Da mein Post nur in Bruchstücken und schön aus dem Zusammenhang gerissen zitiert wurde und hier mal der Link:
https://www.ameisenforum.de/das-dilemma ... ml#p407229Werde daraus im weiteren Beitrag auch noch ein paar Sachen wiederverwerten.
Bleiben wir bei den Gründen fürden Rückgang:
Aus meiner Sicht, und ich verfolge die Entwicklung praktisch seit Beginn der Zeit der Ameisenforen und des Handels mit einheimischen und ausländischen Ameisen, ist es ein Grundübel, dass viel zu viele Arten in den Markt gedrückt wurden, über deren Lebensweise und Haltungsansprüche wenig bis nichts bekannt war und ist. Die Folge ist häufiges Scheitern der Haltung (wovon in den Foren sicher längst nicht alles berichtet wurde). Selten wurde eine bestimmte Art über längere Zeit immer wieder angeboten, so dass Haltungserfahrungen mit der Art A eben wenig hilfreich waren, wenn man kurze Zeit später nur Art B oder C angeboten bekam, für die man wieder bei Null beginnen musste.
Ein weiteres Übel ist die ungebremste Reklame für die Haltung von sehr oft problematischen Arten, die auch sehr junge Jugendliche verleitet hat, sich möglichst bald den anspruchsvollen Exoten zuzuwenden: Damit ließ sich natürlich mehr verdienen als mit Königinnen von Lasius niger oder Camponotus ligniperdus. Ich schätze, dass sehr viele „Anfänger“ aufgrund von Misserfolgen sich rasch von der Ameisenhaltung abgewandt haben. Das dürfte auch für viele an Jahren ältere Halter zutreffen, von denen man nach einer enthusiastischen Anfangsphase plötzlich nichts mehr lesen konnte.
Der Hype ebbt nicht ab, er verlagert sich und splittet sich auf.
Für viele der jüngeren Internetnutzer sind Foren kein adäquates Kommunikationsmittel mehr, die unterhalten sich über Facebook-Gruppen, Youtube, Reddit oder Chatserver wie Discord und Skype.
Foren spielen vielleicht noch auf dem amerikanischen Markt eine Rolle, der praktisch noch am Anfang steht, wobei selbst dort längst fast alles auf sozialen Medien wie Youtube, Facebook oder Twitter stattfindet.
Kein vernünftiger Händler wird noch versuchen großartig in Foren Werbung (die eh gelöscht wird) für seine Produkte zu machen, die öffnen einfach einen Youtubekanal und stopfen den mit Unterhaltungsvideos voll - AntsCanada ist da wohl der schlimmste Auswuchs (zumindest was Clickbait, Entertainmentfokus und Märchengeschichten angeht), aber auch
bei einigen deutschsprachigen Youtubern bekommt man regelmäßig das Grauen wenn man sich anschaut wie die teilweise mit ihren Ameisen umgehen (Boxen schütteln, Boxen auf den Tisch knallen, exotische Ameisen in der Wohnung herumlaufen lassen, etc.).
Bei solchen Vorbildern braucht man sich nicht wundern, wenn deren Follower noch verantwortungsloser mit ihren Tieren umgehen.AntsCanada hat seinen 1,5 Millionen - größtenteils minderjährigen - Zuschauern ja gerade erst gezeigt, dass es volkommen okay ist eine milbenbefallene invasive Ameisenart auf der örtlichen Mülldeponie auszusetzen (und es ist
völlig egal ob sich die Art über das komplette Land ausgebreitet hat, sie gilt nach wie vor als hochgradig invasiv und das Bild das ein solches Video bei Kindern und Jugendlichen festsetzt richtet mehr Schaden an als zehn Jahre Aufklärungskampagne je wieder wettmachen könnten).
Ich halte es auch für ein Gerücht, dass die meisten Ameisenhalter möglichst ausgefallene Exoten wollen und ich bin da sowohl mit Reddit als auch mit Disord an vorderster Front, was den Kontakt mit Neulingen angeht.Da sind nach wie vor die meisten eher "gewöhnlichen" Arten (Camponotus, Lasius, Serviformica, im englischen Bereich auch Pheidole und in Australien Myrmecia/Iridomyrmex, etc.) sehr deutlich in der Überzahl.
