Focus.de berichtet über den Forscher Daniel Charbonneau und seine neue Studie:
"Faule Arbeiter: 40 Prozent der Ameisen machen gar nichts – warum ist das so?"
Ameisen sind der Inbegriff des fleißigen Arbeiters: Von außen wirkt ihr Nest wie ein Musterbeispiel von Teamwork, Spezialisierung und Aufopferungsbereitschaft. Dass in Wirklichkeit 40 Prozent der Ameisen gar nichts tun, haben Forscher bereits vor einiger Zeit festgestellt. Nun hat eine neue Studie untersucht, welchen Nutzen die „faulen“ Arbeiter im Ameisenvolk haben. [..]
[..] In einem Experiment entfernten sie demnach 20 Prozent der aktiven Arbeiter aus dem Ameisennest. Tatsächlich wurden diese innerhalb einer Woche durch Mitglieder der inaktiven Gruppe ersetzt, die ihre Aufgaben in der Kolonie übernahmen. „Wir hatten bereits vermutete, dass die ‚faulen‘ Ameisen als Reserve-Arbeitskräfte dienen“, erklärte Charbonneau gegenüber „phys.org“.
Doch die Forscher wollten auch die anderen Hypothesen überprüfen und markierten dafür Ameisen im beobachteten Nest mit farbigen Punkten, um ihre Wege nachzuvollziehen. Dadurch konnten sie im Ameisenvolk vier Gruppen identifizierten: Die „faulen“ Arbeiter, die „Nest-Wanderer“, die Sammler und Baumeister und schließlich die Arbeiter, die sich um den Nachwuchs kümmern.
Charbonneau und sein Team stellten dabei fest, dass die inaktiven Ameisen im Gegensatz zu den anderen Gruppen einen aufgeblähten Hinterleib haben. Das könnte vom „faulen“ Lebensstil der Exemplare herrühren. Doch laut den Forschern sind sie womöglich „lebende Vorratskammern“. Sprich: In Notzeiten könnten die inaktiven Arbeiter der Kolonie als Nahrungsquelle dienen.
Tatsächlich scheint es aber nicht so zu sein, dass das Ameisenvolk aktiv dafür arbeitet, diese 40-Prozent-Reserve zu erhalten: Die Forscher entfernten die „faulsten“ 20 Prozent der Ameisen und beobachteten die Reaktion. Es gab keine. „Es sieht nicht so aus, als ob aktive Arbeiter ihre Aufgaben vernachlässigen, um selbst zu inaktiven Ameisen zu werden“, so Charbonneau.
Fazit: "Die Autoren der Studie sehen Bezüge zu wirtschaftlichen Überlegungen in unserer Gesellschaft. Eine Reserve gleich welcher Art hat einen Nutzen, doch sie ist stets einer Kosten-Nutzen-Rechnung verbunden. „Es geht immer darum, die Kosten für den Erhalt einer Reserve so gering wie möglich zu halten“, sagte Charbonneau „phys.org“. Ameisen dienen also weiterhin als Beispiel für Effizienz."
- Faule Arbeiter: 40 Prozent der Ameisen machen gar nichts – warum ist das so? / http://www.focus.de/wissen/natur/tiere- ... 02856.html
- Lazy ants make themselves useful in unexpected ways / https://phys.org/news/2017-09-lazy-ants ... -ways.html
Paper: Who needs ‘lazy’ workers? Inactive workers act as a ‘reserve’ labor force replacing active workers, but inactive workers are not replaced when they are removed / http://journals.plos.org/plosone/articl ... ne.0184074