Milben

Hier können Fragen rund um das Thema Ameisenhaltung gestellt werden.

Re: Milben

Beitragvon Reber » Samstag 1. Januar 2022, 15:20

Ein kleiner Zwischenbericht, gut eine Woche nach dem Einsetzen der Milben:
1. Auf den Ameisen sitzen noch immer Milben, besonders bei den Augen und auf den Mandibeln. Weiter scheint es die Insekten aber nicht zu stören. Zumindest soweit sich das beobachten lässt, verhalten sie sich normal und es gab auch keine weiteren Toten.

Harpegnathos venator im Nest.JPG
Die kleinen Milben sind von blossem Auge nicht zu sehen.
Harpegnathos venator Milben auf Kopf und Mandibeln.JPG
Mit Vergrösserung lassen sich die Milben auf den Mandibeln und bei den Augen erkennen.

2. Ich hatte die Milben (Cheyletus eruditus) zuerst nur in der Arena ausgebracht. Im Formikarium sind inzwischen auch überall ausserhalb der Streu Raubmilben anzutreffen. Den Weg ins Nest haben sie aber vermutlich nicht selbstständig gefunden. Zumindest konnte ich dort keine Raubmilben entdecken.
3. Entsprechend unangetastet blieb auch die Ameisenbrut. Soweit alles normal.

Brut Harpegnathos venator.JPG

4. Springschwänze und Raubmilben scheinen sich nicht zu behelligen. Zumindest nicht die adulten Tierchen. Sie kommen nebeneinender vor und nehmen nach meinen Beobachtungen nicht wirklich Notiz voneinender. Bei "Futtermilben" konnte ich im Unterschied dazu schon einige Male beobchten, dass sie nach einigen Tagen von den Springschwänzen verdrängt wurden.
5. Ich habe die Raubmilben jetzt direkt im Nest ausgesetzt. Mal sehen, ob sie tatsächlich an die auf den Ameisen sitzenden Milben gehen.
Raubmilben im Nest.JPG
Die Raubmilben wurden direkt in der "Abfallkammer" des Nestes ausgebracht.
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Re: Milben

Beitragvon Reber » Samstag 1. Januar 2022, 19:01

Hallo Geltungen,
danke für die Tipps.
Leider sind alle Ameisen der Harpegnathos-Kolonie befallen. Die meisten eher leicht. Man braucht wirklich eine gute Vergrösserung um die kleinen, auf den Ameisen sitzenden Milben überhaupt zu entdecken. Ich bin mir dennoch recht sicher, dass die Milben mit den Ameisen und nicht mit dem Futter gekommen sind. Denn ich habe die Milben bereits wenige Tage nach Ankunft entdeckt. Sie waren von Beginn weg auf allen Tieren. Alle anderen Ameisen bekommen das gleiche Futter - und die restlichen Ameisen haben keine Milben.

Es stimmt, der Behandlungserfolg mit Raubmilben ist mehr als unsicher. Aber ich versuche es jetzt einmal. Falls es klappt, ist es eine "natürliche" Methode, die Plagegeister loszuwerden. Wenn nicht, haben ich eine weitere Erkenntnis gewonnen.
Die grosse Frage für mich ist, ob die Raubmilben die auf den Ameisen sitzenden Milben überhaupt erreichen? Bei Milben auf dem Boden oder auf toten Tieren ist die Wahrscheinlichkeit bestimmt höher. Auch weiss ich nichts über die Fortpflanzung bzw. die Ausbreitungswege der parasitären Milben. Legen sie ihre Eier auf den Ameisen oder am Boden? Wie kommen sie von Kolonie zu Kolonie?
Zumindest bei Reptilien und Hühnern gibt es gut dokumentierte Erfolge mit Raubmilben. Auch unser User Gripsnest ist damals die Milben mit kombinierten Einsatz von Pet Biosa, Raubmilben (allerdings der Gattung Hypoaspis, nicht mit Cheyletus) und der Umstellung der Haltungsbedingungen, los geworden. Mal sehen, was wird.