Nimmt man mal die aktuell sehr populären Camponotus nicobarensis als Beispiel sieht man auch, dass die Art nicht so populär wurde weil sie so extrem exotisch ist, sondern weil sie leicht zu halten ist, schön groß, eher anspruchslos, sich zügig vermehrt und keine/kaum Winterruhe hält.
Das spricht auch dafür, dass mediterrane und nordafrikanische Arten zunehmend an Popularität gewinnen dürften - was man tatsächlich auch schon beobachten kann (kenne mittlerweile mehrere Halter von Camponotus barbaricus und auch Camponotus raufoglaucus feae scheint momentan schwer im kommen zu sein, da sie im Prinzip diesselben Eigenschaften wie C. nicobarensis hat, aber ohne so monströse Kolonien auszubilden).
Das Angebot von „Zubehörartikeln“ wurde derart unübersichtlich, dass Fehlkäufe unvermeidlich waren und sind. Man greift auf „Startersets“ usw. zurück, in denen oft Unbrauchbares enthalten ist. Welche Formikarien, Futterangebote, Nistgelegenheiten, Dekomaterialien usw. für welche Arten geeignet sind, ist oft nur den verstreuten und schnell vergessenen Haltungsberichten zu entnehmen. Mancher Händler versucht sich professionell zu geben, was aber oft genug bei genauerer Betrachtung zum schönen Schein wird.
Das Problem sehe ich hier weniger im Übermaß an Angebot als in:
1) Fehlende Eigenrecherche: Viele Leute sind einfach zu faul, um sich vorher kundig zu machen was man denn braucht. Da wird ohne nachzudenken ein Starterset gekauft und angenommen es passt alles. Ameisen kann man auch in Plastikboxen halten, die meisten Arten sind jetzt nicht so anspruchsvoll - man muss nur eine grundlegende Ahnung haben was sie brauchen und was nicht. Hat man die nicht hilft auch das tollste Starterset nichts.
2) Mangel an vernünftigem Material: Es gibt keinen PROFESSIONELLEN LEITFADEN für Ameisenhaltung . Man muss sich das ganze aus Youtube, Foren unf Wikis zusammensuchen und erhält oft Informationen, die niemals professionell auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft wurden. Zwar ist die "Schwarmintelligenz" mittlerweile recht gut darin geworden halbwegs vernüftiges Grundwissen zu etablieren, aber man liest noch immer viel Unfug und unbewiesene Mythen (manche davon könnten wahr sein, aber keiner kann es wirklich beweisen). Und nein, so etwas bereitzustellen ist NICHT SCHWIERIG, aber dazu kommen wir später.
3) Mangel an Geduld: Viele der jüngeren Halten neigen zu Panikaktionen und machen Probleme damit nur noch schlimmer (bis zum Tod der Kolonie), besonders Schimmel in RGs ist auf der "sinnlose Panik"-Hitliste immernoch ganz weit vorne. Etwas Gelassenheit hilft bei der Ameisenhaltung enorm.
4) Mangel an Qualität:
Einige Shops verteiben Ameisen in höchst unprofessioneller Weise. Da werden monogyne Arten in Massenhaltung aufgezogen (200 C. lignipera Gynen in einer Box, da werden dann einfach ein paar Arbeiterinnen und eine Königin rausgenommen und dem Kunden eine dysfunktionale Kolonie mit einer Gyne zugeschickt deren Begattungszustand mehr als fraglich ist - und bei Problemen heißt es die Gyne sei wohl krank, das ist normal und kann passieren, dass die plötzlich keine Eier mehr legt, da kann man nichts machen) oder Ameisen in RGs mit Stahlwolle verschickt, die die Ameisen im Versand regelrecht zerhackt. Ein Bekannter bekam von einem englischen Händler mal ein RG mit Harpegnathos IN EINEM POSTKARTENUMSCHLAG zugeschickt, unnötig zu sagen, dass die Kolonie in einem katastrophalen Zustand war. Solchen Händlern sollte man eigentlich direkt den Laden dichtmachen, Hundewelpen darf man ja auch nicht einfach in Pappkartons verschicken.
Dank solcher Läden sterben den Leuten dann die Ameisen weg, sogar ohne dass sie selbst einen Fehler machen, klar dass die dann die Lust verlieren.
