Heute Abend bot ich eine große Zitterspinne aus unserem Keller an, abgebrüht, ohne Beine und aufgeschnitten. Zuerst fiel wieder die selbstbewusste Außendienstarbeiterin als älteste Schwester darüber her, nachdem sie diese entdeckte, was etwas Zeit brauchte, und fütterte dazwischen kurz zweimal die Gyne. Nachdem ich den Schwamm nachfeuchtete, sich die Gyne drehte und einen kurzen Schnupperausflug in den wärmeren linken Nachbargang und zurück bewerkstelligte, was etwas tollkühn aussah, weil sie teilweise wieder ausrutschte und keinen vollen Halt fand (es fehlte ein Futternapf an der Stelle, den brühte ich gerade ab, offenbar diente er ihr vorher als Halt), steuerte sie nach der dann doch erfolgreichen Rückkehr, die auch wieder sehr heikel wirkte, wo sie sich jedoch trotz brisantem Seilakt hochstemmen konnte, auch auf die Spinne zu und weidete diese richtig aus. Danach fütterte sie die Arbeiterinnen.
Nun macht sich wieder die Außendienstarbeiterin über den von der Gyne aus dem Nest beförderten Rest her. Später, wenn sie davon nichts mehr anrühren, werde ich die Überbleibsel entsorgen und den fehlenden Futternapf als Stufe hinstellen. Sie klettern immer beim Schwammansatz in den Nebengang und "merken" sich die rutschige Stellen oder Ritzen, wo sie besonders gut ans Wasser rankommen. Die Gyne war schon vorher in diesem Nebengang, der direkt in die wärmste Ecke führt, sie wurde von der Außendienstarbeiterin, die sich öfter dort aufhält, dorthin gelotst. Obwohl da kein Wasserschwamm mehr liegt, zieht es sie weiterhin dorthin, wenn die Temperaturen zwischen 21-25 Grad liegen. Erst bei ungefähr 25 Grad bleiben sie im Nest. Wegen der Feuchtigkeit des Nest-Schwamms kehrten sie aber auch vorher immer wieder ins Nest zurück. Sie scheinen also 25 Grad zu bevorzugen.
Die Gyne knabbert nun doch wieder am Rest der Spinne. Ihr Proteinbedarf scheint erst nach einer Woche wieder vorhanden zu sein, aber dann ausgeprägt. Kleinere Spinnen dazwischen beachtete sie nicht. Sie scheint sich nur für größere Spinnenkörper zu interessieren, die ihrem eigenem Körperumfang nahekommen.
Was die Brut betrifft, sehe ich diesbezüglich zwar etwas, aber viel und groß ist es noch nicht.
Gerade hat die Außendienstarbeiterin einen Teil der Spinne im Gang zur wärmsten Ecke entsorgt, während die Gyne die dicke Brutpflegerin füttert.Und jetzt werden auch die anderen zwei Arbeiterinnen von der Gyne gefüttert, teilweise gleichzeitig. Und gerade wieder die dicke Brutpflegerin, die sonst immer schützend über der Brut liegt. Schon interessant, was da alles abgeht! Das ersetzt Big Brother und ist tausendmal spannender!

Lustig, wie die Außendienstarbeiterin einen Teil der Spinne ins Nest eintrug, anstatt es zu entsorgen. Sie war wohl zerstreut.

Das hat die "pingelige" Gyne höchst irritiert bemerkt und das winzige Teilchen gleich wieder vor das Nest geworfen.

Nun sehe ich die Brutpflegerin an einem weiteren eingetragenen Teilchen knabbern, was die Gyne aber auch entsorgen will. Die Außendienstarbeiterin wiederum knabbert am Teil, das sie eigentlich schon in der wärmsten Ecke entsorgt hat. Vielleicht will sie auch nur allein und ohne Entsorgungswunsch der Gyne weiterknabbern. Jedenfalls werde ich noch etwas abwarten, bis ich den Rest mit der Pinzette raushole. Bin etwas verwirrt. Aber könnte Sinn machen, geht bei den Menschen ja recht ähnlich zu am Mittagstisch, wenn die Mutter glaubt, alle seien schon fertig, obwohl es nicht so ist.