Eine Alternative die ich mir vorbehalte, wenn die Behandlung mit Raubmilben nichts bringt, ist der Einsatz von Oxalsäure. Damit behandle ich jeden Winter meine Bienen gegen die Varroamilbe. Aber für die Ameisen wäre es bestimmt ein riesen Stress und es ist unklar, wie und ob sie die Säure vertragen würden. Immerhin wird die Säure bei der Behandlung von den Bienen über ihre Körperoberfläche (und bei der Sprüh- und Träufelbehandlung über das abgeleckte Zuckerwasser) aufgenommen. Dadurch übersäuert die Hämolymphe der Bienen, was diese gerade noch aushalten, die Varroamilbe allerdings nicht. Bei Ameisen müsste ich dazu einige Versuche anstellen. Zuerst wohl mit einigen Exponenten aus einem grösseren Volk.
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Zuletzt geändert von Reber am Sonntag 2. Januar 2022, 11:00, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Gripsnest + Link zu Haltungsbericht
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Re: Milben

Beitragvon Reber » Mittwoch 5. Januar 2022, 21:22

Versuch der Verträglichkeit von Oxalsäure bei Ameisen.

Als Imker behandle ich meine Bienen jeden Spätherbst/Winter mit Oxalsäure gegen die Milbe Varroa destructor. Die Behandlung ist - bei korrekten Anwendung – recht gut für die Bienen verträglich und beseitigt über 95% der noch im Volk vorhandenen Milben. Auch sind im Honig des darauffolgenden Frühlings keine Rückstände der Säure nachweisbar.

Winterbehandlung bei Bienen.JPG

Eine Chance für die Behandlung von Milben bei Ameisen?

Ich habe in den vergangenen Tagen einen 1. Versuch gewagt. Als Versuchskaninchen mussten mangels Alternativen fünf milbenfreie Messor barbarus Arbeiterinnen aus meinem grössten Volk hinhalten. Wie bei den den Bienen, wurden die Ameisen direkt mit einer Oxalsäure-Saccharose-Lösung (Oxalsäuredihydrat-Lösung 3,5 %) beträufelt. Ebenfalls etwas beträufelt wurde von mir eine sauberes Schwammtuch am Beckenboden.

Becken mit Oxalsäure-Saccharose-Lösung.JPG

Die Behandlung gefiel den Tieren selbstredend nicht. Sie kletterten am Glas empor, stiegen auf die Korkstopfen, die in den Seitenbohrungen steckten oder in und auf das Reagenzglas auf dem Arenaboden. Immer wieder versuchten sich die Ameisen zu reinigen. Sie liefen aber immer von neuem über das beträufelte Schwammtuch. Drei Stunden lang liess ich die Ameisen im Behälter, danach transportierte ich sie in einen neuem, sauberen Behälter. Dessen Schwammtuch war nur leicht mit reinem Wasser befeuchtet.

Nach 16 Stunden musste ich eine erste tote Arbeiterin verzeichnen.

Nach 28 Stunden waren alle Arbeiterinnen verstorben.

Experiment misslungen.JPG

Fazit: Jedenfalls bei dieser Dosierung und Anwendung ist die Qxalsäurebehandlung gegen Milben bei Ameisen keine Option.
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Re: Milben

Beitragvon Reber » Dienstag 18. Januar 2022, 20:27

Kleiner Zwischenbericht von meinem Milbenbekämpfungsversuch mit Raubmilben.

Inzwischen sind die Springschwänze in der Arena praktisch verschwunden! Oder zunindest ist der Bestand arg eingebrochen. Nur im Nest gibt es noch einzelne Springschwänze zu entdecken. Grund unbekannt. Es kann an den Raubmilben liegen (die die Insekten oder deren Brut fressen). Oder an Austrocknung in der Arena (es war kurzzeitig recht trocken, die Efeutute und die Raubmilben haben allerdings überlebt).