Merkur hat geschrieben:So muss man wohl mit Bedauern beobachten, dass der wunderbare
Blog von Alex Wild nun fast brach liegt:
http://www.myrmecos.net/
Alex Wild hat gerade seine Facebook-Seite eingestampft und wird sich in Zukunft wieder mehr um seinen Blog kümmern. Sehr schön für Leute die kein Facebook haben (wie mich). Hoffentlich wird das ein Erfolg und macht Schule.
Merkur hat geschrieben:Unter anderem wird kritisiert, dass angesichts der vielen Probleme bei Versand und Haltung von Ameisen von Seiten der Wissenschaft, aus den Universitäten, keine Forschung über Ameisenhaltung als Hobby betrieben wird. Doch wird übersehen, dass von Wissenschaftlern wie mir durchaus in den diversen Ameisenforen, auch im AF, und vor allem im Ameisenwiki eine Unmenge guter Informationen zu genau diesen Problemen geliefert wurde. Man muss nur lesen wollen!
Ja, wir in Deutschland haben wirklich Glück, dass wir auf zwei so guten Wissensquellen sitzen (
die allerdings beide vollkommen daran scheitern ihre Existenz bekannt zu machen), der englische Sprachraum hat diesen Luxus leider nicht.
Allerdings muss man dazu auch sagen, dass nur der Wissensteil des AF wirklich für Neulinge zu gebrauchen ist. Das Ameisenwiki hat gute Informationen, ein Wiki ist für einen Anfänger aber schon strukturell grundlegend keine gute Informationsquelle.
Merkur hat geschrieben:Zitat Serafine: Ameisenhaltung ist zu großen Teilen immernoch Versuch und Irrtum - der akademische Wissensstand dazu ist geradezu lächerlich winzig, weil längerfristige Ameisenhaltung in der Ameisenforschung bis auf weniger Ausnahmen immernoch nahezu komplett ignoriert wird.
Und die wenigen Wissenschaftler die sich überhaupt mit der Ameisenhaltung beschäftigen führen tendenziell eher einen persönlich motivierten sinnlosen Kleinkrieg dagegen, anstatt mit der angemessenen Verantwortung und Würde zu führen. Warum müssen wir auf Youtube-Videos von Amateurhaltern oder Ameisenshops zurückgreifen, um auch nur zu erfahren wie man ein Reagenzglas-Setup für eine Gründerkolonie vorbereitet? Warum gibt es dazu keine professionelle Webseite z.B. einer Universität?
Das wäre doch mal ein Ansatz um sich als spezialisierter Experte produktiv in das Hobby einzuklinken, sich durch professionelle Hilfestellung für Amateurhalter Anerkennung zu verdienen und mit der gewonnenen Reputation die schlimmsten Auswüchse des Hobbies zu verhindern oder wenigestens zu minimieren. (Hervorhebung durch mich, Merkur)
Wer den Forschungsbetrieb an Universitäten kennt, kann dies leicht beantworten: Mit solcher Forschung lassen sich keine Forschungsmittel einwerben, weder von der Industrie noch von der Dt. Forschungsgemeinschaft oder ähnlichen Institutionen in anderen Staaten, noch von Stiftungen oder privaten Spendern.
Auftragsforschung mit dem Ziel der Entwicklung gewerblich verwertbarer Produkte müssen die kommerziellen Nutznießer dieser Forschung finanzieren! Eine andere Seite ist, dass man mit Themen zum Ameisenhobby kaum
wissenschaftliche Anerkennung gewinnen könnte. Die braucht man aber, um einen Job zu bekommen, von dem man leben kann. An Universitäten sind das nun mal vor allem Studierende, die unter Anleitung durch Professoren für ihre Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten forschen.
Doch hätte die „Ameisen-Hobby-Industrie“ für Uni-Absolventen mit derartiger Qualifikation überhaupt ordentlich bezahlte Jobs?? Außerdem ist es für einen Wissenschaftler (wohl nicht nur aus meiner Sicht)
ein recht reizloses Thema, ohne Aussicht auf neue, spannende Erkenntnisse, und
stets würde man getrieben vom Import immer wieder anderer Arten, von immer neuen, unausgegorenen Hilfsmitteln für Unterbringung, Klimatisierung, Fütterung der diversen Ameisenarten: Bevor man überhaupt erste Erkenntnisse erarbeitet hätte, wäre längst schon wieder Forschung über die neuesten vom Handel in den Markt gedrückten Arten, Materialien und Techniken erforderlich!
