Danke an Ameisenfreund für den Link zu SPON! - Nur geht es nicht um das
Eindringen in "fremde Nester", sondern um das Erkunden unbekannten Terrains, resp. möglicher Nistgelegenheiten.
Auch ich habe mich aus Neugier etwas näher mit der Sache befasst.
Aus WIRED: „Jetzt veröffentlichte der Ameisenforscher Edmund
Hull von der Universität Bristol eine Studie im Journal Biological Letters, nach der auch Ameisen eine Neigung haben, im Kreise zu laufen.“
Mit „
Edmund Hull“ kommt man im Internet nicht weit: Der Autor der Studie heißt Edmund
Hunt.
http://www.bris.ac.uk/biology/people/pe ... rview.htmlAuf die Spur brachten mich die Ameisenart
Temnothorax albipennis und die Uni Bristol:
Dort arbeiten Wissenschaftler um
Prof. Nigel Franks seit Jahrzehnten über Orientierung und Nistplatzwahl dieser meist in Felsspalten lebenden Schmalbrustameise. Hunt forscht dort für seine Doktorarbeit.
„24 Dec 2014 My first paper shows that ants have a leftward bias when exploring unknown nest sites. This may have adaptive value rather than being incidental. The ants' eusocial organisation may bring additional benefits to coordinating a bias.
There was a range of media coverage, including: NPR Radio, BBC Radio Bristol, Science News, AFP News” Die Ergebnisse der Gruppenarbeit von sechs Autoren wurden also gleich wieder von den Medien aufgegriffen, z. B.:
https://www.sciencenews.org/article/roc ... r-crevices, oder nun auch von Spiegel online.
Original-Veröffentlichung:
Hunt, ER, O'Shea-Wheller, TA, Albery, GF, Bridger, TH, Gumn, M & Franks, NR 2014, ‘Ants show a leftward turning bias when exploring unknown nest sites’.- Biology Letters, vol 10. Published online December 24, 2014. doi: 10.1098/rsbl.2014.0845.
http://rsbl.royalsocietypublishing.org/ ... 5.full.pdf (oder unter dem von Ameisenfreund geposteten Link).
So läuft das heute in der Wissenschaft!
MfG Merkur (Mit leichtem Kopfschütteln,

)
Noch etwas zum Thema:Die Bevorzugung einer Richtung bei Abzweigungen erinnert mich an einen Vortrag von
Prof. Rudolf Jander auf irgendeinem Kongress. Es ging darum, mit welcher Strategie eine Ameise möglichst effektiv eine Pflanze nach Beute oder Blattläusen absucht: Sie bevorzugt, stets nach derselben Richtung abzubiegen. Also etwa „links ab“ auf einen Blattstiel; davon links ab auf den Blattrand, im Uhrzeigersinn um das Blatt herum, wieder am Stiel angelangt kommt sie mit einer Linkswendung auf den Stiel, an dessen Basis links ab auf den Stängel, dort bis zum nächsten Blattstiel, links ab, usw., bis sie am Ende wieder am Stängelgrund landet und auf die Spur zum Nest gelangt. (Ich fand nichts dazu bei der Internet-Suche).
Etwas ausführlicher ist das in der folgenden Arbeit dargestellt:
Rudolf Jander (1990): Arboreal search in ants: Search on branches (Hymenoptera: Formicidae). - Journal of Insect Behavior 06/1990; 3(4):515-527. DOI: 10.1007/BF01052015
ABSTRACT
Ants (Formicidae) perform two distinct search behaviors for resources: on the ground they use irregular, almost random alternating looping, and on branches and leaves they resort to outline-tracing (arboreal systematic search), whereby [i]the individual systematically turns to one side at bifurcations and to the opposite side when turning about at end points. Experiments with searching Formica pallidefulva and Crematogaster cerasion artificial stick mazes under seminatural conditions demonstrated that bifurcations and end points only trigger turn decisions, whereas
an intrinsic mechanism specifies the handedness of such turns. Arboreal homing differs from arboreal searching by a much stronger tendency to rectify paths by counterturning. The theory is advanced that searching on branches by outline-tracing is evolutionarily derived from ranging search by superposing a sustained intrinsic turn bias and by suppressing random turns.[/i]
Ameisenforschung kann schon ganz lustige Wendungen nehmen!
