über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Donnerstag 17. September 2015, 15:28

Hier Auszüge eines kürzlich veröffentlichten Artikels einer deutschsprachigen Inselzeitung:

"Böse Überraschung in Palma de Mallorca: Auf einem unbebauten Grundstück im Stadtteil Portitxol wurden kleine Vogelspinnen entdeckt. Nachdem Anwohner Alarm geschlagen hatten, rückte die Polizei an und sammelte die Jungtiere ein.

Zur Bestimmung wurden Fotos von dem Fund an Spezialisten im Krankenhaus Son Espases sowie an Zoologen einer Universität geschickt. Sie stimmten mit 99-prozentiger Sicherheit überein, dass es sich tatsächlich um Vogelspinnen handelt.

Möglicherweise sind die Larven mit einer Warenlieferung unbemerkt nach Spanien gelangt oder die Tiere stammen aus einem privaten Terrarium. Brisant ist der Fund vor allem deswegen, weil das Klima Mallorcas für die Fortpflanzung von Vogelspinnen ideal geeignet ist. Sollten geschlechtsreife Exemplare in Freiheit gelangen, könnte es zu einer Plage kommen.


Laut Experten wird die Giftigkeit von Vogelspinnen – manchmal auch Taranteln genannt – aber oft übertrieben. Gefährlich sind vor allem die Brennhaare, mit denen Angreifer bei Gefahr bombardiert werden. Sie führen zu Hautreaktionen oder schweren Beeinträchtigungen an der Schleimhaut und dürfen keinesfalls mit dem Auge in Kontakt kommen, da sonst Schäden drohen. Todesfälle sind allerdings nur bei hypersensiblen Personen bekannt. Arten wie Grammostola oder Brachypelma werden auch im Zoofachhandel verkauft." (mic)

Quelle: Mallorca-Magazin


Ich lebe schon seit vielen Jahren auf der Insel und kann mich daher noch sehr gut an die gemeldeten Erstfunde des Palmrüsslers (2006) und der asiatischenTigermücke (2012) erinnern.

Und heute sehe ich, was daraus in kurzer Zeit geworden ist: Innerhalb weniger Jahre hat sich der Palmrüssler zu einer echten Bedrohung für den gesamten Palmenbestand der Insel entwickelt, es sind offiziell bereits mehr als 10.000 Exemplare befallen, von denen 7.000 gefällt werden mußten.

Die Tigermücke verbreitet sich z.Zt. ebenso rasant. Zwar wurden bisher noch keine verbreiteten Krankheiten durch das Insekt (z.B. das Dengue-Fieber) nachgewiesen, aber zumindest ihr Stich ist deutlich schmerzhafter und unangenehmer als der einer "normalen" Mücke.

Obwohl die Behörden versuchen, beide o.g. Spezies mit massivem Gifteinsatz zu bekämpfen, sind die "Erfolge" bislang als eher gering einzuschätzen.

Also, solltet ihr zukünftig mal nach Mallorca kommen, wundert euch nicht über die vielen Baumstümpfe, fies stechende Monstermücken und eventuell sogar neu zu entdeckende Spinnentiere... :roll:


Weiterführende Links:
http://www.mallorcazeitung.es/tiere/201 ... 35512.html
http://mallorcamagazin.com/aktuelles/na ... -frei.html
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Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon NIPIAN » Freitag 18. September 2015, 12:04

Hoi,

in Deutschland läuft aktuell eine Aktion, in der die bereits im Süden Deutschlands nachgewiesene Tigermücke ausgerottet werden soll. Bislang hat man den Nachweis des Überlebens dieser Art bezüglich des Winters geführt, sowie die Etablierung mehrerer Generationen. Die bislang gefangenen Exemplare haben keinen Vektor an Bord, es ist noch kein Dengue-Virus nachgewiesen worden. Italien hat diesen Schritt versäumt, dort ist sie bereits etabliert.
Über http://www.healthmap.org/dengue/en/ kann man z.B. die aktuell gemeldeten Fälle von Dengue-Fieber nachsehen.
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Freitag 18. September 2015, 19:22

NIPIAN hat geschrieben:in Deutschland läuft aktuell eine Aktion, in der die bereits im Süden Deutschlands nachgewiesene Tigermücke ausgerottet werden soll.

