Ameisenportal.eu - Das Ameisenforum für Ameisenhaltung, Beobachtung und Wissen

Servus,

wir befinden uns in Niederbayern, kurz vor'm Bayerischen Wald. Auf unserer Balkonterasse (1. Stock) haben wir (vermutlich) verschiedene kleinere Ameisenkolonien, die möglicherweiese mit der einen oder anderen Pflanze hergekommen sind. Vielleicht hat es auch die eine oder andere junge Königin im Flug hierher gezogen. Das geht schon seit ein paar Jahren so. Da die Tierchen noch nicht in der Wohnung anzutreffen waren, lassen wir sie, wo sie sind und bekämpfen sie nicht.

Dass Ameisen gerne Blattläuse hegen und pflegen, um an deren deliziöse Ausscheidungen zu kommen, konnte ich bereits beobachten. Auf der vor wenigen Wochen erworbenen Hibiskuspflanze nimmt dies jedoch, zumindest für mich, recht ungewöhnliche Ausmaße an. Statt sich, an der Pflanze herauf und herunter laufend, lediglich auf das Melken der Läuse zu beschränken, verbauen die Ameisen nun die Blüten bzw. das, was nach der Blüte davon übrig bleibt, mit Erde. Auch einen Stängel entlang ist schon ein wenig Erde. Das ist mir vor ein paar Tagen zurerst aufgefallen.


Ich frage mich, ob das Verhalten der Ameisen hier ungewöhnlich ist und möglicherweise Rückschlüsse auf die Art zulässt. Hier regnet es in letzter Zeit auch häufig. Dient die Erde etwa als Dach für die Läuse?


Einen Bau habe ich geöffnet. Herausgekommen sind Ameisen und innen sind Blattläuse zu sehen.


Eigentlich hatten wir die Pflanze wegen den schönen Blüten angeschafft. Das Treiben der Ameisen erscheint mir aber derart interessant, dass wir das erst einmal so lassen und weiter beobachten.

Es grüßt
xundheyt

Hallo xundheyt!
Du schilderst an sich ein typisches Verhalten von Lasius niger. Diese Ameisenart schützt ihre Ameisenstraßen gerne durch eine Übertunnelung, vor allem mit leicht feuchtem Substrat, etwa nach einem Regen. Diese Tunnel baut sie auch auf jene Pflanzen, wo sich Läusekolonien befinden. Es ist eine Schutzmaßnahme gegen Freissfeinde und Konkurrenten. Dass dabei sogar Blüten od. Blütenstengel ebenfalls durch einen Erdmantel geschützt werden, kann bei niedrigen Pflanzen vorkommen. Nicht umsonst gilt diese Ameisenart als häufigste und erfolgreichste Art in Mitteleuropa. Sie gilt als territorial, in der Dominanzhierarchie an hoher Stelle stehend, sehr findig und ich würde ihr aus eigener langjähriger Erfahrung durchaus auch taktisches Geschick zubilligen.
L.G.

Hallo xundheyt, willkommen im Forum!

Es ist an sich nichts ungewögnliches, dass Ameisen versuchen ihre oberirdischen Strassen zu überbauen, wenn genügend feuchte Erde zur Verfügung steht. Das Verhalten kann man sowohl vertikal, z.b. auf Asphalwegen, als auch horizontal an Pflanzenstängeln und sogar an Baumstämmen beobachten. Bei geeigneter Witterung und mechanischem Schutz, können die Bauwerke lange halten. Es gibt Ameisenarten, z.B. Lasius brunneus, die legen ihre Strassen nach Möglichkeit nur verdeckt an. Entweder in selbstgebauten Tunneln oder in Rissen, unter hervorstehenden Borkenschuppen, Steinrändern und Ähnlichem.
Die Übertunnelung schützt vor dem Blick - und teilweise auch mechanisch vor dem Zugriff - der Fressfeind auf die Ameisen und ihre Blattläuse. Diese sind sonst leichte Beute für Vögel, Mariakäferlarven, Wespen etc.

Bei "deinen" Ameisen dürfte es sich auch um eine Lasius Art handeln – oder Lasius Arten? Da die Tiere auf manchen Bildern eher einheitlich schwarz wirken, auf anderen eher rot-braun, will ich mich da nicht festlegen.
Kannst du von blossem Auge unterscheidlich gefärbte Exemplare feststellen?