich sein. Wobei die Hämolymphe während der Diapause durchaus zähflüssiger sein sollte - und blind "neisteche" in die Gaster könnte ein Hohlorgan treffen -> Isse nix Hämolymphe :).
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Boro » Dienstag 14. Oktober 2014, 18:20

Dank an NIPIAN für die fachliche Aufklärung!.
Mich interessiert vor allem die (angebliche) Trennung v. Arten, die eine vorwiegend endogene Steuerung der Winterruhe aufweisen (Camponotus ligniperdus u. C. herculeanus) und jenen, deren Winterruhe in erster Linie von exogenen Einflüssen abhängig ist. Meine letzten Beobachtungen weisen bei zahlreichen Arten eher auf die Wichtigkeit beider Einflüsse (mit etwas unterschiedlicher artspezischer Gewichtung) hin. Heute habe ich erneut die Probe aufs Exempel gemacht:

Ort: Hügelland nördl. v. Klagenfurt zwischen 500 und 550 m Seehöhe
Habitat: Ausschließlich xerotherme Straßenränder, Wegränder od. Ruderalflächen, alle in Südexposition mit etwa 20° bis 40°Hangneigung; Boden: Sandiger Lehmboden, Grundmoräne mit mehr od. weniger dichtem Grasbewuchs
Zeit: 14.10 zwischen 16:00 und 17:00
Wetter: Heiter, zw. 22°und 21°C, durchgehende Besonnung der Neststandorte

Ergebnis: Waldameisen (F. rufa, F. pratensis) furagieren, gegenüber der "Hauptsaison" deutlich eingeschränkt.
Serviformica cunicularia und fusca furagieren nicht, Serviformica rufibarbis nur einzelne Arbeiterinnen nach längerer Beobachtung auf der Oberfläche entdeckt.
Tetramorium sp. furagieren nicht
Tapinoma subboreale nur selten einzelne Exemplare gesichtet
Lasius niger, L. platythorax, L. brunneus nur sehr vereinzelt Arbeiterinnen gesichtet
Lasius fuliginosus furagiert immer noch deutlich
C. truncatus, C. fallax u. Dolichoderus auf mehreren alten Nussbäumen nicht mehr entdeckt (aber nur jeweils etwa 5' gewartet!).
C. ligniperdus unter erwärmten Steinen versammelt [derzeit kein Rückzug in tiefere Bodenschichten].
Ich habe bei etlichen noch sichtbaren Nestern/Nesthügeln die Oberfläche vorsichtig geöffnet u. konnte feststellen, dass bei allen Arten, die man nicht od. fast nicht mehr auf der Oberfläche sieht, der oberflächlich erwärmte Sektor verlassen war, obwohl diesmal der Boden infolge eines nächtlichen Regengusses Feuchtigkeit aufwies. Erst bei einem weiteren Eindringen ab etwa 5 cm Tiefe tauchten in einigen Fällen erste Arbeiterinnen (zur Verteidigung) auf. All diese Arten befanden sich demnach weitgehend in Winterruhe und ließen sich durch die warmen Temperaturen der letzten Tage nicht zur Aktivität verleiten.
In meinem Garten:
Camponotus piceus u. C. lateralis furagieren noch vereinzelt (!!)
Serviformica fuscocinerea zeigt noch geringe Aktivität
Serviformica fusca und Serviformica cunicularia sind verschwunden.
Dolichoderus quadripunctatus furagiert noch deutlich (od. ist es nur ein ständiges Hin- u. Herlaufen zw. polydomen "Unterkünften"?)

