Merkur hat geschrieben:Wasserversorgung: Darüber wird in den Foren sehr großzügig spekuliert, werden viele nicht überprüfte Behauptungen verbreitet.
Im Freiland stellt sich die Frage, wo bei Trockenheit (Messor leben meist in trockenen Gebieten!) Wasser aufgenommen werden kann? - Eventuell aus feuchten Bodenschichten in den Nesttiefen? Bewohnern trockener Zweige an Bäumen (Temnothorax affinis u.a.) dürfte es ebenfalls schwerfallen, trinkbares Wasser zu sammeln. Aber gerade in trockenen Zeiten gibt es bei nächtlicher Abkühlung Kondensfeuchtigkeit, die Zweige und Flechten befeuchtet. Ameisen erzeugen aber auch allein durch ihre Atmung und Verdauung von Nahrung Wasser, das bei den gut gegen Verdunstung geschützten Adulten oft ausreicht (Bsp. Mehlwürmer: Sie benötigen überhaupt kein Trinkwasser!). [..]
Merkur hat geschrieben:[..] - Wenn Ameisen in der Haltung sich „wie wild“ auf eine Wasserquelle stürzen, sind sie nicht nur selbst durstig, sondern das Formikarium ist deutlich zu trocken, die relative Luftfeuchtigkeit viel zu niedrig, z. B. bei Beheizung von unten. Dann ist auch zu beobachten, dass sie Kondenswasser an den kühleren Stellen der Scheiben auflecken. Die Frage, welche Ameisenarten tatsächlich und auch unter normalen Freilandbedingungen Wasser trinken um damit das Nest zu befeuchten sollte mit angefärbtem Wasser experimentell geklärt werden. - Mir ist keine einschlägige Untersuchung bekannt.
Merkur hat geschrieben:Es ist alles nicht ganz einfach!
""Meine Messoren haben die Angewohnheit leere Reagenzgläser vollzuschei***. Ihr wisst ja vermutlich wie Ameisenkot ausschaut. Durch das Verhalten meiner Messoren hatte ich auch schon öfters das Vergnügen diese von Kot übersäten Reagenzgläser anzufassen. Der Kot meiner Messoren ist teilweise extrem fettig, es fühlt sich fast so an, als wäre das Reagenzglas mit Butter eingeschmiert wenn man es in die Hand nimmt.""
""Wie typisch für alle Taillenwespen, sammeln die Larven die unverdaulichen Nahrungsreste im sogenannten Kotsack, der sich am Ende des Mitteldarms befindet. Erst am Ende der Larvenzeit ist die Verbindung zum After vollständig ausgebildet, so dass der Inhalt des Kotsacks bei der Umwandlung zur Puppe als sogenanntes Meconium entsorgt werden kann. Bei solchen Ameisen, deren Puppen in Kokons liegen, wird der Larvenkot durch einen schwarzen Punkt am caudalen Pol der Puppenhülle sichtbar, sobald zwischen Darm und Magen eine Verbindung entstanden ist."" Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ameisen#Larvenstadium
Der Darm der Ameisenlarven ist hinter dem Mitteldarm verschlossen, so dass sich Verdauungsrückstände im Mitteldarm ansammeln, bis diese Exkremente kurz vor der Verpuppung als Meconium ausgeschieden werden. [Hatten wir ja schon. Jetzt aber:] Dennoch ist gelegentlich am Hinterende von Larven die Abgabe von klaren, manchmal leicht gelblichen Tropfen zu beobachten. Diese werden meist von Arbeiterinnen rasch aufgenommen.
Diese Exkretabgabe ist möglich, da die Malpighi-Gefäße ("Nieren") erst hinter dem Verschluss in den Enddarm münden. So können flüssige Exkrete auch von Larven abgegeben werden. Vielleicht sind diese "wohlschmeckend" gemacht, damit sie von Arbeiterinnen entsorgt werden; oder es gehört zum Hygiene-Verhalten der Arbeiterinnen, dass sie solche Tropfen beseitigen, bevor sie benachbarte Larven "besudeln" können. [..] / Exkretion bei Larven / Ameisenwiki
Erne hat geschrieben:Als Bedenken, weil ich diese Art seit vielen Jahren halte, möchte ich die Winterruhe anmerken.
(*) Hibernation and oviposition in founding gynes of Messor barbarus (L.) (Hymenoptera Formicidae).
Foreign Title : L'hivernage et la ponte des femelles fondatrices de Messor barbarus (L.) (Hymenoptera Formicidae).
Author(s) : Cerdan, P. ; Délye, G.
Author Affiliation : Laboratoire de Systématique évolutive, Université de Provence, 3 place Victor-Hugo, 13331 Marseille 3, France.