Vor ca. 8 Wochen gab es dazu einen guten Artikel in der Badischen Zeitung: http://www.badische-zeitung.de/freiburg ... 64273.html

"Ausrotten" wird sich das Insekt wohl nicht mehr lassen, hoffentlich aber dezimieren.

Trotzdem werden die Biester immer wieder nachkommen, als "Tramps" besonders häufig über die Autobahnen.

Hier in Palma werden von den Behörden neuerdings (angeblich harmlose) Gifte in die Kanalisationen und auf stehende Wasserflächen gesprüht. Darüber hinaus erfolgen Aufrufe an die Bevölkerung, doch bitte keine Pfützen in Blumenuntersätzen (und ähnlichem) zu lassen, um so das Larvenwachstum zu unterbinden.

Ob und was es bringt wird sich zeigen....
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Merkur » Freitag 18. September 2015, 19:56

@ Ameisenfreund:

Bei dem "harmlosen Mittel" dürfte es sich um BTI (Bacillus thuringiensis israelensis) handeln. Das wird hier im Oberrheingebiet (südl. Frankfurt bis Heidelberg und weiter) seit vielen Jahren regelmäßig gegen die "Rheinschnaken" (verschiedene einheimische Arten) ausgebracht, teils von Hand, teilweise vom Hubschrauber. Die Mücken entwickeln sich v. a. nach Hochwasser in Restpfützen, aber auch sonst in vielen kleinen Wasseransammlungen (etwa in weggeworfenen Autoreifen).
Bedenken kommen immer wieder von Naturschützern, da zum einen nicht nur die (tatsächlich äußerst lästigen!) Mücken als Futter für Schwalben & Co dezimiert werden, sondern auch allerlei andere im Wasser lebende Insekten bzw. Larven.

MfG,
Merkur
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Steffen Kraus » Freitag 18. September 2015, 22:12

Hallo,
dieser Pressebericht scheint mir doch recht reißerisch aufgemacht zu sein.
Das es sich hier um eine echte, zu den Vogelspinnen zählende Spinne handelt, wird jeder Arachnologe an einer Uni oder ähnliches bestätigen.
Handelt es sich hier, auch wenn das Bild sehr, sehr schlecht ist, nicht um eine eingeschleppte Art!!!
Sondern um Ischnocolus valentinus, eine in Spanien und den dazugehörenden Inseln einheimische Vogelspinne.
Also nichts besonderes, aber man fällt halt schnell auf irgend einen geschriebenen Mist herein.
Es gibt noch mehr Vogelspinnenarten in Europa.
Diese sind auch nicht mit der europäischen Tarantel zu verwechseln, diese ist um einiges mehr agressiver, gehört sie jedoch zu den Wolfsspinnen!
Ach ja, die gibt es auch dort.
Gruß Steffen
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,,es ist nicht wichtig, was andere denken wenn man kommt, es ist wichtig was sie denken, wenn man geht!
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Freitag 18. September 2015, 23:02

Hallo,

nur kurz: Es handelt sich in jedem Fall um eine eingeschleppte Art!

Auf Mallorca (Insel!) wurden noch niemals vorher Vogelspinnen beschrieben oder gar entdeckt!

Oder muss sich Neobiota neuerdings an politischen! Landesgrenzen orientieren? :?:

Die von dir -anhand des von mir verlinkten "sehr sehr schlechten Bildes"- vermutete Ischnocolus valentinus kommt u.a. in Spanien, Italien, Marocco, Tunesien und Lybien vor.

Ob es sich bei den in Palma entdeckten Exemplaren wirklich um Ischnocolus valentinus handelt, versuche ich bei Gelegenheit mal abzuklären, ändert aber nichts! an oben von mir gesagtem!

