Hallo Geltungen,
Danke für diesen Beitrag, der mir zum Teil aus der Seele spricht. Es freut mich besonders, dass mal ein anderer User so ein „heißes“ Thema aufgreift!
Viele Typen von 3d-Formikarien finde ich einfach potthässlich. Aber über Geschmäcker soll man nicht streiten; das ästhetische Empfinden ist individuell variabel.
Da will man sich „ein Stückchen Natur“ ins Haus holen, und dann interniert man die Ameisen in einem Ambiente, das mit Natur nun mal absolut nichts gemein hat. Gut, „
suum cuique“, und dass die Ameisen darunter leiden, glaube ich eher weniger.
Du sprichst den
Plastik-Müll an. Auch wenn die anfallenden Mengen im Vergleich zu Verpackungsmüll nur wenig ins Gewicht fallen dürften, denke ich immer mal wieder darüber nach, wie viele z. B. der unzähligen Gel-Formikarien nach kurzem Gebrauch im Müll landen (oder in Keller bzw. Dachrumpelkammer vor sich hin gammeln). Sie werden ja noch immer verkauft...
Vielen der 3D-Nester wird dasselbe Schicksal beschieden sein, wenn zahllose enttäuschte Anfänger bemerken, dass Ameisenhaltung halt doch nicht ihr Hobby wird.
Bei der Herstellung dürften erhebliche Mengen an „Fehldrucken“ und unverbrauchtem Material anfallen. Wie viele der gekauften Drucker werden wirklich über längere Zeit und für viele Produkte genutzt? - Ich weiß es nicht.
Als ein Mensch, der seine Jugendzeit (geb. 1940) in den Nachkriegsjahren verbracht hat, ist mir „Sparsamkeit“ eingeprägt!
„Wozu Klopapier kaufen, wenn man mit einem Zeitungsabonnement zwei Fliegen mit einer Klappe erledigen kann?“ Aquarien, Terrarien: bekam man schon aus der Verwandtschaft oder Nachbarschaft geschenkt. Tiere fing man sich selbst (Kröten, Molche, Eidechsen, Schlingnatter & Co. gab es noch genügend; strenge Schutzbestimmungen gab es nicht). Für ein paar einfache exotische Fischchen musste man über Monate das kärgliche Taschengeld sparen. - Ich will nicht langweilen.
Ein
Problem mit den Plastik-Formikarien könnte bei Verhaltensänderungen eine Rolle spielen, evtl. weniger in größeren Plastik-“Aquarien“ mit entsprechender Einrichtung und Bodensubstrat, aber mehr in den 3d-Konstruktionen mit innerer Gliederung:
Das Material kann sich bei Reibung
elektrostatisch aufladen, und Insekten mit ihrer Chitin-Kutikula ebenfalls. Jeder kennt das Ergebnis: Man geht über einen Kunststoff-Boden, greift an eine Türklinke, AUTSCH! „
Man kriegt eine gewischt“. Manchmal bekommt man sogar einen „Schlag“, wenn man nur jemandem die Hand reicht.
-
Ob sich Ameisen beim Laufen auf Kunststoff-Oberflächen ebenfalls elektrostatisch aufladen, im Micro-Maßstab, wer weiß?Im alten AF hatte ein User verkündet:
„Meine Ameisen können fliegen!“ - Beim Öffnen des Deckels eines einfachen Kunststoff-Behälters „flogen“ die Ameisen auf gekrümmter Bahn von innen nach außen, und dann sogar zurück. Ich hatte ähnliche Erfahrungen gemacht: Unsere
Leptothorax etc. hielten wir in Plastik-Schachteln. An der Innenwand waren sie mit Paraffinöl ausbruchssicher gemacht. Doch wenn man den Ölfilm mit einem Stückchen Handtuchpapier überstrich um anhaftende Schmutzpartikel zu entfernen, konnte es geschehen, dass einzelne Ameisen im Bogen nach außen, und dann wieder zurück „flogen“: Durch das Reiben an der Innenwand hat sich die elektrische Ladung in der Wand verschoben. Die Ameise hat sich innen an der Wand z.B. negativ aufgeladen, flog entlang der Feldlinien nach außen, hat sich dort entladen, und flog zurück.
Wie gesagt: Es müsste untersucht werden, ob Ameisen in den gedruckten Formikarien Ähnliches erfahren wie wir an der Türklinke. Die Ameisen halte ich für empfindlich genug. Bei Antennenberührung zweier unterschiedlich geladener Ameisen könnte es durchaus zu missverständlichen Signalen kommen.
Mit Materialien wie Glas, Ytong, Gips, Holz, Sand und Erde ist so etwas ausgeschlossen.
Die Probleme mit der Struktur mancher Ytong-Sorten (Poren, in denen Eier und kleine Larven verschwinden) lassen sich mit Gips- oder Lehmanstrich lösen.
Geeignete Bewässerung und das von Geltungen angesprochene Problem mit Ameisensäure dürfte in natürlichen Materialien ebenfalls weniger Probleme machen.
Fazit: Im Gegensatz zu den unbrauchbaren Gel-Formikarien lassen sich Ameisen in 3D-gedruckten Kunststoffnestern über längere Zeit halten. Probleme lassen sich wohl weitgehend lösen mittels Inneneinrichtung, Bodensubstrat, und geeigneter Konstruktion für Futter- und Wasserzugabe sowie Reinigung. Ob sie "schön" sind, muss jede/r für sich entscheiden.
MfG,
Merkur