Da ich gerade mit einer Publikation über die
Biologie von Dolichoderus quadripunctatus fast fertig bin, will ich kurz aufgetretene Merkwürdigkeiten und Widersprüche ansprechen:
1. Dolichoderus ist
in der Regel polydom und kann polykalische Syteme und sogar in einzelnen Fällen Superkolonien ausbilden. So viel kann man jetzt schon sagen: Die Polydomie ist kaum durch Mangel an Nistgelegenheiten begründet, sondern eher als Grundmuster der Ausbreitung der Art zu sehen.
2. Es gibt 3 Arten von Nestern:
A. das zentrale Nest mit nur einer Königin, dort werden die weiblichen Kasten produziert
B. Zweignester oder "Satellitennester" um das zentrale Nest angeordnet, mit nur ein paar Dutzend Arbeiterinnen. Hier werden Männchen (von Arbeiterinnen) produziert
C. periphere Zweignester am äußeren Rand des polykalischen Systems, hier können alate Gynen von Männchen begattet werden, wird ein begattetes Weibchen adoptiert, kann ein neues zentrales Nest entstehen
Alle Nester stehen durch ständigen Austausch von Arbeiterinnen bzw. Brut in Kontakt.
Forscher in Frankreich gehen davon aus (TOROSSIAN C. (1967): Recherches sur la biologie et l'éthologie de Dolichoderus quadripunctatus (L) (Hymenoptera, Formicidae, Dolichoderidæ......Literatur!), dass es keinen Schwarmflug und nur intranidale Begattung mit eventuell späterer Adoption gibt.
Hier tauchen Widersprüche auf: Seifert und Wagner H. C. (Die Ameisen Kärntens......) schreiben vom Schwärmen. Ich bin gerade dabei, Belege von schwärmenden Geschlechtstieren hier in Kärnten zu erheben; ich habe selbst schwärmende Geschlechtstiere auf Lichtfallen gefunden.
Ein weiteres Problem stellen dealate Gynen der Art dar, die man vereinzelt fernab von Dolichoderus-Nestern finden kann. Im diesem Thread weiter oben gibt es ein paar Fotos so einer Gyne "auf Wanderschaft".
Die
Ernährung der Art ist vielfältig und sehr bemerkenswert: Kohlenhydrate (Auflecken von Honigtau, Abnahme von Honigtau direkt an Blattläusen, Nektar verschiedener Pflanzen, alle möglichen reifen Früchte (Steinobst), Nutzung extrafloraler Nektarien (z. B. am Blattansatz vom Kirschlorbeer, Ausscheidungen des Birnengitterrostes....). Proteine: Necrophagie, einmal Eintragen von Rhododendron-Pollen beobachtet, parthenogenetische Brut (aus unbefruchteten Eiern v. Arbeiterinnen gelegt) und trophische Eier, das sind von Arbeiterinnen spontan gelegte "Futtereier", die von der Arbeiterin an der Hinterleibsspitze selbst abgenommen und an Larven verfüttert werden.
Jedenfalls verfügt diese Art über eine komplexe und hochinteressante Biologie; wusste ich vorher gar nicht!
Hier gibts ein kurzes Video zu den trophischen Eiern: :
https://www.canal-u.tv/video/cerimes/le ... tatus.9358L.G.