Temnothorax affinis, vom deutschen Nussbaum frisch auf den Tisch
Gestern lag wieder einmal ein Zweig von meinem Walnussbaum am Boden.

- Der Nussbaumzweig
Er war etwa 16 cm lang, von Flechten bedeckt, und als ich das obere Ende (rechts im Bild) vorsichtig abbrach,
sah ich
Temnothorax affinis darin. Davon müssen viele Völkchen in den zahllosen dürren Zweigen im Baum leben.

- Das Formikar
Ich reaktivierte ein altes 3-Kammer-Formikar, wie wir es über Jahrzehnte für die Haltung diverser Arten benutzt haben.
Ein paar davon habe ich in meinen Ruhestand mitgenommen. In die Kammer oben (die „Feuchtkammer“, in der normalerweise ein
Alu-Schälchen mit Wasser steht) kam ein solches Schälchen mit etwas Honig. Das Tröpfchen hat Wasser aufgenommen und wurde „zu groß“.
Links am Boden führt eine Bohrung in die Mittelkammer (Normal ist das die „Futterkammer“, mit Honigwasser und Insektenteilen).
Dort hinein schüttelte und klopfte ich den Inhalt des Zweiges, den ich vorsichtig Stück für Stück mit den Daumennägeln zerkleinerte.
Rechts unten ist eine Bohrung zur „Nestkammer“. In diese kam eines unserer Kunstnestchen („Objektträgernest“), abgedeckt mit
einer recht hellen roten Folie. Darauf legte ich noch ein Aluschälchen, unter dem es entsprechend dunkler war. Die Wände des
Ganzen sind mit Paraffinöl sehr dünn bestrichen. Der Deckel, mit einem Lüftungssieb über der Nestkammer, ist hier abgenommen.

- Unter der Abdeckung hat sich das Völkchen zusammengefunden
Wunschgemäß haben die Ameisen unter dem Aluschälchen eine „Wintertraube“ gebildet, innerhalb von 3 Stunden nach dem Einsetzen!
Bei den ca. 20°C in meinem Arbeitszimmer waren sie dazu genügend beweglich. Bis zum letzten kleinen Lärvchen wurde alles sauber
in die Nestkammer geräumt. Der „Dreck“ blieb liegen; den kann man jetzt mittels Exhaustor absaugen, oder aber man lässt ihn als
Baumaterial, mit dem die Ameisen den (hier viel zu großen!) Nesteingang verkleinern können.

- Die "Wintertraube"
Nach Abnahme der roten Folie sieht man die Wintertraube in Nahaufnahme.
Es ist ein noch junges Volk, vermutlich in 2015 gegründet.

- Die Königin
Noch einmal musste das Völkchen heftiges Schütteln und Klopfen des Kunstnestchens ertragen (es schadet ihnen absolut nicht!).
Schließlich bewegte sich die Königin mit ein paar Arbeiterinnen und sehr kleinen bis mittelgroßen Larven ans linke Ende des Nestchens.
(Hier komme ich an die Grenzen meiner Kamera!). Inzwischen haben sie sich wieder unter dem Aludeckelchen gesammelt und warten in der
Garage bei 10°C darauf, dass endlich WinterRUHE einkehrt.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit wieder einmal darauf hinweisen, dass so ein Naturnest im dürren Zweig, hoch oben im Baum, Sonne und
Kälte schutzlos ausgesetzt, für diese Ameisen doch komfortable Bedingungen bietet. Hitze (im Sommer bis nahe 50°C) und Kälte ertragen
diese Ameisen; minus 20°C sind, nach entsprechenden Wochen des Übergangs, kein Problem.
Feuchtigkeit erhält das Nest auch in lang anhaltenden Perioden sommerlicher Hitze: Dann wird es nachts einige Grad kühler, und auf der
großen Oberfläche des Flechtenbewuchses schlägt sich Taufeuchtigkeit nieder! Selbst wenn die relative Luftfeuchtigkeit tagsüber bei nur 40
oder 50 % liegt, nähert sie sich bei Abkühlung den 100%, wo die Luft „übersättigt“ ist, und Wassertröpfchen an kühlen Oberflächen ausfallen.
(s. auch: "Abgestürzt,
T.affinis:
viewtopic.php?f=50&t=79&start=400#p8761& )