In diesem Sinne und mit besten Grüßen!
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Trailandstreet » Samstag 19. September 2015, 07:59

Hoffentlich wird das nicht zu publik und ein paar Vogelspinnenfreunde nehmen ihre Lieblinge mit auf den Ballermann.
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Icon » Sonntag 20. September 2015, 23:51

Hallo zusammen,

Ein sehr interessanter Thread, betrifft er uns doch alle.
Betrachtet man die aktuelle globale Lage kommt man zu dem vernichtenden Urteil, dass uns die (nie vorhanden gewesene) vermeintliche Kontrolle über die massiven Auswirkungen unseres globalisierten Güterverkehrs vollkommen entglitten ist.
Über den Zeitraum von Jahrtausenden eingespielte komplexe Ökosysteme werden durch biologische Invasionen von teilweise gleich hunderten Neobiota förmlich überrollt.
Nur selten sind diese biologischen Invasionen so offensichtlich wie es das Bild einer drohenden Vogelspinneninvasion malt.
Hierzulande sind wir bereits mit einer neuen Generation von Neobiota konfrontiert, die auf andere Neobiota angewiesen ist.
So machte sich in den letzten Jahren die Rosskastanienminiermotte hierzulande die Rosskastanienbestände zu Eigen.
Die Rosskastanie wiederum wurde ebenfalls durch den Mensch in unser Ökosystem eingetragen.

Schaue ich in Nachbars Garten, kann ich kaum einheimische Stauden, Sträucher oder Bäume entdecken.
Es ist gigantisch was wir in wenigen Jahrzenten an Neophyten eingetragen haben.

Freitag war ich beim Gärtner und habe mich Zwecks eines Baumes für den Garten beraten lassen.
Auf die Frage nach einheimischem Gehölze wurden mir sofort zu einem Amberbaum oder einem Ginkgo geraten.

Ich bin ja froh dass das Bild einer drohenden Vogelspinnenplage noch etwas auslöst beim Menschen.
Die ungeheure Anzahl eher unscheinbarer Neozoen, Neophyten oder gar Neomyceten geht allerdings total unter.
Oftmals lächeln uns zukünftige Probleme für unsere Ökosysteme unter großen Sonderangebotsschildern im örtlichen Baumarkt an.

Besonders im Umgang mit unserer Flora ist meiner Meinung nach ein baldiges Umdenken überfällig.
Heimische Flora fördern, sowohl im Forst als auch im Garten.
Ein Bewusstsein für heimische Ökosysteme schaffen, und Handelsverbote für Flora und Fauna andenken!
Es kann doch nicht sein, dass die europäische Politik Richtlinien für Staubsauger und Glühbirnen auf die Reihe bringt, aber vermeidbaren biologischen Invasionen freien Lauf lässt.

Und noch etwas:
Neben den neuerdings angebrachten Bienenstickern auf den Baumarktpflanzen ( eigentlich eine hervorragende Idee) gehören meiner Meinung nach auch Sticker für einheimische Pflanzen.
So kommt es nämlich plötzlich, dass aus vermeintlicher Naturverbundenheit und dem Wunsch dem Bienensterben entgegenzuwirken, Mutti ihr Beet mit der invasiven Kanadischen Goldrute (Solidago canadensis) aufhübscht, statt eine heimische Alternative zu wählen, weil diese gleich drei Bienenaufkleber auf dem Schild hatte.

Ich finde es gut dass das Thema hier zur Sprache kommt, denn es wird auch zukünftig stets Thema bleiben.

Liebe Grüße
Icon
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Merkur » Dienstag 22. September 2015, 09:02

Die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V., seit 1976 aktiv!

Angeregt durch eine Bewertung von NIPIAN hier: viewtopic.php?f=30&t=1138&p=9210#p9114 sei die sehr informative Webseite der KABS verlinkt:

http://www.kabsev.de/

Unter „Aktuelles“ sind Daten zu finden, die Aufschluss geben über den Umfang der Bekämpfungsmaßnahmen („300 Mitarbeiter, 2 Hubschrauber, im Mai 2015 wurden 150 Tonnen Bti-Eisgranulat verteilt", usw.)

