Es freut mich immer wieder, wenn so ein „Themenanstoß“ eine fruchtbare Diskussion zur Folge hat!
Hier gibt es eine Zusammenstellung von Informationen zu dem Thema „Blattschneider und ihre Symbionten“, Stand 2006:
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Arc ... 01.2006.29 Bei den für die Ameisen nützlichen Bakterien handelt es sich um Streptomyceten, die aber
bei den Arbeiterinnen in Cuticula-Grübchen auf der Ventralseite des Thorax leben (so, wie es Reber aus „Der Superorganismus“ zitiert). Sie sondern Antibiotika ab, die wiederum den parasitischen Pilz der Gattung
Escovopsis in Schach halten.
Hier gibt es
Bilder dazu:
http://www1.bio.ku.dk/forskning/oe/cse/ ... cience.pdf Artikel:
"Fungus-growing ants use antibiotic-producing bacteria to control garden parasites".
Science 6 January 2006: Vol. 311. no. 5757, pp. 81 – 83 DOI: 10.1126/science.1119744
CAMERON R. CURRIE, MICHAEL POULSEN, JOHN MENDENHALL, JACOBUS J. BOOMSMA, JOHAN BILLEN.
Die (ebenfalls von Reber zitierte)
Unverträglichkeit der Pilze, sogar aus zwei benachbarten Kolonien, wirkt sich im Experiment auf Agar nicht unmittelbar aus, sondern
benötigt einige Wochen, bis der Effekt messbar ist. Im Original von „The Superorganism“ (2009) findet sich das Experiment auf S. 447-448. Ergebnisse wurden nach 2 Monaten(!) endgültig beurteilt. –
Fehlschläge nach Zugabe von Fremdpilz machen sich also evtl. erst mit einiger Verzögerung bemerkbar!Zurück zu meiner Ausgangsfrage: Was mir auf den verlinkten Bildern auffällt, ist allerdings ein „Häufchen“ oder Hügel von gelblichem
Material, das oben auf dem Thorax der Gyne liegt. Und das ist mir rätselhaft!
Auf der Abbildung einer Gyne bei myants *) allerdings sieht man praktisch identisches Material, mit mehreren Anhäufungen auf dem Thorax und einer am rechten Hinterkopf.
https://myants.de/Ex/Suedamerika/Koloni ... essen.html Sollte es sich dabei um Ansammlungen von Streptomyceten handeln, die von der Gyne aus dem Mutternest mitgenommen werden? – Bei den lebhaften Aktivitäten der jungen Königin, Ausschachten der Gründungskammer, Auslaufen zur Suche nach Pflanzenmaterial etc. könnten die Bakterien doch leicht abgestreift werden, während das Pilzmyzel ja in der Infrabuccaltasche sicher verwahrt mitgebracht wird.
Vielleicht gibt es eine Erklärung in der umfangreichen Literatur zur Pilz- und Bakteriensymbiose von Blattschneidern. Die Suche dürfte zeitraubend sein.
Daher nochmals die Frage an diejenigen, die mit solchen Königinnen Handel treiben und somit viele davon zu Gesicht bekommen:
Ist dieses Material auf den Acromyrmex-Gynen regelmäßig zu finden?Noch eine „interessante“ Information: In demselben Buch von Hölldobler und Wilson „The Superorganism“ stieß ich auf S. 417 auf Zahlen
zum Erfolg von Koloniegründungen imFreiland:
Von 13.300 Koloniegründungen von
Atta capiguara lebten nach drei Monaten noch ganze 12.
Von 3.558 Gründungen von
Atta sexdens waren nach drei Monaten noch 90 (2,5 %) am Leben.
Von
Atta cephalotes überlebten nach einer anderen Studie nach wenigen Monaten noch 10 % der neu gegründeten Kolonien.
(Originalliteratur ist im Buch zitiert)
Zwar werden keine Angaben über die Ursachen der enormen Ausfälle (im Freiland!) gemacht, doch muss man sich nicht unbedingt wundern, wenn auch in der Haltung längst nicht jede Koloniegründung gelingt!
PS: *) Geändert; war eine Verwechslung der shops.
MfG,
Merkur