Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Anon » Sonntag 17. September 2017, 15:11

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Focus.de berichtet über den Forscher Daniel Charbonneau und seine neue Studie:

"Faule Arbeiter: 40 Prozent der Ameisen machen gar nichts – warum ist das so?"

Ameisen sind der Inbegriff des fleißigen Arbeiters: Von außen wirkt ihr Nest wie ein Musterbeispiel von Teamwork, Spezialisierung und Aufopferungsbereitschaft. Dass in Wirklichkeit 40 Prozent der Ameisen gar nichts tun, haben Forscher bereits vor einiger Zeit festgestellt. Nun hat eine neue Studie untersucht, welchen Nutzen die „faulen“ Arbeiter im Ameisenvolk haben. [..]
[..] In einem Experiment entfernten sie demnach 20 Prozent der aktiven Arbeiter aus dem Ameisennest. Tatsächlich wurden diese innerhalb einer Woche durch Mitglieder der inaktiven Gruppe ersetzt, die ihre Aufgaben in der Kolonie übernahmen. „Wir hatten bereits vermutete, dass die ‚faulen‘ Ameisen als Reserve-Arbeitskräfte dienen“, erklärte Charbonneau gegenüber „phys.org“.

Doch die Forscher wollten auch die anderen Hypothesen überprüfen und markierten dafür Ameisen im beobachteten Nest mit farbigen Punkten, um ihre Wege nachzuvollziehen. Dadurch konnten sie im Ameisenvolk vier Gruppen identifizierten: Die „faulen“ Arbeiter, die „Nest-Wanderer“, die Sammler und Baumeister und schließlich die Arbeiter, die sich um den Nachwuchs kümmern.

Charbonneau und sein Team stellten dabei fest, dass die inaktiven Ameisen im Gegensatz zu den anderen Gruppen einen aufgeblähten Hinterleib haben. Das könnte vom „faulen“ Lebensstil der Exemplare herrühren. Doch laut den Forschern sind sie womöglich „lebende Vorratskammern“. Sprich: In Notzeiten könnten die inaktiven Arbeiter der Kolonie als Nahrungsquelle dienen.

Tatsächlich scheint es aber nicht so zu sein, dass das Ameisenvolk aktiv dafür arbeitet, diese 40-Prozent-Reserve zu erhalten: Die Forscher entfernten die „faulsten“ 20 Prozent der Ameisen und beobachteten die Reaktion. Es gab keine. „Es sieht nicht so aus, als ob aktive Arbeiter ihre Aufgaben vernachlässigen, um selbst zu inaktiven Ameisen zu werden“, so Charbonneau.
Fazit: "Die Autoren der Studie sehen Bezüge zu wirtschaftlichen Überlegungen in unserer Gesellschaft. Eine Reserve gleich welcher Art hat einen Nutzen, doch sie ist stets einer Kosten-Nutzen-Rechnung verbunden. „Es geht immer darum, die Kosten für den Erhalt einer Reserve so gering wie möglich zu halten“, sagte Charbonneau „phys.org“. Ameisen dienen also weiterhin als Beispiel für Effizienz."


- Faule Arbeiter: 40 Prozent der Ameisen machen gar nichts – warum ist das so? / http://www.focus.de/wissen/natur/tiere- ... 02856.html
- Lazy ants make themselves useful in unexpected ways / https://phys.org/news/2017-09-lazy-ants ... -ways.html

Paper: Who needs ‘lazy’ workers? Inactive workers act as a ‘reserve’ labor force replacing active workers, but inactive workers are not replaced when they are removed / http://journals.plos.org/plosone/articl ... ne.0184074
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Anon
 

Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Anon » Donnerstag 12. Oktober 2017, 10:56

Ameisen können Selbstbeherrschung

Der Deutschlandfunk berichtet über eine neue Studie der Uni Regensburg:

Ameisen sind Feinschmecker: Sie wählen nicht automatisch das Futter aus, das ihnen am nächsten ist, wenn etwas weiter entfernt eine bessere Nahrungsquelle wartet.

Das berichten Zoologen der Universität Regensburg in den Biology Letters. Sie schließen daraus, dass die Ameisen über Selbstbeherrschung verfügen.

Getestet haben sie das Ganze in einem Laborexperiment. Dafür haben sie einen guten Meter vom Nest der Schwarzen Wegameise eine hoch konzentrierte Zuckerlösung bereit gestellt. Nachdem die Tiere diese Futterstelle besucht hatten, haben sie eine zweite Futterstelle installiert. Die lag auf der Hälfte der Strecke, die Zuckerkonzentration war aber nicht so hoch. Knapp 70 Prozent der Ameisen ignorierten beim darauf folgenden Testlauf das schlechtere Futter und nahmen den längeren Weg in Kauf. Waren die Zuckerlösungen dagegen gleich gut, wählten mehr als 80 Prozent der Ameisen die näher gelegene Futterquelle. [..]

Ein schöner Versuch zum Na(s)ch-machen! :)

Zum Bericht: https://www.deutschlandfunknova.de/nach ... herrschung
Zum Paper/Abstract: http://rsbl.royalsocietypublishing.org/ ... 0/20170450
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Anon
 

Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Anon » Samstag 14. Oktober 2017, 15:24

Nichts Weltbewegendes, aber m.E. doch eine Meldung wert:

Ameisenköniginnen begraben Artgenossinnen

Manchmal machen Ameisenköniginnen etwas, das sonst nur Arbeiterinnen tun: Sie zerstückeln und bestatten tote Artgenossinnen von gleichem Rang. Laut Forschern mindern sie so die Gefahr einer Pilzinfektion, die von den Leichen ausgeht.

Manchmal gründen zwei Jungköniginnen der „Schwarzen Wegameise“ (Lasius niger) gemeinsam eine Kolonie. Sie verschließen sich in einem unterirdischen Nest mit einer oder mehreren Kammern, legen Eier und ziehen die geschlüpften Jungen auf, die zu kräftigen Arbeiterinnen heranwachsen und sie dann versorgen werden. Bis es so weit ist, leben Ameisenhoheiten ausschließlich von ihren Fettreserven und Muskelabbau, denn sie sind von der Umwelt abgeschottet. Infektionen, aber auch starke körperliche Aktivität sind für sie in diesem Stadium oft tödlich. [..]


Quelle: http://science.orf.at/stories/2871970/
Paper: https://bmcevolbiol.biomedcentral.com/a ... 017-1062-4
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Anon
 

Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Anon » Samstag 28. Oktober 2017, 21:21

Isolierte Ameisenkolonie gedeiht in polnischem Atomwaffenbunker / Die Tiere haben praktisch keine Nahrung und können sich nicht vermehren, ihr königinnenloses Nest wird nur durch Zuzug von außen aufrechterhalten / http://derstandard.at/2000043619689/Iso ... ffenbunker / Okt. 2016

Bei den Tieren in der unterirdischen Anlage handelt es sich um unfreiwillige Exilanten einer ganz normalen Kolonie von Kahlrückigen Waldameisen (Formica polyctena), die sich an der Erdoberfläche über einem Luftschacht gebildet hat. Dessen Abdeckung ist mittlerweile durchgerostet, und durch das Loch fallen immer wieder Ameisen in den Schacht, der sich darunter befindet.

