Biologische Grundwissen und die Medien

Hier möchte ich mal eine Thread eröffnen, in dem es nicht unbedingt um Ameisen und andere soziale Insekten geht, aber sehr wohl um Biologie und die Vermittlung biologischen Wissens. Gedacht ist nicht an die reichlich durchgekauten Themen zu Ameisenhaltung, Import, Handel etc., sondern u.a. an Medienprodukte, in denen (mir) immer wieder der Mangel an fundamentalem Bio-Wissen auffällt.
Zum Start hier ein aktuelles Thema, ein Interview mit Peter Wohlleben:
Der Bestseller-Autor und schreibende Forstmann, hat im „Stern“ Nr. 16/2020 vom 8. 4. 2020 einen großen Artikel „Der Frühling ist da. Trotz allem, über das Neuerwachen der Natur- und unser Freiheitsgefühl in Corona-Zeiten“.
Herr Wohlleben mag ein guter Forstmann sein, das kann ich nicht beurteilen. Seine populäre Naturdarstellung verkauft sich bestens. Doch manche seiner Angaben kann ich als Biologe wirklich nicht akzeptieren.
In dem genannten Artikel jedenfalls liest man Folgendes über die Honigbienen:
Nach meinem Wissensstand beginnt die Bienenkönigin erst im Frühjahr, wenn Pollen als Proteinquelle zur Verfügung steht, mit der Eiablage (keinesfalls bereits „um den 21. Dezember“). Wie soll bitte das Volk während der Überwinterung bis zum Frühjahr „wieder zur alten Stärke“ heranwachsen?
Im Winter sitzen die Bienen m. o. w. dicht gedrängt als Wintertraube in den Waben, heizen sich unter Verbrauch des eingelagerten Honigs, jedoch nicht bis auf die zur Brutentwicklung nötige Wärme, und da Winterbienen gegen sechs bis sieben Monate überleben (anders als die Sommerbienen, die nach ca. vier bis sechs Wochen „verbraucht“ sind), können sie im zeitigen Frühjahr bereits genügend Pollen und Nektar eintragen, so dass dann die ersten Eier gelegt und die Larven zu neuen Bienen herangezogen werden können.
Etwas vorher im Text steht über „Schnecken“:
Wenn damit Nacktschnecken, insbesondere die berüchtigten Nacktschnecken (z. B. „Spanische Wegschnecke“) gemeint sein sollten, dürften die sich allenfalls totlachen. Bei mir im Garten half da nur schonungsloses Totmachen. Schließlich vermehren sich solche Tiere, und wenn sie das an einem guten Platz in der Nähe tun, breitet sich der Nachwuchs auch wieder in Richtung des ursprünglichen Gartens aus.
Und falls die hübschen Schnirkelschnecken oder die (ohnehin besonders geschützten) Weinbergschnecken gemeint sein sollten, so kann man die getrost im Garten belassen. Nur wenn es wirklich zu viele werden, kann man sie absammeln, dann aber bitte in einem geeigneten Lebensraum (Gebüsch, Waldrand etc.) aussetzen, wobei die Entfernung keine wesentliche Rolle spielen dürfte.
Auch der folgende Text gefällt mir nicht:
Ich vermisse trotz zahlreicher Medienartikel zu Phytonziden belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse zu der Vorstellung, dass es sich dabei so pauschal um „für uns nützliche Substanzen“ handelt: https://de.wikipedia.org/wiki/Phytonzide Phytonzide sind "antibiotische Substanzen, die besonders dem Schutz vor Pathogenbefall dienen, und damit einen integralen Teil des pflanzeneigenen Schutzsystems darstellen“.
Ob diese Substanzen, die Krankheitserreger und Schädlinge der Pflanzen abtöten oder abwehren, für den Menschen wirksam sein können, sei dahingestellt. Dass das modische „Waldbaden“ wirklich der Esoterikecke entwachsen ist, darf man bezweifeln. - Schön und erholsam ist der Aufenthalt im Wald und in der freien Natur zweifellos, auch ohne pseudowissenschaftliche Begründungen!
MfG,
Merkur
Zum Start hier ein aktuelles Thema, ein Interview mit Peter Wohlleben:
Der Bestseller-Autor und schreibende Forstmann, hat im „Stern“ Nr. 16/2020 vom 8. 4. 2020 einen großen Artikel „Der Frühling ist da. Trotz allem, über das Neuerwachen der Natur- und unser Freiheitsgefühl in Corona-Zeiten“.
Herr Wohlleben mag ein guter Forstmann sein, das kann ich nicht beurteilen. Seine populäre Naturdarstellung verkauft sich bestens. Doch manche seiner Angaben kann ich als Biologe wirklich nicht akzeptieren.
In dem genannten Artikel jedenfalls liest man Folgendes über die Honigbienen:
Nach meinem Wissensstand beginnt die Bienenkönigin erst im Frühjahr, wenn Pollen als Proteinquelle zur Verfügung steht, mit der Eiablage (keinesfalls bereits „um den 21. Dezember“). Wie soll bitte das Volk während der Überwinterung bis zum Frühjahr „wieder zur alten Stärke“ heranwachsen?
Im Winter sitzen die Bienen m. o. w. dicht gedrängt als Wintertraube in den Waben, heizen sich unter Verbrauch des eingelagerten Honigs, jedoch nicht bis auf die zur Brutentwicklung nötige Wärme, und da Winterbienen gegen sechs bis sieben Monate überleben (anders als die Sommerbienen, die nach ca. vier bis sechs Wochen „verbraucht“ sind), können sie im zeitigen Frühjahr bereits genügend Pollen und Nektar eintragen, so dass dann die ersten Eier gelegt und die Larven zu neuen Bienen herangezogen werden können.
Etwas vorher im Text steht über „Schnecken“:
Wenn damit Nacktschnecken, insbesondere die berüchtigten Nacktschnecken (z. B. „Spanische Wegschnecke“) gemeint sein sollten, dürften die sich allenfalls totlachen. Bei mir im Garten half da nur schonungsloses Totmachen. Schließlich vermehren sich solche Tiere, und wenn sie das an einem guten Platz in der Nähe tun, breitet sich der Nachwuchs auch wieder in Richtung des ursprünglichen Gartens aus.
Und falls die hübschen Schnirkelschnecken oder die (ohnehin besonders geschützten) Weinbergschnecken gemeint sein sollten, so kann man die getrost im Garten belassen. Nur wenn es wirklich zu viele werden, kann man sie absammeln, dann aber bitte in einem geeigneten Lebensraum (Gebüsch, Waldrand etc.) aussetzen, wobei die Entfernung keine wesentliche Rolle spielen dürfte.
Auch der folgende Text gefällt mir nicht:
Ich vermisse trotz zahlreicher Medienartikel zu Phytonziden belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse zu der Vorstellung, dass es sich dabei so pauschal um „für uns nützliche Substanzen“ handelt: https://de.wikipedia.org/wiki/Phytonzide Phytonzide sind "antibiotische Substanzen, die besonders dem Schutz vor Pathogenbefall dienen, und damit einen integralen Teil des pflanzeneigenen Schutzsystems darstellen“.
Ob diese Substanzen, die Krankheitserreger und Schädlinge der Pflanzen abtöten oder abwehren, für den Menschen wirksam sein können, sei dahingestellt. Dass das modische „Waldbaden“ wirklich der Esoterikecke entwachsen ist, darf man bezweifeln. - Schön und erholsam ist der Aufenthalt im Wald und in der freien Natur zweifellos, auch ohne pseudowissenschaftliche Begründungen!
MfG,
Merkur