Frühlingswanderung am Rhein

Am 18. März 2020, bei herrlichem Frühlingswetter, haben wir wieder einmal das NSG Kornsand besucht. Es liegt gegenüber Nierstein, also auf der rechten Rheinseite. Das weiträumige Gebiet ist von Sommer- und Winterdamm durchzogen; dazwischen gibt es Altrheinarme und Wasserlöcher, die mal trocken fallen, dann wieder voll Wasser stehen, große Wiesenflächen, die nur selten gemäht werden, sowie Gehölzstreifen mit z. T. uralten Eichen und anderen Bäumen und undurchdringlichem Gestrüpp, schon fast ein Urwald!
An Dämmen und in den Wiesen blüht zurzeit der hübsche Zweiblättrige Blaustern, in der Wildform.
Über den Wiesen flogen unzählige kleine Solitärbienen. Stellenweise war so viel Betrieb, dass man auf Distanz den Eindruck von Erdwespennestern mit ständigem Ein- und Ausflug hatte, doch sie flogen in nur 10-20 cm Höhe über der Grasnarbe. Es müssen Tausende gewesen sein, die wir auf vielleicht 1 km Wegstrecke gesehen haben. Eine habe ich schließlich eingefangen und zu Hause, nach Abkühlung im Kühlschrank, dann ausgiebig fotografiert. Es waren Seidenbienen, hauptsächlich wohl Männchen. Die Weibchen legen Niströhren im Boden an.
Einzelne Schmetterlinge flogen; ein Großer Fuchs sonnte sich am Wegrand. Auf die Entfernung wirkte er noch recht attraktiv, aber er war schon stark abgeflogen, hatte sicher als Falter den Winter überstanden.
Auf einer trockenen Stelle ließen wir uns zur Brotzeit nieder. Einer Zecke am Hosenbein musste ich Platzverweis erteilen, während ein Tatzenkäfer für ein Porträt auf ein Papiertaschentuch gelockt wurde, Er macht seinem Namen alle Ehre!
Eine der uralten Eichen war abgestorben. Von dem mächtigen Stamm, den allenfalls zwei Männer hätten mit den Armen umfassen können, war die Borke teilweise abgelöst. Daumendicke Löcher führten durch die Borke und bis ins Kernholz; auch flächige Fraßbezirke unter der Borke waren zu erkennen: Der Baum war vom Heldbock befallen, einem unserer größten Bockkäfer; die Männchen werden bis 5 cm lang und können bis 10 cm lange Fühler haben! Die Käfer sind sehr selten und gefährdet dadurch, dass ihre Wirtsbäume meist gefällt werden. In den NSGs am Rhein trifft man sie gelegentlich noch an, doch blieb uns dieses Glück versagt.
Doch in diesem Baum hatte die Glänzendschwarze Holzameise ein Domizil gefunden! Überall an dem Baum und in seiner Umgebung wuselten sie herum. Natürlich kletterten sie nur wenig an dem toten Stamm hoch; daran gibt es keine Rindenläuse mehr. Aber den angrenzenden Waldstreifen besiedeln und belaufen sie fast flächendeckend.
Während ich die Ameisen fotografierte, kam noch eine überraschende Besucherin: Eine Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) flog um den Stamm herum und kroch in alle möglichen Löcher!
Es ist für mich das erste Mal, dass ich diese erst seit einigen Jahren bei uns eingewanderte Biene an einem Nistplatz in der freien Natur beobachte. - Bei mir im Garten in Reinheim lebt sie seit gut 20 Jahren.
Fazit: Geht raus ins Grüne und bunt Blühende, so lange wir nicht dank Corona weggesperrt werden! (Natürlich nicht in Gruppen und Ansammlungen von Menschen

MfG,
Merkur