Forscher entdeckten das Nest 2013 beim Studium von Fledermäusen, die in dem Bunker überwintern. Anders als diese können die Ameisen allerdings ihr 3 mal 1,2 Meter kleines Gefängnis nicht verlassen. Die Umweltbedingungen dort sind alles andere als freundlich: Die Temperatur im vollkommen dunklen Bunker steigt das ganze Jahr über nie über zehn Grad – für Insekten ist das ausgesprochen niedrig. Vor allem aber gibt es dort unten auch nicht annähernd genug Nahrung.

Entsprechend überrascht waren die Forscher, als sie 2015 den Bunker wieder aufsuchten und feststellten, dass das Nest – gebaut aus dem bisschen Erde, das ebenfalls in den Bunker gefallen war – immer noch Bestand hatte. Und auch die Kolonie gab es nicht nur immer noch, sie war sogar gewachsen: Knapp eine Million Arbeiterinnen umfasste sie bereits. Ein weiterer Besuch im Jahr 2016 erbrachte dasselbe Ergebnis. [..]

oo_100892.jpg
Foto: Stephan Wojciech
[..] Die Forscher um Wojciech Czechowski betonen, dass es sich genau genommen nicht um eine Kolonie handelt, da in ihr ja nicht der übliche Brutbetrieb stattfindet. Umso verblüffender ist der Umstand, dass die Arbeiterinnen alle anderen Funktionen einer Kolonie aufrechterhalten: Eine Beschädigung des Nests, die 2015 festgestellt worden war, war vor dem Besuch im folgenden Jahr wieder repariert worden. Die Arbeiterinnen imitieren gewissermaßen das normale Leben in einer Ameisenkolonie, soweit es ihnen eben noch möglich ist – ein laut den Forschern weltweit einzigartiger Fall.


Es gibt sogar ein Paper dazu: Living beyond the limits of survival: wood ants trapped in a gigantic pitfall / https://jhr.pensoft.net/articles.php?id=9096

Ob das wirklich alles so (wie beschrieben) zutrifft? Und: Vielleicht sollte man den "Lütten" da mal irgendwie raushelfen... :roll:
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Anon
 

Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Sonntag 29. Oktober 2017, 09:40

Hallo Emse,

Aus den Augen, aus dem Sinn.“ :) - Die Geschichte hatten wir bereits vor einem Jahr diskutiert: viewtopic.php?f=23&t=1425
Aber das geht mir auch gelegentlich so! ;)
Leider interessiert sich die Presse dann ja nicht mehr für eine eventuelle weitere Entwicklung. Wäre so etwas bei uns beobachtet worden, hätte man die DASW zu einer Aktion anregen können.
Laut meinem letzten Beitrag im o. g. Thread dazu war ein Lüftungsgitter über der Kammer und unter dem Ameisennest durchgerostet.
In diesem Fall könnte man das Nest wegschaufeln, ein neues Gitter anbringen, vielleicht auch einen entsprechend dimensionierten dünnen Baumstamm in den 5m langen Schacht bis zum Boden einschieben und den Tieren damit einen Weg zurück nach oben bereitstellen. Eine Lösung wäre vermutlich zu finden.
Manchmal ist es erschreckend zu sehen, wie viel der unbestechliche Speicher des Forums noch weiß, das unser onboard-Speicher längst aussortiert hat! :roll:

Ein schönes, langes WE wünscht
Merkur
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Dienstag 31. Oktober 2017, 12:28

Die Gattung Teleutomyrmex gibt es wieder!
Kiran, K., Karaman, C., Lapeva-Gjonova, A. & Aksoy, V. (2017): Two new species of the "ultimate" parasitic ant genus Teleutomyrmex Kutter, 1950 (Hymenoptera: Formicidae) from the Western Palaearctic. - Myrmecol. News 25: 145-155.

Edit: Im Moment ist für Nicht-Abonnenten noch nur das kurze Abstract zugänglich:
Two new "ultimate" parasitic ant species, Teleutomyrmex seiferti KIRAN & KARAMAN sp.n. and Teleutomyrmex buschingeri LAPEVA-GJONOVA sp.n., are described from one site each in Turkey and Bulgaria. The hosts belong to Tetramorium cf. chefketi FOREL, 1911. The findings increase the number of described Teleutomyrmex species to four.

Key words
: Taxonomy, ants, Formicidae, Teleutomyrmex, social parasites, new species, Turkey, Bulgaria.
Myrmecol. News 25: 145-155)
ISSN 1994-4136 (print), ISSN 1997-3500 (online)
Received 21 February 2017; revision received 27 April 2017; accepted 1 June 2017
Subject Editor: Herbert Zettel
Kadri Kiran (contact author), Celal Karaman, Volkan Aksoy, Trakya University, Faculty of Sciences, Department of Biology, 22030, Edirne, Turkey. E-mail: kadrikiran@trakya.edu.tr
Albena Lapeva-Gjonova, Department of Zoology and Anthropology, Faculty of Biology, Sofia University, 8 Dragan Tsankov Blvd., 1164 Sofia, Bulgaria.

Wichtig ist, dass damit die Gattung Teleutomyrmex wieder auflebt, nachdem sie von Ward et al. (2014) schlicht mit der Wirtsgattung Tetramorium synonymisiert worden war. (Dazu bestand nach den Nomenklaturregeln keine Notwendigkeit!)
Damit ist auch wieder im Namen deutlich, dass Heinrich Kutter (1950) die erste Art der Gruppe entdeckt, beschrieben und als Art seiner neuen Gattung Teleutomyrmex benannt hat. Nach der Revision von Ward et al. wurde Teleutomyrmex schneideri Kutter,1950 zu Tetramorium inquilinum Ward, Brady, Fisher & Schultz, 2014. Das suggeriert weniger mit den Regeln der Taxonomie und Nomenklatur vertrauten Lesern, dass Ward et al. die Entdecker und Erstbeschreiber gewesen seien; in meinen Augen ein Ärgernis! Tetramorium inquilinum wird somit zum jüngeren Synonym von Teleutomyrmex schneideri.
Auch Tetramorium kutteri (Tinaut, 1990) kehrt zurück zu dem vom Entdecker beabsichtigten Namen Teleutomyrmex kutteri Tinaut,1990.

