So, da bin ich wieder, mit einigen Veränderungen, wobei: Ich hab diesmal niemanden zwangsweise umgezogen, sondern das hat die Außendienstarbeiterin gemacht, und zwar mit ihren Mandibeln. Ich bot ihnen ohne sonstige Veränderung nur ein reagenzglasähnliches Nest an, aber größer, d. h. in Form einer Spritze, natürlich ohne Kanüle und Schuber. Ich schnitt die Spritze an der geschlossenen Seite auf und setzte einen Schwamm mit gerade passendem Deckel darauf, sodass sie diesen Schwamm nun benetzen können. Falls etwas ist, könnte ich den Schwamm austauschen, der "Schwamm-Deckel" ist abnehmbar, falls etwas schimmelt. Auf der anderen Seite ist es aber sowieso offen, von daher wird das wahrscheinlich nicht geschehen. Die Vorteile: Die 1,5 - 1,8 cm große Gyne hat reichlich Platz, der Schwamm kann nicht so viel Wasser aufnehmen und durch zu viel Wasser stinken oder schimmeln, sie müssen notgedrungen selbst nachbenetzen, was die Außendienstarbeiterin ja bereits machte beim alten Schwamm. Dafür stellte ich ihnen die Wassernäpfe gleich vor den Eingang.
Als die Außendienstarbeiterin das neue Nest entdeckte, rastete sie "vor Freude" gleich aus und versuchte schon sehr bald, die Gyne beißend und in Beine und Po zwickend dorthin zu lotsen. Das gelang aber erst später, als ich Schwämme zur Überbrückung der Hindernisse zur Verfügung stellte, denn die kleine Arbeiterin nahm einen ungünstigen Weg, den die Gyne nicht überwinden konnte. Als die Gyne dann endlich über die Schwämme ins neue Nest fand, holte die Außendienstarbeiterin die anderen zwei Arbeiterinnen. Eine fügte sich gleich und kam mit, aber die andere weigerte sich vehement. Es kam zu Rangeleien, die Außendienstarbeiterin - eindeutig der Boss in dieser Kolonie - zog an der Unwilligen wie an einer Beute, die transportiert werden soll. Diese weigerte sich, so kam es zum "Seilziehen", wobei ich noch befürchtete, dass sie an der Larve zogen, aber diese ist jetzt im Nest. Die Unwillige torkelte dann endlich nach (wie verletzt oder wirr - das sind wirklich harte Sitten, dieses Aggressionspotenzial hätte ich ihnen nicht zugetraut - sogar die Gyne war eingeschüchtert), nachdem "der Boss" immer wieder antrabte und sie bedrängte und richtig "raste" und schubste, bis sogar auch noch die vorher Willige nachzog und nachdrängte am Eingang. Wie zwei Bodyguards gingen sie auf die Unwillige los! Nun sind sie alle im neuen Nest, außer natürlich "der Boss", die sich weiter umsieht. Sie suchte nochmal alles ab, als könnte sie die Arbeiterinnen nicht zählen und würde überlegen, ob sie nun wirklich alle "heimgebracht" hätte ins neue Nest oder als wäre die Larve abhanden gekommen. Aber ich hab die Larve gesehen, diese ist im Nest. Mittlerweile hat sich die Außendienst-Älteste beruhigt und ist auch im Nest.
Was die Wärme angeht, stellte ich zwei kleine, flache, runde Holzstücke unter das Heizkissen, unterschiedlich gestellt, sodass es wärmere Regionen gibt und kühlere. So können die Mädels selbst wählen. Zu warm darf es nicht sein, sie wichen nämlich auf die Wassernäpfe aus. Am Ende saßen sie alle auf einem einzigen Wassernapfstein. Tja, da hab ich was falsch gemacht - deshalb das neue Nest.
Meine Lehre daraus: Ameisen brauchen ein Nest, das oben nicht offen sein darf (der Deckel hilft da nicht), sie wollen eine Höhle, wie es zumindest ein Reagenzglas oder besser eine noch größere halbe Spritze bietet, sonst fühlen sie sich nicht sicher in ihrem Nest. Außerdem findet die Gyne im neuen Nest nun den Halt, um sich zu verbiegen und Eier zu legen. Wer weiß, vielleicht spielt das alles eine Rolle, denn es sind sehr sensible Tiere, die auf alles reagieren. Jetzt werden sie sich geschützter fühlen und nicht jeden Luftzug oder jede Erschütterung wahrnehmen. Wegen der Wasserzufuhr werd ich mir noch was überlegen, aber ich will nicht alles am gleichen Tag durchführen, sonst bringt das zu viel Stress für die Kolonie.
Die erste Fliege wurde übrigens einfach entsorgt, das war noch im alten, offenen Nest. Sie wollen einfach nichts in Nestnähe, das stört sie, egal ob das nun Futter ist oder sonst was, gerade wenn alles so offen ist. Aber jetzt ist es ja besser. Die Futternäpfe bauen den Eingang auch noch etwas mehr zu.
Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät ... Die Brut lässt sich nun wieder genau beobachten in der Spritze, das ist auch noch ein Vorteil. Es scheint eine einzige Larve zu sein. Ich hab aber jetzt alles abgedunkelt, genug Stress für heute.
PS: Es sind zwei Eier oder kleine Larven. Eine hat einen schwarzen Punkt, also etwas dazwischen, jedenfalls das, was ich schon am Anfang sah, nur etwas größer.