Ich hab mich jetzt noch etwas zum Thema Nesthügel der Waldameisen eingelesen. Karl Gösswald schreibt in seinem Standardwerk „die Waldameisen“ im Kapitel „Nestform der Formica-Arten“: „Der erfahrene Ameisenforscher erkennt oft bereits an der Nestform die Artzugehörigkeit. Die Kenntnis der Nestform kann also bei der Artbestimmung helfen, auch in Verbindung mit der Eigenart des Nestplatzes“ (Gesamtausgabe S.124). Tja, nur schade ist man in der Regel kein erfahrener (Wald-)Ameisenforscher

Die typischen Nestformen sind nach Gösswald erst bei ausgewachsenen Ameisenvölkern, also nach etwa 5 Jahren zu erkennen. Und Gösswald weist später im Buch explizit darauf hin, dass die Umgebung und die Bodenbeschaffenheit (Lichteinfall, Wärme, Bodenfeuchtikeit, Baumarten etc.) ebenfalls einen Einfluss auf die Nestform haben.
Anbei habe ich versucht eine kleine Übersicht zusammenzustellen. Als Quelle dienten:
- Karl Gösswald - Die Waldameisen, Biologie, Ökologie und forstliche Nutzung
- Bernhart Seifert -Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas
- Dieter Bretz - Waldameisen Fiebel
Falls ich bei der Aufstellung da unten etwas vergessen oder verdreht habe, bitte ich um Ergänzung oder Berichtigung!
Untergattung: Formica sensu stricto Formica (F. s. str.) aquilonia (Schwach beborstete Gebirgswaldameise)
Monetane bis subalpine Zonen, z.B. in den Ostalpen bis auf 2400 m. ü. M. vorkommend. In Deutschland nur im östlichen Teil der Bayrischen Alpen, in der Schweiz nur in Graubünden. Baut in schattigen Fichtenwäldern grosse, hohe Nester, die aber deutlich kleiner bleiben als die von
F. polyctena. Kann hohe Nestdichte erreichen.
Formica (F. s. str.) lugubris (Stark beborstete Gebirgswaldameise)
Lebt hauptsächlich in Nadelwälder monetaner und subalpiner Zonen. Im Alpenraum 550 – 2400 m.ü.M. Eher flachere Nester als
F. aquilonia. Harzklümpchem im Nest sind typisch.
Formica (F. s. str.) paralugubrisLebensraum: Monetane bis subalpine Nadel- und Nadelmischwälder. Nordalpenin und Westalpen. In Deutschland nicht Nachgewiesen. In der Schweiz nur im Kanton Graubünden. Baut laut Seifert Nester mit maximal 160 cm Durchmesser und verbaut Harzkügelchen in beinahe allen Nestern.
Formica (F. s. str.) polyctena (Kahlrückige Waldameise)
Die Art kann nach Gösswald bis zu 70. Jahre am gleichen Standort bleiben, typisch sei aber für die stark polygyne Art, dass die Nester wandern und dass es zu Zweignestbildungen kommt. Laut Seifert ist die Nestlage sehr variabel und kann von zwei Meter hohen Hügeln im schattigen Wald bis zu flachen oder gar in den Boden eingetieften Deckschichten aus Pflanzenmaterial an stark besonnten Stellen reichen. Flächendeckendes Vorkommen vom Flachland bis ins Mittelgebirge. Typischer Lebensraum sind Waldränder, aber auch das Bestandesinnere von Nadel- und Mischwäldern. Nester offenbar immer mit Holzkern. Baut die grössten Waldmeisennester, die von ausgedehnten Erdauswurfringen umgeben sind.
Formica (F. s. str.) pratensis (Wiesen-Waldameise)
Baut im offen Gelände auf Wiesen, an lichten Stellen im Wald oder an Gehöltzsäumen eher flache Nesthügel. Charakterisch ist das Fehlen von Baumstrünken in der Nestmitte. Dafür werden oft Kiesel oder Sandkörner eingebaut. Zum Teil von Vegetation eingewachsene Nester. Nestkuppel bleibt aber stehts frei von Pflanzen. Legt Strassen an, auf denen sie die Bodenvegetation entfernt.
F. pratensis lagert ihren Abfall ausserdem unterhalb der tiefsten bewohnten Nestkammer, nicht wie die andern Formica-Arten ausserhalb des Nestes. Kommt bis zu 1500 m ü. M. vor.
Formica (F. s. str.) rufa (Rote Waldameise)
Typisch für die monogynen Völker ist offenbar die hohe, halbkugelige Kuppelform. Die Art kommt gewöhnlich an Orten mit feuchten Böden vor. Tendenziell eher an Randlinien der Wälder als im Bestandesinneren. Das Nestmaterial ist eher grob, der Erdauswurf um das Nest herum eher gering.
Die Nester der polygynen
F. rufa bestehen aus feinerem Material und sind nach Gösswald infolge „häufiger Wanderung und Aufteilung in der Regel wesentlich kleiner". Laut Seifert sind die Nester polygyner Völker sehr variabel.
Formica (F. s. str.) truncorum (Strunkameise)
Grössere Nesthaufen kommen laut Gösswald vor, öfter finden sich aber unmittelbar nebeneinander einige kleine Nesthäufchen von 20 cm Höhe und Durchmesser. Der typische Lebensraum sind Lichtungen im Wäldern, Waldränder, buschbewachsener Trockenrasen sowie besonnte Felskuppeln und steinige Böschungen.
Formica (F. s. str.) uralensis (Uralameise)
Oft im Gehölz am Rand von Moorgebieten (Flach und Übergangsmoore) aber auch in trockenen Heidegebieten vorkommend. Die Nestkuppeln können sowohl Fichtennadeln als auch Ried- bzw. Binsengras enthalten (Gösswald). Initial sind die Nester laut Seifert oft in grossen Gras- oder Moosbulten, die im Laufe der Jahre ausgehöhlt oder überbaut werden. Typisch für die Nester ist ein locker mit Zweigen versehener Hohlraum in der Nestmitte. Die Nester sind in der Regel zwischen 25 cm und 70 cm hoch und haben einen Durchmesser von 50-100 cm.
Untergattung: Coptoformica (Kerbameisen)Formica (C.) exsecta (Grosse Kerbameise)
Charakteristisch sind kleine bis mittelgrosse Nester mit einem Kuppeldurchmesser von 30 bis 60 cm. Das Nestmaterial besteht meist aus trockenen Grashalmstückchen. Als Standort bevorzugt die Art (Mager-)Wiesen oder trockene, lichte Stellen im Wald.
Untergattung: Raptiformica (Raubameisen)Formica (R.) sanguinea (Blutrote Raubameise)
Sehr variabel im Nestbau. Manchmal unscheinbare Ansammlungen von Vegatablien. Kleinere Hügelnester kommen ebenso vor wie reine Erdnester oder Untersteinnester. Die Art bevorzugt trockenwarmen Boden.