Der Fund von zwei neuen Arten außerhalb des bisher bekannten Verbreitungsgebietes (hauptsächlich Westalpen) weist darauf hin, dass die Gattung wahrscheinlich weiter im Osten, in Asien, evtl. im Bereich der Himalayas, auch noch mit weiteren Arten vertreten sein dürfte. Da gibt es für Myrmekologen noch viel zu entdecken! ;)

MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Mittwoch 1. November 2017, 20:57

Der Tetramorium caespitum -Komplex in Europa

Nach 15 (!) Jahren intensiver Forschung hat nun ein Autorenkollegium ein (vorläufig) endgültiges System der europäischen Arten des T. caespitum / impurum – Komplexes vorgelegt.
https://myrmecologicalnews.org/cms/inde ... format=raw

Der Titel der Arbeit: „Licht am Ende des Tunnels: Integrative Taxonomie grenzt kryptische Arten im Tetramorium-caespitum-Komplex ein.

Light at the end of the tunnel: Integrative taxonomy delimits cryptic species in the Tetramorium caespitum complex (Hymenoptera: Formicidae)
Herbert C. WAGNER, Wolfgang ARTHOFER, Bernhard SEIFERT, Christoph MUSTER, Florian M. STEINER & Birgit C. SCHLICK-STEINER (2017)
Abstract
Species delimitation is fundamental for many biological studies; its importance extends from regional faunistics over behavioral research to the reconstruction of evolutionary history. However, species delimitation in the Palearctic Tetramorium caespitum species complex (formerly Tetramorium caespitum / impurum complex) has stayed ambiguous over a century. A 2006 study argued for the presence of eight Western Palearctic cryptic species but did not draw formal taxonomic conclusions due to multiple unresolved issues.
Using 1428 nest samples in an in-depth integrative-taxonomy approach, we here revise the European species of the complex. Unsupervised analyses provide independent species hypotheses based on molecular and morphological disciplines. Following the unified species concept, we show the presence of ten clearly distinguishable European species differing in mitochondrial DNA, nuclear DNA, morphology of workers and males, and ecology. We explain the evolution of the observed mitochondrial-nuclear discordances by peripatric
speciation, historical introgression, and recent hybridization, and that of morphological-nuclear discordances by interspecific similarity and intraspecific variability, that is, morphological crypsis.
Based on the final species hypotheses, we confirm T. caespitum (LINNAEUS, 1758), T. impurum (FOERSTER, 1850), T. indocile SANTSCHI, 1927, T. hungaricum RÖSZLER, 1935, and T. alpestre STEINER, SCHLICK-STEINER & SEIFERT, 2010 as good species. We raise T. fusciclava CONSANI & ZANGHERI, 1952 stat.n., T. staerckei KRATOCHVÍL, 1944 sp.rev., and T. immigrans SANTSCHI, 1927 stat.n. (as an introduced species also in the Americas) to species rank and synonymize T. semilaeve var. kutteri SANTSCHI, 1927 under T. indocile and T. staerckei var. gregori KRATOCHVÍL, 1941 under T. impurum. Finally, we newly describe T. breviscapus sp.n. and T. caucasicum sp.n.
We present dichotomous determination keys to workers and males and make freely available an online identification key to workers at https://webapp.uibk.ac.at/ecology/tetramorium/ .
Of relevance to resolving other highly complicated taxonomic problems, we highlight that no single data type was sufficient to disentangle the final species boundaries, which underlines the importance of integrating multiple data sources in taxonomy.
Key words: CO1 gene polyphyly, amplified fragment-length polymorphism, morphometrics, nest centroid clustering,
interspecific hybridization, European pavement ants.
Myrmecol. News 25: 95-129
licensed under CC BY 3.0
ISSN 1994-4136 (print), ISSN 1997-3500 (online)
Received 13 March 2017; revision received 13 June 2017; accepted 14 July 2017
Subject Editor and ad-hoc Editor-in-Chief: Herbert Zettel
Herbert C. Wagner (contact author), Wolfgang Arthofer, Florian M. Steiner1 & Birgit C. Schlick-Steiner1, Molecular Ecology Group, Institute of Ecology, University of Innsbruck, Technikerstraße 25, 6020 Innsbruck, Austria. E-mail: heriwagner@yahoo.de; wolfgang.arthofer@uibk.ac.at; florian.m.steiner@uibk.ac.at; birgit.schlick-steiner@uibk.ac.at
Bernhard Seifert, Section Pterygota, Senckenberg Museum of Natural History, Am Museum 1, 02826 Görlitz, Germany. E-mail: bernhard.seifert@senckenberg.de
Christoph Muster, Neukamp 29, 18581 Putbus, Germany. E-mail: muster@rz.uni-leipzig.de
1Equally contributing senior authors.
--
Phil hat gestern bereits im eusozial auf den Beitrag hingewiesen und auch die Verbreitungskarten der verschiedenen jetzt zu unterscheidenden Arten einkopiert: http://forum.eusozial.de/index.php?thre ... #post41852
Hier hat er den Abstract ins Deutsche übersetzt.Das erspart mir eine eigene Übersetzung.
(Phil ist ja auch Mitglied im AP; vielleicht mag er seine Übersetzung auch hier einkopieren?)

Es sind jetzt also 10 europäische Arten in der Gruppe.
Die Autoren verweisen nachdrücklich darauf, dass nur mit der Kombination mehrerer Merkmalskomplexe eine Abgrenzung der Arten möglich ist:
Mitochondriale DNS, Kern-DNS, Morphologie von Arbeiterinnen und Männchen, und Ökologie! Das ist, was sie unter "Integrativer Taxonomie" verstehen.

Die Unterscheidung der Arten ist also keinesfalls anhand der Morphologie von Arbeiterinnen alleine oder mittels Sequenzierung möglich (Gynen wurden nicht berücksichtigt). Man muss ganz klar sagen, dass anhand der üblichen, oft mäßigen Bilder keinerlei Angabe über die Artzugehörigkeit eines oder einiger weniger Individuen möglich ist!
Andererseits stehen wohl nur wenigen die Möglichkeiten zur Sequenzierung, oder auch für die sehr minutiösen morphologischen Messungen, zur Verfügung (auch mir nicht!).
So werden sich die Ameisenhalter und –händler damit zufrieden geben müssen, dass sie es halt mit „Tetramorium sp.“ zu tun haben. Wobei man froh sein muss, wenn fragliche Tiere nicht einer der anderen in Europa verbreiteten Tetramorium - Artengruppen angehören.

