Weiter quer durch KorsikaDer Frühling ist hierzulande noch immer im Stotter-Modus, also bleiben wir noch mal im “sonnigen“ Süden, auf Korsika.
Kreuz und quer fuhren wir auf der Insel, immer auf der Suche, wo unsere
Myrmoxenus corsicus wohl zu finden sein könnte. Einmal kamen wir
durch Corte, und da passiert man Napoleons Geburtshaus. Kurz anhalten und auf die Knipse drücken, das musste es uns wert sein:

- Napoleons Geburtshaus
Dann aber erreichten wir am 22.3.1982 einen alten Kiefernbestand auf ca. 1000 -1100 m mit sehr felsigem Untergrund und etwas Moos auf den Granitblöcken. Steinspalten sind ja bei
Temnothorax-Arten, und damit auch bei ihren Sozialparasiten beliebt.

- Hier wohnt Temnothorax unifasciatus
Der Rucksack mit dem Sammelzeug zeigt die Größenverhältnisse. Die Axt war hilfreich um die wenigen Spalten im Gestein aufzustemmen.
Frost und Hitze lassen gelegentlich die Oberfläche schalenartig abplatzen. In dem sehr flachen Spalt können sich kleine Ameisen ansiedeln.
In der Tat: Wir fanden Nester von
Temnothorax unifasciatus. In geschichtetem Gestein, Plattenkalk oder Schiefer, sind sie selten größer
als eine Handfläche. Hier gab es Platten von 30-40 cm Durchmesser, unter denen sich fast ebenso große Nester befanden!

- Ein Riesen-Nest von T. unifasciatus mit Myrmoxenus ravouxi
Und wirklich, einige waren von einer
Myrmoxenus-Art parasitiert, von der Sklaven haltenden
M. ravouxi (die auch in D vorkommt)!
Nun, das war die zweite
Myrmoxenus-Art von Korsika, nach
Myrmoxenus corsicus, von der bis dato ja nur ein einziges Exemplar
bekannt geworden war. Eine dritte Art,
Myrmoxenus kraussei bei
Temnothorax recedens fanden wir wenig später, am 25.3.,
in etwa 600 m Höhe an einem terrassierten, warmen Hang mit Eichen- und Olivenbäumen.
Die Entdeckung von
M. corsicus, unseres eigentlichen Zieles, war uns dann erst am Ende der Reise, am 28.3.1982 beschieden.
Es war eine Population mit nicht weniger als 18 Völkchen, alle bei
Temnothorax exilis.

- Der Holotyp von Myrmoxenus corsicus
So sollte das Tierchen aussehen, das wir so dringend suchten: Es ist der Holotyp von
Myrmoxenus corsicus.
Ich hatte ihn mir aus dem Museum in Genua ausgeliehen und im Labor (mit den damals bescheidenen Methoden) fotografiert.

- Parasitische Koloniegründung von Myrmoxenus corsicus
Und so sieht die Koloniegründung einer
M. corsicus-Jungkönigin aus, bald nach dem Sammeln in einem kleinen Formikar.
T.e. ist die Königin der Wirtsart
Temnothorax exilis (Beschriftung auf ihrer Gaster; sie ist ca. 3,5 – 4mm lang). Sie liegt auf der Seite, bereits gelähmt, umgeben von ihren Arbeiterinnen und ihrer Brut.
M. c.: Das M habe ich auf der Gaster der
Myrmoxenus corsicus-Königin platziert. Sie würgt die Wirtskönigin am Hals, bis diese nach 1- 2 Wochen tot ist. Dann kann sie Eier legen und ihre Nachkommenschaft von den Wirtsarbeiterinnen großziehen lassen. Es entstehen nur Gynen und Männchen der Parasitenart, keine Arbeiterinnen.
Wer jetzt die kleine, schwarze Parasitenkönigin nicht von den kleinen, schwarzen Wirtsarbeiterinnen unterscheiden kann, muss nicht zum Optiker: Auch ich hatte Mühe, die Tierchen im Freiland zu unterscheiden!