Bitte hier nicht zu sehr auf den "man muss Ameisenhaltung erforschen"-Teil versteifen. Ja, detailierte Informationen zu jeder Art bereitzustellen ist praktisch unmöglich, darum geht es aber auch garnicht.
Worum es geht ist, dass man mit einer soliden Hilfestellung einen positiven Zugang zur Ameisenhaltergemeinschaft bekommt. Man kann zeigen, dass man Ahnung vom Thema hat und erreicht damit sehr viel mehr als mit einer simplen Funddamentalopposition. Man zeigt, dass man Interesse hat positiv einzuwirken, ein Interesse am Thema selbst hat und nicht nur der böse Spielverderber sein will (genau so wird man nämlich als Fundamentalopposition wahrgenommen und damit erreicht man garnichts).Einen soliden Leitfaden zur Ameisenhaltung mit dem notwendigen Basiswissen zu erstellen ist jetzt wirklich nicht schwer - das muss auch kein Buch sein (wobei das auch mal eine Idee wäre, da besteht nämlich eine echte Marktlücke), auf 20-30 Seiten dürfte man das wichtigste gut unterbringen können.
So ein professioneller Anfängerleitfaden wäre eine vernünftige Basis auf der man Interessierte und Wissenschaftler wieder enger zusammenbringen könnte, mit der aktuellen Herangehensweise klappt das nämlich definitiv nicht.
Merkur hat geschrieben:Nicht zuletzt: Von Forscherseite in den Foren und Wikis ausgesprochene sinnvolle (!) Empfehlungen bzw. Warnungen sind oft sehr unbequem für Halter und/oder Händler. Das hat seit Beginn des Hobbys um 2000 zu massiver Kritik an Wissenschaftlern in den Foren geführt, bis hin zu Mobbing und persönlichen Anfeindungen. Als logische Folge haben die wenigen Wissenschaftler, die sich überhaupt mit der Hobby-Haltung befassten, das Handtuch geworfen; die meisten haben sich von vornherein abgestoßen gefühlt.
Wenn man sich "von vorn herein abgestoßen" fühlt, dann sollte man auch nicht erwarten eine vernünftige Diskussion führen zu können. Man kann nicht einfach in eine Hobbygemeinde gehen mit der Einstellung "ich finde das was ihr macht total blöd, hört damit auf!", da ist man schon von vornherein in einer hoffnungslosen Position und kann es eigentlich gleich bleiben lassen.
Es geht immer darum einen vernünftigen Kompromiss zu finden, wenn jeder nur Maximalpositionen vertritt braucht man garnicht erst anfangen.
GERADE unbequeme Wahrheiten bekommt man nur dann vermittelt, wenn man gleichzeitig etwas Positives beiträgt.
Ich bin übrigens auch der Meinung, dass wir hier in Europa keine Ameisen aus Amerika, China oder Australien brauchen, allerdings eher aus den Gründen, dass bei deren Sammlung häufig keine Rücksicht auf Umweltschäden oder Populationserhalt genommen wird und es nicht sein muss Ameisen wirklich kistenweise um die ganze Welt zu verschicken, teils unter katastrophalen Bedingungen.
Merkur hat geschrieben:Wer diese Entwicklung nicht miterlebt hat, kann sich aus den Diskussionen in diversen Foren und im AWiki ein Bild machen. Und das, bitte, bevor man "die Wissenschaftler" beschuldigt und verurteilt!
In dieser Hinsicht aufschlussreich ist auch ein Beitrag im Blog von Alex Wild, vom Januar 2017, den ich erst jetzt zu Gesicht bekam:
http://www.myrmecos.net/2016/03/23/how- ... /#comments
Achja, das was die tolle Diskussion ob Sozialparasitvarianten bestimmter Gattungen einen eigenen Artnamen bekommen sollen, richtig? Wunderbarer Weise ist das ein perfektes Beispiel für die oben erwähnten Maximalpositionen – es ist schon interessant dass in der ganzen Diskussion niemand auf die Idee kam den Gattungsnamen einfach mit einem Prä- oder Suffix zu versehen, obwohl das sogar eine wunderbare Möglichkeit wäre Sozialparasiten gattungsübergreifend als solche kenntlich zu machen.