Auch für die vielen Naturschutzgutachter, die Habitate nach Ameisenarten charakterisieren möchten, ist das eine „harte Nuss“: Kaum einer wird sich die für eine sichere Determination auf Artniveau notwendige Ausrüstung leisten können. :roll:

MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Freitag 3. November 2017, 11:56

Zum Inhalt der Revision von Tetramorium (T.- caespitum - Gruppe)

Die neue Arbeit hält an der früheren Einstufung der sozialparasitischen Arten in die Genera Anergates und Teleutomyrmex sowie Strongylognathus fest. Zusammen mit der Arbeit von Kiran et al. (2017) hier mit der Beschreibung von zwei neuen Teleutomyrmex-Arten ist das eine willkommene Korrektur der Synonymisierung von Anergates und Teleutomyrmex mit Tetramorium durch Ward et al. 2014.

Interessant ist, dass für die 10 jetzt anerkannten und benannten Tetramorium-Arten aus der T.-caespitum-Gruppe angegeben wird, welche Sozialparasiten mit welchen Wirtsarten zusammenleben. (Insgesamt gibt es mindestens 28 Tetramorium-Arten in Europa!). Das eröffnet neue Perspektiven für die Forschung zur Evolution des Sozialparasitismus in dieser Gruppe.
T. alpestre (fakultativ polygyn!): Sozialparasiten Strongylognathus testaceus, S. alpinus, Teleutomyrmex schneideri.
T. caespitum (monogyn): Sozialparasiten Anergates atratulus, Strongylognathus testaceus.
T. impurum (monogyn): Sozialparasiten Anergates atratulus, Strongylognathus, S. alpinus.
T. immigrans: Sozialparasit Anergates atratulus. Verschleppt N-und S-Amerika (Chile), nach Nordamerika inklusive Anergates.

(Einschub: Anergates atratulus wurde drüber hinaus auch bei T. diomedeum in Süditalien gefunden, S. testaceus bei T. brevicorne und S. huberi bei T. impurum (Sanetra, Güsten, Schulz 1999: On the taxonomy and distribution of Italian Tetramorium.- Mem. Soc. entomol. ital., 77: 317-357.)
Es ist bemerkenswert, dass A. atratulus als Inquline somit ein recht weites Wirtsspektrum hat.
Bisher sah es eher so aus, als hätten Sklavenhalter meist mehrere Wirtsarten, während die Inquilinen eher nur bei je einer Wirtsart leben. Vermutlich liegt der Grund darin, dass A. atratulus nur bereits weisellose Tetramorium-Völker nutzt, die eine geringere Abwehr gegenüber eindringenden Sozialparasiten haben dürften.
Die beiden von Kiran et al. (2017) neu beschriebenen Teleutomyrmex-Arten aus Bulgarien und der Türkei dagegen leben bei Tetramorium cf. chefketi als Wirtsart./ Einschub Ende)

Im amerikanischen formiculture-Forum wird die Tetramorium-Revision ausführlich diskutiert (Hier)

Wichtig ist, dass die bisher nicht formal beschriebene „Tetramorium sp. E“ nun einen Namen hat, Tetramorium immigrans (also „die Einwandernde“). Diese Art ist, zusammen mit dem Inquilinen Anergates atratulus, aus Europa nach Nordamerika verschleppt worden, wo sie gemeinhin als die „pavement ant“ bezeichnet wird.
T. immigrans ist auch in Europa weit verbreitet und wurde gerne als T. caespitum gehandelt (die es nach wie vor als gute Art gibt!). Merkwürdigerweise stammt der Holotyp ausgerechnet aus Chile. Aber: Am wahrscheinlichsten hat T. immigrans ihren Ursprung in Anatolien und der Region um den Kaukasus. Von dort aus dürfte sie nach Westeuropa eingewandert sein, von wo sie sowohl nach Nord- als auch Südamerika verschleppt wurde.

Die Arbeit enthält Farbfotos von Arbeiterinnen und Männchen alle 10 Arten sowie Zeichnungen von der Skulptur der Arbeiterinnen und von den männlichen Genitalien. Ein Bestimmungsschlüssel ist auf den Seiten 121-124 (Arb.) und 124-125 (Männchen) zu finden.

Für Deutschland und Nachbarländer kann man mit den folgenden Arten rechnen:
T. alpestre (Alpenraum, Spanien, Italien bis Sizilien)
T. caespitum: Ganz Europa.
T. indocile: Alpen und südlich sowie östlich davon.
T. impurum: West-und Südeuropa bis Kleinasien.
T. immigrans: Mittleres und südliches Europa bis zum Kaspischen Meer.

Es fällt auf, dass in Nordeuropa, Großbritannien, Schweden, Norwegen und Finnland ausschließlich T. caespitum vorkommt!

Ebenfalls frei zum download: Das „Supplementary material“, das nicht in der gedruckten Arbeit enthalten ist. Wer genauere Informationen sucht, kann hier fündig werden. Da gibt es z. B. eine Karte, Fig. S2, aus der hervorgeht, welche früher unterschiedenen Untereinheiten von T. caespitum nun formal dieser Art zugerechnet werden. – Ein Beispiel dafür, wie wichtig es sein kann, die HERKUNFT von Ameisen zu kennen, über die man nähere Informationen sucht!
https://myrmecologicalnews.org/cms/inde ... format=raw

Eine weitere Tabelle (excel) gibt Aufschluss über die 1435 Proben, die untersucht wurden, mit Fundortangaben, Meereshöhe, Sammeldaten, Habitat, Sammlern, etc.
https://myrmecologicalnews.org/cms/inde ... Itemid=407 Hierin: Table S1 (Einloggen erforderlich).
(Daraus weiß ich jetzt endlich, dass unter meiner Terrasse Tetramorium caespitum wohnt! :) )

MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Reber » Freitag 3. November 2017, 20:07

Danke Merkur, das bringt schon einiges Licht ins Dunkel! Einige Anmerkungen für Laien, mit welcher Art man es zu tun haben könnte, möchte ich noch anbringen. Sie taugen natürlich nicht für eine Bestimmung, sondern nur als "Verdacht" in welche Richtung es geht...

- Tetramorium caespitum ist offenbar die einzige Art, die höhere Erdhügel baut.
- Wenn man es mit einer helleren Art zu tun hat, ist Tetramorium impurum wahrscheinlich.
- Tetramorium alpestre kommt offenbar nicht unter 900 m.ü.M. vor.

