Gegenwart und Zukunft der Hobby-Ameisenhaltung

Im eusozial-Forum fand ich gestern einen bemerkenswerten Beitrag von Frank Mattheis, der in mancher Hinsicht zum Nachdenken anregen mag, und worüber eine Diskussion vielleicht auch hier im AP nicht gänzlich abwegig sein sollte:
http://eusozial.de/viewtopic.php?f=4&t= ... 639#p30952
Zitat (letzter Abschnitt): „Was die Zukunft bringt? Wer weiss. Ich beobachte eigentlich ein allmähliches Abebben eines Hypes. Am deutlichsten für mich erkennbar in den immer mehr zurückgehenden Internetaktivitäten der erfahreneren Ameisenhalter.“
Der Rückgang der Aktivitäten in allen Foren (sogar im amerikanischen!) ist in der Tat auffällig, und er scheint diesmal nicht saisonbedingt zu sein: Schließlich gibt es mehr exotische Ameisen denn je zu kaufen, und die sollen ja keine Winterpause machen….
Zitat: „Einerseits war es mir immer absolut unerklärlich, warum manche Menschen mit so grosser Beharrlichkeit für Verbote warben und für Einschränkungen. Das in einer freien, demokratischen Gesellschaft. Ich konnte diese dogmatische Einstellung nie verstehen und habe so manchen Streit deswegen gehabt und mitgeführt. Verbote und Einschränkungen, Bevormundungen und Grenzsetzungen kannte ich zur Genüge aus meiner Zeit in der DDR, ich konnte eben nie verstehen, dass solche Instrumente ein Mittel der Wahl sein sollten in dieser Bundesrepublik.“
Es ist eine Frage des Verständnisses von Demokratie, ob man sie als die grenzenlose Freiheit betrachtet, alles zu tun, wozu man gerade Lust hat, oder ob man akzeptiert, dass es auch in einem demokratischen System notwendig ist, individuelle Aktivitäten einzuschränken, wo sie die Interessen anderer bzw. der Allgemeinheit tangieren können (Bsp.: Naturschutz, Artenschutz).
Aber darüber will ich nicht weiter diskutieren; die in D nicht vorhandenen Einschränkungen sollten mit dem Rückgang der Ameisenhaltung wohl nichts zu tun haben.
Bleiben wir bei den Gründen fürden Rückgang:
Aus meiner Sicht, und ich verfolge die Entwicklung praktisch seit Beginn der Zeit der Ameisenforen und des Handels mit einheimischen und ausländischen Ameisen, ist es ein Grundübel, dass viel zu viele Arten in den Markt gedrückt wurden, über deren Lebensweise und Haltungsansprüche wenig bis nichts bekannt war und ist. Die Folge ist häufiges Scheitern der Haltung (wovon in den Foren sicher längst nicht alles berichtet wurde). Selten wurde eine bestimmte Art über längere Zeit immer wieder angeboten, so dass Haltungserfahrungen mit der Art A eben wenig hilfreich waren, wenn man kurze Zeit später nur Art B oder C angeboten bekam, für die man wieder bei Null beginnen musste.
Ein weiteres Übel ist die ungebremste Reklame für die Haltung von sehr oft problematischen Arten, die auch sehr junge Jugendliche verleitet hat, sich möglichst bald den anspruchsvollen Exoten zuzuwenden: Damit ließ sich natürlich mehr verdienen als mit Königinnen von Lasius niger oder Camponotus ligniperdus. Ich schätze, dass sehr viele „Anfänger“ aufgrund von Misserfolgen sich rasch von der Ameisenhaltung abgewandt haben. Das dürfte auch für viele an Jahren ältere Halter zutreffen, von denen man nach einer enthusiastischen Anfangsphase plötzlich nichts mehr lesen konnte.
Das Angebot von „Zubehörartikeln“ wurde derart unübersichtlich, dass Fehlkäufe unvermeidlich waren und sind. Man greift auf „Startersets“ usw. zurück, in denen oft Unbrauchbares enthalten ist. Welche Formikarien, Futterangebote, Nistgelegenheiten, Dekomaterialien usw. für welche Arten geeignet sind, ist oft nur den verstreuten und schnell vergessenen Haltungsberichten zu entnehmen. Mancher Händler versucht sich professionell zu geben, was aber oft genug bei genauerer Betrachtung zum schönen Schein wird.
