Als Kompromiss haben sich relativ dunkle rote Folien bewährt: Sie lassen einen begrenzten Einblick in die Nestkammern zu, werden aber von den Ameisen z. B. gegenüber der hellen Arena bevorzugt.
Immer wieder aber wird dieses Prinzip zerredet, stößt man in den Foren auf Angaben, wonach die Ameisen im Hellen nisten (müssen), wo es den Tieren angeblich egal ist, ob ihr Nest hell oder dunkel ist, oder wo sich die Tiere „an das Licht gewöhnt“ haben.
Vielleicht ist das so. Ich habe viele Ameisenarten im Labor gehalten, vor allem mittel- und südeuropäische, selten Arten aus den Tropen oder Subtropen. Vielleicht war nur zufällig keine photophile Art dabei.

Nun habe ich gerade zum Fotografieren mal eine „Ameisensortieranlage“ nachgebaut, wie ich sie ich über Jahrzehnte genutzt habe, insbesondere für kleinere Arten der Gattungen Leptothorax, Temnothorax, Myrmica, Myrmecina usw..
Die Völkchen wurden mittels Exhaustor in Glasröhrchen gesaugt (auch Reagenzgläser gehen, für größere Völker). Im Labor wurden sie durch Klopfen an die Wand nach unten befördert, dann wurde ein durchbohrter Stopfen (Kork, auch Gummi, wie im Bild) aufgesetzt. In die Bohrung wurde ein passendes Stück Kunststoffschlauch (hell, transparent) gesteckt. Das andere Ende führte durch einen zweiten Stopfen in ein leeres, gleichartiges Röhrchen, das mit einer schwarzen Papphülle umgeben war.
Vielfach wurden dann 20 und mehr solcher Konstruktionen in eine Schale gelegt. Das Ganze wurde mit einer Schreibtischlampe (40 oder 60 W) beleuchtet, jedoch nicht wesentlich über Labortemperatur erwärmt.
Bis zum nächsten Morgen bei Dienstantritt waren alle Völkchen komplett in den verdunkelten Röhrchen. Den ganzen Dreck, der beim Aufsaugen aus dem Nest mit ins Sammelröhrchen gelangt war, hatten sie säuberlich zurück gelassen, dabei aber sorgfältig jedes Ei, jedes kleine Lärvchen ausgebuddelt und mitgenommen.

Das Völkchen konnte dann eben komplett, aber ohne Fremdmaterial, in das vorbereitete Formikar geschüttet werden, von wo die Tiere rasch in ihre endgültige (verdunkelte) Nestkammer umzogen.
Wichtig ist, dass zwischen den beiden zur Wahl stehenden Nistgelegenheiten außer in der Helligkeit keinerlei Unterschied in Temperatur, Feuchtigkeit, Nistraum (-größe, -höhe usw.) besteht. Wenn sich das einrichten lässt, ist die „Sortieranlage“ sogar für kleine Schülerversuche geeignet: Zieht das Volk zurück, wenn man das schmutzige gegen ein sauberes Röhrchen austauscht und dieses verdunkelt? Wie rasch geht der Umzug vonstatten? Gerade bei z. B. Temnothorax nylanderi lässt sich dabei sehr schön das Trageverhalten beobachten, Tragen von Arbeiterinnen, Königin, geflügelten Gynen, Männchen, Puppen, …
Ich plädiere nach wie vor dafür, den Ameisen verdunkelte Nistgelegenheiten anzubieten! Auch wenn es bei der einen oder anderen Art anders gehen sollte, ist ein dunkles Nest ein Stückchen naturnäher in dem ansonsten ja doch recht naturfernen Habitat eines Formikariums!

MfG,
Merkur