Da würde dann aus einem Lasius-Parasiten einfach ein Paralasius oder Lasiusit (oder welches Präfix/Suffix auch immer Sinn macht) und beide Seiten hätten mehr oder weniger das was sie wollen. Wenn man sich nicht anstellt wie die Prinzessin auf der Erbse ist das ein absolut lösbares Problem.
Ich verurteile "die Wissenschaftler" übigens nicht – ich kritisiere sie nur dafür dass sich diejenigen, die sich an Diskussionen über Ameisenhaltung beteiligen, nicht sonderlich geschickt anstellen und häufig lieber hoffnungslose Fundamentalopposition betreiben anstatt einen Kompromiss zu forcieren, der zwar nicht perfekt sein mag, aber immernoch besser als das was gerade passiert.
Merkur hat geschrieben:2-Die große Mehrzahl der in Gärtnereien angebotenen Pflanzen wird seit Jahrzehnten bis Jahrhunderten in großen Mengen gehandelt und in Gärten, auf Feldern oder in Wäldern angebaut. Viele sind züchterisch verändert, manche sogar steril. Viele unserer Nutzpflanzen sind zwar nicht einheimischen Ursprungs, aber seit Jahrtausenden „domestiziert“; dass sie nicht invasiv sind, ist erwiesen. Das ist nicht so bei Ameisen.
3-Die Erfahrung zeigt, dass sogar solche Pflanzen gelegentlich verwildern und sich zu „pests“ entwickeln, z. B. „wilde“ Zwetschgen-Verwandte, oder in jüngerer Zeit der giftige Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) aus dem Kaukasus, oder das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) aus Indien. Beide sind trotz guter Erkennbarkeit und massiver Bemühungen zur Ausrottung nicht mehr beherrschbar. Gebietsfremde Ameisen sind nur von sehr wenigen Experten als solche identifizierbar, und auch wenn sie bereits als Schädlinge im Haus oder im Freiland erkannt sind, bisher nirgends ausgerottet worden.
Das ist so nicht richtig, Pflanzen brauchen einfach viel länger um sich an die klimatischen Verhältnisse anzupassen. Gerade in den letzten Jahrzehnten hat eine alarmierend ansteigende Zahl von "domestizierten Gartenpflanzen" den Sprung über den Gartenzaun geschafft – wenn das so weitergeht wird das bald zu einem richtig großen Problem werden.
Zudem schaffen es zunehmend Pflanzen die über den LKW-Verkehr verschleppt werden, teilweise über Tausende Kilometer, sich hier festzusetzen. Das kann man gerade an den Hauptverkehrsrouten am Straßenrand sehr gut beobachten, was da teilweise wächst ist kurious und erschreckend zugleich.
Merkur hat geschrieben:4-Woran liegt das? - Es gibt zahlreiche Pflanzenkenner, professionelle ebenso wie Hobby-Botaniker. Es gibt auch viele Zoologen, Profis und z. B. Hobby-Ornithologen, Schmetterlings- und Käferfreunde etc., denen Veränderungen der Fauna auffallen. Das gilt absolut nicht für Ameisen!
Ob sich seit Beginn des Ameisen-Hypes (ca. 2000) bereits Ameisen aus der Haltung in europäischen Lebensräumen angesiedelt haben, kann niemand sagen. Wer aus dem fehlenden Nachweis schließt, das sei nicht geschehen, und damit begründen will, Import und Haltung gebietsfremder Ameisen sei risikolos, der fällt einem Trugschluss zum Opfer!
Sinnlose Panikmache hilft genauso wenig.
Bis nicht ein handfester Beweis erbracht ist, dass sich tatsächlich eine Ameisenart aus der HALTUNG im Wildraum etabliert hat (wofür es bei den meisten Arten auch mehr als eine Kolonie braucht, d.h. da müsste schon viel Zufall zusammenkommen, dass zwei Ameisenhalter dieselbe Art am selben Ort aussetzen)
ist das nichts weiter als ein populistisches Schreckgespenst.Da ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass dank globalem Warenverkehr ein Frachter aus Florida rote Feuerameisen nach Südfrankreich oder Italien einschleppt.