Die Aufzählung ließe sich leicht verlängern. Aber vielleicht finden andere User hier weitere Gründe für das eingangs erwähnte „Abebben des Hypes“, oder sie haben einen anderen Eindruck gewonnen?
Schönen Sonntag wünscht
Merkur
http://eusozial.de/viewtopic.php?f=4&t= ... 639#p30952
Zitat (letzter Abschnitt): „Was die Zukunft bringt? Wer weiss. Ich beobachte eigentlich ein allmähliches Abebben eines Hypes. Am deutlichsten für mich erkennbar in den immer mehr zurückgehenden Internetaktivitäten der erfahreneren Ameisenhalter.“
Der Rückgang der Aktivitäten in allen Foren (sogar im amerikanischen!) ist in der Tat auffällig, und er scheint diesmal nicht saisonbedingt zu sein: Schließlich gibt es mehr exotische Ameisen denn je zu kaufen, und die sollen ja keine Winterpause machen….
Zitat: „Einerseits war es mir immer absolut unerklärlich, warum manche Menschen mit so grosser Beharrlichkeit für Verbote warben und für Einschränkungen. Das in einer freien, demokratischen Gesellschaft. Ich konnte diese dogmatische Einstellung nie verstehen und habe so manchen Streit deswegen gehabt und mitgeführt. Verbote und Einschränkungen, Bevormundungen und Grenzsetzungen kannte ich zur Genüge aus meiner Zeit in der DDR, ich konnte eben nie verstehen, dass solche Instrumente ein Mittel der Wahl sein sollten in dieser Bundesrepublik.“
Es ist eine Frage des Verständnisses von Demokratie, ob man sie als die grenzenlose Freiheit betrachtet, alles zu tun, wozu man gerade Lust hat, oder ob man akzeptiert, dass es auch in einem demokratischen System notwendig ist, individuelle Aktivitäten einzuschränken, wo sie die Interessen anderer bzw. der Allgemeinheit tangieren können (Bsp.: Naturschutz, Artenschutz).
Aber darüber will ich nicht weiter diskutieren; die in D nicht vorhandenen Einschränkungen sollten mit dem Rückgang der Ameisenhaltung wohl nichts zu tun haben.
Bleiben wir bei den Gründen fürden Rückgang:
Aus meiner Sicht, und ich verfolge die Entwicklung praktisch seit Beginn der Zeit der Ameisenforen und des Handels mit einheimischen und ausländischen Ameisen, ist es ein Grundübel, dass viel zu viele Arten in den Markt gedrückt wurden, über deren Lebensweise und Haltungsansprüche wenig bis nichts bekannt war und ist. Die Folge ist häufiges Scheitern der Haltung (wovon in den Foren sicher längst nicht alles berichtet wurde). Selten wurde eine bestimmte Art über längere Zeit immer wieder angeboten, so dass Haltungserfahrungen mit der Art A eben wenig hilfreich waren, wenn man kurze Zeit später nur Art B oder C angeboten bekam, für die man wieder bei Null beginnen musste.
Ein weiteres Übel ist die ungebremste Reklame für die Haltung von sehr oft problematischen Arten, die auch sehr junge Jugendliche verleitet hat, sich möglichst bald den anspruchsvollen Exoten zuzuwenden: Damit ließ sich natürlich mehr verdienen als mit Königinnen von Lasius niger oder Camponotus ligniperdus. Ich schätze, dass sehr viele „Anfänger“ aufgrund von Misserfolgen sich rasch von der Ameisenhaltung abgewandt haben. Das dürfte auch für viele an Jahren ältere Halter zutreffen, von denen man nach einer enthusiastischen Anfangsphase plötzlich nichts mehr lesen konnte.
Das Angebot von „Zubehörartikeln“ wurde derart unübersichtlich, dass Fehlkäufe unvermeidlich waren und sind. Man greift auf „Startersets“ usw. zurück, in denen oft Unbrauchbares enthalten ist. Welche Formikarien, Futterangebote, Nistgelegenheiten, Dekomaterialien usw. für welche Arten geeignet sind, ist oft nur den verstreuten und schnell vergessenen Haltungsberichten zu entnehmen. Mancher Händler versucht sich professionell zu geben, was aber oft genug bei genauerer Betrachtung zum schönen Schein wird.
Die Aufzählung ließe sich leicht verlängern. Aber vielleicht finden andere User hier weitere Gründe für das eingangs erwähnte „Abebben des Hypes“, oder sie haben einen anderen Eindruck gewonnen?
Schönen Sonntag wünscht
Merkur