Die Brut der Ameisen ist jedenfalls bisher nicht angetastet worden. Es gibt Larven und neue Eier.

Harpegnathos venator Eier und Larven.JPG


Allerdings ist beim Milbenbefall weder eine Verschlimmerung, noch eine Verbesserung zu beobachten. Besonders an den Mandibeln und rund um die Augen sitzen die Parasiten gehäuft.

Harpegnathos venator mit Milben.JPG
Harpegnathos venator mit Milben2.JPG
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Re: Milben

Beitragvon Reber » Montag 7. März 2022, 17:14

Zweieinhalb Monate nach dem Raubmilbeneinsatz präsentiert sich die Lage leider unverändert. Die Einschätzung von Merkur und Geltungen haben sich bewahrheitet, der Bekämpfungs-Versuch muss als gescheitert angesehen werden. Von den Raubmilben ist nämlich inzwischen nichts mehr zu sehen - im Gegensatz zu den parasitären, auf den Ameisen sitzenden Milben. Die sind noch da, haben sich leider nicht verringert aber zum Glück auch nicht vermehrt. Inzwischen werden Nest und Arena auch wieder von Springschwänzen bevölkert.

Harpegnathos venator mit Milben an Augen.JPG
Vorallem eine Ameise ist stark (an den Augen) befallen...
Harpegnathos venator mit Milben an Mandibeln.JPG
...bei den anderen Tieren sitzen die Milben hauptsächlich auf den Mandibeln.


Der Kolonie scheint es trotz der Milben soweit gut zu gehen, sie entwickelt sich wie es sich für die Art gehört eher gemächlich. Inzwischen gibt es vier Puppen, Larven und auch neue Eier.

Harpegnathos venator Larve verpuppt sich.JPG
Die Kolonie wächst trotz der Milben langsam.
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Re: Milben

Beitragvon Reber » Sonntag 26. Februar 2023, 18:24

Ein kleines, erfreuliches Update von meiner milbenbefallenen Harpegnathos venator Kolonie. Nach fast genau einem Jahr sind die parasitären Milben praktisch verschwunden. Ich konnte bei einer Kontrolle weder mit der Lupe noch mit dem Mikroskop welche erkennen.
20230226 Harpegnathos venator.JPG
20230226 Harpegnathos venator. mit Larve.JPG
20230226 Harpegnathos venator Mandibel.jpg


Es ist natürlich möglich, dass noch welche da sind. Denn ich kann nicht jede Ameise einzeln kontrollieren. Sicher ist nur, dass die Milben nicht auf einen Schlag verschwunden sind und dass die Situation deutlich besser geworden ist.

Warum? Leider weiss ich es nicht und kann nur Vermutungen anstellen.
Eine Erklärung könnte vielleicht sein, dass die Raubmilben (Cheyletus eruditus) den parasitären Milben doch zugesetzt haben. Ich sah zwar nie eine Raubmilbe auf eine Ameise klettern und jagen. Möglich wäre aber, dass sie die Brut der parasitären Milben gefressen haben? Inzwischen kann ich auch keine Raubmilben mehr in der Anlage entdecken. Eine andere Erklärung wäre, dass sich die Milben über die verstorbenen Arbeiterinnen dezimiert haben. Harpegnathos venator Arbeiterinnen scheinen nicht besonders alt zu werden (was wiederum an den parasitären Milben liegen könnte). Tote Arbeiterinnen wurden von ihren Schwestern in der Arena entsorgt - und dort von mir entfernt. Auch hier wäre eine Beteiligung der Raubmilben (oder Springschwänze) denkbar.

Vor einigen Monaten habe ich wieder Springschwänze einsetzt, die sich normal vermehren. Sie sind im Nest und in der Arena präsent.
Manche scheinen sich für die Brut der Ameisen zu interessieren. Sie fressen aber die Ameisengelege aber nicht an. Suchen sie dazwischen Nahrung?
Springschanz bei Ameisenbrut1.JPG
Springschanz bei Ameisenbrut2.JPG
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