Wenn man für die exogenen Einflüsse in erster Linie die Temperatur verantwortlich macht, dann ist diese für etliche genannte Arten jetzt wenig relevant. Hier dürfte der Jahreszyklus der Aktivität einfach beendet sein - die Vorbereitung auf die Winterruhe ist längst eingetreten und fortgeschritten (Eindicken d. Körperflüssigkeiten usw.). Warum Formica s. str. noch furagiert, obwohl alle Formica-Arten keine Brut mehr besitzten, habe ich oben schon zu klären versucht.
Warum ausgerechnet L. fuliginosus noch so aktiv bleibt, ist mir nicht bekannt, offensichtlich nützen sie die schönen Tage zum Eintragen v. Nahrung (hier also exogener Einfluss !?). Die jedes Jahr beobachtete hohe Aktivität v. Dolichoderus in meinem Garten bis weit in den Oktober bleibt unerklärlich, jedenfalls nützen sie eindeutig den exogenen Faktor Temperatur über etwa 15°C, bleibt die Temperatur um 10°od. tiefer können sie von einem auf den anderen Tag verschwinden. Diese ebenfalls als thermophil eingestufte Art muss extreme Temperaturen überleben können, ihre Nester befinden sich in Dachlatten mit dem Querschnitt 3 X 5 cm (!!)
L.G.
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Trailandstreet » Donnerstag 13. November 2014, 09:55

Seit gestern sieht die Sache jetzt so aus. Die Box steht am Dachboden, im ungedämmten Bereich. Falls die Temperaturen zu niedrig werden, werde ich sie dann wohl in den Nebenraum der Garage verlegen oder nur noch etwas einpacken.
IMG_0489.JPG
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Trailandstreet » Freitag 28. November 2014, 13:04

...übrigens, gestern Abend/Nacht, 3°C in der Box, aber Myrmica rubra tippelt noch ganz locker um die Tränke rum. Geht doch nyx über ein kühles klares



Wasser!
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon 14paul » Sonntag 14. Dezember 2014, 23:37

Hey Leute!

Ich hätte bezüglich diesem Thema eine Frage.

Ich habe meine Camponotus ligniperdus nun schon seit einer Woche in meinem Kühlschrank (unterstes Fach).

Soll ich sie nun wieder raus geben? (laut Merkur's Beitrag schon oder hab ich da etwas falsch verstanden?) (aber ich nehme mal an, dass es jetzt besser wäre sie drinnen zu lassen, damit sie nicht so einem hohen Stress ausgesetzt werden, wenn ich sie wieder umlagere)

Der Grund weshalb ich sie in die Winterruhe "gesteckt" habe, war der, dass sie keine Aktivität mehr gezeigt haben, nur mehr Larven vorhanden waren und sie keine Proteine mehr angenommen haben, da nahm ich an, dass wohl die inner Uhr auf Winterruhe stand. Zu diesen Zeitpunkt befanden sie auf auf meinen Balkon, welcher sich in der Wiener Innenstadt befindet.

Ich wollte ihnen nichts schlechtes, ich bin nur davon ausgegangen, dass es besser wäre sie möglichst dann in die Winterruhe zu schicken, wenn ihr endogener Rhythmus es ihnen sagt. Da ich annahm, dass es schlecht für die Larven wäre wenn diese immer noch ihren Stoffwechsel auf 100% laufen haben (obwohl keine Proteine mehr annehmen). Dadurch wird doch Energie verschwendet, welche in der Winterruhe dringend benötigt wird.

Die Kolonie besteht aus einer Gyne und 2 Imagines und 12-15 Larven. (Leider sind beim Transport schon ein paar Arbeiterinnen verstorben und dann durch einen dummen Fehler meiner seits sind noch 3 weitere verstorben, nur als Erklärung warum der Volksbestand so gering ist)

Ich hoffe ihr könnt mir helfen :)

Mit freundlichen Grüßen

Paul
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Re: In Richtung Überwinterung…

Beitragvon Reber » Montag 15. Dezember 2014, 02:35

Hallo Paul,
ich verstehe nicht ganz, wieso du denkst, du handelst entgegen dem Ratschlag von Merkur? Es ist m.E. absolut richtig, dass du deine Camponotus ligniperdus jetzt bei kalten Temperaturen in der Winterruhe hältst! In der Natur halten es die Tiere zur Zeit nicht anders. Die (nicht) Aktivität deiner Ameisen hast du von dem her auch ansolut richtig gedeutet. Lass sie doch einfach bis Ende März in dem Modus...
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