Heute zeige ich mal etwas aus der wissenschaftlich-myrmekologischen Praxis. In 2008 habe ich, zusammen mit Andreas Schulz, eine neue
Leptothorax-Art aus dem kanadischen Jasper National Park beschrieben.
Buschinger, A. & Schulz, A. (2008):
Leptothorax athabasca sp.n. (Hymenoptera: Formicidae) from Alberta, Canada, an ant with an
apparently restricted range. - Myrmecol. News 11: 243-248.
http://myrmecologicalnews.org/cms/index ... ut=default (unter "download pdf" kann man sich registrieren und bis zu fünf Arbeiten aus der Zeitschrift kostenlos herunterladen, ohne Zeitlimit.
Darüber hinaus wird es kostenpflichtig.)Zu einer gültigen Artbeschreibung gehört es auch, dass man Typenmaterial in einer öffentlich zugänglichen Sammlung deponiert.
Wir haben uns für das American Museum of Natural History in New York entschieden und den Holotyp (Gyne) sowie als Paratypen
ein Männchen und vier Arbeiterinnen dorthin geschickt. Weiteres Typenmaterial ging an andere Museen
bzw. verblieb in Privatsammlungen (s. Originalarbeit).

- Ein Teil des Typenmaterials von Leptothorax athabasca
Nun müssen auch Museen darauf achten, dass sie nur auf legalem Wege erhaltenes Material präsentieren,
weshalb ich das hier im Bild gezeigte Dokument unterschrieben ans AMNH senden musste.

- Das AMNH hat die Tiere legal erworben, als Geschenk
Prinzipiell hätte ich sogar noch einen Nachweis erbringen müssen, dass die Tiere mit einem kanadischen permit im Nationalpark gesammelt
worden waren. Da jedoch nicht vorhersehbar war, dass wir (ich war mit einem Doktoranden unterwegs) auf dieser Reise eine bisher unbekannte
Art antreffen würden, konnten wir eine Erlaubnis zum Sammeln dieser Tiere natürlich nicht vorher beantragen. Ziel war das (genehmigte)
Sammeln einiger anderer Arten. Letztlich musste auch das AMNH fünf gerade sein lassen und die Exemplare annehmen, sonst hätte ich sie halt einem anderen Museum mit weniger engen Vorschriften überlassen. Aber ich legte Wert darauf, dass die Typen einer in Nordamerika entdeckte Art auch in einem großen nordamerikanischen Museum deponiert werden.
Die Beschreibung der bereits 1993 gesammelten Tiere erfolgte erst in 2008, da ich die Ameisen eine Weile im Labor gehalten und gezüchtet habe
und da ich mich natürlich bemüht habe, sie mit möglichst vielen Arten der Gattung zu vergleichen um sicher zu gehen, dass es sich wirklich um
eine noch unbeschriebene Art handelt. Schließlich lag mir noch daran, wirklich gute gestackte Fotos der Ameisen für die Publikation zu bekommen.
Das hat dann Andreas Schulz übernommen. Als Beispiel ist hier die Seitenansicht einer Gyne gezeigt. Auffälliges Merkmal ist der sehr flache Thorax.
Weitere Bilder sind in der Publikation enthalten (s.o.).

- Leptothorax athabasca Gyne