Wir hatten es hier schon einmal davon.
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Dienstag 7. November 2017, 17:09

Rossomyrmex, Proformica, Cataglyphis: Phylogenetische Beziehungen

Phylogenetic relationships between the slave-making ants Rossomyrmex and their Proformica hosts in relation to other genera of the ant tribe Formicini (Hymenoptera: Formicidae). Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research • September 2017
DOI: 10.1111/jzs.12184
Olivia Sanllorente, Pedro Lorite, Francisca Ruano, Teresa Palomeque, Alberto Tinaut
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... 12184/full

Abstract
The ant genus Proformica is very common to Eurasian semi-deserts, and a few species are parasitized by the slave-making ants Rossomyrmex. However, the phylogenetic relationship between Proformica (host) and Rossomyrmex (parasite) remains unclear as another closely related genus (Cataglyphis) could be a sister group of Rossomyrmex. This work has two main goals: (i) to study the phylogenetic relationships among Proformica, Rossomyrmex, and other genera of the tribe Formicini, with a special focus on the highly diverse genus Cataglyphis; and (ii) to reconstruct the biogeographical distribution of parasite and host genera. We perform a phylogenetic study for the first time including several species of the genera Rossomyrmex, Proformica, and Cataglyphis. Our results indicate that Proformica and Rossomyrmex are reciprocally monophyletic and that Rossomyrmex is nested within Cataglyphis, rendering the latter paraphyletic. Finally, the ancestral distribution range of the host genus could be situated in Central Asia and subsequently dispersed to Western Europe, whereas additional studies are required to clarify the range of the parasite.

Rossomyrmex ist eine Gattung sklavenhaltender Ameisen. Ihre Wirtsarten gehören zur Gattung Proformica. Als Besonderheit gilt die Rekrutierung von Rossomyrmex zum Sklavenraubzug: Die Tiere tragen Artgenossinnen zum „Einsatzort“, zu dem zu überfallenden Wirtsartnest. Das Tragen entspricht der üblichen Technik der Formicinen beim Nestwechsel.
Rossomyrmex und Proformica sind jeweils monophyletische Artengruppen, doch gehört Rossomyrmex genetisch zur Gattung Cataglyphis. Diese Gattung wird damit paraphyletisch (d.h., die Gattung Cataglyphis schließt nicht alle zu ihr gehörenden Arten ein). Wie weit aus dem Befund bereits taxonomische Konsequenzen vorgeschlagen wurden, ist dem Abstract nicht zu entnehmen; die Vollversion liegt mir noch nicht vor. – Es wäre evtl. ein ähnliches Vorgehen wie bei der Synonymisierung von Anergates und Teleutomyrmex mit der Wirtsgattung Tetramorium möglich (und wird hoffentlich nicht erfolgen!).
Die Gattung Rossomyrmex wurde 1928 beschrieben; sie wäre dann jüngeres Synonym von Cataglyphis, die bereits 1850 beschrieben wurde.
Proformica nasuta ist in Südfrankreich und Spanien verbreitet. P. longiseta ist in den Gebirgen in Südspanien endemisch. Ihr Sklavenhalter Rossomyrmex minuchae wurde von Tinaut aus der spanischen Sierra Nevada beschrieben. Weitere Arten beider Gattungen kommen in Eurasien bis nach China vor.

MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Mittwoch 8. November 2017, 12:23

Tyrannomyrmex.
A new species, a queen, determination key and life info.
http://dx.doi.org/10.11646/zootaxa.4344.2.3
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" Tell-oo-toat-yeh "

" I am who I am , I think ... "
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Donnerstag 9. November 2017, 16:54

Nochmals zu Teleutomyrmex und Tetramorium

Aufgrund einer Anfrage nach dem jetzt gültigen Namen von Teleutomyrmes schneideri versuche ich hier mal etwas Einblick zu verschaffen, da ich annehme, dass so mancher Ameisenfreund inzwischen verwirrt sein dürfte.

Teleutomyrmex schneideri Kutter, 1950 war, und ist jetzt wieder, der „richtige“ Name für die Art.

Heinrich Kutter hat diese Art 1949 in der Schweiz entdeckt und 1950 in einer Zeitschrift ordnungsgemäß beschrieben. Sie leben als Parasiten im Nest von Tetramorium (die man damals für T. caespitum gehalten hat, die aber jetzt ganz neu unter dem Namen T. alpestre aus der Art T. caespitum ausgegliedert wurde).
Da Teleutomyrmex sich in ihrer Gestalt (und in der Lebensweise) sehr deutlich von Tetramorium und allen anderen bekannten Myrmicinae-Gattungen unterschied, hatte sich Kutter entschlossen, dafür eine eigene Gattung zu begründen.

Ward et al. (2014) haben in ihrer Revision festgestellt, dass Teleutomyrmex genetisch (also in ihrer DNS = DNA) Tetramorium sehr ähnlich ist. Sie haben daher entschieden, Teleutomyrmex als Gattung aufzugeben und die daraus beschriebenen Arten (Tel. schneideri, Tel. kutteri) als Angehörige der Gattung Tetramorium einzustufen. Das bedeutete, dass beide umbenannt werden mussten. Leider gab es aber bereits eine Tetramorium schneideri (eine lange bekannte, selbständige Tetramorium-Art). Also mussten sie auch das Artepithet ändern und beschlossen, die Art nun Tetramorium inquilinum zu nennen. Bei Tel. kutteri war es einfacher, die konnte wenigstens ihr Artepithet behalten. (Obwohl Ward et al. übersehen haben, dass auch eine selbständige Unterart von Tetramorium bereits den Namen kutteri trug, der damit nicht mehr für diesen Zweck frei war. Ein objektiver Fehler in der Arbeit Ward & al.2014!).

In 2016 hat eine große Gruppe von Myrmekologen sich gegen diese (und viele andere) Umbenennungen ausgesprochen, doch diese nicht formal rückgängig gemacht: viewtopic.php?f=23&t=588&p=12482&hilit=Ward#p10849
Bis 31.Okt. 2017 hieß Tel. schneideri Kutter, 1950 also „rechtmäßig“ Tetramorium inquilinum Ward & al., 2014.

Nun haben Kiran & al. 2017 (erschienen 31. Okt. 2017) zwei neu gefundene Parasitenarten beschrieben, und zwar unter Verwendung des guten, alten Gattungsnamens Teleutomyrmex! viewtopic.php?f=23&t=367&p=15088#p15049

Auch in der Arbeit von Wagner & al. 2017: viewtopic.php?f=23&t=367&p=15088#p15059 wird der Gattungsname Teleutomyrmex verwendet.

Damit ist dieser Name wieder aufgelebt, auch für die bereits früher so benannten Arten, die somit rechtmäßig wieder Teleutomyrmex heißen dürfen!

Gattungen sind keine von der Natur vorgegebenen Einheiten. Sie fassen ursprünglich eben untereinander ähnliche Arten zusammen, als Ordnungsprinzip, ohne dass man die genetisch engere oder weitere Verwandtschaft kannte (Davon hatte Carl von Linné, der Begründer des zool. und botanischen Systems, 1758 naturgemäß noch keine Ahnung). Es ist also eine +/- willentliche Entscheidung der Forscher.
Unter diesen gab es „schon immer“ so genannte „lumper“ (die möglichst viele Arten in eine Gattung stopfen wollten) und „splitter“, die möglichst kleine Einheiten schaffen (und benennen ;)) wollten und deshalb gerne neue Gattungen aufgestellt haben, wenn sie ein paar etwas ungewöhnliche Arten innerhalb einer bestehenden Gattung entdeckten. Das Problem lässt sich leider nicht endgültig lösen.

