Ich beginne hier einen neuen Haltungsbericht zu
Odontomachus haematodus.

- Odontomachus haematodus
Die Art gehört zu den kleineren Schnappkieferameisen aus der neuen Welt. In der Natur nisteten die Völklein gerne in den Wurzelballen und zwischen Trieben und Blättern benachbarter, epiphytischer Bromelien, aber auch in und unter morschen Baumstämmen und Ästen auf dem Boden und zwischen Laubstreu. Die Kolonien der Art legen gerne Zweignester an. Die Nester sollen im Unterschied zu denen anderer Ameisenarten eher behelfsmässig angelegt wirken.
Obwohl die Schnappkiefer-Ameise mit ihren Mandibeln blitzschnell zuschnappen kann, soll sich die Art hauptsächlich von Aas ernähren. Ihre Mandibeln benützen die Ameisen aber nicht nur zum Beute machen und zur Verteidigung, sondern auch zur Flucht! Mit ihnen könne sich die einzelnen Ameisen bis zu 40 cm wegkatapultiert.
Das Becken habe ich rudimentär Regenwaldähnlich eingerichtet: Auf einem 1,5 zentimeterdicken Kies-Sandgemisch lieget etwas Eichenlaub als Streuschicht, darauf ist eine Wurzel platziert und hinter einer auf Moos aufgesteckten Bromelie (Neoregelia sp.) liegt der Nesteingang, der über einen Schlauch zum Gipsnest führt. Im Formicarium wächst noch eine bei Feuchtigkeit beinahe unverwüstliche Efeutute (Epipremnum sp.). Das Becken wurde zudem mit zwei Arten von Springschwänzen (Collembola) geimpft.

- Nesteingang
Die Streuschicht hatte ich extra dünn gehalten, damit die Ameisen nicht gleich darin einziehen. Leider hat es zuerst nicht geholfen. Sie sind nach der Ankunft direkt unter die Wurzel gezogen und haben begonnen, mit kleinen Blattstückchen und Moosresten alle Lücken zuzubauen.
Zuerst hatte ich also absolut keinen Nesteinblick. Aber die leise Hoffnung, dass die Kolonie, wenn alles gut geht und sie wächst, zumindest ein Zweignest im Kunstnest anlegen wird, hat sich füher erfüllt als erwartet.
Dazu musste ich aber etwas nachhelfen. Ich habe die Pflanzen und das Moos nur noch direkt und wenig befeuchtet, was die Ameisen nach etwa zwei Wochen veranlasste, unter das feuchten Moos bei der Bromelie zu ziehen. Von da an wohnten sie unmittelbar vor dem Nesteingen und mittels Heizmatte war es ein Leichtes, sie zuerst in den Schlauch und dann ins Nest zu locken. Weil die Scheibe wegen der Beheizung beschlägt, ist die „Nesteinsicht“ zwar noch immer zu beanstanden - aber das wird schon noch.

- Arbeiterin mit Puppen im Verbindungsschlauch

- Die Einsicht ist schlecht, da die Scheiben im beheizten, feuchten Gipsnest beschlagen...

- Die Königin lässt sich dennoch knapp erkennen.
Die Tiere wirken auf mich sehr „unerschrocken“ und scheinen ein gutes Sehvermögen zu besitzen. Bereits am Ankunftstag hatten sie begonnen, kleine Heimchen (5mm) zu erbeuten. Zu Beginn legten die Ameisen das normale, von andren Ponerinen bekannte, Jagdverhalten an den Tag. Das lag aber wohl daran, dass ich eine (zu)grosse Menge kleine Heimchen in das Formicarium gegeben hatte.
Inzwischen konnte ich erstmals beobachten, wie die Ameisen sich gezielt und geduldig an ihre Beute anschleichen! Dabei bewegt sie sich kaum merklich in Richtung Opfer und halten immer wieder still, bis sie in der richtigen Position sind um zuzuschnappen...
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