
Fette und Öle sind sehr energiereiche Kohlenwasserstoffe
Für viele Tiere wie auch für den Menschen sind sie in der Nahrung unverzichtbar. Auch als Energiespeicher dienen sie bekanntlich, nicht nur bei uns.
Insektenlarven und Puppen, etwa vom Mehlkäfer, enthalten außer Proteinen auch hohe Anteile an Fett („Fettkörper“), ebenso junge Königinnen auf dem Hochzeitsflug, oder die "Speichertiere" bei manchen Ameisenarten. Schließlich benötigt der Aufbau von Muskeln, Ovarien und anderen Geweben nicht nur Protein: Die beteiligten chemischen Umsetzungen verbrauchen Energie, und dafür werden Fettvorräte abgebaut und veratmet!
Ameisen finden in ihrer Nahrung außer Proteinen und Zuckern (= Kohlenhydrate) sowie Stärke (= langkettige Vielfach-Zucker) eben auch Fette, wobei die Mengenverhältnisse in verschiedenen Verwandtschaftsgruppen recht unterschiedlich sein dürften.
- In tierischer Beute sind Fette wohl immer enthalten.
- Elaiosomen sind fett- und eiweißreiche Samenanhängsel („Elaiosom“ = Ölkörperchen).
- Samen vieler Pflanzen sind oft sehr fettreich: Sonnenblumenöl, Rapsöl (was man sogar zu Dieselkraftstoff verarbeiten kann).
- Manche Früchte enthalten Öl auch im Fruchtfleisch (Oliven).
Dieser Gesichtspunkt wurde bisher stark vernachlässigt, nicht nur bei den künstlichen Diäten für Ameisen, wo man wohl zumeist Zucker als Kohlenhydratquelle einsetzt.
Fette und Öle als Ausbruchsschutz:
Man liest immer wieder, dass Ameisen durch Paraffinöl, Vaseline, oder Gemische davon nicht im Formikarium zurückgehalten werden können.
Im AmeisenWiki steht das schon seit Jahren:
Monomorium pharaonis (Pharaoameise) und die Arten des Tetramorium caespitum/impurum-Komplexes sind durch Ölbeläge und Vaseline nicht aufzuhalten! Es sind „Fett liebende“ Arten. Ob PTFE, Graphit und anderes für eine Art wirksam sind, muss man vor dem Kauf beim Händler erfragen. Die Wirksamkeit sollte man sich schriftlich zusichern lassen!
Die Pharaoameise konnte nur in dicht verschlossenen Behältern gehalten werden, die zudem als „Inseln“ in einem Becken mit einer 1 cm hohen Paraffinöl-Füllung standen. Die immer noch zahlreichen „Flüchtlinge“ ertranken in dem Paraffinöl mit 100% Sicherheit.
Das entstammt also unseren eigenen Laborbeobachtungen. Als Alternative konnten wir nur dichte Deckel benutzen, zusätzlich zu dem nur kurzfristig wirkenden Paraffinöl. – Lange Zeit haben wir eher scherzhaft darüber diskutiert, dass solche Arten unseren Ausbruchsschutz einfach wegschlecken könnten. Diese Substanzen sind ungiftig, und Paraffinöl wird beim Menschen sogar als Abführmittel verabreicht. – Ob das so ist, wurde allerdings bisher m. W. nie untersucht! - Selbst wenn die Ameisen solche Fette nicht wegfressen, können sie mit fettigen Oberflächen besser "umgehen" als Arten, die fettige/ ölige Oberflächen eher meiden.
Zwei Konsequenzen lassen sich aus dieser Situation und den Beobachtungen ableiten:
1. Für viele Ameisenarten dürften Fette bzw. Öle wichtige Bestandteile der Nahrung sein!
Für welche Gattungen bzw. Arten das zutrifft, und in welchem Umfang, müsste untersucht werden. Bei naturnaher Ernährung, Zucker bzw. Honig und Insekten, bei Granivoren v. a. Samen, gibt es keine Probleme; sowohl Insekten als auch viele Samen enthalten genügend Fette bzw. Öle.
2. Wo Paraffinöl und Vaseline als Ausbruchsschutz unwirksam sind, muss man auf andere Mittel wie Teflon, Talkum etc. zurückgreifen. Dichte Deckel sind in jedem Fall zu empfehlen, mit eingeklebten Lüftungssieben.
MfG,
Merkur