Markl, H. (1966): Peripheres Nervensystem und Muskulatur im Thorax der Arbeiterin von Apis mellifica L., Formica polyctena Foerster und Vespa vulgaris L. und der Grundbauplan der Innervierung des Insektenthorax. Zool. Jb. Anat. Bd. 83,S. 107-184.
Diese umfangreiche Arbeit ist im Internet nicht online zu finden (es sei denn,Teleutotje spürt sie doch noch auf?

Die „Innereien“ von Ameisen sind nur scheinbar wenig untersucht. Selbst in dem mächtigen Werk „The Ants“ von Hölldobler & Wilson (1990) gibt es kein eigenes Kapitel dazu. Aus den Arbeiten von Markl werden vor allem die sinnes- und neurophysiologischen Untersuchungen referiert, darunter auch (S. 256) die Kommunikation über Stridulationssignale. Hier finden sich zwei Abbildungen aus Markl 1968 mit Darstellung der Muskulatur in den Stielchengliedern von Blattschneiderameisen.
Ich habe den Eindruck, dass so mancher Ameisenhalter seine Tierchen m. o. w. als „black boxes“ betrachtet und wenig Vorstellung hat von dem höchst komplizierten inneren Bau dieser Tiere. Erst kürzlich wurde wieder die Meinung geäußert, dass Ameisen „kein Nervensystem haben“.
(Mir ist nicht klar geworden, welcher Verlag jetzt die Rechte an den Zoologischen Jahrbüchern für Anatomie … hat. Aber ich gehe davon aus, dass man mal zwei Abbildungen aus dem o. g. Beitrag kopieren darf. Sollte es jemals einen Nachdruck geben, sind solche Bilder gewiss eine Werbung dafür. Der VEB Gustav Fischer Verlag, Jena existiert nicht mehr. Nachfolger dürfte Elsevier in Holland sein).
Hier also eine Zeichnung von Thorax inklusive Epinotum (Propodeum, Mittelsegment) und Petiolus (Schuppe) einer Arbeiterin von Formica polyctena. Alle Muskelstränge sind nummeriert (die Erläuterungen sind auf separaten Seiten), 1. und 2. Thorakalganglion (I Thggl) sind dargestellt, ebenso das 3., das mit dem Epinotalganglion verschmolzen ist.
Interessant ist auch die Muskulatur im Petiolus, die überkurze Sehnenstückchen alternierend die Gaster heben oder senken kann. Weiterhin sind Teile des Endoskeletts dargestellt: Insekten haben ja nicht nur das bekannte Außenskelett! An vielen Stellen, besonders an Segmentgrenzen, hat es Ausläufer ins Körperinnere, wo Muskeln ansetzen(z. B. Endost. I am Hinterrand des Pronotums).
Ein zweites Bild zeigt das Nervensystem im Thorax. Auch hier sind alle Nerven mit Ziffern- und Buchstabenfolgen benannt. Wenn man Elektrophysiologie betreiben will, muss man genau wissen, welcher Nerv wohin zieht.
Mit diesen Bildern soll nur gezeigt werden, welch exakte Kenntnisse tatsächlich erarbeitet wurden. Markl hat in dieser Arbeit in ähnlicher Weise die Honigbiene und eine Wespenart untersucht, Muskeln und die zahlreichen Nerven identifiziert und zwischen den Organismen homologisiert. Einfach bewundernswert!
Wie viel mehr „man“ also eigentlich zum Thema weiß, wird besonders deutlich im Vergleich zu den immer wieder kopierten Schemata zum Körperbau der Ameisen, z. B. in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ameisen#me ... omy-de.svg: Die hat keinerlei „Innenleben“!
MfG,
Merkur