Journal article : Comptes Rendus de l'Académie des Sciences. Series 3, Sciences de la Vie 1990 Vol.310 No.6 pp.231-236 ref.6
Abstract : A total of 85 gynes of Messor barbarus was caught in France after the mating flight on 6 October 1985 and reared in individual nests where feeding was withheld until the hatching of the first worker. The gynes were divided into 4 groups and reared at 20-22°C without hibernation; kept at 20-22°C for 58 days, hibernated at 7°C for 29-186 days and then reared at 22°C; as above but reared at 26°C; or kept at 20-22°C for 58 days and then at 31°C. All the gynes in the 1st group died within a few months without ovipositing. The 2nd group was divided into gynes which hibernated for less than 90 days and those which hibernated for more than 90 days. The former laid their 1st egg in 40.5 days and their 15th egg 22 days later, with an annual mortality rate of 66.7%. Gynes which hibernated for <90 days laid their first egg after 11.1 days and their 15th egg 7.6 days later and had an annual mortality of 16.2%. In the 3rd group, all the gynes began oviposition after 7 days and had an annual mortality of 62.6%. Rearing temperatures of 31°C induced earlier oviposition (after 6.3 days), but all gynes died before the end of the breeding season.
Wie die große Mehrheit der Arten, braucht Messor barbarus eine sorgfältige Überwinterung, um ihren Lebenszyklus aufrechtzuerhalten. Auch wenn nur die Larven tatsächlich eine Diapause verrichten, nutzt die Gyne diese Periode als Eierstockruhe. Dies entspricht ihrem Legezyklus, der stark beeinträchtigt werden kann, wenn die Winterruhe nicht eingehalten wird (insbesondere bei jungen Kolonien). Es ist ratsam, sie unter 15°C zu halten. Dies scheint die Grenze zwischen Aktivität und Überwinterung zu sein. Am besten ist daher eine Aufrechterhaltung von 8 bis 12 Wochen bei einer Temperatur von ca. 12-13°C. Außer bei einzelnen Gynen, die auch problemlos bei 7°C im Kühlschrank überwintern können. Seien Sie vorsichtig, selbst bei diesen Temperaturen setzt die Kolonie ihre Aktivität fort, jedoch langsamer.
Reber hat geschrieben:Ich bin davon überzeugt, dass es wirklich wichtig, dass es einen gut befeuchteten Nestteil gibt (mit einem Gipspilz, der im Wasser steht, ist das sicher gewährleistet) und habe das wohl selber schon unterschätzt und von Erne einen Hinweis bekommen. Ich denke daher eher nicht, dass Messor barbarus dazu in der Lage sind, ihr Nest selber ausreichend zu befeuchten - weiss es aber nicht.
Andere Ameisenarten zeigen fehlende Nestfeuchtigkeit ausserdem recht schnell an, zum Beispiel mit Umzug in die Reagenzglastränke (die bei mir auch immer als "Notnest" funktioniert) - oder mit Arbeiterinnensterben. Bei Messor barbarus scheint da mehr auszuhalten, jedenfalls solange Tränken zur Verfügung stehen.
Die Feuchtigkeit im Nest ist allenfalls nicht nur für die Brut wichtig, sondern auch zur Herstellung des "Ameisenbrotes". Dieses zerkauen die Ameisen bei mir ausschliesslich in den feuchten Kammern. Für die Lagerung des Korns werden aber trockene Kammern benötigt.
" [..] habe selbst schon beobachten können wie einige Arbeiterinnen die Körner aufbrechen, und das innere an sich nehmen und damit Kopfüber von der Decke hängen. [..] " / Quelle: https://www.ameisenforum.de/europ-ische ... 40259.html (Klasse Fotos!)
" [..] Ob in Porenbeton, Gips oder Plexiglas, die Nester müssen eine wichtige Regel einhalten: Sie müssen hoch (groß) genug sein, nicht nur für die Bewegungen der Ameisen (was imposant sein kann!); vor allem aber muss es ihnen möglich sein, das Ameisenbrot "kopfüber" zu machen. Diese Haltung scheint für den Erfolg dieser Operation besonders wichtig zu sein. Die Messor barbarus erhalten so eine bessere vorverdaute Paste, die für ihre Ernährung und die der Larven besser geeignet ist. Es empfehlen sich daher generell Nester mit einer Mindesthöhe von 10mm. Zögern Sie nicht, ihnen Kammern unterschiedlicher Höhe anzubieten. Eine Kammer mit einer Höhe von 2 cm wird verwendet, um die Samen erfolgreich zu kauen. " / Quelle, aus dem Französischen mit google übersetzt: http://Messor.barbarus.flo.free.fr/Mess ... evage.html
Emse hat geschrieben:- Mir ist aber immer noch nicht klar, wie die adulten Ameisen die (für sie eigentlich unbrauchbaren) Fett- u. Proteinbestandteile ihrer Körnernahrung verwerten, bzw. verstoffwechseln.
Inhalt.
I. Messor barbarus L.
1. Messor barbarus unter dem Einfluß starker Luftbewegung.
2. Messor barbarus und die mit seiner Ernährungsweise zusammenhängenden Erscheinungen.
a) Die Samenstetigkeit.
b) Rastloses Einschleppen großer Mengen von Pflanzenmaterial.
c) Näheres über das Einernten der Samen.
d) Einträgen anderer Objekte.
e) Zum Ernährungsproblem.
f) Die Lagerung der Samen in den Vorratskammern.
g) Abraum und Straßen.
3. Die Anwesenheit von Synoeken und Regenwürmern in den Nestern von Messor barbarus.
4. Die Anwesenheit anderer Ameisengattungen im Nest v. Messor barbarus.
5. Ein interessanter Fall von Straßenkreuzung.
6. Messor barbarus im Kampfe.
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