In diesem Jahr habe ich mich entschlossen, die Winterfütterung (es gab im „Winter“ nur sehr wenige Vögel überhaupt in unserem Hausgarten) weiter zu betreiben. Bisher sieht es nach Erfolg aus.
Angeboten wird eine Wildvogel-Futtermischung in einem Futterhäuschen.
Nicht alle Gäste sind bei mir beliebt.
Sie gelangt nur an das zu Boden gefallene Futter. Auch Elstern und Amseln müssten nicht gefüttert werden.
An der Kiefer hinter dem Futterhäuschen habe ich zwei hängende Behälter für Futterblöcke angebracht. Es sind vom NABU empfohlene „Energieblock-Halter“, gefüllt mit je einem „Insekten-Fettblock“ (enthält getrocknete Insekten, nach den identifizierbaren Teilen wohl Bruchstücke von Mehlwürmern). Sie sind bei unseren Gartenvögeln sehr beliebt.
Natürlich fällt Einiges vom Inhalt herab, was dann von Amseln, Ringel- und Türkentauben u.a. aufgesammelt wird, und natürlich auch von Haussperlingen. Die kleineren Vögel, einschließlich Amsel, nutzen auch das Futter im Vogelhäuschen.
Um den größeren Vögeln den Zugang zu den Futterblöcken zu erschweren, habe ich einen der Behälter an einer ca. 5o cm langen Schnur aufgehängt, etwa 1.80 m über dem Boden!
Man kann Erstaunliches beobachten: Amseln schielen vom Boden nach dem Fettblock, flattern wie Kolibris nach oben um im Flug etwas aus dem Block zu picken! Lange halten sie den Schwirrflug jedoch nicht durch. Eine Elster fliegt senkrecht hoch, hackt einen Brocken aus dem Block, und sammelt ihn am Boden auf.
Haussperlinge hatten zunächst Probleme damit, dass sich der lose aufgehängte Block beim Anflug dreht und wegschwingt. Aber es hat keine zwei Tage gebraucht, bis auch sie sich daran anklammern und Futter picken können. Oft flattert so ein Sperling, am Rand des Gitters hängend, so dass sich das Ganze wie ein Karussell dreht. Oder einer ist eifrig am Picken, dann fliegt ein zweiter den Block an und setzt ihn so in Rotation, dass der erste schier weggeschleudert wird. Es ist lustig, was man da vom Wohnzimmer aus beobachten kann!

Nun sind auch junge Sperlinge ausgeflogen. Und deren Fütterung durch die Eltern ist geradezu entzückend: Gerne setzen sich zwei oder drei Junge auf einen horizontalen Ast der Kiefer, betteln unter Flügelzittern, bis Papa oder Mama hinzu flattern und sie füttern!
Die Fotos, im Gegenlicht und vor dem Hintergrund einer weißen Hauswand, wirken fast wie Scherenschnitte. Die Kleinen schaffen es noch nicht, den baumelnden Futterblock anzufliegen. Also fliegt ein Altvogel im Pendelverkehr immer wieder an das Futter, pickt etwas heraus, fliegt die ca. 2m zu den Jungen, füttert, dann zurück zur Futterquelle, und wieder zu den Jungen. Setzt sich Papa auf einen anderen Zweig, flattern die Kleinen ihm nach und bearbeiten seinen Schnabel, bis er etwas abgibt. - Fast wie Kino! Und ein bisschen menschlich.

Soll man Vögel im Sommer füttern? Oder werden sie dann so verwöhnt, dass sie die normale Futtersuche vergessen? - Eine für lange Zeit kontrovers diskutierte Frage. Ich kann nur Einzelbeobachtungen vorbringen. Bei unseren Kohlmeisen und den Blaumeisen konnte ich in diesem Frühjahr recht ausgiebig verfolgen, wo sie Futter sammelten, für sich selbst und für die Brut. Das „Fast Food“ wird zwar ausgiebig besucht, aber dazwischen sieht man immer wieder, wie die Vögelchen an den Kieferzweigen turnen und offenbar Blatt- oder Rindenläuse absammeln, die es da in Massen gibt. Das „natürliche“ Futter ist sichtlich weiterhin beliebt. Und so rasch wird wohl eine seit Jahrmillionen ererbte und von der Selektion belohnte Futterwahl nicht aufgegeben!
Vor allem in den letzten Tagen vor dem Ausfliegen sind die Blaumeisen unentwegt am Füttern der heranwachsenden Kleinen. Das ging oft im Minutentakt vom Nest zum Futterblock, zum Nest, ins Gezweig, zum Nest, wieder zum Futterblock, usw., siehe das Tierchen im 4. Bild, dem man den Stress der Brutaufzucht schon am strapazierten Gefieder ansehen kann!
Eine Nebenbeobachtung, die bei Ornithologen sicher bekannt ist, hat mich etwas überrascht: Während sich junge Blaumeisen, Kohlmeisen, Hausrotschwänzchen und Amseln nach Verlassen des Nestes rasch im Gelände verteilen, bleiben die Haussperlinge beisammen, suchen immer wieder gegenseitig ihre Nähe, und fliegen den Eltern nach, um aufdringlich nach Futter zu gieren, siehe obige Bilder! Das erleichtert gewiss die Versorgung der Brut durch die Altvögel, während Amseln und Rotschwänzchen, oft aufgeregt rufend und warnend umher fliegen und den verstreuten Nachwuchs mit mehr Aufwand bedienen müssen. Andererseits könnte es den Hauskatzen ihr ungutes Tun erleichtern...
MfG,
Merkur