DamalsIch interessiere mich schon seit Kindertagen für Ameisen, Eusoziale und anderes Getier. Anfänglich bekam das den Ameisen leider nicht sonderlich gut. Ich habe Nester unvorsichtig geöffnet, sie ausgegraben und in „Aussenarenen“ versetzt. Damit habe ich natürlich Konflikte zwischen „meinen“ Ameisen und bestehenden Ameisenkolonie ausgelöst. „Selbstverständlich“ habe ich dann auch noch zu Gunsten „meiner“ Ameisen eingegriffen… Heute kann ich über mein kindisches Verhalten nur noch den Kopf schütteln.
Allerdings haben solche „Experimente“ und Beobachtungen zu meiner Faszination für die kleinen Insekten beigetragen. Irgendwann um 1990 muss ich ernsthaft mit der Haltung einer Myrmica sp. im Gipsnest begonnen haben. Jedenfalls zeugen Geschenke wie das Büchlein „Ameisen – der duftgelenkte Staat“ (von Wofgang Schwenke) und mein Spitzname aus dieser Zeit davon, dass mein ungewöhnliches Hobby durchaus von meiner Umwelt wahrgenommen wurde. Mir war zu diesem Zeitpunkt kein einziger anderer Ameisenhalter bekannt. Umgekehrt liessen Anleitungen zum Gipsnestbau in „Tierkunde“-Büchern schon darauf schliessen, dass ich nicht der einzige Hobby-Halter sein konnte.
An Ameisen-Foren war damals genauso wenig zu denken wie an Internetanschluss. Aus Büchern und TV-Sendungen (wir hatten ganze 4 Sender) habe ich das theoretische Wissen (zumindest, was damals geläufig und zugänglich war) über Ameisen aufgesaugt. Den Rest habe ich praktisch ausprobiert und die Ameisen „Pi mal Daumen“ gehalten. Was erstaunlich gut funktioniert hat.
HeutePer Zufall bin vor rund zwei Jahren auf den Schweizer Shop und das alte Ameisenforum gestossen. Ich wollte mich nämlich genauer über
Manica rubida informieren. Dabei habe ich zufällig eine neue – tolle - Welt entdeckt: Ich hätte nie gedacht, dass es noch so viel über Ameisen zu entdecken und zu lernen gibt und gestaunt ab spannenden Arten, frei zugänglichem Wissen, Fachkompetenz, Haltungsberichten, Makro-Fotos, Community… und über das riesige Angebot der Shops.
Es ging nicht lange, bis mir auch die andere Seite der Medaille auffiel: In den Läden wurden und werden auch regional sehr seltene/gefährdete Arten angeboten – und solche, die ein hohes Potenzial aufweisen, in unseren Breitengraden invasiv zu werden.
Gepaart mit der Haltung und Unbekümmertheit, die
einige Forenuser an den Tag legten, hat mich das ganze doch etwas erschreckt.
Natürlich war ich als Kind auch unbekümmert, was die Ameisenhaltung angeht, aber viel Schaden konnte man – im Vergleich zu heute – nicht anrichten (wenn man das wohl von einzelnen Völkern mal bei Seite lässt). Man hat sich die Tiere einfach aus der Umgebung geholt. Mittlerweile ist die Situation eine andere, das Risiko einen erheblichen, nicht wieder gut zu machenden Schaden an der bestehenden Fauna anzurichten, ist deutlich grösser. Für mich unverständlich, warum diese Gefahr in den Foren von Ameisenliebhabern heruntergespielt wird!
Dabei wäre es doch kein Problem zu einem Verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit den Tieren zu mahnen, wie es in anderen „Exotenhalter-Kreisen“ längst der Fall ist.
MorgenIch denke, dass die Ameisenhaltung - genau wie andere Hobbys auch – einer gewissen Auf und Abbewegung unterliegt. Die Zahl der Forenuser ist für mich dabei nur mittel aussagekräftig. Ich kenne viele Tierhalter, die sich für ihr eigentliches Hobby nicht auch noch im Internet engagieren wollen…
Ein harter Kern von Ameisenhaltern wird sich wohl halten, genauso wie das bei anderen etwas „spezielleren“ Haustier-Communitys der Fall ist.
Denkbar ist für mich auch, dass ein weiterer Boom einsetzt, falls sich zum Beispiel eine Zoohändler-Kette dazu entschliesst einige „Einsteigerarten“ mit „Einsteigerset“ in ihr Standartsortiment aufzunehmen.
Auch für die Foren bin ich zuversichtlich - sie bieten einfach einen bessere Rahmen für Leute, die an mehr interessiert sind, als an oberflächlichem/schnellebigem Austausch.
Aber wie gesagt, wer weiss schon was die Zukunft bringt: Vielleicht Einsicht bei den Händlern, die nur noch ungefährdete Ameisen mit genauer Herkunftsangabe anbieten. Und nur solche, die ein geringes Potential aufweisen, sich in der Gegend in der sie verkauft werden invasiv zu betätigen. Dazu Halter, die auf Qualität und Quarantäne, bzw. Ausbruchsschutz achten.
Vielleicht setzt sich in den Foren ja auch eine gewisse Vernunft durch. Eine „leben und leben lassen“ Haltung, wo in freundlichem Ton fundierte Argumente ausgetauscht werden und man sich für den Hinweis auf einen Fehler/eine Gefahr bedankt und nicht verletzt fühlt.
Vielleicht…