Jetzt jedenfalls sind die Gattungen Teleutomyrmex (und Anergates) wieder gültig, neben der Wirtsgattung Tetramorium…. Bis wieder
ein(ige) Autor(en) eine andere Auffassung propagieren. Das muss aber in jedem Fall in einer Fachzeitschrift erfolgen, und sehr gut begründet werden, geht also nicht ganz so einfach.

MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Freitag 17. November 2017, 16:26

Teleutomyrmex: Die Autoren des AntWiki vertreten weiterhin die Meinung von Ward et al. 2014

Tja, so einfach machen es sich die Autoren im AntWiki: Am 16. Nov. 2017 hat S. Shattuck kurzerhand die beiden gerade neu beschriebenen Teleutomyrmex-Arten in Tetramorium seiferti bzw. T. buschingeri umbenannt. Mit dem Vermerk:
[Note: Kiran, et al. 2017: 146, retain the paraphyletic genus Teleutomyrmex.]

Die andere Auffassung solcher Gattungen, wie sie von Kiran et al. 2017 sowie vielen anderen Autoren vertreten wird, und die von Seifert et al. 2016 veröffentlicht wurde, lässt man einfach nicht gelten. :roll:

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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Samstag 18. November 2017, 10:27

Teleutomyrmex schneideri: Video

Bin gerade auf dieses Video aus Frankreich gestoßen: https://www.youtube.com/watch?v=IQseX1TgpRQ
Es ist die bisher wohl einzige Filmaufnahme der Art (und Gattung). U. a. eine kurze Szene von der Paarung ("accouplement").
Leider suboptimal, vermittelt aber doch einen Eindruck von den kleinen geflügelten Tieren im Nest der Wirtsart (Tetramorium "caspitum" in Video und Publikation; wahrscheinlich T. alpestre).

Edit: Sorry, das war eine "rediscovery" zu Beiträgen in 2015/16 nach einem Hinweis von Teleutotje hier!

MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Montag 20. November 2017, 15:53

Stimmen zu der Myrmicinen-Revision durch Ward et al.

Auf die Eintragung der zwei neuen Teleutomyrmex-Arten als Tetramorium spp. ins AntWiki habe ich ein paar Kollegen per e-mail aufmerksam gemacht. Deren Reaktionen möchte ich hier auszugsweise wiedergeben:
(a)... erstens war genau dies abzusehen, zweitens disqualifiziert sich der Autor durch „paraphyletic genus Teleutomyrmex“ (statt Tetramorium), drittens sind auch die Nutzer von Antwiki erwachsene Menschen, die sich selbst ihre Meinung bilden sollten.
Ich nehm’s also locker.

(b)…das blitzschnelle Verbreiten und Proliferieren von großem Unsinn hat leider Hochkonjunktur - in allem Schichten und Sphären menschlichen Geisteslebens.
Es gab keine Zustimmung zu dem Vorgehen von Shattuck im AntWiki.

Um weniger mit der Materie vertrauten Usern etwas deutlicher zu machen, worum es geht, will ich hier ein paar Gedanken und Gesichtspunkte anhängen.

Das System von Linné (um 1750) war ein rein praktisches Ordnungsprinzip, um Ähnliches unter einem (Gattungs-) Namen zusammenzufassen und mit dem Artepithet die einzelnen Angehörigen der Gruppe zu kennzeichnen. Dieses geniale System hat sich über mehr als 250 Jahre in der Praxis bewährt, obwohl es natürlich dem wachsendem Wissen um die Vielfalt der Natur angepasst werden musste, aber auch konnte!.
Linné war naturgemäß ein „Kreationist“; zu seiner Zeit galten die Tier- und Pflanzenarten noch als unveränderlich, konstant, so wie Gott sie geschaffen hatte. Darwin und der Evolutionsgedanke erschienen erst gegen 100 Jahre später, um 1850 auf der Bühne. Zu Linnés Zeiten war die Wissenschaft noch vom Klerus dominiert; auch das sollte man bedenken! Die Schöpfungslehre wird noch heute unseren Kindern eingeprägt; bei vielen Menschen hält das ein Leben lang vor. :crazy:

In der menschlichen Sprachkommunikation sind möglichst eindeutige Bezeichnungen für materielle Dinge ebenso wie für ideelle Vorstellungen unverzichtbar. Wenn ich einen Hammer benötige, kann ich nicht nach einem „Werkzeug“ rufen, ohne verständnislose Rückfragen zu provozieren. Ein Sack gehört in die Kategorie („Gattung“) Behälter, aber darunter zählen auch Töpfe, Flaschen, Dosen und Kisten. In den Kategorien Sack, Kiste etc. gibt es wiederum Untereinheiten. Kohlensack oder Luftsack, Wein- oder Gasflasche usw. sind „Arten“, die nun mal in die „Gattung“ Sack bzw. Flasche gehören. “Behälter“ muss somit als übergeordnete Kategorie betrachtet werden. Es wäre unsinnig, die Begriffe „Sack“ oder „Flasche“ zu verbieten zugunsten des weniger informativen Begriffes „Behälter“. - Im hierarchischen biologischen System hat man dafür die Kategorien oberhalb der Gattungen, also z. B. Tribus, Unterfamilie, Familie, Ordnung etc. geschaffen und diese benannt: Tetramoriini, Myrmicinae, Formicidae, Hymenoptera, …

Ward et al. haben in ihrer Revision der Myrmicinae die bisher 25 Tribus auf ganze sechs “eingedampft” (Myrmicini, Pogonomyrmecini trib.n., Stenammini, Solenopsidini, Attini und Crematogastrini). Die Tribus „Crematogastrini“, umfasst zahlreiche Gattungen (u. a. Cardiocondyla, Carebara, Crematogaster, Leptothorax, Meranoplus, Myrmecina, Temnothorax, Tetramorium, und über 50 weitere).
Bisherige Tribus wie Formicoxenini und Tetramoriini, wurden aufgegeben zugunsten riesiger Gattungen, darunter Tetramorium und Temnothorax.
Das neue System ist dabei nicht einmal konsequent, denn von den ehemaligen Formicoxenini wurden die Gattungen Harpagoxenus und Formicoxenus beibehalten, obwohl sie zweifellos mit der Gattung Leptothorax nicht weniger verwandt sind als ihrerseits Protomognathus, Myrmoxenus und Chalepoxenus mit der Gattung Temnothorax, in die sie einbezogen wurden.