Unter „Sonderthemen“: z. B. Überwachungsprogramm für invasive Stechmücken. Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus).

Wenn man die Seite durchmustert, kann man auch eine Vorstellung davon bekommen, welcher Aufwand bereits für Monitoring und Einschränkung einer invasiven Art getrieben werden muss, von einer Ausrottung ganz zu schweigen.

MfG
Merkur
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Dienstag 22. September 2015, 19:33

Dabei scheinen die aktuellen Erfolge ganz beachtlich:
[..] Dies zeigt, dass die sofort eingeleiteten Bekämpfungsmaßnahmen innerhalb der Kleingartenkolonie [bei Freiburg] die Populationsdichte der Asiatischen Tigermücke ausreichend eindämmen konnte. [..]

Quelle: http://www.kabsev.de/1/1_6/1_6_3/update10092015.html
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Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Trailandstreet » Mittwoch 23. September 2015, 09:39

Wenn man diese invasoren nachhaltig bekämpfen möchte, bleibt es aber auch niht aus, ihnen auch die Zuwanderungswege zu verschließen, denn sonst wird man sie immer wieder bekämpfen müssen.
Der Aufwand ist zwar beachtlich, scheint sch aber dennoch soweit gelohnt zu haben.
Wurde eigentlich schon mal untersucht, was bei so einer Aktion an Kollateralschäden entstehen, also was an einheimischer Insektenfauna draufgeht?
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Merkur » Mittwoch 23. September 2015, 11:30

@ Trailandstreet: Der Aufwand wird seit 1976 betrieben, und wird auch weiterhin betrieben werden müssen. :(

Betr. Kollateralschäden siehe Hinweis auf der Seite der KABS unter „Forschung“: http://www.kabsev.de/1/1_5/1_5_1/index.html .
Neben Untersuchungen zur Optimierung und Überprüfung der Umweltverträglichkeit der biologischen Stechmückenbekämpfung, werden auch Forschungsarbeiten über das Überträgerpotential (Vektorkompetenz) einheimischer Stechmückenarten für Krankheitserreger und des Auftretens neuer Stechmückenarten durchgeführt.

Der Wiss. Beirat umfasst einige bekannte Namen, darunter Prof. Dr. Dr. V. Storch, Autor bekannter und viel genutzter zooloischer Lehrbücher, und Dr. Jürg Huber vom Inst. f. Biol. Schädlingsbekämpfung in Darmstadt. http://www.kabsev.de/1/1_2/1_2_2/1_2_2_4/index.html

Es wird also mit Sicherheit über die Nebenwirkungen geforscht; dafür „sorgen“ schon die Vogelschützer! Mit etwas Suche unter den Namen der Wissenschaftler lassen sich in deren Publikationsverzeichnissen gewiss auch einschlägige Veröffentlichungen finden. – Ich kann leider nicht die Zeit aufwenden, im Einzelnen danach zu suchen.

MfG,
Merkur
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Trailandstreet » Mittwoch 23. September 2015, 11:44

Vielen Dank Merkur für den Hinweis. Das werd ich mir wohl am WE ansehn, wenn das Wetter so bleibt.


LG Franz
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Donnerstag 24. September 2015, 20:10

"Welt ohne Grenzen", Segen und Fluch zugleich! :roll:

Und schon rollt eine weitere Welle eingeschleppter Pflanzenschädlinge durch (Süd)Europa:

Diesmal betrifft es keine Zierpflanzen (Palmen/Palmrüsselkäfer), sondern (hauptsächlich) Nutzpflanzen, die wertvolles Speiseöl liefern: Olivenbäume.

