Hallo Emse:
Es ist schön zu sehen, wenn mal jemand in älteren Foren- und Awiki-Beiträgen stöbert, und Deine Beiträge zeigen auch, wie nützlich das ist!
Zu der 2012 im AWiki festgehaltenen Aussage ist m. E. inzwischen nichts zu ändern:
„Anders als bei vielen höheren Ameisen kommt Trophallaxis bei Messor nur selten vor.“ - Das ist bewusst vorsichtig formuliert, da man es zum damaligen Zeitpunkt nicht völlig ausschließen konnte (und da das offenbar auch heute noch nicht definitiv möglich ist).
Wie eine klar erkennbare
Trophallaxis aussieht, bei der flüssiger Inhalt aus dem Kropf übergeben wird, ist in diesem Video bestens zu verfolgen:
https://www.youtube.com/watch?v=djuPB7L-cCgDie angebettelte und fütternde kleine Arbeiterin steht mit weit gespreizten Mandibeln und erhobenem Kopf, so dass die große Arbeiterin mit Maxillen und Labium die Flüssigkeit von den Mundteilen der Futterspenderin ablecken kann.
So weit bekannt, kann keine Ameisenart
feste Nahrung(-sbröckchen) aufnehmen: Der Ösophagus ist bei den adulten Tieren zu eng.
Kropfinhalt kann neben direkt von außen aufgenommenen Flüssigkeiten (Zuckerwasser, Honigtau, …,) auch Sekrete diverser im Kopf-/ Mundbereich ausmündender Drüsen enthalten, so vor allem von Speicheldrüsen und Maxillardrüsen.
Solche Sekrete können verschluckt, und später, evtl. gemischt mit sonstigem Kropfinhalt, verfüttert werden, oder sie werden ohne diesen Umweg direkt weitergegeben, an andere Arbeiterinnen, Königin, Larven.
Der Terminus
„Trophallaxis“ wurde zu einer Zeit geprägt, als man die mögliche Beteiligung von Drüsensekreten noch nicht kannte und nur das auffällige, deutlich sichtbare Verhalten bei einigen häufigen Arten beobachtete.
Somit ist die Frage offen, ob „Trophallaxis“ auch die Übertragung von Drüsensekreten einschließen soll, wenn die Sekrete direkt (ohne Umweg über den Kropf) von Mund zu Mund weitergegeben werden.
Eine weitere Frage ist die
Einbeziehung der Larven: Bei vielen Arten (Myrmicinen, aber z. B. auch
Camponotus spp.) fressen Larven deutlich erkennbar an festen Futterbröckchen (die Larven haben geeignete Mandibeln und können größere Bröckchen in ihren Mitteldarm befördern).
https://ameisenwiki.de/index.php/Ern%C3 ... von_Larven Und Larven können die Verdauungsprodukte in gelöster Form regurgitieren und an die Arbeiterinnen (oder sogar Königin) abgeben. Auf diesem Wege wird feste Proteinnahrung auch für die adulten Tiere verfügbar gemacht
(Bei Larven ist übrigens kein erweiterter Ösophagus = Kropf feststellbar).
Wasserversorgung:Darüber wird in den Foren sehr großzügig spekuliert, werden viele nicht überprüfte Behauptungen verbreitet.
Im Freiland stellt sich die Frage, wo bei Trockenheit (
Messor leben meist in trockenen Gebieten!) Wasser aufgenommen werden kann? - Eventuell aus feuchten Bodenschichten in den Nesttiefen?
Bewohnern trockener Zweige an Bäumen (
Temnothorax affinis u.a.) dürfte es ebenfalls schwerfallen, trinkbares Wasser zu sammeln. Aber gerade in trockenen Zeiten gibt es bei nächtlicher Abkühlung Kondensfeuchtigkeit,
die Zweige und Flechten befeuchtet.
Ameisen erzeugen aber auch allein durch ihre Atmung und Verdauung von Nahrung Wasser, das bei den gut gegen Verdunstung geschützten Adulten oft ausreicht (Bsp. Mehlwürmer: Sie benötigen überhaupt kein Trinkwasser!). -
Wenn Ameisen in der Haltung sich „wie wild“ auf eine Wasserquelle stürzen, sind sie nicht nur selbst durstig, sondern das Formikarium ist deutlich zu trocken, die relative Luftfeuchtigkeit viel zu niedrig, z. B. bei Beheizung
von unten. Dann ist auch zu beobachten, dass sie Kondenswasser an den kühleren Stellen der Scheiben auflecken.
Die Frage, welche Ameisenarten tatsächlich und auch unter normalen Freilandbedingungen
Wasser trinken um damit das Nest zu befeuchten sollte mit angefärbtem Wasser experimentell geklärt werden. - Mir ist keine einschlägige Untersuchung bekannt. (Bei Honigbienen und sozialen Wespen weiß man es längst, und da ist es auch leicht sichtbar, da Wespen z. B. kleine Tropfen unter den Mundwerkzeugen ins Nest tragen. Honigbienen machen es im Kropf.
Man sieht Bienen und Wespen ja auch oft an zugänglichen Wasserstellen trinken).
Es ist alles nicht ganz einfach!

(Und die Shops stellen die Dinge i.d.R. sehr "vereinfacht" dar.)
MfG,
Merkur