Und wenn man da schon etwas tun will, dann sollte man sich vielleicht mal auf die Arten konzentieren, die schon als invasiv und problematisch bekannt sind (Solenopsis invicta, Pheidole megacephala, Brachymyrmex patagonius, etc.) anstatt einfach alles verbieten zu wollen, ob jetzt eine realistische Gefahr besteht oder nicht. Mit einem Fokus auf Problemarten kann man immerhin ein paar gute Argumente ins Feld führen und findet vlelleicht sogar bei den Verantworlichen Gehör. Jedenfalls mehr als wenn man den Eindruck erweckt einfach aus Prinzip gegen alles zu sein.
Warum kann ich beispielsweise RIFA (Solenopsis invicta) in Europa kaufen, obwohl ganz genau bekannt ist wie gefährlich die Art ist? Wäre es nicht mal sinnvoll explizit gegen deren Handel/Verkauf vorzugehen, anstatt gleich das Gesamtpaket mit Messor barbarus, Atta sexdens, Cataglyphis velox und anderen Arten, die hier sowieso keine realistische Chance haben sich zu etablieren, zu fordern?
Merkur hat geschrieben:Doch fehlt den Sammlern glücklicherweise die Fachkenntnis (und wohl auch der Zugang zur entsprechende Fachliteratur) um wirklich spannende und auch seltene Arten aus Naturräumen anbieten zu können. So ist die Anzahl der im Handel anzutreffenden Arten immerhin etwas eingeschränkt.
Ich wiederhole es gerne nochmal,
der überwältigenden Mehrheit der Ameisenhalter geht es nicht darum etwas möglichst exotisches zu halten, sondern eine eher pflegeleichte Art - die häufigsten Wünsche dabei sind keine/eingeschränkte Winterruhe, kleine Koloniegröße, einigermaßen große Arbeiterinnen und Polygynie.
Das kann man auch an den tatsächlich gehaltenen Arten sehen – denn aus exakt diesen Gründen sind Arten wie Messor barbarus, Camponotus nicorbarensis, C. raufoglaucus feae und ähnliche so populär.
Trailandstreet hat geschrieben:Die Foren haben schon ihr gutes. Man kann dort gezielt Haltungsberichte suchen und wenn es sein muss, von vorne bis hinten durchlesen.
Auf Facebook kann man mal schnell eine Frage stellen. Das war's dann aber auch. Mitunter ein Grund, warum man dann von den Neulingen sich immer und immer wieder die selben Fragen liest. Sie verschwinden ja auch immer wieder in der Timeline.
Genau aus dem Grund bevorzuge ich auch Foren, sehe aber gleichzeitig den Nutzen von Platformen wie Discord und Reddit. Gerade Discord ist für Neulinge unglaublich hilfreich, da man sehr schnell Antworten bekommt und auch direkt nachfragen kann wenn etwas unklar ist. Auch ist es mit Discord einfacher "am Ball zu bleiben", weil man sich mehr als Teil einer lebendingen Community fühlt und es ist leichter Wissen direkt auszutauschen.
Für permanente Informationen taugt Discord natürlich überhaupt nicht, aber das liegt in der Natur der Chat-Kommunikation.
Nachtrag (weil ich nicht mehr weiß wo ich es dazuschreiben soll und es sich am Ende vermutlich eh besser macht, weil es sonst gleich wieder untergeht):
Was ich wirklich bedenklich finde und was in Diskussionen über Ameisenhaltung und Ameisenhalter immer schnell untergeht ist die angesprochene durchschnittliche Haltungsdauer. Es ist erschreckend, dass die meisten Haltungsberichte die man im Internet findet plötzlich und ohne Vorwarnung enden, mehrheitlich bevor die Kolonie überhaupt auf mehr als ein paar hundert Arbeiterinnen angewachsen ist.
Man bekommt den Eindruck dass Ameisen für viele Leute "Wegwerfhaustiere" sind, die bei nachlassendem Interesse noch leichter "entsorgt" (oder durch was exotischeres ersetzt) werden können als ein Hund oder ein Hamster.Es scheint als ob nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Halter eine individuelle Kolonie für mehr als 2-3 Jahre betreut (ganz besonders im englischsprachigen Raum) und da sehe ich das echte Grundproblem des aktuellen Hypes.