In Italien hat das dort 2013 erstmals entdeckte Feuerbakterium [Xylella fastidiosa] innerhalb kürzester Zeit zu massiven Ernte-einbußen geführt. Die betroffenen Bäume vertrocknen ganz einfach . Gegenmittel sind bisher nicht bekannt, es "hilft" nur das großflächige Abholzen des Baumbestandes rings um den Befall herum.

Im Ganzen gesehen droht die Vernichtung des kompletten Ölbaum-Bestandes in Italien binnen weniger Jahre.
Auch Griechenland, Spanien und Portugal müssen eine Ausbreitung des für die Pflanzen tödlichen Bakteriums fürchten.

Weiterführende Links, allgemein:
http://www.badische-zeitung.de/panorama ... 59529.html
und hier auf Mallorca bezogen:
http://www.mallorcazeitung.es/lokales/2 ... 36674.html
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Merkur » Freitag 25. September 2015, 09:03

Feuerbakterium
https://de.wikipedia.org/wiki/Xylella_fastidiosa
Grausam! - Und in allen Gartenmärkten stehen Olivenbäume und -bäumchen aller Altersstufen. :roll:
Bakterien haben ja leider die Eigenschaft, rasch zu mutieren und sich damit an neue "Wirte" anzupassen. Wenn man bei Wikipedia nachliest, wie viele Nutzpflanzen allein von dieser Bakterienart bereits befallen werden, und wie lange es bereits bekannt ist, muss man sich schon fragen, weshalb bisher kein wirksames Gegenmittel entwickelt wurde! :(

MfG,
Merkur
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Freitag 25. September 2015, 11:29

Sorry, Doppelpost, kann gelöscht werden...
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Zuletzt geändert von Anon am Freitag 25. September 2015, 12:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Freitag 25. September 2015, 12:10

Ja, es muss schnellstens ein brauchbares Gegenmittel gefunden werden!

Die Europäische Kommision in Brüssel schätzt die aktuelle Situation als außerordentlich bedrohlich ein und hat ein Factsheet zu dem entdeckten Feuerbakterium herausgegeben.

Darin werden wichtige Fragen zum Ursprung, der Verbreitung und der Gefährlichkeit des Bakteriums beantwortet:
http://europa.eu/rapid/press-release_ME ... 346_de.htm

Auszüge daraus:
Xylella fastidiosa (Wells et al.), auch Feuerbakterium genannt, ist weltweit eines der gefährlichsten Pflanzenbakterien, das zahlreiche Seuchen verursacht und enorme wirtschaftliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat. Seit Oktober 2013 breitet sich ein Stamm dieses Bakteriums in der italienischen Region Apulien aus; bislang ist dies das erste und einzige bestätigte Auftreten dieses Schadorganismus in der EU, der hauptsächlich Olivenhaine befällt.
Aufgrund der hohen Zahl der bestätigten Wirtspflanzen (u. a. Oliven- und Pflaumenbäume) bzw. potenziellen Wirtspflanzen (u. a. Zitruspflanzen und Weinreben) sowie der hohen Zahl und der weiten Verbreitung der Vektorinsekten ist das Risiko, dass der Schaderreger auf andere Teile Italiens und den Rest der EU übergreift, sehr hoch.


Seit Februar 2014 wird die weitere Verbreitung von Xylella fastidiosa mit EU-Notfallmaßnahmen bekämpft.

Diese Maßnahmen wurden im Mai 2015 ausdifferenziert und verschärft: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/ ... 89&from=DE

Ein ellenlanger Text, der aufzeigt, welche Zier- u. Nutzpflanzen darüber hinaus von dieser Plage befallen werden können und wie machtlos man diesem Befall (ohne wirksame Pflanzenschutzmittel) eigentlich ausgesetzt ist.

