Reduzierte chemische Sinne auch bei Inquilinen von Attini

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Reduzierte chemische Sinne auch bei Inquilinen von Attini

Beitragvon Merkur » Samstag 22. Mai 2021, 13:51

Fast gleichzeitig mit dem oben referierten Artikel über eine solche Erscheinung bei Sklavenhaltenden Ameisen ist jetzt die folgende Publikation erschienen:
Lukas Schrader, Hailin Pan, Martin Bollazzi, Morten Schiøtt, Fredrick J. Larabee, Xupeng Bi, Yuan Deng, Guojie Zhang, Jacobus J. Boomsma & Christian Rabeling: Relaxed selection underlies genome erosion in socially parasitic ant species. Nat Commun 12, 2918 (2021). https://doi.org/10.1038/s41467-021-23178-w
(Bei sozialparasitischen Ameisenarten ist „entspannte Selektion“ die Grundlage für Reduktionen im Genom.)
Abstract
Inquiline ants are highly specialized and obligate social parasites that infiltrate and exploit colonies of closely related species. They have evolved many times convergently, are often evolutionarily young lineages, and are almost invariably rare. Focusing on the leaf-cutting ant genus Acromyrmex, we compared genomes of three inquiline social parasites with their free-living, closely-related hosts. The social parasite genomes show distinct signatures of erosion compared to the host lineages, as a consequence of relaxed selective constraints on traits associated with cooperative ant colony life and of inquilines having very small effective population sizes. We find parallel gene losses, particularly in olfactory receptors, consistent with inquiline species having highly reduced social behavioral repertoires. Many of the genomic changes that we uncover resemble those observed in the genomes of obligate non-social parasites and intracellular endosymbionts that branched off into highly specialized, host-dependent niches.

Mit ähnlicher Methodik haben die Autoren die genetischen Grundlagen für den Geruchssinn bei den Inquilinen von Acromyrmex-Arten untersucht:

Acromyrmex charruanus (Wirtsart Acromyrmex heyeri)
Acromyrmex insinuator ( Wirtsart Acromyrmex echinatior)
Pseudoatta argentina (Wirtsart Acromyrmex heyeri)

Im Prinzip ist es lange bekannt, dass parasitische Organismen gegenüber frei lebenden Verwandten eine oft drastische „Degeneration“ von morphologischen und Verhaltensmerkmalen aufweisen, da sie nicht mehr den üblichen Selektionsfaktoren unterliegen. Dabei können auch ansonsten wichtige Organe wie Augen ziemlich „rasch“ zurückgebildet werden.
Nun kann man solche Veränderungen neuerdings auf molekularer Ebene, direkt im Genom, beobachten.
Ähnlich wie in der Veröffentlichung von Jongepier et al. (2021) bei sklavenhaltenden Ameisen aus der Temnothorax-Verwandtschaft haben Schrader et al. (2021) nun solche Reduktionserscheinungen bei Inquilinen (arbeiterinlosen Sozialparasiten) von Acromyrmex aufgezeigt.

AntWiki: "The parasitic queens of Pseudoatta argentina are known to use Acromyrmex heyeri, Acromyrmex lundii and possibly Acromyrmex balzani as hosts. Details concerning their biology can be found in Bruch (1928) and Gallardo (1929)." / Das sind also recht alte Befunde. Mich wundert, dass hier eine arbeiterinnenlose Inquilinen-Art mehrere Wirtsarten haben kann.

MfG,
Merkur
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