Wie Ameisen sich gegen ihre Sozialparasiten wehren

Grüter C, Jongepier E, Foitzik S. (2018) Insect societies fight back: the evolution of defensive traits against social parasites. - Phil. Trans. R. Soc. B 373: 20170200. http://dx.doi.org/10.1098/rstb.2017.0200
Insektenstaaten schlagen zurück: Die Evolution von Verteidigungsmaßnahmen gegen Sozialparasiten.
Es ist ein Überblick zu Arbeiten vor allem der Arbeitsgruppe S. Foitzik in Mainz, die versucht, Belege dafür zu finden, dass selbständige Ameisenarten gegen den Feinddruck durch sozialparasitische Arten Abwehrmechanismen entwickeln können.
Insbesondere werden Experimente referiert, bei denen es um die amerikanischen Sklavenhalter Protomognthus americanus (jetzt: Temnothorax americanus) und Temnothorax pilagens und deren Sklavenarten T. ambiguus, T. curvispinosus und T. longispinosus geht, sowie um die europäische Art Harpagoxenus sublaevis und ihre Leptothorax-Sklaven.
In diesem Zusammenhang wurde in der Literatur auch wiederholt eine „Rebellion der Sklaven“ diskutiert, die im Sklavenhalter-Nest gezielt die Brut der Sklavenhalter zerstören und damit den Sklavenhaltern weniger intensive Raubzüge ermöglichen sollen. Da die Sklavenart-Völker in der Nachbarschaft oft untereinander (und damit auch mit den bereits versklavten Arbeiterinnen) recht nahe verwandt sind, soll diese „Rebellion“ auf indirekte Weise die „inclusive fitness“ der Sklaven fördern. Versklavte Arbeiterinnen pflanzen sich ja nicht fort, können also durch ihre Aggression gegen die Sklavenhalter-Brut ihre direkte Fitness (Kopien ihrer Gene in der nächsten Generation) nicht verbessern. Theoretisch könnte es funktionieren…
MfG,
Merkur
Insektenstaaten schlagen zurück: Die Evolution von Verteidigungsmaßnahmen gegen Sozialparasiten.
Abstract
Insect societies face many social parasites that exploit their altruistic behaviours
or their resources. Due to the fitness costs these social parasites incur, hosts have
evolved various behavioural, chemical, architectural and morphological
defence traits. Similar to bacteria infecting multicellular hosts, social parasites
have to successfully go through several steps to exploit their hosts. Here, we
review how social insects try to interrupt this sequence of events. They can
avoid parasite contact by choosing to nest in parasite-free locales or evade
attacks by adapting their colony structure. Once social parasites attack, hosts
attempt to detect them, which can be facilitated by adjustments in colony
odour. If social parasites enter the nest, hosts can either aggressively defend
their colony or take their young and flee. Nest structures are often shaped to
prevent social parasite invasion or to safeguard host resources. Finally, if
social parasites successfully establish themselves in host nests, hosts can rebel
by killing the parasite brood or by reproducing in the parasites’ presence.
Hosts of social parasites can therefore develop multiple traits, leading to the
evolution of complex defence portfolios of co-dependent traits. Social parasites
can respond to these multi-level defences with counter-adaptations, potentially
leading to geographical mosaics of coevolution.
This article is part of the Theo Murphy meeting issue ‘Evolution of
pathogen and parasite avoidance behaviours‘.
Es ist ein Überblick zu Arbeiten vor allem der Arbeitsgruppe S. Foitzik in Mainz, die versucht, Belege dafür zu finden, dass selbständige Ameisenarten gegen den Feinddruck durch sozialparasitische Arten Abwehrmechanismen entwickeln können.
Insbesondere werden Experimente referiert, bei denen es um die amerikanischen Sklavenhalter Protomognthus americanus (jetzt: Temnothorax americanus) und Temnothorax pilagens und deren Sklavenarten T. ambiguus, T. curvispinosus und T. longispinosus geht, sowie um die europäische Art Harpagoxenus sublaevis und ihre Leptothorax-Sklaven.
In diesem Zusammenhang wurde in der Literatur auch wiederholt eine „Rebellion der Sklaven“ diskutiert, die im Sklavenhalter-Nest gezielt die Brut der Sklavenhalter zerstören und damit den Sklavenhaltern weniger intensive Raubzüge ermöglichen sollen. Da die Sklavenart-Völker in der Nachbarschaft oft untereinander (und damit auch mit den bereits versklavten Arbeiterinnen) recht nahe verwandt sind, soll diese „Rebellion“ auf indirekte Weise die „inclusive fitness“ der Sklaven fördern. Versklavte Arbeiterinnen pflanzen sich ja nicht fort, können also durch ihre Aggression gegen die Sklavenhalter-Brut ihre direkte Fitness (Kopien ihrer Gene in der nächsten Generation) nicht verbessern. Theoretisch könnte es funktionieren…
MfG,
Merkur