Ameisen benötigen Salz (NaCl)

Außerhalb des Gesichtskreises der wissenschaftlichen Regenbogenpresse („Bandwürmer lassen Ameisen erröten“, „Auch Ameisen müssen aufs Klo“, usw.) gibt es viele ernst zu nehmende Zeitschriften, die oft deutlich wichtigere Ergebnisse liefern. Dazu gehört die „Insectes Sociaux“.
Hier erschien gerade ein Artikel zum Salzbedarf von Ameisen:
http://link.springer.com/article/10.100 ... 014-0382-2
J. Vieira & H. L. Vasconcelos (2015): Inter-generic and inter-habitat variation in the demand for sodium by Neotropical ants. - Insectes Sociaux 62, 133-140.
(“Variabler Natrium-Bedarf bei neotropischen Ameisen in Abhängigkeit von Gattung und Habitat.”)
Abstract
Sodium is a potentially limiting element for ant populations. Here we examined the extent to which the demand for sodium varies among different ant genera and habitats. Sucrose and NaCl baits were placed on the ground and in trees located within three types of savanna and one type of forest. Tree-dwelling ants were found ca. two times more often on NaCl than on sugar baits, whereas on ground the frequency of ants on NaCl baits was about 20 % lower than on sugar baits. This difference seems to be explained by compositional differences between the tree- and ground-dwelling faunas. Camponotus and Cephalotes were much more frequent in trees than on ground, and both showed a preference for NaCl over sucrose baits. In contrast, the most frequent ants on the ground were Pheidole, and these were mainly attracted to sucrose baits. Genera-specific patterns of bait use did not differ significantly among habitats in spite of potential differences in the availability of sucrose (in honeydew and plant exudates) and sodium (in animal matter) for ants among these same habitats. In all habitats, genera that are predominantly carnivorous were comparatively less attracted to NaCl baits than those that rely more on plant matter. These findings lend additional support to the idea that sodium limitation is associated with the ant´s trophic position. At the community level, thus, the attractiveness of sodium sources to ants will depend both on rates of external sodium inputs as well on community composition.
Kochsalz, NaCl, ist lebenswichtiger Bestandteil in der Nahrung aller Tiere:
Wikipedia: In gelöster Form liegt Kochsalz in Form von positiv geladenen Natrium- und negativ geladenen Chloridionen vor, die jeweils eine eigene wichtige Rolle für den Wasserhaushalt, das Nervensystem, die Verdauung und den Knochenaufbau besitzen.....
Die o.g. Untersuchung erfolgte an tropischen Ameisen der Neuen Welt, doch lassen sich die Ergebnisse durchaus auf andere Ameisenarten übertragen.
Man hat „Köder“ in Form von Zuckerwasser bzw. einer Kochsalzlösung ausgebracht und verfolgt, welche Ameisen daran zu beobachten waren.
Baumbewohnende Ameisen (Camponotus, Cephalotes) waren zweimal häufiger an der Salzlösung als am Zucker. Hingegen wurde NaCl von bodenbewohnenden Ameisen (v. a. Pheidole spp.) um 20 % weniger häufig besucht als Zucker.
Keine signifikanten Unterschiede in der Bevorzugung der einen oder anderen Lösung wurden im Vergleich verschiedener Gattungen gefunden.
Die Verfasser berichten, dass in allen verglichenen Habitaten die überwiegend räuberischen Ameisen durch NaCl weniger angelockt wurden als die Arten, deren Ernährung hauptsächlich auf Pflanzenmaterial (Honigtau) beruht: Salz ist in Beutetieren in größeren Mengen vorhanden als in den pflanzlichen Nahrungsquellen.
Hat das eine Konsequenz für die Haltung von Ameisen als Heimtiere?
Ich denke schon!
Auch die im Handel angebotenen Ameisen sind zum Teil überwiegend räuberisch (z. B. Ponerinae), zum Teil nehmen sie im Freiland überwiegend Honigtau auf (Lasius, Camponotus u. a.).
Bei der traditionellen Haltung von Ameisen für wiss. Zwecke werden fast immer nebeneinander Proteine (in Form von Insekten-Teilen) und Kohlenhydrate (in Form von Zucker- oder Honigwasser) angeboten. Je nach Bedarf können die Ameisen ihr Salz aus den Insekten beziehen, denn darin ist es ja in der für sie lebensnotwendigen Konzentration enthalten!
Anders ist das bei künstlichen Diäten, in denen Proteine und Kohlenhydrate gemischt vorliegen. Wohl nirgends erfährt man, welche Salze in welchen Mengen darin enthalten sind, auch wenn gelegentlich von zugegebenen Salzen und Mineralien die Rede ist.
