Holzschäden durch Lasius brunneus?
Die Frage, ob und welche Hausameisen Holz zerstören können, taucht immer wieder auf (
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... 23&start=0 ). Besonders häufig ist die „Braune Wegameise“ in zerstörtem Bauholz anzutreffen. Zahllose Bekämpfungsmittel gegen Hausameisen und z. T. auch speziell gegen
Lasius brunneus werden verkauft. Oft sollen professionelle Schädlingsbekämpfer gegen diese "schädlichen Holzameisen" vorgehen.
Die über Jahre laufenden Bestimmungen im Forum der DASW, zusammen mit den Befalls-Umständen, habe zu der Erkenntnis geführt, dass diese Ameisen (ebenso wie
Lasius emarginatus) nicht ursächlich für die Zerstörung von verbautem Holz und einigen Isoliermaterialien verantwortlich gemacht werden können: Sie nutzen lediglich feuchtes und bereits von Pilzen befallenes Holz für ihre Nestanlagen!
Am 27. Juli 2014 gelangen mir zu dem Thema einige aufschlussreiche Fotos. Auf der Wanderung zu einer der Siegfriedsquellen im Odenwald, im Saubachtal, nahe Amorbach, trafen wir auf eine „Siegfriedshütte“, laut Inschrift aufgestellt im Jahre 2001.
- Die Siegfriedshütte im Saubachtal
Die Hütte liegt idyllisch über dem Tal, mit Blick nach Osten auf den sonnig-warmen Westhang des Tales (überwiegend mit Waldkiefern bestockt), während in der Umgebung der Hütte, auf dem kühleren Osthang, die Fichte dominiert. Die Hütte selbst ist zur Terrasse hin offen und von Süden her vom Weg aus zugänglich. Zum Wald hin bieten große Glasscheiben einen Windschutz. Das Geländer der Terrasse ist stellenweise vermorscht, besonders die unteren Querhölzer zerfallen allmählich.
- Innen: Müll, hier von Ameisen!
Im Inneren wirkt das Holz noch sehr gut erhalten. Auch die Bretter auf der Außenseite, die so angeordnet sind, dass sie die inneren Fugen überlappen, sind gut erhalten. Doch zeigen die Bilder der Innenseite in den Fugen zwischen den Brettern eigenartige „Ausfüllungen“, von der Decke bis zum Boden. Auf Querbalken sammelt sich das „Gemüll“ zu kegelförmigen Häufchen.
Diese Häufchen vor allem sind es, die Hausbesitzer bei Befall mit
Lasius brunneus alarmieren. Sie enthalten feines Holzmehl, oft auch Krümel von Styropor und anderen Isoliermaterialien, leere Puppenhüllen der Ameisen und Nahrungsreste, oft Flügeldecken kleiner Käfer etc. Hier in der Hütte wirkt das Material relativ grobkörnig, wahrscheinlich dadurch bedingt, dass es kaum je entfernt wird und den Einflüssen von feuchter Luft (Nebel!) ausgesetzt ist. So dürften darin Schimmelpilze gedeihen, die das Ganze etwas verfestigen.
Wo leben die Ameisen?
- Das Hüttendach
Das Dach ist mit Teerpappe-Ziegeln (?) gedeckt, die auf Brettern befestigt sind. Natürlich sammelt sich Bestandsabfall darauf (Ästchen, Fichtennadeln etc.). Vorne allerdings erkennt man bereits eine deutlich morsche und zersetzte Leiste.
- "Dachschaden"!
Der Blick von vorn-unten auf die talseitige Dachkante offenbart ein Bild der Verwüstung!
In der mehrschichtigen Konstruktion dürften die Dachlatten durch Feuchtigkeit (Kondenswasser von unten / Innenseite der Hütte?) bereits lange für Pilzbefall anfällig geworden sein. Unter der bei Sonneneinstrahlung warmen Dacheindeckung haben die Ameisen sich in diesem morschen Holz angesiedelt: Idealer Brutraum für Larven und Puppen; wird es zu heiß, zieht man innerhalb der Konstruktion unter beschattete Bereiche.
Und den Müll? – Wirft man, ohne seine schützende Deckung verlassen zu müssen, in die Öffnungen der Fugen zur Dach-Unterkonstruktion!
Es war an diesem Tag wenig Ameisenbelauf zu erkennen. Nur im morschen Holz des Geländers konnte ich ein paar
Lasius brunneus-Arbeiterinnen aufstöbern. Sicher sammeln sie Nahrung (Honigtau, Insektenbeute) in der umliegenden Vegetation. Aber
Lasius brunneus nutzt dazu gerne gut gedeckte Laufwege, die oft auch tunnelartig überdacht werden und so kaum auffallen.
Innerhalb weniger Jahre kann so eine hölzerne Konstruktion zunächst fast unbemerkt verrotten. Dann siedelt
Lasius brunneus darin und macht schließlich mit ihren Müllhalden (und im Frühjahr gelegentlich durch im Haus ausschwärmende Geschlechtstiere) den Bauschaden offenbar! Nach der Müllmenge zu urteilen dürfte es sich hier bereits um ein stattliches Volk handeln!
Da hilft kein teures Bekämpfungsmittel, und statt des Kammerjägers sollte man besser den Baumeister rufen.
MfG,
Merkur