Ich bezweifle nicht den Wert der Arbeit von Ward et al. 2014 hinsichtlich der Aufklärung phylogenetischer Beziehungen zwischen den untersuchten Taxa. Zweifelhaft sind nur die nomenklatorischen Konsequenzen, die den Informationsgehalt der bisherigen Gattungsnamen verschleiern bzw. schwerer zugänglich machen. Es entsteht der Eindruck, dass hier eine Gruppe amerikanischer Kollegen rigoros ihre Vorstellungen durchsetzen möchte unter Missachtung der berechtigten Gegenargumente zahlreicher anderer Wissenschaftler.

MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Ameisenfreaki » Mittwoch 10. Januar 2018, 11:54

Emse hat geschrieben:.
Focus.de berichtet über den Forscher Daniel Charbonneau und seine neue Studie:

"Faule Arbeiter: 40 Prozent der Ameisen machen gar nichts – warum ist das so?"

Ameisen sind der Inbegriff des fleißigen Arbeiters: Von außen wirkt ihr Nest wie ein Musterbeispiel von Teamwork, Spezialisierung und Aufopferungsbereitschaft. Dass in Wirklichkeit 40 Prozent der Ameisen gar nichts tun, haben Forscher bereits vor einiger Zeit festgestellt. Nun hat eine neue Studie untersucht, welchen Nutzen die „faulen“ Arbeiter im Ameisenvolk haben. [..]
[..] In einem Experiment entfernten sie demnach 20 Prozent der aktiven Arbeiter aus dem Ameisennest. Tatsächlich wurden diese innerhalb einer Woche durch Mitglieder der inaktiven Gruppe ersetzt, die ihre Aufgaben in der Kolonie übernahmen. „Wir hatten bereits vermutete, dass die ‚faulen‘ Ameisen als Reserve-Arbeitskräfte dienen“, erklärte Charbonneau gegenüber „phys.org“.

Doch die Forscher wollten auch die anderen Hypothesen überprüfen und markierten dafür Ameisen im beobachteten Nest mit farbigen Punkten, um ihre Wege nachzuvollziehen. Dadurch konnten sie im Ameisenvolk vier Gruppen identifizierten: Die „faulen“ Arbeiter, die „Nest-Wanderer“, die Sammler und Baumeister und schließlich die Arbeiter, die sich um den Nachwuchs kümmern.

Charbonneau und sein Team stellten dabei fest, dass die inaktiven Ameisen im Gegensatz zu den anderen Gruppen einen aufgeblähten Hinterleib haben. Das könnte vom „faulen“ Lebensstil der Exemplare herrühren. Doch laut den Forschern sind sie womöglich „lebende Vorratskammern“. Sprich: In Notzeiten könnten die inaktiven Arbeiter der Kolonie als Nahrungsquelle dienen.

Tatsächlich scheint es aber nicht so zu sein, dass das Ameisenvolk aktiv dafür arbeitet, diese 40-Prozent-Reserve zu erhalten: Die Forscher entfernten die „faulsten“ 20 Prozent der Ameisen und beobachteten die Reaktion. Es gab keine. „Es sieht nicht so aus, als ob aktive Arbeiter ihre Aufgaben vernachlässigen, um selbst zu inaktiven Ameisen zu werden“, so Charbonneau.
Fazit: "Die Autoren der Studie sehen Bezüge zu wirtschaftlichen Überlegungen in unserer Gesellschaft. Eine Reserve gleich welcher Art hat einen Nutzen, doch sie ist stets einer Kosten-Nutzen-Rechnung verbunden. „Es geht immer darum, die Kosten für den Erhalt einer Reserve so gering wie möglich zu halten“, sagte Charbonneau „phys.org“. Ameisen dienen also weiterhin als Beispiel für Effizienz."


- Faule Arbeiter: 40 Prozent der Ameisen machen gar nichts – warum ist das so? / http://www.focus.de/wissen/natur/tiere- ... 02856.html
- Lazy ants make themselves useful in unexpected ways / https://phys.org/news/2017-09-lazy-ants ... -ways.html

Paper: Who needs ‘lazy’ workers? Inactive workers act as a ‘reserve’ labor force replacing active workers, but inactive workers are not replaced when they are removed / http://journals.plos.org/plosone/articl ... ne.0184074



Hallo miteinander !

Ich bin neu hier im Forum. Den oben zitierten Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen.

Ich behaupte, dass es für Ameisenvölker eine absolut logische und überlebenswichtige Strategie ist, einen Teil der Arbeiter als Vorrat vor zu halten.

Viele Ameisenarten sind einer ständigen , teils hohen Prädation durch Beutegreifer ausgesetzt oder haben große Verluste durch sonstige Unfälle.

Man denke nur mal an manche heimische Vogelarten ( Grünspecht, Wendehals, Nachtigall usw. ) , welche bei ihrer Nahrungssuche binnen wenigen Minuten einen nicht geringen Teil einer AmeisenPopulation dezimieren können.

Oder man denke nur mal an eine Wandergruppe aus Menschen, welche auf einem Feld- oder Waldweg spaziert. Binnen Sekunden werden dabei etliche Individuen einer AmeisenKolonie von Schuhen zertreten.

Wäre der Ameisenstaat etwa so aufgebaut, dass jedes Individuum immer eine wichtige Schlüsselposition wahrnimmt, würde die Kolnie nach solchen Verlusten schlagartig zusammenbrechen. Das ganze System würde sofort aus dem Ruder laufen.

Sind dagegen viele Arbeiter " auf Vorrat " da, können diese die hohen Verluste schnell ersetzen.
Manche heimische Ameisenkolonie ist vom Frühjahr bis in den Herbst hinein fast täglich solchen Verlusten ausgesetzt.

Der Vergleich mit der menschlichen Bevölkerung in heutiger Zeit, welcher in manchen Leserbeiträgen unter einem der verlinkten Artikel gezogen wird , hinkt daher gewaltig.
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Mittwoch 10. Januar 2018, 16:12

Faule Ameisen

"Faule Arbeiter: 40 Prozent der Ameisen machen gar nichts – warum ist das so?"
… Weil die Behauptung schon mal fragwürdig ist! Es dürfte in den verschiedenen Verwandtschaftsgruppen ganz erhebliche Unterschiede geben.
… Und weil ein Mangel an äußerlich sichtbarem Tun noch lange nicht bedeutet, dass die Tiere „nichts tun“. – Schließlich sind interne Verdauungs- und Synthese-Leistungen ebenfalls energieaufwändig! Und sie sind für das Volk enorm wichtig.