Passend in diesem Zusammenhang ist übrigens auch die häufige Beobachtung, dass gerade Ameisenarten, die stark von Honigtau abhängig sind, gerne z. B. Vogelkot aufsuchen und daran lecken: Auch darin ist ausgeschiedenes NaCl enthalten (neben anderen u. U. nutzbaren Verbindungen).
MfG,
Merkur
Hier erschien gerade ein Artikel zum Salzbedarf von Ameisen:
http://link.springer.com/article/10.100 ... 014-0382-2
J. Vieira & H. L. Vasconcelos (2015): Inter-generic and inter-habitat variation in the demand for sodium by Neotropical ants. - Insectes Sociaux 62, 133-140.
(“Variabler Natrium-Bedarf bei neotropischen Ameisen in Abhängigkeit von Gattung und Habitat.”)
Abstract
Sodium is a potentially limiting element for ant populations. Here we examined the extent to which the demand for sodium varies among different ant genera and habitats. Sucrose and NaCl baits were placed on the ground and in trees located within three types of savanna and one type of forest. Tree-dwelling ants were found ca. two times more often on NaCl than on sugar baits, whereas on ground the frequency of ants on NaCl baits was about 20 % lower than on sugar baits. This difference seems to be explained by compositional differences between the tree- and ground-dwelling faunas. Camponotus and Cephalotes were much more frequent in trees than on ground, and both showed a preference for NaCl over sucrose baits. In contrast, the most frequent ants on the ground were Pheidole, and these were mainly attracted to sucrose baits. Genera-specific patterns of bait use did not differ significantly among habitats in spite of potential differences in the availability of sucrose (in honeydew and plant exudates) and sodium (in animal matter) for ants among these same habitats. In all habitats, genera that are predominantly carnivorous were comparatively less attracted to NaCl baits than those that rely more on plant matter. These findings lend additional support to the idea that sodium limitation is associated with the ant´s trophic position. At the community level, thus, the attractiveness of sodium sources to ants will depend both on rates of external sodium inputs as well on community composition.
Kochsalz, NaCl, ist lebenswichtiger Bestandteil in der Nahrung aller Tiere:
Wikipedia: In gelöster Form liegt Kochsalz in Form von positiv geladenen Natrium- und negativ geladenen Chloridionen vor, die jeweils eine eigene wichtige Rolle für den Wasserhaushalt, das Nervensystem, die Verdauung und den Knochenaufbau besitzen.....
Die o.g. Untersuchung erfolgte an tropischen Ameisen der Neuen Welt, doch lassen sich die Ergebnisse durchaus auf andere Ameisenarten übertragen.
Man hat „Köder“ in Form von Zuckerwasser bzw. einer Kochsalzlösung ausgebracht und verfolgt, welche Ameisen daran zu beobachten waren.
Baumbewohnende Ameisen (Camponotus, Cephalotes) waren zweimal häufiger an der Salzlösung als am Zucker. Hingegen wurde NaCl von bodenbewohnenden Ameisen (v. a. Pheidole spp.) um 20 % weniger häufig besucht als Zucker.
Keine signifikanten Unterschiede in der Bevorzugung der einen oder anderen Lösung wurden im Vergleich verschiedener Gattungen gefunden.
Die Verfasser berichten, dass in allen verglichenen Habitaten die überwiegend räuberischen Ameisen durch NaCl weniger angelockt wurden als die Arten, deren Ernährung hauptsächlich auf Pflanzenmaterial (Honigtau) beruht: Salz ist in Beutetieren in größeren Mengen vorhanden als in den pflanzlichen Nahrungsquellen.
Hat das eine Konsequenz für die Haltung von Ameisen als Heimtiere?
Ich denke schon!
Auch die im Handel angebotenen Ameisen sind zum Teil überwiegend räuberisch (z. B. Ponerinae), zum Teil nehmen sie im Freiland überwiegend Honigtau auf (Lasius, Camponotus u. a.).
Bei der traditionellen Haltung von Ameisen für wiss. Zwecke werden fast immer nebeneinander Proteine (in Form von Insekten-Teilen) und Kohlenhydrate (in Form von Zucker- oder Honigwasser) angeboten. Je nach Bedarf können die Ameisen ihr Salz aus den Insekten beziehen, denn darin ist es ja in der für sie lebensnotwendigen Konzentration enthalten!
Anders ist das bei künstlichen Diäten, in denen Proteine und Kohlenhydrate gemischt vorliegen. Wohl nirgends erfährt man, welche Salze in welchen Mengen darin enthalten sind, auch wenn gelegentlich von zugegebenen Salzen und Mineralien die Rede ist.
Passend in diesem Zusammenhang ist übrigens auch die häufige Beobachtung, dass gerade Ameisenarten, die stark von Honigtau abhängig sind, gerne z. B. Vogelkot aufsuchen und daran lecken: Auch darin ist ausgeschiedenes NaCl enthalten (neben anderen u. U. nutzbaren Verbindungen).
MfG,
Merkur