Immerhin aber konnte sich die Europäische Kommision in diesem Durchführungsbeschluss zu -bedingten- Importverboten und sorgfältigen (Grenz)Kontrollen innerhalb der EU durchringen.
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Merkur » Freitag 25. September 2015, 17:08

Danke für die Links!
Aber wo blieben die Presse- und sonstigen Medienberichte? Thema zu schwierig? :?:
Ich habe jedenfalls nichts davon gesehen!
In dem „Durchführungsbeschluss….“ fällt auf, dass fast jeder Satz ein „sollte“ enthält:
"Die Mitgliedstaaten sollten jährliche Erhebungen…." - Sie müssen also nicht! :roll:

Ich habe große Zweifel daran, dass die Mitgliedstaaten den Beschluss entsprechend den Artikeln 1-19 bereits umgesetzt haben oder dies in naher Zukunft tun werden.

Ich bezweifle weiterhin, dass es genügend biologisch-botanisch ausgebildetes Personal in den Mitgliedstaaten gibt, um die entsprechend den Anhängen I und II genannten Pflanzen identifizieren und kontrollieren zu können sowie befallene bzw. Befalls-verdächtige Pflanzen (-lieferungen) zu entdecken.

Es tut mir Leid, dass ich mich so pessimistisch äußern muss. Aber hier scheinen mir die Klagen über den "bürokratischen Wasserkopf" der EU doch wieder nur allzu berechtigt!

MfG,
Merkur
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Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Freitag 25. September 2015, 19:33

Hallo Merkur,

in der (deutschsprachigen) Presse wurde bereits seit Ende 2013, also kurz nach der Entdeckung des Schädlings, immer mal wieder darüber berichtet. Beispiel: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 34825.html

Gerade in den letzten Monaten des laufenden Jahres mehrt sich die Berichterstattung über die Katastrophe in Italien.
Google listet dazu zahlreiche Treffer/Ergebnisse.

Aber auch ich habe Berichte dazu bisher "überlesen". Mag es an der allgemeinen Nachrichten-Schwemme liegen oder an dem Umstand, dass Italien (gefühlt) ja noch weit weg ist, keine Ahnung.

Merkur hat geschrieben:In dem „Durchführungsbeschluss….“ fällt auf, dass fast jeder Satz ein „sollte“ enthält:
"Die Mitgliedstaaten sollten jährliche Erhebungen…." - Sie müssen also nicht! :roll:


Von "sollte" war noch die Rede im alten Beschluss, auf den sich der neue Durchsetzungsbeschluss stützt und der daher anfänglich zitiert wird.

Wenn du in dem verlinkten "Durchsetzungsbeschluss" etwas weiter runter scrollst, werden aus diesen veralteten "Sollte-Bestimmungen" (erfreulicherweise) deutlicher formulierte Verordnungen und Anweisungen, denen die EU-Mitgliedsstatten Folge zu leisten haben.

Angesichts der akuten Gefahr durch den Schädling (und mangels brauchbarer Alternativen) die momentan wohl einzige Möglichkeit, wertvolle Zeit zu gewinnen, um geeignetere Bekämpfungsmethoden zu entwickeln.

Was diese neuen Verordnungen in der Praxis bringen und ob sie tatsächlich gewissenhaft umgesetzt werden, wird sich bereits in sehr naher Zukunft erweisen. Immerhin werden auf meiner Heimatinsel neuerdings die hiesigen Gärtnereien und Baumschulen von fachkundigen Mitarbeitern des Landwirtschaftsministeriums gezielt auf das Bakterium kontrolliert: http://www.mallorcazeitung.es/lokales/2 ... 36674.html
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Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Steffen Kraus » Samstag 26. September 2015, 08:45

Hallo,
mich würde interessieren, da es ja sehr viele verschiedene Olivenbäume gibt,
werden nur die von Menschen vermehrten Arten befallen oder auch die Wildformen.
Da die Zuchtformen, durch Stecklinge vermehrt werden, sind diese auch anfälliger gegen Krankheiten.
So gesehen, hätte das Problem seinen Ursprung beim Menschen durch den Eingriff in natürliche Abläufe.
Aber das ist halt Evolution, die Natur findet immer einen Weg sich zu verbreiten oder zu vermehren.
Ob positiv oder negativ, für uns Menschen.
Gruß Steffen
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