„Meine“ Hypothese seit langer Zeit besagt, dass ein sehr großer Teil der Synthese von Vorstufen der Dotterproteine („Vitellogenin“) durch ansonsten „untätige“ Arbeiterinnen erfolgt. Sie produzieren diese Proteine nach Verdauung von Rohprotein aus der Nahrung und geben sie, evtl. über zwischengeschaltete „Ammen-Ameisen“ und/oder als "Nähreier" an Königin und auch an Larven weiter. (Vgl. “Ammenbienen“ bei der Honigbiene).
Eine Königin könnte kaum die enorme Syntheseleistung erbringen, wenn sie „Rohfutter“ komplett bis zu Dotterproteinen verarbeiten müsste. Bei semiclaustral gründenden Königinnen funktioniert das, aber nur bis zur Produktion einiger weniger Eier und Aufzucht einiger Pygmäen-Arbeiterinnen. Claustral gründende Königinnen haben die erforderlichen Proteine (und Fette) gespeichert (aus dem, was ihnen die "faulen Arbeiterinnen" im Herbst verfüttert haben).
Ich habe diese Überlegung über Jahre einigen stoffwechselphysiologisch arbeitenden Kollegen vorgetragen, als Denkanstoß, habe aber leider nie erlebt, dass jemand die Idee aufgegriffen hätte. (In den 1950er Jahren hat in Würzburg der Ameisenforscher Karl-Heinz Bier vorgeschlagen, dass die Arbeiterinnen "profertile Substanzen", also energiereiche, die Fertilität der Königin fördernde Verbindungen synthetisieren und an diese verfüttern).

Arbeiterinnen können auch „lebende Vorratskammern“ sein: klar, jahreszeitabhängig bei Waldameisen ist das seit über 50 Jahren bekannt. Sie liefern im Frühjahr die Nahrungsstoffe für die Geschlechtstieraufzucht.

Aber mit Video-Aufzeichnungen (wie in der zitierten Untersuchung) sind natürlich interne Stoffwechsel-Aktivitäten nicht sichtbar zu machen!

https://phys.org/news/2017-09-lazy-ants ... -ways.html
Nach dem Bild Temnothorax cf. affinis, nach 2. Bild und Text T. rugatulus (eine Verwandte aus USA):
"My speculation is this: Since young workers start out as the most vulnerable members of the colony, it makes sense for them to lay low and be inactive," Charbonneau says. "And because their ovaries are the most active, they produce eggs, and while they're doing that, they might as well store food. When the colony loses workers, it makes sense to replace them with those ants that are not already busy pursuing other tasks."
Es hängt wohl wiederum stark vom Jahreszyklus ab, ob im Volk junge Arbeiterinnen aufgezogen werden können, die dann (zunächst) die Rolle der „lazy workers“ übernehmen könnten.
Die Versuche liefen im Sommer (Juni/Juli) nur über 1 oder 2 Wochen. In dieser Zeit (Geschlechtstieraufzucht?) dürften nur wenige neue Arbeiterinnen schlüpfen.

(Ich hatte diese Gedanken schon vor einiger Zeit notiert. Dann kam anderes dazwischen, aber nachdem sich jetzt eine Diskussion entwickelt, wollte ich das doch noch hier einbringen. ;)

MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Freitag 12. Januar 2018, 18:18

Verbreitung von Chalepoxenus auf der Iberischen Halbinsel

NUEVAS CITAS DEL GÉNERO CHALEPOXENUS MENOZZI, 1923 Y ACTUALIZACIÓN DE SU DISTRIBUCIÓN Y HOSPEDADORES PARA LA
PENÍNSULA IBÉRICA (HYMENOPTERA: FORMICIDAE)
[New records of the genus Chalepoxenus Menozzi, 1923 and update of its distribution and hosts for the Iberian peninsula
(Hymenoptera: Formicidae)]
Fede García García, Amonio David Cuesta-Segura y Xavier Espadaler :
Iberomyrmex nº 9, 2017 | Artículos y notas
(Ergänzt: http://www.mirmiberica.org/files/Iberomyrmex_9.pdf S.14-25 Hier kann die gesamte Ausgabe von Iberomyrmex 9 heruntergeladen werden. Darin sind mehrere weitere interessante Arbeiten enthalten.)

Resumen
El género Chalepoxenus está representado en la península ibérica por dos especies
para las que actualizamos sus mapas de distribución. Se presentan las primeras citas
de Chalepoxenus kutteri para las provincias de Albacete, León, Lleida y Teruel y de
Chalepoxenus
muellerianus para la comunidad autónoma de Galicia y las provincias de
Guadalajara, León, Lugo, Soria y Zaragoza. Se registran como nuevos hospedadores a nivel
mundial a Temnothorax pardoi y Temnothorax grouvellei para C. kutteri y T. grouvellei
para C. muellerianus.

Abstract
The genus Chalepoxenus is represented in the Iberian peninsula by two species for which
we update their distribution maps. We present the first records of Chalepoxenus kutteri
for the provinces of Albacete, León, Lleida and Teruel and Chalepoxenus muellerianus
for the autonomous community of Galicia and the provinces of Guadalajara, León, Lugo,
Soria y Zaragoza. Temnothorax pardoi and Temnothorax grouvellei for C. kutteri and T.
grouvellei for C. muellerianus are registered as new hosts worldwide.
Key words
Formicidae, parasitism, dulosis, Chalepoxenus muellerianus, Chalepoxenus kutteri,
Iberian peninsula, distribution maps, hosts.

In dieser neuen Arbeit wird für die sklavenhaltende Gattung Chalepoxenus die Verbreitung auf der iberischen Halbinsel revidiert.
Alte und neue Funde der beiden Arten C. muelleranus und C. kutteri werden aufgelistet und in Karten dokumentiert. Beide
Arten nutzen mehrere Wirtsarten. C. kutteri kommt bis in den Süden Spaniens vor, während C. muellerianus bevorzugt im N
gefunden wird (diese Art ist dann weit nach Osten im nördlichen Mittelmeerraum verbreitet). In N-Spanien kommen beide Arten
sympatrisch vor, ein guter Hinweis, dass es sich um separate Arten handelt, nicht nur um Rassen. Gute Bilder der beiden Arten!

Die Autoren behalten erfreulicherweise die herkömmlichen Namen der Arten bei (halten sich also nicht an die Umbenennungen durch
Ward et al. 2014). Espadaler gehört auch zu den 22 Wissenschaftlern, die gegen die Revision durch Ward et al. argumentiert haben (Seifert & al. 2016).

MfG,
Merkur
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Zuletzt geändert von Merkur am Freitag 12. Januar 2018, 20:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Anon » Freitag 12. Januar 2018, 20:06

Für die Sprachkundigen in den Ameisenforen: Die Jahresschrift der "Vereinigung der iberischen Myrmekologen" ist hier als pdf runterzuladen. Die von Merkur genannte Arbeit ist nur eine von vielen anderen interessanten Veröffentlichungen darin ! / edit: Merkur hat seinen Beitrag ergänzt! ;)
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Dienstag 16. Januar 2018, 23:27

Published today ( 16th ), started reading it today, seems/looks to be good/important,.... http://dx.doi.org/10.7717/peerj.4242
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" I am who I am , I think ... "
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